Langsam glaube ich, der ist in Urlaub gefahren...:weg:
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Langsam glaube ich, der ist in Urlaub gefahren...:weg:
Immer noch kein neuer Teil in GeorgBs Mehrteiler?
Nicht, dass ich die olle Ranzgurke unbedingt sehen wollte, aber die Geschichte ist gei geschriebenl! :bgdev: ;)
Yahman, das kann ich so bestätigen. Ob Fahrer, Tourguides oder im Restaurant ide Jamaicaner haben ein anderes Verständnis von Zeit und Pünktlichkeit :supercool:
Zurück zum Thread: Ich mag die üblichen, in die Länge gezogenen Auspack-Threads überhaupt nicht, abér das hier ist neu und durch die Cliffhanger auf hohem Spannungs-Niveau geschrieben. Bei einer TV-Serie weiß man, wenigstens, wann eine neue Episode erscheint. Das wäre mein einziger Optimierungsvorschlag......
Immernoch nicht? Hmmm dann geh ich jetzt mal Frühstücken...
Moin an all die andern Verrückten, die zum 100sten mal hier reingeschaut haben, weil Sie nicht erwarten können was sich Jemand, den sie nicht kennen, für eine alte Uhr gekauft hat :dr:
Georg geiler Thread! Spannungskurve wie ein Blockbuster :top:
Ich bin eher der Meinung, die Jamaicaner haben ein anderes Verständnis von Raum und Zeit, wenn ich die so ihre "Bahndamm-Spätlese" rauchen sehe :D :supercool: :bgdev:
Hallo Georg,
gib wenigstens ein Lebenszeichen von dir, ich mache mir langsamm Sorgen!
Nicht das dir etwas passiert ist.....
Gruß Jürgen
so, ich hab nun um die Zeit totzuschlagen angefangen die Wohnung zu putzen, meine Frau hält mich langsam für verrückt...
Georg sitzt bestimmt beim Weissbierfrühstück und lacht sich schlapp :supercool:
Na, so langsam scheint das Interesse nachzulassen!
:rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes: :rolleyes::rolleyes:
@ R-L-X-Members:
Ist schon etwas passiert?
Ich bin dann mal weg. :op:
Dallas gabs auch nur einmal die Woche :)
Bis morgen dann
Nächste Woche geht's weiter...
Die Spannungskurve erinnnert langsam an Umfagewerte der FDP......
Bin mal wech.
Gerald
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Edit: Sorry, falsch gerechnet :kriese:
Nochmal edit, doch richtig gerechnet :gut:
.... aber jetzt geht's ja weiter :verneig:
Eine Auspack-Geschichte:
Was bisher geschah:
Teil 1
Die Vorgeschichte:
Es war einmal vor 24 Stunden: Der Frost hält Niederbayern im Würgegriff. Kalte Nebelschwaden ziehen von der Donau her in unseren Garten. Draussen ist es dunkel und kalt. In meinem Haus brennt noch Licht und erhellt die Gesichter von drei Männern …
Der Verkäufer: "Bei mir lag die teure Uhr die letzten 30 Jahre eigentlich immer nur im Schrank. Ich hab sie trotzdem alle 5 Jahre zu Rolex zum Überholen geschickt, damit sie nicht kaputt geht, aber getragen hab ich sie nicht mehr. Ich möchte mir jetzt eine neuere Uhr leisten … " Der Händler: "Also das ist so eine Gelegenheit, die sich einem Sammler nicht oft im Leben bietet."
Also unter uns: Da wird man zunächst mal EXTREM stutzig und vorsichtig. Was stimmt da nicht? Wo ist das Haar in der Suppe? Holzauge sei wachsam!
Nach dem üblichen netten „es-geht-uns-allen-gut“-Small-Talk fallen verkäuferseits die ersten orthologischen Fachbegriffe. Es geht über diese und jene seltenen Uhren, die in den letzten Jahren ihren Wert vervielfacht haben. Anscheinend haben sich der Verkäufer und der zwischengeschaltete Händler im Vorfeld schon mal etwas Wissen zusammengegoogelt. Dementsprechend horrend ist der erste ausgerufene Preis. Ich stelle mich mal dumm, nicke ergeben zu deren Kommentaren und stimme dem Kauderwelsch der beiden zu: "Alte Rolex - eine bombensicher Investition - idiotensicher!".
Was beide nicht wissen: Ihnen gegenüber sitzt der GMT-Master, der bereits auf den ersten Blick erkannt hat, was da wirklich auf dem Tisch liegt. Ich habe Blut geleckt. Die Fährte ist aufgenommen. Das Spiel kann beginnen...
