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Donluigi

Meilensteinchen

Bewertung: 2 Stimmen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 5,00.
Früher hab ich hier ja ab und zu was über die sportlichen Ereignisse geschrieben, die mich so auf Trab gehalten haben und die ja auch häufig was mit RLX zu tun hatten. Sei es, weil aus den hiesigen Reihen die Motivation kam, sei es, weil das eine oder andere Event hier auch sportlichen Charakter hatte, erwähnenswert hier aus meiner Perspektive insbesondere die beiden QDDS. Ich schreibe seltener, nicht aus dem Grund, weil ich nix mehr mache, sondern weil sich die Dinge schlichtweg wiederholen. Niemand will zum zweiten mal vom Halbmarathon in Berlin oder zum dritten mal über die Fahrt auf den Mont Ventoux lesen. Been there, done that, ihr ja auch - sofern ihr hier mitlest. Aber hin und wieder gibts eben Meilensteinchen, die ich als bemerkenswert erachte - und just so eines fiel heute.

Heute hätte eigentlich der 3. QDDS unter dem Motto Big M stattfinden sollen. Big M sollte ein Marathon werden, bzw. ein Lauf, dessen Länge jeder Teilnehmer individuell hätte bestimmen können, da er in entsprechende Etappen unterteilt war, man nach Gusto und Form ein- und ausgestiegen wäre und der im Maximalfall eben in einem Marathon gegipfelt hätte.

Zum Big M ists leider nicht gekommen, weil sich die Teilnehmerzahl im Laufe der Zeit einfach zu sehr ausgedünnt hatte. Verständlich auf der einen Seite, ich zieh mir hier gern den Schuh an, daß ein einfacher Lauf lang nicht so attraktiv ist wie ein Triathlon und werde dies für die kommenden Planungen berücksichtigen.

Andererseits aber auch schade. Denn das Ziel Marathon steckt mir eigentlich schon seit meinem allerersten "Lauf" damals zu meinem 40. Geburtstag im Kopf. Ich wollte auch unbedingt meinen eigenen Marathon ausrichten und nicht als Nummer 23.523 in irgendeiner Großveranstaltung einlaufen. Daher war der Big M für mich ein Jahr lang Motivation für die eine oder andere Trainingseinheit - und sicherlich nicht nur für mich.

Im Laufe der letzten 3 Jahre fielen so einige Marken. Der erste Kilometer am Stück war seinerzeit schnell absolviert, ebenso der erste 5-km-Lauf, dann kamen 10 km Läufe und Halbmarathons, den ich mittlerweile über ein dutzend mal absolviert habe. 2013 fiel die 30-km Marke zweimal und der Marathon schien greifbar, auch wenn ich mir nach beiden Läufen nicht vorstellen konnte, wie ich die letzten 12 km noch hätte draufsatteln sollen.

Nachdem der Big M, der im Raum Neustadt/Weinstr. stattfinden sollte, ausfiel, entschloß ich mich, meine Hausstrecke zu wählen, ein 21km langer Rundkurs, beginnend und endend an meiner Haustür. Eine schöne, aber keine leichte Strecke, da sie insgesamt 3 teilweise recht knackige Steigungen beinhaltet. Die Runde hab ich schon ein paar mal absolviert, mein Marathon bestand dann eben aus 2 Runden hintereinander. Auf der Runde hab ich kleine Depots alle 5 km, an denen ich am Vortag immer Gelpacks und Wasser deponiere. Da die zweite Runde Neuland für mich darstellte und ich nicht wußte, wie hoch mein Getränke- und Schmeckibedarf sein würde, bat ich meine Frau darum, mich auf dieser Runde per Fahrrad zu begleiten. Mangels Fans am Straßenrand mußte sie auch als Motiviererin und Einpeitscherin herhalten. Da sie nicht besonders schnell fahren mußte, hatte sie auch entsprechend genug Energie hierfür zur Verfügung.

