Zero Degrees
von
am 21.10.2011 um 18:04 (4748 Hits)
Heute morgen beim aufwachen bot sich folgendes Szenario dar: Kuschliges warmes Bett, die grad aufgehende Morgensonne scheint durchs Fenster, duftender Milchkaffee wird serviert und Micki liegt noch bräsig mit unter der Decke und wärmt. Draußen hats Herbstnebel und das Thermometer zeigt exakt 0 Grad. Wer käme da nicht auf die Idee, endlich aufzustehen und laufen zu gehen?
Es gehören schon besondere Nehmerqualitäten oder mächtig honkige Charakterstrukturen dazu, sich dann aufzuraffen. In der Nacht hatte es leicht geregnet, die Luft war entsprechend feuchtkalt, der Nebel tat sein übriges. Auto schon leicht beschlagen und auch Micki konnte mit dem Konzept, auch bei dieser Witterung länger und schneller Gassi zu gehen, sichtlich wenig anfangen.
Aber gut: in die Thermoklamotten geklemmt und ab nach Sparta.
Auf meinem Hügel angekommen, war natürlich keine Sau da. Die üblichen Hundewalker waren wohl noch daheim und Freizeitsportler hats hier oben eh keine. Warum eigentlich nicht? Das Panorama jedenfalls war atemberaubend. Der Herbst ist bekanntlich die schönste Jahreszeit in der Pfalz und hier oben wird sie einem prachtvoll serviert. Durch den Nebel kann man die unterm Hügel liegenden Dörfer erahnen, die Weinreben liegen knallrotgolden in der Morgensonne, die eiskalte Luft fährt einem sofort in den Kopf und pumpt spürbar durch Lungen und Blutbahn. Bis auf das knirschen der Schritte hört man nichts, garnichts. Die sonst hörbaren Umweltgeräusche werden durch den Nebel wattiert und so ist man völlig allein mit sich und der Strecke. Erste Runde war gut, zweite etwas zäh, dritte dann wie in Trance und hätte ich nicht einen Termin gehabt, wäre ich heute liebend gern noch eine vierte Runde gelaufen. Erst im Auto dann die Kälte ankrabbeln gespürt und gleich mit einer heißen Dusche und heißem Zitronentee bekämpft. Ein Jungbrunnen erster Güte!
Auf der dritten Runde kam mir dann die Idee und das Konzept für ein Schmuckstück, welches ich während des Laufs so weit durchgeplant und heute dann in einem Zug durchgearbeitet habe. Ein schöner Entwurf, der mich jetzt immer an den heutigen Marsch erinnern wird.
Fazit: Raus! Gerade ,wenns schwerfällt. Wer weiß, wie man belohnt wird.