Einfach mal hingehen und was von rhombenförmigem Gerbsäuregerüst nuscheln. Bäm! Schon sind sie da, die Bittchez
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ja..oder von einer völlig gewagten nachempfindung mit wahrhaft koons`schen stilelementen unter beifügung einer prise kubismus nach art picassos seibeln....dazu eine nerdbrille mit fensterglas und rollkragenpullover von humana. riss in die jeans bekomme ich auch noch hin.
kann ick.....
Als Junge erkannte ich sofort, dass der "Fendt Dieselross" Geräteträger , ohne Anbaugeräte und Kipper vorn, eigentlich aufgebaut war wie ein Dragster. Mit dem 18PS-Teil konnte ich Wheelies machen, allerdings nur einen halben Meter. Man musste den 3. Ackergang einlegen und bei getretener Kuppung eine knappe halbe Minute Vollgas geben. So lange etwa brauchte er, bis er ausdrehte. Dann den Fuß nach links und die Kupplung fliegen lassen, schon hoben die Vorderräder ab. Der Bauer konnte sich dafür allerdings nicht erwärmen.
Das schwerste, was der Fendt ziehen konnte, waren "en Kaar un enne Waarel Jeärsch", also einen ein- und einen zweiachsigen Anhänger voller Gerste. Dazu waren allerdings Vorsichtsmaßnahmen nötig, damit er sich nicht überwheelte. Diese Vorsichtsmaßnahme ordete der Buur wie folgt an: "Mischel, sätt dech vüüre drop". So saß ich, vor Angst zitternd, den ganzen Weg von Herrenshoff nach Trietenbroich über die Landstraße auf dem amboßähnlichen Träger der Kipperaufnahme, vor den Vorderrädern, und hielt mich krampfhaft fest. Eine Weigerung kam nicht in Frage, dann hätte ich fünf km laufen müssen. Mein Alterntivangebot, der Buur könne doch den Achslastbeschwerer machen, er sei doch viel schwerer, wurde von Kalla nicht erwogen.
Gelegentlich begegnende Auto- und Fahrradfahrer hatten sichtlich sehr viel Freude an meinem unfreiwilligen Stunt.
Ein Erlebnis, für das Jochen Schweitzer garantiert 200 Ocken nehmen würde.
:rofl:
Großartig! :gut:
Super Lou :gut:
Meine Großeltern, danach mein Onkel und nu mein Cousin, hatten auch einen Bauernhof auf dem ich alle Ferien verbracht habe. Ist einfach toll, und Trecker fahren natürlich das BESTE … habs auf nem alten kleinen Deutz mit 11PS gelernt, war noch so klein, dass ich Kupplung und Bremse nur im stehen erreichte :D … und "Wiese abschleppen" war echt klasse … natürlich mit möglichst viel Speed ;)
Freu mich schon auf die nächsten Episoden :dr:
Das Knabengymnasium
Sehr lange noch legte ich großen Wert darauf, als Schüler des Math-Nat im gleichen Jahr geflogen zu sein wie mein damaliger Held Günter Netzer, der es auch nur bis zur OIIIa schaffte. Meine Eltern sahen das natürlich völlig anders.
Aus unserer Siedlung war nur mein ein Jahr älterer Bruder auf der gleichen Schule wie ich, und als ausgewachsener Quintaner beschätigte er sich naturgemäß nicht mit einem Sextaner wie mir. Für mich war es anfangs ungewohnt, nicht mehr neben meinem Nachbarjungen sondern dem Sohn des größten Bauunternehmers in MG zu sitzen. Auch die Nachnamen anderer Schüler kannte ich schon von den Schildern (Arztpraxen, Architekten pp.) an den eleganten Villen rund um den Bökelberg, Mönchengladbachs damals bester Adresse.