Der Lauf selbst war relativ unspektakulär. Ich bin nicht besonders schnell, da ich nicht besonders leicht bin. Zeiten haben mich noch nie interessiert, ich ziehe meinen Gewinn aus der Tatsache, daß ich überhaupt laufe und daß ich durch das Laufen und den Sport diverse Dinge in meinem Leben in den Griff bekommen habe, hauptsächlich mein Gewicht - ich habe seit 2008 knapp 60 Pfund abgebaut - und meine damals noch vorhandenen Blutdruckprobleme. Da es für mich jetzt keine große Rolle spielt, ob ich im hinteren oder im mittleren Drittel ankomme, keinerlei Sponsoren entsprechenden Erfolgsdruck aufbauen und ich auch erkennen muß, daß ich als ü40, der seit 3 Jahren trainiert, niemals in die Sphären von Sportlern, die das seit ihrer Jugend machen und auch genetisch bessere Voraussetzungen mitbringen, gelangen werde, spiele ich mit den Karten, die mir zugeteilt wurden. Auf der Habenseite kann ich neben o.g. Erfolgen verbuchen, daß ich trotz recht hohem Trainingspensum in den letzten 3 Jahren (ich gehe konstant 3-5x pro Woche laufen, radeln oder schwimmen und habe seit Anfang 2014 ein recht knackiges Bodyweight-Workout Programm) nicht ein einziges mal verletzungsbedingt ausgefallen bin. Das schreibe ich meinen Trainern, aber auch der realistischen Einschätzung meines Könnens zu.

Runde 1 war entsprechend routiniert, Runde 2 bis 30 km war auch kein Neuland für mich. Danach wurde es dann happig, zumal alle 3 Anstiege im letzten Streckendrittel zu finden sind.

Kopfmäßig hatte ich bis auf einen Megahänger zwischen km 30 und 32 kein großes Problem, auch Kreislauf und Atmung waren fein, ich hätte auch am Ende noch problemlos weiterlaufen können, wenn es nach den beiden gegangen wäre.

Probleme hatte ich allerdings mit den Schmerzen.

An sich ist Marathon eh quatsch, sagt jeder, der sich damit auskennt. Die Belastung auf Muskeln, Knochen und Sehnen ist völlig bescheuert und ich hab hier mein Gewicht deutlich gespürt, obwohl ich mir jetzt nicht den schlechtesten Laufstil zuschreiben würde. Auf den letzten 2 km kamen dann noch Krämpfe in Waden und Oberschenkeln hinzu. Vorteil war, dass diese beim Gehen schmerzhafter waren als beim Laufen, sodaß ich immer hin- und herschalten konnte zwischen Fußschmerzen, die beim Laufen lästiger waren und Krämpfen, die beim Gehen lästiger waren. Coole Sache, so ein Körper. Wobei ich sagen muß, daß ich ziemlich wenig gegangen bin. Da ich meine Pausenschritte zähle, kam ich auf 500 gegangene Schritte, absolviert in 5 Ruheetappen auf den letzten 5 km. Insofern schreib ich mir auch noch auf die Fahnen, den Marathon tatsächlich laufend absolviert zu haben.

Die Zeit war entsprechend. Ich hab zwar keine Zielzeit in dem Sinne, will mich aber auch nicht peinlich machen. Den HM in Berlin hab ich beim letzten mal mit 2:22 absolviert. Heute kam ich innerhalb der avisierten 5 Stunden im Ziel an. Ich weiß: keine dolle Zeit, manch Leistungssportler hier mag darüber schmunzeln. Manch einer mag sogar sagen, daß man einen Marathon nicht angehen sollte, wenn man nicht unter 4 Stunden bleibt. Aber beim Berliner Marathon wird die Maximalzeit mit 6.5 Stunden angegeben, erst dann holt einen der Besenbus. Und der hätte mich nicht gekriegt.

Wie gehts weiter? Mit dem Marathon hab ich einen weiteren Haken auf meiner Bucket-List gesetzt. Ob ich nochmal einen absolviere, bezweifle ich im Moment. So sehr kickt mich die Distanz nicht, auf einem HM fühl ich mich deutlich wohler und eher zuhause. Auch würd ich jetzt gern andere Sachen angehen. Ein Alpencross würde mich reizen.

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Kommentare

  1. Avatar von neunelfer
    Lieber Tobias,

    mein allergrößter Respekt. Nicht nur hierfür, sondern insgesamt dein großes Engagement, dein Wille Dinge anzupacken, etwas zu tun, zu entwickeln...und nicht nur der Wille, auch die Umsetzung. Und ich sehe das jetzt schon seit fast 10 Jahren, denn wir sind beide seit 11.05.2005 hier dabei...

