RSS-Feed anzeigen

eos::gazette

Wenn Apple ins Klo greift - Final Cut Pro X

Bewerten
So, heute mal war außerhalb der ohnehin schon verzögerten Reihe und zwar aus aktuellem Anlass.

Ich habe heute zum ersten Mal nach einem App-Kauf mein Geld von Apple zurück gefordert. Wie schon der Titel dieses Eintrags erahnen lässt, handelt es sich um die Mac App 'Final Cut Pro X', also die neuste Version von Apples NLE Software (NLE = Non Linear Editing, also Videoschnitt).
Der Vorgänger ist eine sehr angesehene, verbreitete und kommerziell stark genutzte Software, kein Magix Paket für den Hobbycutter, sondern was Handfestes, wo der Amateur wie die Sau ins Uhrwerk guckt.

Wer Apple-Foren verfolgt hat, weiss seit Ende Juni, dass FCP X nicht wirklich gut in der Fachwelt angekommen ist. Beständige Jünger behaupten zwar, dass die Kritiker nur nicht im Stande wären sich auf neue Konzepte einzulassen, aber wenn selbst gestandene Profis und Opinion Leader meinen, dass das Ganze erst reifen muss, dann ist vielleicht etwas 'dran. Ich wollte es selbst herausfinden.

Also habe ich mir Ende Juni die Software gekauft, die mit 239,- Euro ein echtes Schnäppchen ist, wenn man bedenkt, dass die Konkurrenz i.d.R. 1000,- Euro kostet (Adobe Premiere, Avid Mediacomposer, Edius Neo) und weil es so günstig ist 'Motion 5', ein Addon für Compositing, für 39,- Euro gleich dazu.
Dann habe ich lange in der Anleitung geschmökert und die Webseiten nach Tutorials abgegrast. In den letzten Woche gab es hier ein paar tolle, kostenlose Veröffentlichungen, die man hier gut zusammengefasst hat: http://www.fcp.co/final-cut-pro/tutorials
Insgesamt gefällt mir der Stil von Larry Jordan am besten, auch wenn man munkelt, dass er von Apple bezahlt wird, er kann es gut erklären und sieht nicht alles schwarz oder weiss.

Nach Stunden von Tutorials und parallelem Nachvollziehen an FCP X ging es dann ans eingemachte. Ich habe das gesamte Material von den DOT2011 importiert.
Das ganze ging erstmal recht Problemlos, aber bei Bildsequenzen geriet die Sache ins Stocken. Kein Menüpunkt hierzu in FCP X. Seltsam. Das Internet sagt man sollte Quicktime Pro 7 kaufen um Bildsequenzen bearbeiten zu können. Häh, ich hab' Quicktime X auf dem Rechner, wozu brauch ich das QT7Pro? Na zum Vorbearbeiten von Bildsequenzen für Zeitraffer. Aha. Nochmal 30,- Euro? Nee, jetzt mal anders. Also hab' ich die Bildsequenzen in meiner alten Schnittsoftware verarbeitet und als fertige Videos exportiert. Der Import in FCP X wird aber zum Problem, weil Apple zickig ist, was Formate angeht. XDCAM (ein Industriestandard) will es nicht, nur Quicktime geht. Na gut, dann eben Quicktime.
Jetzt kommst das Material aus meiner topaktuellen und hochgelobten Panasonic GH-2 'dran. Geht nicht. Keine *.mts lassen sich importieren (AVCHD), nur wenn die komplette Struktur auf der SD-Karte noch vorhanden ist. Gut, dass ich die Karten damals auf dem Macbook 1:1 gesichert habe. Es funktioniert, aber was für ein Umweg. Meine alte Schnittsoftware macht das ohne Murren.
So, fast fertig mit dem Import, aber da war ja noch was. Richtig, der Mac-Knife hat mir ja noch das Material geschickt, das Maxi gefilmt hat. War in meiner alten Schnittsoftware kein Problem, aber hier - denkste. Also zurück zur alten Software, umkonvertieren und dann rein nach FCP X.
Für ein aktuellen Programm ganz schön viele Umwege.
Jetzt heult mein Mac-Book Pro auf. Die Kerne des Intel Core i7 scheinen richtig heiss zu laufen, der Lüfter erreicht Vmax und bleibt die ganze Nacht dabei. FCP X analysiert mein Material auf Audioprobleme, Farbprobleme und Verwacklung und kodiert die Filme um in ein Zwischenformat, dass auch sehr flüssiges Arbeiten auch auf schwächeren Rechnern erlauben soll. Mein aktuellen i7 MBP ist eigentlich alles andere als schwachbrüstig, die Mindestanforderungen von Apple liegen weit darunter, aber ich will ja, dass es flutscht.
Am nächsten Tag ist alles 'drin. Ich bewege die Maus über die Medienicons, die Vorschau zeigt in Echtzeit, auf welchem Bild der Cursor gerade steht - geil. Dann mache ich mich mal daran ein paar Sachen in chronologischer Reihenfolge in die Timeline - pardon - Storyline zu ziehen. Nanu, was war denn das? Da stockt doch was. Aha, schau' mal einer an, mit 720p läuft die Vorschau flüssig, aber bei 1080p zickt es rum, trotz Proxycodec? Seltsam ...

