Pflege von Taucheruhren
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Überprüfung von Uhren auf Dichtheit
Wie Sie auf den Bildern von Krone, Drücker und Heliumventil gesehen haben, gibt es bei diesen Bauteilen eine große Ansammlung von Dichtungen.
Auch die beste Dichtung unterliegt einer chemischen Alterung und mechanischem Verschleiss, weshalb sich im Dichtungsmaterial nach einiger Zeit Haarrisse, Abrieb, nachlassende Materialspannung oder Einlagerungen durch Fremdkörper bilden können, die die Dichtwirkung beeinträchtigen.
Da sich dieser Alterungsprozess bei jeder Uhr auf Grund der variierenden Tragegewohnheiten und Einsatzspektren unterschiedlich gestaltet, also nicht vorhersehbar ist, ist es sinnvoll, Uhren, ganz speziell natürlich Taucheruhren, zumindest einmal pro Jahr auf ihre Dichtheit prüfen zu lassen, um langfristig die volle Gebrauchsfähigkeit zu gewährleisten.
Die Dichtheit von Uhren wird in der DIN 8310 dahingehend festgelegt, dass bei einer Prüfung der Uhr in einem Überdruck von 2bar die (Luft-)Durchflussmenge ins Gehäuse lediglich 50 Mikrogramm (50 Millionsten Gramm) pro Minute betragen darf.
Als Prüfmedium wird dabei Luft anstelle von Wasser (DIN 8306) verwendet.
Uhren, die einer solchen Prüfung standhalten, können mit Fug und Recht als „wasserdicht“ bezeichnet werden.
Diese Norm ist ein wahrer Segen, denn sie verspricht, dass eine derart getestete Uhr den Sprung ins Wasser problemlos überstehen wird, oder auch der Aufenthalt in einer Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit keinerlei Risiken für die teure Uhr bildet.
Das Problem für den Konsumenten besteht nun vor allem darin, seine Uhr dieser Norm gerecht überprüfen zu lassen.
Obwohl es schon seit den 1960er Jahren entsprechende Durchfluss-Prüfgeräte gibt, so beschränkt sich deren Vorhandensein vorrangig auf die Testabteilung von Manufakturen oder deren Servicestellen.
Was auch immer der Grund sein mag....beim Uhrmacher von Nebenan findet man derartige Prüfgeräte ausgesprochen selten.
Die gängigste Methode zur Überprüfung einer wasserdichten Uhr besteht darin, sie einem Verforumungstest (Deformationsmessung) auszusetzen.
Das geschieht dermaßen, dass eine Uhr in einem abgeschlossenen Gehäuse einem Überdruck von zumeist 5 bar ausgesetzt wird.
Unter Einwirkung dieses Druckes verformt sich ein dichtes Gehäuse entsprechend, da das Dichtungsmaterial von Boden und Glas komprimiert wird- in manchen Fällen sogar das Glas (Plexiglas) etwas nachgibt.
So kann eine Verformung von 0,001 bis 0,3mm mittels Messfühler gemessen werden.
Weist die Uhr ein großes Leck auf, strömt die Luft faktisch ungehindert in das Gehäuse- und es kommt zu einem Druckausgleich zwischen Uhr und Umgebung. Solche Uhren werden sofort als defekt erkannt.
Bei kleineren Lecks wird das Gehäuse zuerst minimal verformt- um nach einigen Minuten (Prüfzeit durchschnittlich 5 Minuten) wieder die Ursprungsform anzunehmen.
Auch diese Uhren werden als undicht erkannt.
Problematisch wird es nun bei sehr kleinen Lecks, sogenannten „Feinlecks“.
Uhren mit derart geringen Schäden verformen sich innerhalb der Prüfzeit wie eine vollständig dichte Uhr. In Wirklichkeit können durch dieses Feinleck jedoch Luftfeuchtigkeit- und bei entsprechend hohem Aussendruck sogar Wasser eindringen.
Vor allem bei längerem Aufenthalt in einer Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit sorgt der eindringende Wasserdampf dafür, dass die Sicht auf das Zifferblatt alsbald durch Kondenswasser getrübt wird.
Auch bei einer ensprechenden Verlängerung der Prüfzeit auf 60 oder mehr Minuten, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob nun 20, 50 oder 150 Mikrogramm Luft in das Gehäuse eingedrungen sind. Die Aussage bleibt daher stets unzuverlässig.
Aus diesem Grund wurde schon 1967 vom Uhrmacher Bernhard Grewe ein Gerät zur Messung des Luftmassendurchflusses entwickelt und patentiert.
Diese Geräte wurden seither stetig weiterentwickelt und werden von vielen Manufakturen in der Entwicklung und Produktion zur Prüfung von Uhren eingesetzt.
Die aktuellsten Geräte von BEGRAL sind in der Lage, innerhalb von 15 Sekunden eine Uhr NORMGERECHT zu überprüfen.