Nicht wenige meiner Mitschüler wurden mit dem 250 S von Papa oder dem Karmann Ghia von Mama gebracht und hatten nicht einmal ein Fahrrad, weil das "zu gefährlich" für die Lieben war. Außerdem war ich mit noch nicht zehn Jahren der Jüngste in der Klasse, zumal einige Schüler erst nach dem 5. Schuljahr aufs Gymnsasium gingen. Hochdeutsch war für mich kein Problem, war es zuhause bei uns doch Amtssprache. Platt sprach ich nur mit dem Buur und den anderen Blagen auf der Straße, war also zweisprachig aufgewachsen. Und gelegentlich mit meinem Vater, aber nur, wenn er vom Kegeln kam :D
Mit Rudi L., der neben mir saß, hatte ich mich schnell angefreundet. Er kam meist mit dem Taxi zur Schule, sah aus wie gemalt und war vielleicht ein wenig feige. Er hatte aber immer mindestens fünf bis zehn DM in der Tasche. Ich hingegen war chronisch pleite, dafür aber mit einiger Verschlagenheit ausgestattet und hielt ihm die Asis aus der Parallelklasse vom Hals.
Rudis Vater hatte vierzig Hängerzüge und das damals größte Privat-Schwimmbad in NRW: das zweite Standbein war eine Krülland-Vertretung. Seine Mutter sah aus wie gemalt. Durch Rudi habe ich dann auch Hans Heyer, den Rennfahrer kennengelernt. Die Familie Heyer besaß ein großes Bitumen-Werk und arbeitete mit der Firma L. zusammen. So bekam Rudi zum Beispiel zum 13. Geburtstag statt eines Fahrrades das Europameister-Kart Heyers zum Geburtstag geschenkt, ein BM mit sieben Überströmkanälen und eine Granate sondergleichen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Hier einmal ein Beispiel unserer Kooperation:
Rudi kaufte die Böller, und ich warf sie. So auch eines Morgens im Physik-Unterricht, in der Quarta. Rudi hatte diesmal einen "kubischen Kanonenschlag" für mich, den es eigentlich erst ab 18 Jahren gab und mich heute vom Geräusch her an die Ablenkungsgranaten des SEK erinnerte. Dieser "Kracher" (so heißen Böller in MG) war wie gesagt kubisch und vollständig stramm mit Zündschnur umwickelt. Er hatte eine Zündzeit von einigen Sekunden, man durfte ihn also nicht zu früh werfen. Ich hatte einen Heiden-Respekt vor dem Teil.
Dr. von M., der alte Physiklehrer, hatte in dem laborähnlichen Raum eine größere Versuchsanordnung aufgebaut und war gerade dabei, in gebückter Haltung alles zu verkabeln. Wir Schüler saßen, ähnlich wie in einem Hörsaal, erhöht und an Stühlen mit kleinen Tischen daran. Eines der Fenster war geöffnet, dort hinaus sollte der Kracher.
Dr. von M. hatte uns also den Rücken zugekehrt. Unter meinem Tischlein zündete ich den Kracher und erblickte plötzlich Wolfgang K., einen albinoiden, schweren Mitschüler und mein größter Feind in der Klasse. Dieser starrte mich hämisch an und warf das Fenster zu. Der kubische Kanonenschlag zischte in meiner Hand, und mir ging mächtig die Muffe. Das Ding musste weg. In meiner Not würfelte ich das Ding den Gang zwischen den Tischen herab Richtung Pult. Wolfgang K. hatte sichtlich Spass an den Backen, mich hingegen befiel blanke Panik.
Nie hätte ich damals gedacht, was so ein gekachelter Physikraum für eine bombige Akkustik hat. Der Kracher detonierte schallend, und die nichtsahnenden Mitschüler brüllten vor Schreck wie am Spieß. Nun konnte man sehen, dass Dr. von M. Weltkriegteilnehmer gewesen war. Er lag auf dem Bauch, die Hände über seinen Hinterkopf gefaltet.
