wurde aber auch Zeit :-)
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Vince hat recht. Das ne klassische Cliffhanger Situation. Altes Mittel um den Spannungsbogen oben zu halten.
Problem könnte werden das die Erwartung ins Unermeßliche steigt, und nicht erfüllt werden kann.
Ich erwarte hier jetzt mindestens ne weiße GMT mit orange Hand und Doppelrot auf einem tropischen Schokoladenblatt :ea:
So schaut's aus, Andreas!
Und von wem haben wir alle gelernt? Bitte:
http://www.youtube.com/watch?v=TkF77DRx36M
Ihr seid, was das Warten betrifft, alle geduldig wie die Schafe.
Vielleicht kommt ja am Ende dieses Tages das gute Stück
ans Tageslicht...
Geile Story, jetzt noch nen coolen Wecker dazu...
Gefällt mir Georg.
schön erzählt
Eine Auspack-Geschichte:
Was bisher geschah:
Teil 1
Die Vorgeschichte:
Es war einmal vor 24 Stunden: Der Frost hält Niederbayern im Würgegriff. Kalte Nebelschwaden ziehen von der Donau her in unseren Garten. Draussen ist es dunkel und kalt. In meinem Haus brennt noch Licht und erhellt die Gesichter von drei Männern …
Der Verkäufer: "Bei mir lag die teure Uhr die letzten 30 Jahre eigentlich immer nur im Schrank. Ich hab sie trotzdem alle 5 Jahre zu Rolex zum Überholen geschickt, damit sie nicht kaputt geht, aber getragen hab ich sie nicht mehr. Ich möchte mir jetzt eine neuere Uhr leisten … " Der Händler: "Also das ist so eine Gelegenheit, die sich einem Sammler nicht oft im Leben bietet."
Also unter uns: Da wird man zunächst mal EXTREM stutzig und vorsichtig. Was stimmt da nicht? Wo ist das Haar in der Suppe? Holzauge sei wachsam!
Nach dem üblichen netten „es-geht-uns-allen-gut“-Small-Talk fallen verkäuferseits die ersten orthologischen Fachbegriffe. Es geht über diese und jene seltenen Uhren, die in den letzten Jahren ihren Wert vervielfacht haben. Anscheinend haben sich der Verkäufer und der zwischengeschaltete Händler im Vorfeld schon mal etwas Wissen zusammengegoogelt. Dementsprechend horrend ist der erste ausgerufene Preis. Ich stelle mich mal dumm, nicke ergeben zu deren Kommentaren und stimme dem Kauderwelsch der beiden zu: "Alte Rolex - eine bombensicher Investition - idiotensicher!".
Was beide nicht wissen: Ihnen gegenüber sitzt der GMT-Master, der bereits auf den ersten Blick erkannt hat, was da wirklich auf dem Tisch liegt. Ich habe Blut geleckt. Die Fährte ist aufgenommen. Das Spiel kann beginnen...
Teil 2
Das Vorgeplänkel:
Ganz unbeteiligt und unschuldig liegt sie da auf dem Tisch - das Objekt der Begierde. Das Spiel hat begonnen.
Als Sammler schätzt und jagt man alle Uhren, die in die Sammlung rein müssen. Bei den selteneren Uhren beeinflusst das den Preis, den man dafür zu zahlen bereit ist, ganz erheblich. Und das sollte man den Verkäufer tunlichst nicht wissen lassen. No Emotions! Bei den selteneren Uhren bildet sich nämlich kein echter Marktpreis – egal was die Händler sagen. Es werden einfach zu wenige Teile gehandelt. Während man bei gängigen Uhren der Preis auf einige hundert Euro genau festmachen kann, gibt es bei den selteneren Uhren enorme Schwankungen. Man orientiert sich meist am letzten realisierten Preis, der bekannt wurde. So kann es sein, dass eine Uhr bei Christies für einen Wahnsinnspreis versteigert wird und im nächsten Jahr nicht mal für die Hälfte an den Mann/Frau geht - oder für das Doppelte.
