„Inoffizielle“ Bandkombinationen bei Goldmodellen (Update)
Liebe Rolex-Fans,
desöfteren wird gefragt, ob es beispielsweise eine goldene Datejust mit Präsidentband, eine Day-Date mit Jubileeband oder gar eine goldene GMT-Master mit Präsidentband gab.
“Offiziell”, d.h. gemäß Rolex-Katalog, waren für die Goldversionen der Datejust nur die entsprechenden Jubileebänder, für die Day-Date nur die entsprechenden Präsidentbänder und für die GMT-Master nur die jeweiligen Oyster- und Jubileebänder lieferbar. Allerdings sind die Bänder oftmals untereinander austauschbar und passen auch an das „andere“ Modell, wobei dies sowohl für die vier- als auch für die fünfstelligen Referenzen gilt.
In meinem Archiv habe ich beispielsweise einen Bucherer-Katalog von 1979 und dort sind solche ungewöhnlichen Kombinationen, die es „offiziell“ von Rolex nicht gab, abgebildet.
Eine Datejust 16018 mit Präsidentband 8385/8:
http://img.photobucket.com/albums/v4...16018-8385.jpg
Eine Day-Date 18038 mit Jubileeband 6311/8:
http://img.photobucket.com/albums/v4...18038-6311.jpg
Und selbst Rolex bewarb in einer Anzeige aus den 70er Jahren einen goldenen Turn-O-Graph mit Präsident- anstatt mit Jubilee-Band:
http://img.photobucket.com/albums/v4...OGPrsident.jpg
(Quelle: oysterinfo.de)
Übrigens gab es für die Day-Date auch die Möglichkeit ein Oysterband 7206/8 zu montieren, denn das „offiziell“ für die nahezu unbekannte Referenz 1013/8 (goldene Oyster Perpetual mit 36 (!) mm Durchmesser) lieferbare 7206/8 paßt auch an die Day-Date.
Wie ist es aber nun zu erklären, daß solche Kombinationen fast nur bei Uhren bis ca. Mitte der 80er Jahre zu finden sind? Die Erklärung findet sich in der Verkaufspolitik von Rolex:
Bis ca. 1983/84 konnten die Goldmodelle gemäß Katalog auch lediglich mit einem Lederband geliefert werden. Wollte ein Kunde nun beispielsweise ein Datejust 16018 mit Präsidentband kaufen, so bestellte der Konzessionär eine 16018 mit Lederband und zusätzlich ein einzelnes Präsidentband, welches dann anstelle des Lederbandes montiert wurde. Es war daher kein großes Problem eine Day-Date mit Jubilee- bzw. eine Datejust mit Präsidentband beim Konzessionär zu erwerben.
Nachdem die Goldmodelle aber ab ca. 1984/85 nicht mehr mit Lederband geliefert wurden, war eine solche Aktion wesentlich komplizierter, da beispielsweise eine 16018 nur noch mit goldenem Jubilee-Band ausgeliefert wurde. Das Präsident-Band hätte der Konzessionär dann entweder speziell bestellen (das Jubilee-Band wäre dann „übrig“) oder von einer Day-Date nehmen müssen (die dann vielleicht mit dem Jubilee-Band verkauft werden müßte). Da ab diesem Zeitpunkt also nicht mehr nur ein Lederband, sondern ein komplettes Goldband „übrig“ blieb, sind seither kaum noch Uhren mit „inoffiziellen“ Bändern verkauft worden.
Was hat Rolex aber dazu bewogen plötzlich keine Uhren mit Lederbändern, sondern nur noch mit den passenden Goldbändern auszuliefern? Der Grund hierfür liegt höchstwahrscheinlich in dem Umstand, daß vielfach Modelle mit Lederbändern gekauft wurden und dann mit sogenannten „Pforzheimer Goldbändern“ ausgerüstet wurden, die nur einen Bruchteil der originalen Rolex-Goldbänder kosteten.
"Der Spiegel" berichtete am 2.5.1983 in einem Artikel über Geschäfte mit Rolex-Uhren, die an der Herstellerfirma vorbeigingen. Nachfolgend ein Zitat aus diesem Artikel:
Zitat Anfang
Der Hersteller war über solche Geschäfte vor allem auch deshalb verärgert, weil seine Uhren von fremden Betrieben veredelt wurden. Damit floß ein guter Teil des Gewinns an Rolex vorbei.
Zumeist wurden nämlich Uhren in der Preislage um 5000 Mark, aus 18karätigem Gold und mit Lederarmband, verschoben. Die Applikationen, die eine Rolex erst so richtig teuer machen, wurden dabei von Pforzheimer Firmen angebracht.
Wesentlich billiger wurde es, wenn die Pforzheimer beispielsweise das Goldband fertigten, für das Rolex-Händler bis zu 11 350 Mark berechnen. Vor allem aber wurden in Pforzheim die Uhren mit kleinen Diamanten bestückt, rund um das Glas und auf den Zeigern.
Eine von Fremdfirmen aufgemotzte Rolex war nur halb so teuer wie ein vergleichbares Stück im Juwelierladen.
Zitat Ende
Die oben beschriebenen „Geschäfte“ dürften wohl der Auslöser dafür gewesen sein, daß Rolex ab ca. 1984/85 seine Verkaufspolitik änderte und Golduhren nicht mehr mit Lederbändern, sondern nur noch mit den passenden Goldbändern angeboten hat.
Zum Abschluß möchte ich noch auf eine sehr ungewöhnliche Kombination in dem oben erwähnten Bucherer-Katalog speziell eingehen: Eine GMT-Master 1675/8 mit Präsidentband 8385/8!
http://img.photobucket.com/albums/v4...675-8385-2.jpg
Auch die goldene GMT-Master konnte damals nur mit einem Lederband bestellt werden, welches dann durch ein für dieses Modell nicht vorgesehenes Präsidentband ersetzt wurde. Wie ist es aber möglich, daß das Präsidentband für eine Day-Date mit einem Gehäusedurchmesser von 36 mm überhaupt an eine GMT-Master mit einem Gehäusedurchmesser von 40 mm paßt? Die Antwort liegt in dem sogenannten Übergangsradius, der an den 36mm-Goldgehäusen der vier- und fünfstelligen Referenzen zu finden ist:
http://img.photobucket.com/albums/v4...s/RadiusDD.jpg
Wie ihr seht, hat die Uhr zwar einen Durchmesser von ca. 36 mm, bedingt durch den Übergangsradius am Anstoß (von ca. 18 auf ca. 20 mm) ist der Bandanstoß aber auf einen Durchmesser von 40 mm ausgelegt und paßt somit zumindest vom Radius her auch an eine GMT-Master. Ich gehe zwar davon aus, daß der Anstoß des Präsidentbandes von den übrigen Abmessungen her nicht ganz genau an die GMT-Master paßt, aber hier konnten bestimmt kleine „Anpassungen“ vorgenommen werden.
Viele Grüße
Matthias