Nachdem sich der Pulverrauch verzogen hatte, fragte der Physiklehrer, wer das gewesen sei. Wolfgang K. zeigte stolz und entschlossen auf mich. Das war der Beginn meiner Karriere als "Opticker".
:jump::verneig:
Sensationelle Geschichte :)
Herrlich, Lou - das Leben schreibt die besten Geschichten ..... ;)
:gut:
Hallo Lou,
eben gelesen, jetzt leide ich unter Bauchkrämpfen vor lachen. Klasse geschrieben! Bei mir gab es ein ähnliches Erlebnis in der siebten Klasse.
:rofl::rofl::rofl::rofl:
Der Opticker
Zur Hälfte des Schuljahres gab es dann von Klassensprecher Heinz L. für mich das "Silberne Klassenbuch", das eigens für mich entwickelt worden war. Bei drei Verstößen gab es einen Eintrag, zur Halbzeit hatte ich 27 Einträge. Für besondere Verstöße wie den Kracher oder herausragende Vergehen gab es allerdings auch sofort den gefürchteten, direkten "Klassenbucheintrag".
Ein Eintrag lautete "H. (Lou) prügelt sich mit R. (Pitter R., saß vor mir) in brutalster Weise". Pitter R. war eigentlich mein Kumpel und am gleichen Tag geboren wie ich. Er kam aus der Nachbarsiedlung.
Kurz nach der Pause also stand Pitter R. auf dem Stuhl auf seinem Pult und hielt irgendeine flammende Rede zu den johlenden Klassenkameraden. Ich erlaubte mir einen kleinen Scherz und tickte leicht gegen den Stuhl, woraufhin Pitter sich fürchterlich erschrak und Augen wie Alfa-Radkappen bekam. Er sprang herunter und boxte auf mich ein. Ich musste fürchterlich über ihn lachen und ging nur in Doppeldeckung.
Doktor M. betrat den Raum. Das Gesetz der Schule lautete: kommt der Pauker rein ist sofort Schluss mit Boxen. Gegebenenfalls wird die Auseinandersetzung nach Schulschluss an der Tischtennisplatte hinter der Schule fortgesetzt.
Sofort standen alle Jungs hinter ihren Pulten und warteten auf das "Salvete pueri" des Paukers. Nicht so Peter R.! Er wollte sich nicht beruhigen und hämmerte weiter auf mich ein. Jetzt war ich das satt! Ich nahm ihn links in den Schwitzkasten und gab ihm zwei kurze Haken auf die Nase. Pitter gab sofort auf. Dr. M. erlitt so etwas ähnliches wie kataleptische Totenstarre und musste sich erst mal setzen. Dann erfolgte der legendäre Eintrag für uns beide und der Verweis aus dem Klassenraum. Wir gingen dann erst einmal auf der Schultoilette eine rauchen.
Der Direx hatte mir ob tatmehrheitlich begangener diverser Delikte als Maßregel der Besserung und Sicherung aufgetragen, vier Wochen lang in der 10Uhr-Pause den Schulhof zu reinigen. Eine sehr erniedrigende Arbeit, auszuführen vor den Augen von fast 900 Schülern, unter ständiger Überwachung des Hausmeisters. Hierzu bekam ich einen Müllkorb und einen Besenstiel mit einer langen Spitze daran. Damit musste ich das Papier aufpicken. Überall hörte ich dann: "Kick ens do, do kütt dä Opticker!". (Schaut her, da kommt der Aufpicker). Eine öffentliche Herabsetzung, wie sie nur mit den Erniedrigungen in japanischen Chefetagen vergleichbar ist.
