Eine tolle Erfahrung: Uhrenseminar mit Chronowerk ETA 7750
Am letzten Wochenende war es mal wieder soweit: Die Leidenschaft für Uhren trieb mich am Samstagmorgen früh aus dem Bett zum Uhrenseminar SIII bei Reinhold Flüthe in Telgte bei Münster.
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Das Seminar SIII behandelt das Chronographen Werk ETA Valjoux 7750, eines der am meisten verbreiteten automatischen Chronographen Kaliber. Natürlich braucht man für das Seminar eine Uhr mit dem entsprechenden Kaliber. Natürlich kann man eine solche Uhr auch bei Herrn Flüthe erwerben. Hier eine Auswahl:
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Ich hatte mir allerdings bereits eine entsprechende Uhr besorgt:
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Das Seminar SIII ist für vier Teilnehmer konzipiert. Die Seminare SI (Handaufzugskaliber ETA 6497 bzw. 6498) und SII (Automatikkaliber ETA 2824-2) haben normalerweise 6 Teilnehmer, was auch gut klappt, aber bei dem komplexeren Chronographen Kaliber ist eine intensivere Betreuung der Teilnehmer notwendig. Jeder Teilnehmer hat einen eigenen Arbeitsplatz.
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Das Seminar findet im Telgter VHS Gebäude statt, aber Herr Flüthe hat alles vor Ort was benötigt wird. Neben den Arbeitsplätzen für Teilnehmer und betreuende Uhrmacher sind auch einige Maschinen vorhanden. Zum einen hier eine Reinigungsmaschine für Uhrenteile und ein Arbeitsplatz zum Schleifen (z.B. Genfer Streifenschliff):
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Zudem zwei Arbeitsplätze zum Perlieren von Brücken und Platten:
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Alle Teilnehmer bekommen ausführliche Unterlagen:
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Am Samstag Vormittag erfolgt zunächst eine theoretische Einführung in den Aufbau und die Funktionsweise eines automatischen Chronographen Val. 7750 mit Herrn Flüthe:
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Der Vortrag ist mit vielen Animationen sehr anschaulich:
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Allerdings wollte ich vor allem Schrauben! Nach dem Mittagessen ging es dann endlich los. Hier noch ein Bild meiner Uhr im Originalzustand:
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Hier ist der Rotor bereits ab:
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Nach dem Lösen aller Werkhalteschrauben- und Ringe wird das Werk ausgeschalt.
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Das Lösen der Zeigen hätte ich natürlich auch selber machen können, habe ich gerne dem Profi überlassen, da die Gefahr einer Beschädigung hier sehr hoch ist. Zum einen ist es nicht so einfach einen passenden Zeiger wieder zu beschaffen und zudem arbeitet man hier am Gesicht der Uhr, und ein Zifferblatt mit „Narben“ sieht nicht so toll aus.
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Danach wird das Werk Schritt für Schritt zerlegt. Hier ist das Werk noch mit der Datumsgruppe:
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Und hier ohne:
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Hier die Einzelteile der Datumsgruppe
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Einige Teile der Uhr sind wirklich sehr klein. Man beachte Zahnstocher und 1-Cent Münze zum Vergleich. Auf dem zweiten Bild sind einige Schrauben abgebildet, die zum Polieren in ein Werkzeug eingeschraubt sind. Das Polieren der Schrauben ist notwendig, damit sie später thermisch gebläut werden können:
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Achja, viele Teile sind es auch noch. Hier die Einzelteile des zerlegten Werkes.
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Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht jeden Schritt des Zerlegens und der Montage festgehaltenhabe, musste ja auch was arbeiten. Hier ein Bild der Werkplatte:
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Anschließend werden die (durch den Glasboden) sichtbaren Werkteile perliert. Dafür werden Platte und Brücken wider provisorisch zusammengesetzt. Das perlieren ist mehrheitlich Frei-Hand und Augenmaßarbeit, da man den Abstand der einzelnen „Perlen“ von Hand durch drehen der Halterung bestimmt:
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Anschließend kommt meine Lieblingsarbeit: Schrauben bläuen!