Teil 2
Das Vorgeplänkel:
Ganz unbeteiligt und unschuldig liegt sie da auf dem Tisch - das Objekt der Begierde. Das Spiel hat begonnen.
Als Sammler schätzt und jagt man alle Uhren, die in die Sammlung rein müssen. Bei den selteneren Uhren beeinflusst das den Preis, den man dafür zu zahlen bereit ist, ganz erheblich. Und das sollte man den Verkäufer tunlichst nicht wissen lassen. No Emotions! Bei den selteneren Uhren bildet sich nämlich kein echter Marktpreis – egal was die Händler sagen. Es werden einfach zu wenige Teile gehandelt. Während man bei gängigen Uhren der Preis auf einige hundert Euro genau festmachen kann, gibt es bei den selteneren Uhren enorme Schwankungen. Man orientiert sich meist am letzten realisierten Preis, der bekannt wurde. So kann es sein, dass eine Uhr bei Christies für einen Wahnsinnspreis versteigert wird und im nächsten Jahr nicht mal für die Hälfte an den Mann/Frau geht - oder für das Doppelte.
Aus dieser Unsicherheit erklären sich die hohen ausgerufenen Mondpreise seitens der Händler. Und mit so einem Mondpreis hatte ich es hier auch zu tun. Höchste Zeit also, den Preis wieder einmal neu festzulegen. Also keine Emotionen: "my p-p-p-poker face, my p-p-poker face". Hoffentlich trifft mich nicht der Schlag. Ich brauche mehr Zeit, denn ich muss vorher dringend noch den inneren R-L-X-Zirkel über PN kontaktieren...
Teil 3
Das Vorspiel:
Der innere R-L-X-Zirkel ist informiert und arbeitet. Das Forums-Netzwerk läuft an. Die Reaktions-Zeiten auf solche Emergency-PNs innerhalb des innersten R-L-X-Zirkels sind legendär und bewegen sich wie gewohnt im Sekunden-Bereich. Alle wichtigen Dinge wie Zeigersatz, Band, Lünettenring, Werk, Datumsscheibe etc. sind innerhalb kürzester Zeit professionell abgecheckt und bestätigt. Wichtige Tipps werden gegeben. Für mich am wichtigsten: Es gibt keine Hinweise darauf, dass diese Uhr als Wanderhure bekannt ist und bereits anderswo herumgereicht wurde. Nur noch wenige Fragen bleiben offen. Dafür brauche ist noch etwas Zeit. Darum muss ich mich später selber kümmern. Momentan stehen also alle Zeichen auf „go!“. Keines meiner Frühwarnsignale springt auf rot. Der eigentliche Dialog mit dem Verkäufer kann beginnen.
Ein Sammler sieht die Uhrenwelt aus einer etwas anderen Sicht. Originalität ist wichtig, aber wünschenswert und viel viel wichtiger ist dem Sammler der Ursprungszustand der Uhr. Alt und Zerkratzt und Verblichen gehen vor Neu und Hochglanz und Farbecht. Das sagt man dem Verkäufer aber nicht, sondern versucht, als Chefbedenkenträger jeden Makel dieser alten Gurke zum größten Kaufhemmnis hochzustilisieren. Dummerweise greift diese Taktik bei dieser GMT nicht – sie ist makellos schön. Ich kann nicht einmal die um einen Hauch verblichene Lünetteneinlage oder die ganz leicht ins Elfenbein schimmernden alten Tritium-Indexe wertmindernd ins Gespräch bringen.
Deshalb starte ich das Gespräch mit der Klassiker-Frage:
„Ist die Uhr echt?“.
So was führt beim Gegenüber immer zu heftigen Armgefuchtel und Kopfnicken (oder Kopfschütteln, wegen der blöden Frage). So auch in diesem Fall. Der Verkäufer sieht sich leicht in seiner Ehre gekränkt, wirft aber auf alle Fälle aber noch einen kurzen fragenden und prüfenden Blick auf die Uhr. Und er betet mir sofort die lückenlose History der Uhr vor. Dabei erfährt man schon einiges. Und man outet sich als Idiot, was einem die weitere Verhandlung enorm erleichtert – das „Peter-Falk-in-Colombo“-Syndrom.
Gottseidank ist dem Händler das dicke Rolex-GMT-Master Buch von Mondani in der Bücherwand nicht weiter aufgefallen. Darin nimmt diese Uhr allein 4 Hochglanz-Seiten ein. Wobei bei der Mondani Uhr nicht alle Teile korrekt sind.