:D:D:D:gut:
Ein Genie ist unter uns! :verneig:
Gehe bitte über LOS und schreibe ein Buch, das erste Exemplar bitte Handsigniert an mich! =)
Na ja, in der Tat habe ich mich oft gefragt, woran es wohl liegen mag, dass ich so war. Devianz bei Kindern und Jugendlichen ist in einiger Ausprägung durchaus normal. So bin ich mir sicher, dass, wäre ich von meinen Eltern seinerzeit ohne Glauben erzogen worden, irgendwann strafbares Verhalten hätte symptomatisch werden können. Kleinere Delikte wie einfache Körperverletzung oder Fahren ohne FE hat es natürlich (unerwischt = folgenlos) gegeben. Die Frage ist, ab welchem Punkt kriminelles Verhalten nicht mehr Phase sondern Symptom ist. Die Gefahr abzurutschen war definitiv da.
Oft habe ich mich gefragt, woran es wohl liegen mag, dass ich mich völlig anders als meine Geschwister entwickelt hatte, alles durchaus muntere Kinder, und alle in einem Rutsch durchs Abi.
Zu Studienzeiten habe ich erfahren, dass kriminelles Verhalten sehr lange auf die Genetik zurück geführt wurde ("der geborene Verbrecher"). So wurden bis ins 19. Jahrhundert Menschen ob ihres Erscheinungsbildes stigmatisiert, w.z.B. der Leptosome als typischer Dieb und Fassadenkletterer, der Pykniker als ******** und der Athletiker als Gewalttäter. Angewachsene Ohrläppchen galten als Hinweis auf schlechten Charakter pp. . Spätere Ansätze sprachen stattdessen von Umfeldeinflüssen als Ursache für kriminelles Verhalten. Kriminologisch betrachtet halfen mir beide Ansätze nicht weiter, war ich doch von gleichen Eltern wie meine Geschwister und im selben Haus aufgewachsen.
Die Glück´sche Zwillingsforschung brachte als erste den Ansatz für eine Verbindung von Anlage und Umfeld in Bezug auf deviantes Verhalten. Ich will das nicht weiter ausführen, geholfen hat mir das auch nichts. Aber ist man erst einmal in der Mühle drin, geht es schwer wieder hinaus. Für mich war das Leben mit den Jungs meiner Siedlung einfach spannender als das Jugendheim ToT oder der Gladbacher Hockey- und Tennisclub, den meine Mitschüler besuchten und finanziell ohnehin nicht erreichbar war. Die Action war bei uns. Früher hieß das "frühreif". Wir waren weder Rocker noch Hippies, die sich nicht mochten. Wir waren Gammler.
Eines Tages jedenfalls, mit knapp 15, war ich zu Fuß auf dem Weg vom Bus nach Hause. In meinem linken Arm hielt ich Siedlungslegende Ulrike S., (promiskuitive Stopferin bei der Gladbacher Tuchfabrik, Frühschicht), und in der hohlen rechten Hand, mit dem Filter zum Handrücken, eine Güldenring. Plötzlich näherte sich der weiße Käfer meines Vaters! Mittags???? Der musste doch im Büro sein? War er aber nicht.
Die Trageweise der Kippe hatte den Vorteil, dass man sie mit etwas Überwindung durch blitzartiges Ballen der Faust mit nur geringen Verbrennungen unauffällig ersticken konnte. Ulrike hatte ich auch schnell losgelassen. Mein Vater würdigte mich keines Blickes und fuhr Richtung Garagenhof.
Zur Tür herein stellte mir meine weinende Mutter das Essen auf den Tisch. Ich Ahnungsloser saß noch nicht ganz, als mein Vater hereinkam und mir wortlos eine Ohrfeige gab. Ich brüllte. "Was ist denn hier los? Seid Ihr alle verrückt??" Waren sie nicht. Mein Vater war beim Direx: ich war von der Schule geflogen.
******* oben ist der Täter von Betrugsdelikten. Warum ich das hier nicht schreiben darf, weiß ich nicht. Kriminologisch ist das der korrekte Terminus.
Ich bin aber auch ein Ferkel - jetzt haben wir´s!!!
:gut:
Die Geschichten und der Schreibstil sind TOP! :gut: Bitte weitermachen!!