Ich hatte ja in den Berichten der zuvor besuchten Seminare immer auf meine individuelle Bläuung hingewiesen, die meine Uhren absolut fälschungssicher machet. Diesmal wollte ich es mir einfach machen und arbeitete auf eine einheitlichere Bläuung hin <gg>.
Herr Flüthe hat für das Bläuen der Schrauben entsprechende Halterungen vorbereitet, in die die zuvor polierten Schrauben einzeln nacheinander eingelassen und dann mit einem Gasbrenner erhitzt werden. Das Erhitzen ist der Knackpunkt, denn die Schrauben erhalten die gewünschte blaue Farbe nur bei einer bestimmten Temperatur. Überschreitet man diese Temperatur, werden sie schäbbig grau und müssen erneut poliert werden.
Ich hatte mir gedacht, ich mache es mir einfach und hatte mir von meinem sehr geschätzten Uhrmachermeister seine Bläuungsmethode und-Werkzeug ausgeliehen und mitgenommen.
Mein Plan war es also, die ganzen Schrauben in ein Gefäß mit Messingspänen zu legen und das Gefäß und somit alle Schrauben gleichzeitig und einheitlich zu Bläuen.
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Als ich im Seminar meinen gerissenen Plan verkündete, ließ man mich mit einem Grinsen gewähren. Warum gegrinst wurde, habe ich schnell gemerkt.
Zum Glück habe ich das erst mal nur mit zwei Schrauben probiert. Klappte auch super, bis ich die Schrauben dann, statt sie aus dem Gefäß zu entnehmen, mit der Pinzette in den Messingspänen vergraben hatte. Da habe ich nicht nur doof geguckt, sondern die blöden Schrauben sind auch in der Zeit des Suchens fies grau geworden, so dass ich sie neu polieren musste.
Ich habe das geliehene Werkzeug heute meinem Uhrmachermeister wieder zurück gebracht. Auf meinen Bericht mit dem Suchen der Schrauben kam von ihm nur der Kommentar: „Manchmal ist es gut einen Magneten zu haben.“
Hmpf!
Nun, ich habe mich dann lieber wieder auf die Standard-Seminar-Methode eingelassen und die Schrauben von Hand nacheinander gebläut:
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Zwischenzeitlich wurden die Uhrnteile gereinigt. Das hat Uhrmacherin Steffi übernommen, die mit Herrn Flüthe zusammen uns Teilnehmer betreut hat.
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Anschließend haben wir die Uhrenteile vergoldet. Ich finde Vergolden im Einmachglas cool!
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Jetzt war es Zeit, die Uhr wieder zu montieren. Den Unruhkloben wurde vom Uhrmachermeister zusammengesetzt.
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Und so sieht das Puzzle 7750 dann aus:
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Die Montage des Werkes hat mich, ehrlich gesagt, mehrfach an die Grenzen meiner Feinmotorik, meines Geschickes und meiner Geduld gebracht. Und es hat auch nicht alles auf Anhieb geklappt. Aber durch die tolle Betreuung, in meinem Fall insbesondere durch Uhrmacherin Steffi, hat alles geklappt. Dafür an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön!!!!
Da diese Arbeit echt viel Konzentration erforderte habe ich nicht so viele Fotos machen können, aber hier ein paar Impressionen:
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Einregulieren, Zeigersetzen und ein paar komplizierte Handgriffe habe ich auch diesmal gerne dem Profi überlassen, aber das allermeiste habe ich selber gemacht.
So, und nun noch ein paar Fotos von dem Endergebnis:
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Fazit:
Das Seminar hat superviel Spaß gemacht und ich habe wieder sehr viel gelernt. Die Organisation war super. Ein herzlichen Dank an das Flüthe Team.
Persönlich bin ich an einigen Stellen an meine persönlichen Grenzen der Geduld und Geschicklichkeit gestoßen, möchte aber auch dazu sagen, dass das 7750 ein Werk ist, welches auch bei Meisterprüfungen verwendet wird.
Und mein Respekt vor dem Beruf des Uhrmachers ist noch weiter gestiegen!
Ich hoffe der Bericht hat Euch ein wenig an diesem tollen Seminar teilhaben lassen können.