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Lagos - Eindrücke
Lagos ? Ein Eindruck
Landung um 18:00 Uhr Ortszeit. Lagos liegt fast auf dem gleichen Breitengrad wie
Deutschland. Es gibt also keine Zeitverschiebung.
Schon auf dem Landeanflug ist zu erahnen welche, welche unglaublichen Luft- und Klimaverhältnisse dort vorherrschen. Jedes Jahr im Januar, herrscht dort ?Hamathan?,
ein Sandsturm, der seinen Ursprung in der Mitte des Kontinents findet und dessen Ausläufer häufig noch auf den Kanaren zu spüren sind.
Die Luft ist erfüllt von Sand und einer riesigen Wolke aus Auto- und Industrieabgasen.
Das alles aufgeheizt auf ca. 35°C, lässt mir das Atmen anfangs sehr schwer fallen.
Auf der einstündigen Fahrt zu meiner Unterkunft, fahren wir gleich durch ?Ikecha?, ein riesiger Stadtteil, sehr arm, sehr dreckig und größer als Berlin. Die Eindrücke sind gleichermaßen umwerfend und zutiefst erschütternd. Die Strassen sind voller Menschen, schrottreifer Autos, Tieren und unglaublich viel Müll.
Menschen leben unter Brücken, am Hafenbecken, an den Strassen oder in Häusern, die wir allenfalls als Baracken bezeichnen würden
Auf jeder Strasse wird so ziemlich alles verkauft was zu verkaufen ist. Die Händler und +Bettler kennen die Staus und selbst auf der Autobahn, bieten Frauen, Männer und Kinder
jegliche Ware und Dienstleistung (!!!!) an.
Leider bleibt das der vorherrschende Eindruck über die gesamte Zeit und obwohl ich wahrlich nicht die gesamte Stadt kennen lernen kann, ist zumindest alles was ich zu sehen bekomme,
voller Armut, Dreck, Gewalt und Korruption. Es gibt natürlich die ein oder andere Bar, Mall oder Restaurant, aber alles ist für die reiche und privilegierte schwarze Bevölkerung, bzw. für weiße Menschen ?reserviert?. Die überall vorhandene ?Security? selektiert an den Eingängen Ja, reiche Menschen habe ich dort gesehen. Ein bizarres Bild von Luxuslimousinen mit livrierten Fahrer und ?kostümierten? Menschen auf der Rücksitzbank, die sich durch die Stadt quälen. Durch das komplette fehlen einer Mittelschicht, sieht man nur arm oder sehr, sehr reich.
In den riesigen Malls kosten ein Cappuccino 4 ? und der dortige Schuhladen verkauft Designerschuhe ab 350 ?. Vor der Tür, auf der Strasse, stehen verdreckte Kinder und betteln
um essen. Diese ständig wechselnden Eindrücke machen mich fast verrückt?..
Ständig gehen mir Gedanken durch den Kopf , ob und wie ich vielleicht diesen Menschen helfen könnte. Mein Vater lässt mir für zwei Tage diese Gedanken. Als ich bei einer Autofahrt mal wieder gedankenverloren durch die Seitenscheibe schaue, sagt er plötzlich, das ich es aufgeben muss, darüber nachzudenken. Es würde jedem ?Neuling? so gehen und jeder Neuling würde zur gleichen Erkenntnis kommen Er behält Recht. Man hat keine Chance zu helfen. Dieses System von Ausbeutung, Korruption, Gewalt und extremer Armut auf der einen, sowie dekadenten Reichtum auf der anderen Seite, ist einfach zu komplex, als das man es auch nur im Ansatz verstehen oder hinterblicken könnte.
Man kann nur lernen und sich dem System anpassen. Verändern scheint in der Tat unmöglich.
Bars und Clubs sind erstaunlicherweise alle in Libanesischer Hand. Ich erahne die mafiösen Strukturen, ohne sie natürlich wirklich zu hinterblicken. Jeder Club und jeder Bar ist gleichzeitig ein riesiger Puff. Dutzende von scharzen Mädchen und Frauen hängen in den Bars und versuchen einen weißen Mann aufzugabeln. Natürlich um ein paar Naira
( 185 N= 1 ? ) zu verdienen, aber eigentlich um den großen Traum wahr werden zu lassen,
einen weißen Mann kennen lernen und die Hoffnung zu haben, nach Europa zu kommen.
Der scheinbar gelobte Kontinent. Für die Menschen ist weiße Hautfarbe ein Zeichen von Reichtum, Luxus und Sicherheit.
Ich verbringe noch ein paar Tage in verschiedenen Brauereien ( Heineken und Guinness ) und schaue mir verschiedene Arbeiten der Firma meines Vaters an. Der ganze technische Part der Reise ist sehr interessant und hebt zwischendurch immer wieder meine Laune.