Naja, im Laufe der Zeit ist mir das Programm ein paar Mal abgestürzt, ein paar Mal musste ich es neu starten, weil bestimmte Basisfunktionen nicht mehr verfügbar waren (Skimmer weg, keine Selektion von In- und Out Point mehr möglich, etc.) und sobald man Effekte verwendet muss man eigentlich den Finger von der Maus nehmen, damit der Mac erstmal rechnen kann. Jaja, Berechnung im Hintergrund, aber was nutzt das schon, wenn im Vordergrund alles steht? Ich wundere mich wirklich, denn solche Dinge hat meine alte Software besser gemacht, einfach in dem sie nicht so viel versprochen hat. Heute ist mir dann der Geduldsfaden gerissen, nachdem ich mein Projekt erstmal nicht mehr wieder gefunden habe. Ich konnte es zwar wieder rekonstruieren, aber die Kiste ist mir zu heiss und zu nervig.

Ich habe dann auf die Mail mit der Rechnung geschaut und dort den Button 'Problem melden ...' gedrückt. Dann habe ich denen mal erklärt, was ich von ihrer halbgaren Software halte und um Erstattung des Rechnungsbetrags gebeten. Bin gespannt was jetzt passiert, denn eigentlich gilt im App-Store ja "All Sales are final".

"Wenn Apple ins Klo greift - Final Cut Pro X" bei Facebook speichern "Wenn Apple ins Klo greift - Final Cut Pro X" bei Google speichern "Wenn Apple ins Klo greift - Final Cut Pro X" bei Twitter speichern

Stichworte: - Stichworte bearbeiten
Kategorien
Kategorielos

Kommentare

  1. Avatar von Edmundo
    Hab ich auch gehört und Adobe bietet Käufern von FCP 50% beim Kauf Ihres Paketes.
  2. Avatar von eos
    Jupp, Adobe hat die Situation gelich richtig eingeschätzt und gibt bis 30.09.2011 50% auf die CS 5.5 Production Premium. Das ist zwar noch recht teuer, für normalsterbliche, aber immerhin Premiere Pro, Photoshop & After Effects dabei. Das kann sich sehen lassen.

    Ich dachte erst die ganzen Kritiker wollen sich nur nicht an die neue Oberfläche gewöhnen. Die ist aber gut und der Flow, wenn er denn funktioniert, auch. Aber was Apple hier abgeliefert hat ist einfach unfertig und das darf bei professioneller Software nicht passieren.
  3. Avatar von Muigaulwurf
    Jessas, klingt wirklich nervig/frustrierend. Viel Glück, dass da noch was gutes dabei rauskommt.
  4. Avatar von Edmundo
    Apple wird schon noch nachlegen, aber das geht ja nicht von heute auf morgen.

    Bleiben die Pros bei der alten version oder wechseln wirklich welche? Das wäre ja schon ein derber Schlag für Apple.
  5. Avatar von forsyth11
    Mahlzeit,

    vlt. hilft ja der nachfolgende Link weiter...
    Bei mir hat es bereits ohne Probleme geklappt.


    http://www.macnotes.de/2009/03/22/pr...er-entwickler/

    Viel Erfolg

    Gruß Christian
    Aktualisiert: 10.07.2011 um 13:51 von forsyth11
  6. Avatar von eos
    Bin gespannt, ob es bei mir auch klappt. Was hast Du denen geschrieben Christian?