Mittels einer im Testgerät verbauten Videokamera wird die Durchflussmenge auf einem Computermonitor optisch dargestellt.
Die Messgenauigkeit beträgt dabei 10 Mikrogramm (10 Millionstel Gramm!).
So lässt sich die Widerstandskraft der Dichtungen sogar noch weiter differenzieren.
Mittels dieses -normgerechten- Verfahrens kann sich der Konsument sicher sein, eine tatsächlich (zum Zeitpunkt der Prüfung) wasserdichte Uhr zu besitzen.
Das Testergebnis weist die Uhr nicht nur als „wasserdicht“ und „kondenswasserfrei“ aus, sondern gibt sogar an, bis zu welcher Wassertiefe die Uhr jedenfalls dicht ist (auf einer Skala von 20 bis 100m Tauchtiefe).
Mancher Leser wird sich nun fragen, ob diese Prüfmethode für Taucheruhren, die bis 600 oder mehr Metern druckfest sind, ausreichend ist.
Das lässt sich relativ einfach beantworten...JA.
Bei hochdruckfesten Taucheruhren werden die Tests auf volle Tauchtiefe vor allem während der Konstruktion und vor Auslieferung (DIN 8306/ISO 6425) im Wassertank durchgeführt.
Diese Tests sollen gewährleisten, dass das Gehäuse diesem Druck tatsächlich standhalten kann- und betrifft in erster Linie die Widerstandsfähigkeit von Glas, Gehäusemittelteil und Boden, da sich diese Komponenten bei sehr hohen Drücken verformen können.
Hat die Konstruktion jedoch einmal bewiesen, dass sie dem vollen (angegebenen) Druck standhält, ist eine nachträgliche Überprüfung nicht mehr notwendig, da sich diese Komponenten auch im Gebrauch nicht verändern.
Eine Ausnahme dazu gibt es allerdings:
Sollte sich im Glas ein Kratzer befinden und tatsächlich große Tauchtiefen (beispielsweise im professionellen Tauchbetrieb) geplant sein, so kann es angebracht sein, die Uhr beim Hersteller prüfen zu lassen, oder vorsorglich das Glas zu ersetzen, da ein Kratzer die Statik des Glases- und somit die Widerstandskraft gegen Aussendruck- beeinträchtigen kann.
Praxistip zur Prüfung der Dichtheit:
Haben Sie nicht mehr genügend Zeit, die Uhr überprüfen zu lassen, so können Sie sich zumindest einen ungefähren Überblick über den Zustand der Dichtungen machen:
Erwärmen Sie das Gehäuse der Uhr auf 40 bis 45 Grad (oder halten Sie die Uhr etwa 2 Minuten in der geschlossenen Hand). Auf das so erwärmte Glas geben Sie einen Tropfen mit etwa 5 Grad kaltem Wasser (bspw. Kondenswasser aus dem Kühlschrank). Bildet sich nun unter dem Glas gut sichtbar Kondenswasser, so ist es angebracht, die Uhr ehestens überprüfen zu lassen- und sie nicht weiter zu verwenden.
Achtung: Dieses provisorische Verfahren ersetzt keinen Test mittels Prüfgerät!
Wo soll man die Uhr überprüfen lassen?
Idealerweise erfolgt die Überprüfung beim Hersteller bzw. dessen Servicezentrale. Das ist jedoch meist mit einem längeren Aufenthalt der Uhr beim Service verbunden- und deshalb nur bei genügend zeitlichem Spielraum möglich.
Fast genau so gut ist die Überprüfung der Uhr mittels Messgeräten von BEGRAL. Leider sind diese nicht sehr verbreitet.
Wir werden jedoch versuchen, demnächst eine Liste der möglichen Prüfstellen mit diesen Geräten zu erhalten und auf
www.zeiteisen.at zu veröffentlichen.
Ansonst bei jedem Uhrmacher mit Deformationsmessgerät.
Im Taucheinsatz/beim Badeurlaub
Wenn Sie Taucheruhren im Badeurlaub oder zum Tauchen verwenden, ist eine tägliche Reinigung (notfalls mehrfach) angebracht.
Auflagerungen durch Sand sollten Sie keinesfalls abwischen, sondern mit fließendem (möglichst) Süßwasser entfernen.
Beim täglichen Abspülen unbedingt auch die Schließe samt Taucherverlängerung aufklappen und sorgfältig reinigen.
Sollte Sand unter die Lünette eingedrungen sein, keinesfalls mit Gewalt drehen. Am ehesten können Sie vor Ort den Sand wiederum mit fließendem Wasser entfernen, indem Sie die Uhr schräg unter den Wasserstrahl halten und die Lünette vorsichtig im frei beweglichen Bereich hin und herdrehen (meist ist da gerade ein Millimeter Spielraum).
Wenn das keine Wirkung zeigt, muss die Lünette fachgerecht entfernt und gereinigt werden (Uhrmacher vor Ort, oder später beim Herstellerservice).