Liebe Freunde, ich könnte noch stundenlang schreiben, möchte Euch allerdings nicht mit zuviel Details langweilen. Mir fällt es schwer einen zusammenfassenden Eindruck meiner Reise zu schreiben. Ich weiß auch nicht, ob ich wirklich einen realen Eindruck dieser Stadt bekommen habe. Vielleicht gibt es auch ganz schöne, lebensfrohe Seiten an dieser Stadt.
Ich habe sie allerdings nicht gesehen.
Diese Stadt ist nichts für zarte Nerven. Mann kann dort keinen Urlaub im klassischem Sinn verbringen. Ob man diese Stadt je erleben muss oder sollte, muss jeder für sich entscheiden.
Ich kann es nicht empfehlen, obwohl ich diese Erfahrung niemals missen möchte und sehr froh darüber bin, das ich diese Erfahrung machen durfte??
Die Bilder, die ich einstelle, lasse ich mal unkommentiert. Sie sind auch nicht alle von mir gemacht, sondern bereits vor Monaten von meinem Vater?..
Falls jemanden noch mehr Details interessieren, kann er oder sie sich gern per PN melden oder wir plauschen auf dem nächsten Treffen.
**edit** Bilder folgen bald...
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Danke für die Eindrücke.
Tja ist schon seltsam, was wir Deutschen für Sorgen haben. Speziell hier im Forum. Aber so ist nunmal der Lauf des Lebens, es ist nicht fair :(
Schön, dass du heil wieder gekommen bist :)).
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Ohhh WOW !!!!!!
Lieber Florian, herzlichen Dank für den klasse Bericht, freue mich schon sehr auf Bilder !!!!!!!
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flo,
super bericht, thx a lot!! sehr interessant...
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herzlichen Dank für den Bericht ! ;)
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Hallo Florian,
sehr, sehr interessante Schilderung der Dinge, Kumpel :)) :)) :)) :)) :)) :)) :))
Ungeschmikt und offen erzählt, man hat das gefühl das Geschehen plastisch vor sich zu sehen: Das sollte Anschauungsunterricht für uns Deutsche sein!
Das Gejammere von manchen in unserem land ist im vergleich zu dem was du gesehen hast einfach nur zum *****n. Der Anblick bitterster Armut lässt einen schon demütig werden !
Man möchte schreien, ob solcher himmelschreiender ungerechtigkeiten, aber der Schrei verklingt ungehört im Nichts, als wenn er stimmlos wäre ! Was sind schon Schreie in einer Welt, in der niemand hört !
Man wird wütend, aber weiss doch genau, das man machtlos ist.
Man möchte helfen, muss aber einsehen das man hilflos dem Elend gegenübersteht.
Ich danke dir sehr und möchte deine Eindrücke bei unserem nächsten treffen am 06.03.05 gerne noch näher erfahren.
Einer der bewegensten und wertvollsten Posts der letzten jahre. Meine Hochachtung, lieber Florian !
Gruss an alle Rolexianer und Uhrenfreunde
Walti
In Memoriam:Wastel,3.3.93-13.12.04
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Florian!! Vielen Dank für die Mühe die Du Dir gemacht hast uns diesen Bericht zu geben.
Warten schon auf die Bilder! :))
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Wie heisst es: Keine Imagination kann so gross sein, als dass sie nicht von der Wirklichkeit übertroffen wird.
Bis in bälde,
Gruss, B.
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morgen florian,
interessanter bericht den du uns geschrieben hast...bin auch auf die bilder gespannt...
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Sehr schöner Bericht!!!!
Danke Florian.
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Danke für den Bericht Florian.....ich glaub ich kann nachvollziehen was du erlebt hast.....genauso ist es mir ergangen,als ich das erste mal in Haiti war........ :( :( es ist schon erschreckend zu sehen,wie kleine kinder dein Kaugummi im Mund weiter-kauen möchten.....usw. usw.
......seitdem geh ich immer mit einem Rucksack voller sachen da hin......mind.1.mal im Jahr.............vielleicht kann ich der armut keine abhilfe schaffen,aber ich hab einigen kinder für ein paar sekunden das lachen ins gesicht gezaubert.....das iss genugtuung für mich..........Freu mich schon auf deine pics........
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Hey Florian,
ich danke Dir für den Bericht...sehr schön geschreiben...Hoffe beim nächsten Treffen mehr darüber zu hören... :))
Warte gespannt auf die Pics...
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Bilder
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Scheiße, geht´s uns gut!
Das ist ist wirklich erschreckend 8o :(
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Wahnsinn - THX fürs einstellen.
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Wirklich beeindruckend erschreckend! Oha!
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Da sieht man mal wieder, wie klein unsere ach so grossen Sorgen in Wirklichkeit sind....
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Es iss immer wieder erschreckend sowas sehen zu müssen..............wenn man es dann auchnoch selbst miterlebt,iss es doppelt schlimm
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8o 8o ....und wir diskutieren welcher Konzi 5 und welcher 8 % Nachlass auf ein Krönchen gibt !!!! :wall:
Danke für den Bericht und die Bilder !!!! :))