So – und weiter geht´s: Richtig nett werden erst die nächsten Klassiker-Fragen…
Teil 4
Der Dialog:
Nachdem die „Frage der Echtheit“ geklärt war, kommt gleich die nächste Klassiker-Fragen-Kombi, gestaffelt in zwei Teile: „Sind da Papiere dabei?“ Es sind natürlich keine Papiere dabei. Das wusste ich bereits. Der Händler hätte mir sonst schon vor einer Stunde damit unter der Nase herumgewedelt. Deshalb nachgeschoben, der zweite rhetorische Teil der Frage: „Keine Papiere? Die ist doch nicht geklaut?“ Erneut haben nun Händler und Verkäufer die Gelegenheit, ihren tadellosen Ruf zu zementieren, zeigen aber Verständnis für meine Bedenken. Es ist eine schlechte Welt da draussen.
Als ich noch kurz erkläre, dass die zur Uhr gehörenden Dokumente wie Chronometerzertifikat, Garantie-Schein oder Revisionsbelege den Wert einer Uhr ganz erheblich beeinflussen, sehe ich im Gesichtsausdruck des Noch-Besitzers, wie vor dessen Auge ein Film abläuft, in dem ein Papierkorb eine wesentliche Rolle spielt.
Fachmännisch greife ich nun nach der Uhr und halte sie prüfend ans Ohr. Sie tickt! Ich betrachte streng den Sekunden-Zeiger. Er wandert! Händler und Verkäufer nicken sich zu: „Läuft tadellos – eben eine Rolex.“ Die Uhr tickt und läuft wirklich tadellos. In ihr tickt das berühmte 1560er Basis-Kaliber. Ein äußerst robustes Werk, das mit einer Schlagzahl von 18.000 locker alle Chronometerprüfungen schafft. Modifiziert um die Datumsausgabe und den 24-Stunden-Zeiger wird diese Kaliber bei der GMT zum 1565er Werk. Eine richtungweisende Entwicklung. Alle späteren Rolex-Kaliber sind praktisch Nachfahren des 1560 Basis-Kalibers. Die GMT sollte noch kurz auf die digitale Zeitwaage. Aber ich habe da eigentlich keine Bedenken.
Noch schnell die Krone rausgedreht – der Sekundenzeiger wandert weiter. Passt! Die Hack-Sekunde wurde erst im nächsten Jahrzehnt bei der GMT eingeführt. Dann noch der Vollsändigkeit halber einmal über Mitternacht gedreht. Um Punkt 00:00 macht es klack und das Datum springt satt weiter. Da hat der letzte Uhrmacher gut aufgepasst und perfekt gearbeitet.
Darum lautet meine nächste klassische Frage an den Händler: „Läuft die überhaupt noch?“ Korrekt wäre eigentlich die Frage, ob sie vor geht. Die meisten alten Rolexe gehen vor, wenn sie altersschwach werden und eine Wartung benötigt wird – aber das ist eine andere Geschichte.
Und der Verkäufer betet mir sofort die lückenlose Wartungs-History der Uhr vor. Undokumentierte Hinweise auf Revisionen sind natürlich wertlos. Ich werde später mal im Deckelinneren die Revisions-Markierungen der Uhrmacher zählen. Für mich sind das wichtige Hinweise für die History eine Uhr. Und da werde ich noch eine Überraschung erleben. Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
[Hier geht´s weiter]
Teil 5
Das Ende … des ersten Tages
Es ist spät geworden heute. Die Frage meiner Frau „Wollt ihr noch was trinken?“ hört sich eher an wie „Wie lange soll das hier noch dauern?“ Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, bei Fragen meiner Frau die unzähligen Nuancen in der Betonung und im Timing richtig zu deuten.
Wieder zur Uhr: Also die Uhr passt! Alles tipptopp in Ordnung. Keine Tretminen vorhanden. Nichts verbastelt. Alles im Ursprungszustand. Unter uns gesagt - sowas kommt nicht allzu häufig vor. Darum muss ich noch schnell meine Kernaussage in den Raum stellen, bevor der Händler die Initiative übernimmt und zur Preisgestaltung kommt: „Ich weiß nicht. Ich glaube die Uhr ist nichts für mich. Was soll sie denn eigentlich genau kosten?“
Der Händler und der Verkäufer übernehmen nun das Gespräch: „So eine Uhr kommt so schnell nicht wieder auf den Markt.“ … „In England ist so eine Uhr vor ein paar Monaten für [mittlerer fünfstelliger Bereich] Euro verkauft worden.“ … „Unser Preis von [etwas geringerer mittlerer fünfstelliger Bereich] ist ein richtiges Schnäppchen.“ … „Wenn man bedenkt, wie sich solche Uhren in Zukunft preislich bewegen, solle man sofot zuschlagen…“.