    Die Profis steigen nicht um. Die bleiben bei der Vorversion (müssen sie eh weil FCP X keine alten Projekte importiert) und spielen mit der neuen schon mal rum.

    Mich stört hautsächlich dass die Performance auf meinem MBP so schlecht ist und das trotz 64 Bit Architektur, ausreichend Speicher und i7 Prozessor. Dazu die kleinen, nervenden Bugs - da wurde nicht genug getestet.

    Ich gehe stark davon aus, dass Apple nachlegt und ausbessert, aber darauf will ich nicht warten und wenn bezahle ich für robuste Software.
  7. Avatar von forsyth11
    Ich hab gar nicht viel geschrieben, kurze Beschreibung mit dem Vermerk, dass die App nicht einwandfrei funktioniert. Gutschrift wurde sehr zeitnah erstellt. Bei mir handelte es sich allerdings um ein Navigation-App was nicht aus dem Hause Apple kam.
  8. Avatar von eos
    So, kurzes Update:

    Apple hat sich innerhalb von 48 Stunden, wie versprochen, bei mir gemeldet.

    In einer sehr höflichen und offensichtlich von einem Menschen geschriebenen Mail entschuldigt man sich bei mir und erstattet in den nächsten 5-7 Tagen den kompletten Betrag für FCP X und Motion 5 in Höhe von 278,- Euro auf mein Kreditkartenkonto.

    Damit bin ich erstmal zufrieden und Apple hat sich an dieser Stelle keine Blöße gegeben. Ein bischen schade ist es aber dennoch, denn eigentlich hätte ich es lieber gehabt, dass Apple zeitnah die Probleme behebt und das Ganze auch mit Terminen kommuniziert. Leider ist Apple an dieser Stelle was die Kommunikation angeht einfach zu zugeknöpft.


    So, hat jemand eine Idee, wo ich die Adobe CS 5.5 Production Premium günstiger als im Adobe Store (zur Zeit 1200,- Euro) bekommen kann?
  9. Avatar von eos
    Es sind drei Jahre ins Land gegangen, ich habe die Software noch mal gefkauft und Apple hat echt abgeliefert:

    • Viele Bugs wurden gefixt
    • Multicam Editing komplett implementiert
    • Seit 10.1 gibt es eine hervorragende Medienverwaltung auf Basis von Libraries (Packages mit Events und Projekten)



    Für den Preis ein verdammt gutes Produkt!
  10. Avatar von Edmundo
    Zitat Zitat von elmar2001
    Apple wird schon noch nachlegen, aber das geht ja nicht von heute auf morgen.
    Ich sollte Lotto spielen
  11. Avatar von hoppenstedt
    Ich verstehe - ganz ernsthaft - nicht, worum es geht
    Das wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern, wenn ich deinen Berichten entnehme, wieviel Zeit das damals gekostet hat. Und immer noch ahne ich nur der Spur nach,
    a) worum es geht
    b) warum die Computer-Menschen für ihr Insiderwissen soviel Geld nehmen...

    Na denn. Viel Erfolg - denen in der echten wie in der virtuellen Welt...
  12. Avatar von eos
    zu a):
    Es geht um ein Werkzeug mit dem man aus Videoschnipseln ganze Filme machen kann. Das nennt sich NLE = Non Linear Editing.

    zu b):
    Die Computer-Menschen stellen mit ihrem Wissen etwas her. Ein Werkzeug. Im Prinzip genau so wie ein gelernter Werkzeugmacher Werkzeuge entwirft und baut. Wieviel Geld man bekommt hängt i.d.R.vor allem davon ab, wieviel Kunden bereit sind für das Produkt auszugeben. Das ist bei den Computer-Menschen nicht anders als bei anderen produzierenden oder dienstleistenden Menschen.
  13. Avatar von hoppenstedt
    eos: Danke für a)!
    Bei b) und insbesondere dem Bereich der Dienstleistungen könnte man... aber lassen wir das

Trackbacks