Aus dieser Unsicherheit erklären sich die hohen ausgerufenen Mondpreise seitens der Händler. Und mit so einem Mondpreis hatte ich es hier auch zu tun. Höchste Zeit also, den Preis wieder einmal neu festzulegen. Also keine Emotionen: "my p-p-p-poker face, my p-p-poker face". Hoffentlich trifft mich nicht der Schlag. Ich brauche mehr Zeit, denn ich muss vorher dringend noch den inneren R-L-X-Zirkel über PN kontaktieren...
Teil 3
Das Vorspiel:
Der innere R-L-X-Zirkel ist informiert und arbeitet. Das Forums-Netzwerk läuft an. Die Reaktions-Zeiten auf solche Emergency-PNs innerhalb des innersten R-L-X-Zirkels sind legendär und bewegen sich wie gewohnt im Sekunden-Bereich. Alle wichtigen Dinge wie Zeigersatz, Band, Lünettenring, Werk, Datumsscheibe etc. sind innerhalb kürzester Zeit professionell abgecheckt und bestätigt. Wichtige Tipps werden gegeben. Für mich am wichtigsten: Es gibt keine Hinweise darauf, dass diese Uhr als Wanderhure bekannt ist und bereits anderswo herumgereicht wurde. Nur noch wenige Fragen bleiben offen. Dafür brauche ist noch etwas Zeit. Darum muss ich mich später selber kümmern. Momentan stehen also alle Zeichen auf „go!“. Keines meiner Frühwarnsignale springt auf rot. Der eigentliche Dialog mit dem Verkäufer kann beginnen.
Ein Sammler sieht die Uhrenwelt aus einer etwas anderen Sicht. Originalität ist wichtig, aber wünschenswert und viel viel wichtiger ist dem Sammler der Ursprungszustand der Uhr. Alt und Zerkratzt und Verblichen gehen vor Neu und Hochglanz und Farbecht. Das sagt man dem Verkäufer aber nicht, sondern versucht, als Chefbedenkenträger jeden Makel dieser alten Gurke zum größten Kaufhemmnis hochzustilisieren. Dummerweise greift diese Taktik bei dieser GMT nicht – sie ist makellos schön. Ich kann nicht einmal die um einen Hauch verblichene Lünetteneinlage oder die ganz leicht ins Elfenbein schimmernden alten Tritium-Indexe wertmindernd ins Gespräch bringen.
Deshalb starte ich das Gespräch mit der Klassiker-Frage:
„Ist die Uhr echt?“.
So was führt beim Gegenüber immer zu heftigen Armgefuchtel und Kopfnicken (oder Kopfschütteln, wegen der blöden Frage). So auch in diesem Fall. Der Verkäufer sieht sich leicht in seiner Ehre gekränkt, wirft aber auf alle Fälle aber noch einen kurzen fragenden und prüfenden Blick auf die Uhr. Und er betet mir sofort die lückenlose History der Uhr vor. Dabei erfährt man schon einiges. Und man outet sich als Idiot, was einem die weitere Verhandlung enorm erleichtert – das „Peter-Falk-in-Colombo“-Syndrom.
Gottseidank ist dem Händler das dicke Rolex-GMT-Master Buch von Mondani in der Bücherwand nicht weiter aufgefallen. Darin nimmt diese Uhr allein 4 Hochglanz-Seiten ein. Wobei bei der Mondani Uhr nicht alle Teile korrekt sind.
So – und weiter geht´s: Richtig nett werden erst die nächsten Klassiker-Fragen…
[Hier geht´s weiter]
Teil 4
Der Dialog:
Nachdem die „Frage der Echtheit“ geklärt war, kommt gleich die nächste Klassiker-Fragen-Kombi, gestaffelt in zwei Teile: „Sind da Papiere dabei?“ Es sind natürlich keine Papiere dabei. Das wusste ich bereits. Der Händler hätte mir sonst schon vor einer Stunde damit unter der Nase herumgewedelt. Deshalb nachgeschoben, der zweite rhetorische Teil der Frage: „Keine Papiere? Die ist doch nicht geklaut?“ Erneut haben nun Händler und Verkäufer die Gelegenheit, ihren tadellosen Ruf zu zementieren, zeigen aber Verständnis für meine Bedenken. Es ist eine schlechte Welt da draussen.
