Frage an die Uhrmacher zur Chronographenfunktion
Hallo!
Mal eine tiefgreifende Frage an die Uhrmacher unter uns. Die Frage bezieht sich auf die Chronographenfunktion, also ist für die Daytona, aber auch für Chronographen aller anderen Marken interessant.
In der aktuellen Chronos gibt es einen Artikel zu den unterschiedlichen Kupplungen (horizontal, vertikal).
Aussage des Präsidenten von Patel Phillipe, Phillipe Stern:
"(...) vertikale Scheibenkupplung (...). Da keine höhere Abnutzung erfolgt - wie es bei den herkömmlichen Chronographenrädern der Fall ist - kann der Chronographenzeiger auch als Sekundenzeiger genutzt werden (Anm: soll also heissen, er kann immer angeschaltet sein und mitlaufen), ohne den Gang des Uhrwerkes zu beeinträchtigen, die Gangreserve zu reduzieren oder den Verschleiss zu erhöhen"
Die Daytona hat wohl eine horizontale Kupplung, richtig?
Heisst das im Umkehrschluss, dass
1. die Genauigkeit leidet, wenn ich den Zeiger immer mitlaufen lasse,
2. die Gangreserve in den Keller geht und auch noch
3. ein erhöhter Verschleiss da ist?
Zu 1: Wie wirkt sich das aus?
Zu 2: Von welcher Änderungen sprechen wir? 1%, 5%, 20%?
Zu 3: Sind die Werke nicht darauf hin ausgelegt? Im Endeffekt heisst es doch nur, nach 7 jahren ein weiteres zahnrad auszutauschen, oder? Das kann doch kein Grund sein.
Ich bitte um Aufklärung. Danke an die Spezialisten. =)
Vertikale Chronoankupplung
Uups, mein Stichwort. Fast hätt' ich's verpasst:
Aus der Deutschen Uhrmacherzeitung von 1973 zum Citizen Cal. 8110A:
"Der Chronographenmechanismus verbirgt sich unter der Rotorträgerbrücke in Form einer sehr unkonventionellen und mutigen Lösung:
Das im direkten Kraftfluß stehende Zentralsekundenrad ist gleichzeitig das Chronozentrumsrad! Die das Sekundenherz tragende Welle des Sekundenrades ist mit dem Rad durch eine Schleifkupplung verbunden; dasselbe Prinzip findet sich auch bei der Minuten- und der Stundenanzeige.
Hier haben wir also das Kuriosum, daß bei eingeschaltetem Chronographenmechanismus das Uhrwerk unbeeinflußter läuft als bei ausgeschaltetem! Man sollte deshalb den Sekundenzeiger stets mitlaufen lassen, zumal Ja die Möglichkeit des gleichzeitigen Nullstellens und Auslösens besteht, der Chronograph also jederzeit einsatzbereit ist.
[...]
Warum auch sollte es nicht funktionieren, schließlich wird bei herkömmlichen Chronographen das Uhrwerk bei eingeschaltetem Chronographenmechanismus in gleicher Weise belastet wie hier bei ausgeschaltetem, außerdem kann bei Citizen Chronographen auf die sonst übliche, äußerst feine und empfindliche Zahnung des Chronozentrumsrades verzichtet werden, hier tut es die normale Zahnung des Sekundenrades!"
Die kleine mitlaufende Sekunde war also bei dieser Konstruktion schlichtweg überflüssig."
Auchwenn das jetzt hier einige nicht hören und lesen wollen: Das Citizen 8110A stammt von 1969!
Grüße,
CutroNatale
RE: Frage an die Uhrmacher zur Chronographenfunktion
Zitat:
Original von elmar2001
1. die Genauigkeit leidet, wenn ich den Zeiger immer mitlaufen lasse,
2. die Gangreserve in den Keller geht und auch noch
3. ein erhöhter Verschleiss da ist?
Ich bin zwar kein <Ekschperde>, aber die hervor gehobenen Fragen kann ich als Besitzer eindeutig mit ja beantworten =)
Zudem hat mir das ein Member an der Quelle einmal per PN bestätigt :cool:
RE: Vertikale Chronoankupplung
Zitat:
Original von cutrofiano
Uups, mein Stichwort. Fast hätt' ich's verpasst:
Aus der Deutschen Uhrmacherzeitung von 1973 zum Citizen Cal. 8110A:
"Der Chronographenmechanismus verbirgt sich unter der Rotorträgerbrücke in Form einer sehr unkonventionellen und mutigen Lösung:
Das im direkten Kraftfluß stehende Zentralsekundenrad ist gleichzeitig das Chronozentrumsrad! Die das Sekundenherz tragende Welle des Sekundenrades ist mit dem Rad durch eine Schleifkupplung verbunden; dasselbe Prinzip findet sich auch bei der Minuten- und der Stundenanzeige.
Hier haben wir also das Kuriosum, daß bei eingeschaltetem Chronographenmechanismus das Uhrwerk unbeeinflußter läuft als bei ausgeschaltetem! Man sollte deshalb den Sekundenzeiger stets mitlaufen lassen, zumal Ja die Möglichkeit des gleichzeitigen Nullstellens und Auslösens besteht, der Chronograph also jederzeit einsatzbereit ist.
[...]
Warum auch sollte es nicht funktionieren, schließlich wird bei herkömmlichen Chronographen das Uhrwerk bei eingeschaltetem Chronographenmechanismus in gleicher Weise belastet wie hier bei ausgeschaltetem, außerdem kann bei Citizen Chronographen auf die sonst übliche, äußerst feine und empfindliche Zahnung des Chronozentrumsrades verzichtet werden, hier tut es die normale Zahnung des Sekundenrades!"
Die kleine mitlaufende Sekunde war also bei dieser Konstruktion schlichtweg überflüssig."
Auchwenn das jetzt hier einige nicht hören und lesen wollen: Das Citizen 8110A stammt von 1969!
Grüße,
CutroNatale
1969, aber hallo & http://www.cosgan.de/images/more/schilder/018.gif
RE: Vertikale Chronoankupplung
Noch ein Zitat aus dem oben schon zitierten Artikel in der DUZ:
"Dieser automatische Chronograph ist so ganz anders als die bisher bekannten Modelle, er ist, um es neu-hochdeutsch auszudrücken, irgendwie kreativ. Das Märchen von den alles nur nachbauenden Japanern stimmt nicht mehr, im Land der aufgehenden Sonne werden Maßstäbe gesetzt, und das eben nicht nur in preislicher Hinsicht!"
Hier die erste und die letzte Bauform des Cal. 8110A:
http://home.tiscali.de/cutrofiano/Osterhase.JPG
1969
http://home.tiscali.de/cutrofiano/Walter Wolf gold.JPG
ca. 1982
Leider hat Citizen Mitte der 80er die Maschinen für das 8110A verschrottet. Dieser interessante Fly-Back Chrono ist damit ausgestorben.
Grüße,
Cutrofiano