    Ich hoffe wir lernen uns iwann mal persönlich kennen, würde mich freuen. Meine digitale Bewunderung ist dir jedoch auch so schon gewiss...
  2. Avatar von ein michael
    Tobias, Respekt !
    In der doch kurzen Zeit, die du dich mit Sport beschäftigst, ein derartiges Ziel anzugehen und zu finishen, klasse.
    Ich laufe ja viele Jahre länger als du, aber the Big m, ne zuviel Respekt, mangelnder Ehrgeiz, nicht mein Ziel, der HM, ok, mache ich mit.
    Aber dein zielorientiertes Vorgehen, dein Hinzuziehen von Personal Trainern und dein erkennen, was geht, was geht nicht, dass ringt mir Bewunderung ab.Zu erkennen, dass am bisherigen Lebensstil etwas geändert werden muss /soll ist das eine, es derart Konsequent umzusetzen, dass ist etwas ganz anderes
    Bleib am Ball und der 100er in Biel oder schneller als Nico, muss ja nicht sein
  3. Avatar von NicoH
    Lieber Tobias, Du bist eine Inspiration

    Bei meinem ersten Marathon bin ich übrigens etwa 100 Schritte gegangen. Das waren die 100m zwischen dem km35-Schild und der U-Bahn, die mich zurück ins Hotel gefahren hat
  4. Avatar von love_my_EXII
    Jup, großen Respekt für die Disziplin mit der du das angehst - klasse!

    Wünsche dir viel Spaß weiterhin dabei und alles Gute!

    Danke für den fantastischen Bericht hier

    Viele Grüße,
    Oliver
  5. Avatar von swimmingman
    Respekt dafür und noch viel mehr fürs "alleine" Laufen !
  6. Avatar von Stefan17
    Herzlichen Glückwunsch zu dieser ausserordentlichen Leistung, Tobias.
    Die absolvierte Zeit ist auch in meinen Augen nur zweitrangig, Durchhaltevermögen u. der eiserne Wille endlich seinen Traum umzusetzen und zu merken, dass die ganze Schinderei nun endlich von Erfolg gekrönt wurde....was gibt s schöneres ?
    Ich persönliche finde, dass dieses Hochgefühl von einer jubelnden Menge und einer Medaille, die Dir um den Hals gehängt wird ( egal wie lächerlich dies auch klingen mag ) noch um ein vieles intensiver ist.....
    Meinen ganzen Respekt Tobias, alleine und ohne die Unterstützung einer jubelnden Menge, hätte ich diese Strecke nie bewältigt
  7. Avatar von alicia
    tolle Leistung, Tobias - wirklich beeindruckend

    hab die 42km bisher nur mit Inline-Skates, dem Rad, mit dem Auto und wenn das zählt, wandernd über 3 Tage geschafft

    Laufend....never
  8. Avatar von Donluigi
    Vielen Dank für eure Kommentare Hab mir heute mal den Spaß gemacht, meine ersten Blog-Einträge hier zu lesen. Lustig Zeit fliegt...
  9. Avatar von NOmBre
    Respekt!
    Da ich heuer auch einen Halbmarathon gelaufen bin, fast ohne Vorbereitung, weiß ich wie anstrengend sowas sein kann.

    Ich fühl mich eher auf 10-15 km wohl, laufen wird niemals meine Lieblingsdisziplin werden. Spaß muss es ja trotzdem machen, dass ist die wichtigste Anziehungskraft zum Sport bei mir.

    Glückwunsch!!
  10. Avatar von weyli
    Von mir auch meinen Respekt !

    Das schönste am Marathon für mich ist das Training, der Lauf ist halt nur die Konsequenz daraus !
    Aktualisiert: 02.10.2014 um 14:44 von weyli
  11. Avatar von Mawal
    lese ich ja jetzt erst, grandiose Leistung. und ja der Hm ist in der Tat viel angenehmer.
  12. Avatar von NicoH
    Am 27.9.2014 schreibst Du, ein Alpencross würde Dich reizen. Kein Jahr später hast Du ihn absolviert.

    Tobias, Du inspirierst
  13. Avatar von Donluigi
    Stimmt! Krass, oder? im Gegensatz zum Marathon hat der Cross übrigens richtig gut getan, ich fühl mich ziemlich grossartig gerade. Mal sehen, was ich savon bis zum Berlin-Marathon ende September rüberretten kann.
  14. Avatar von Al-Sheikh
    Großartige Leistung Tobias. Werd gleich mal meine Laufschuhe suchen.

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