Ich weiß ungefähr, wie sich solche Uhren in Zukunft preislich bewegen werden. Dummerweise hat der Händler die preisliche Entwicklung der nächsten 5-10 Jahre bereits in den Verkaufspreis mit eingerechnet. Ich mache also weiter weiter mit einem professionellen „Neeeee“, einem bedauerlichen Kopfschütteln und langsamen Uhr-Über-Den-Tisch-Zurückschieben.
Wichtig: Ich muss jetzt unbedingt warten, bis der Händer die nächste Frage stellt. Diese Frage folgt in so einer Situation meist, wenn größerer Verhandlungsspielraum vorhanden ist und kein weiterer ernsthafter Interessent im Hintergrund lauert: „Was wäre denn Ihr Preis?“. Ich ziehe die Uhr wieder zu mir über den Tisch, werfe einen sehr professionellen Blick auf das Blatt und schiebe sie wieder zurück: „Maximal [unterer fünfstelliger Bereich] Euros“.
Es folgt natürlich das ebenso bestimmte „Neeee, das geht gar nicht!“ von der Gegenseite. Also wie erwartet - ein Patt! Der Händler wirft jetzt „den anderen Interessenten“ ins Spiel. Man habe schon ein anderes Angebot „eines anderen Interessenten“ vorliegen, das höher liegt. In dieser Situation muß man sofort Verständnis äußern. Man verstehe durchaus, dass einem anderen Käufer auch sehr viel an dieser Uhr liegt. Und man verstehe auch, dass ein anderer Käufer einen höheren Preis für angemessen hält. Persönlich schätze man den Preis aber zu hoch ein. Man möchte nicht soviel ausgeben. Wenn sich jetzt der Händler nun zum Aufbruch bereit macht, sollte ich tunlichst preislich etwas einlenken und ein höheres Angebot machen. Dieser Händler fängt aber an, zu schwadronieren, „dass der andere Interessent recht weit weg wohne“, … „und er doch lieber die Uhr hier verkaufen würde“, … „weil man sich schon so lange kennt“. Ich kann also ziemlich sicher sein, dass da kein anderer Interessent existiert – jedenfalls keiner, der mehr angeboten hat als ich.
Nun muss ich nur noch kurz den Liquiditätsbedarf des Verkäufers abschätzen: Eine Rolex wird normalerweise von privat nie verkauft, um dem Käufer einen Gefallen zu tun. Es wird ganz einfach das Geld gebraucht. Schotter. Kohle. Moneten. Ein Liquiditätsengpaß beim Verkäufer ist ein wesentlicher Punkt bei der Preisgestaltung. Also das Ganze noch kurz abklären: „Wenn ich die Uhr nehme, reicht es, wenn ich einen kleinen Teil anzahle und den Rest in ca. 10-14 Tagen bringe? Ich muss mir das Geld zuvor erst besorgen. Soviel Geld hat man ja nicht im Haus.“ Es ist eine schlechte Welt da draußen. Als sich Verkäufer und Händler für den Bruchteil einer Sekunde fragend ansehen, glaube ich zu erkennen, dass die das Geld eher sofort sehen wollen. Und das ist gut für mich.
Jetzt folgt abschließend nur noch das übliche Prozedere: Goldband runter – Seriennummer notieren – probehalber anderes Lederband testen. Und Verabschiedungs-Small-Talk. Und Foto fürs Forum machen:
http://www.marken-jaeger.de/rlx/gmt.jpg
Heute ist genug getan. Ich weiß, dass bei der Uhr alles passt. Ich weiß, dass man beim Preis noch Luft hat. Ich weiß, dass mir kein anderer Interessent im Nacken sitzt. Und ich weiß, dass der Verkäufer das Geld eher heute als morgen haben will. Also verabschiede ich die beiden mit der Bemerkung, „dass ich mir das Ganze noch gründlich überlegen muss, und ich mir auf alle Fälle die Uhr morgen noch mal in Ruhe 1-2 Stunden ansehen möchte“. Zuvor sollen sie die Uhr bei einem Uhrmacher öffnen lassen, damit der Deckel locker sitzt und ich einen Blick ins Werk werfen kann. Und das war es dann für heute. Morgen geht es ins Detail.
Als ich alleine war, blättere ich noch kurz im GMT-Buch von Mondani auf Seite 166 und trinke mit einem Lächeln mein Glas Riesling aus.
To be continued …
Oh weh,
das kann ja noch bissi dauern, was?
Andreas
Hurra, es ging weiter. Bis dahin einfach eine geniale Geschichte. Kann kaum erwarten, bis der nächste Teil zu lesen ist. :gut:
Ok, der nächste Hinweis. Mondani GMT Buch, Seite 166. Hat das jemand parat?