Als ich noch kurz erkläre, dass die zur Uhr gehörenden Dokumente wie Chronometerzertifikat, Garantie-Schein oder Revisionsbelege den Wert einer Uhr ganz erheblich beeinflussen, sehe ich im Gesichtsausdruck des Noch-Besitzers, wie vor dessen Auge ein Film abläuft, in dem ein Papierkorb eine wesentliche Rolle spielt.
Fachmännisch greife ich nun nach der Uhr und halte sie prüfend ans Ohr. Sie tickt! Ich betrachte streng den Sekunden-Zeiger. Er wandert! Händler und Verkäufer nicken sich zu: „Läuft tadellos – eben eine Rolex.“ Die Uhr tickt und läuft wirklich tadellos. In ihr tickt das berühmte 1560er Basis-Kaliber. Ein äußerst robustes Werk, das mit einer Schlagzahl von 18.000 locker alle Chronometerprüfungen schafft. Modifiziert um die Datumsausgabe und den 24-Stunden-Zeiger wird diese Kaliber bei der GMT zum 1565er Werk. Eine richtungweisende Entwicklung. Alle späteren Rolex-Kaliber sind praktisch Nachfahren des 1560 Basis-Kalibers. Die GMT sollte noch kurz auf die digitale Zeitwaage. Aber ich habe da eigentlich keine Bedenken.
Noch schnell die Krone rausgedreht – der Sekundenzeiger wandert weiter. Passt! Die Hack-Sekunde wurde erst im nächsten Jahrzehnt bei der GMT eingeführt. Dann noch der Vollsändigkeit halber einmal über Mitternacht gedreht. Um Punkt 00:00 macht es klack und das Datum springt satt weiter. Da hat der letzte Uhrmacher gut aufgepasst und perfekt gearbeitet.
Darum lautet meine nächste klassische Frage an den Händler: „Läuft die überhaupt noch?“ Korrekt wäre eigentlich die Frage, ob sie vor geht. Die meisten alten Rolexe gehen vor, wenn sie altersschwach werden und eine Wartung benötigt wird – aber das ist eine andere Geschichte.
Und der Verkäufer betet mir sofort die lückenlose Wartungs-History der Uhr vor. Undokumentierte Hinweise auf Revisionen sind natürlich wertlos. Ich werde später mal im Deckelinneren die Revisions-Markierungen der Uhrmacher zählen. Für mich ist sind das wichtige Hinweise für die History eine Uhr. Und da werde ich noch eine Überraschung erleben. Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
To be continued …
kommen noch viele Teile?
:gut:
Das wird ein etwa 1000seitiger Roman im Ausmass von "Krieg und Frieden".
@ Georg:
Wenn ich Dich recht verstanden habe, besteht nun das Öffnen der Uhr bevor.
Solltest Du ganz vorsichtig angehen, nur mit Original-Werkzeug, sonst....8o
Weiter, weiter!!!!! :D
Ich habe erst angefangen zu lesen, als es bereits 10 Seiten gab. RESPEKT
Der Spannungsbogen ist ja heftiger als bei einer spannenden Serie.....
Ich find die Geschichte bisher klasse :gut:
Schreib doch mal ein Buch ;)
Ich bin voll nervös :kriese: und gehe Antipasti und Rotwein kaufen !
Kompliment Georg
=)Deine Darstellung in ausführlicher schriftlicher Form finde ich klasse :gut:
Bei einer besonderen Uhr mit vielen offenen Fragen, bin ich auch geduldig mit dem Warten. Bestimmt ein Traumstück. Außerdem weiterhin interessant.:dr:
So, ich bin jetzt von Kaffee und Zigaretten auf Absinth und Zigaretten umgestiegen... F5 alle 20 Sekunden... Meine Frau kam gerade von der Arbeit und versteht nicht, was ich hier tue... Pegel: Tendenz steigend. Wenn das noch lang dauert, lieg ich mit der Tastatur F5-drückend unter dem Schreibtisch
1 Thread, 11 Seiten, 200 Posts, keine Uhr 8o
Jetzt waren wir tapfer, jetzt kannst du die Zwiebel zeigen (falls sie noch jemand sehen möchte) :supercool:
jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa?!
Was für ein Vorspiel :top: