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24p - Teil 1 von ...

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So, nachdem ich beim letzten Mal ein bischen auf die Frameraten eingegangen bin, mache ich heute an dieser Stelle gleich mal weiter, und gehe bei den Bildwiederholraten mal ins Detail.

Schauen wir uns mal 24p an. Ein Format, das in letzter Zeit auch bei Amateuren sehr populär geworden ist. Ursprünglich aus dem 35mm analog Film kommend, hat es auch auf digitalen Medien Einzug gehalten, weil es nach wie vor das Format ist, in dem die meisten Kinofilme gedreht und projeziert werden: 24 Vollbilder pro Sekunde.

Jahre lang haben sich Hobbyvideofilmer nicht für diese Bildwiederholrate interessiert, sondern schlichtweg das akzeptiert was aus dem Camcorder kam und auch genau das auf DVD gebrannt (typischer Weise PAL, also 50i). Im Zeitalter von Internetvideos, Mediastreamern und BluRay sieht die Sache anders aus.

Warum eigentlich 24 Bilder/s? Dazu gibt es viele Meinungen im Netz, die einfachste und die, die man am einfachsten akzeptieren kann: Es war das Minimum, das man braucht, um dem Auge und dem Gehirn flüssige Bewegungen vorzugaukeln. Naja ... manchmal klappt das auch mit 20 Bildern/s, es hängt halt davon ab, wieviel sich zwischen den einzelnen Bildern ändert.

(Interessant dabei: Auch wenn so ein Kinofilm digital produziert und projeziert wird, bleiben es 24 Bilder/s. Auch auf dem heimischen Fernseher bleiben z.B. bei BluRay 24 Bilder/s, bei DVDs 25 Bilder/s. Das ist völlig unanhängig von den 100, 200 oder 600Hz Wiederholrate, die Euer Fernseher macht. Wenn er nämlich tatsächlich 600 Bilder/s darstellt, dann zeigt er Euch bei 24p Material jedes Bild genau 25 Mal (25x24). Ein Bildflimmern vom Fernseher sieht man dann also nicht, das Flimmern, dass man ggf. noch sieht, liegt am Filmmaterial.)

24p ist also ein Relikt aus alten Zeiten, dass wir einfach noch nicht abgelegt und in die digitale Welt übertragen haben? Jein. Das besondere an 24p ist eine gewisse Ästhetik, an die wir uns gewöhnt haben und mit der unser Gehirn "hochwertigen" Film assoziiert[1]. Bewusst ist das den wenigsten Leuten, aber was die meisten Leute kennen ist das Gegenteil: Den Soap-Opera-Effekt. Wir sehen Videomaterial und ohne genau beschreiben zu können warum, wissen wir, dass es sich um Material fürs Fernsehen, für eine "billige" Produktion handelt. Man nimmt es irgendwie anders wahr. Das Material, das uns so "billig" vorkommt, ist typischen 50i oder 60i Material, also Halbbilder, die in schneller Folge abgespielt werden. Technisch keine schlechte Lösung und gerade für die Wiederhabe von Bewegungsabläufen eigentlich besser geeignet, weil zeitlich feiner auflösend, verursacht es bei uns diesen "Hmmm ... das sieht aber komsich aus"-Effekt, wenn wir Spielfilme in diesem Format serviert bekommen.

Stu Maschwitz hat zum Thema 24p und in der aktuellen Diskussion um höhere Bildraten wie 48p und 60p bei Spielfilmen ein interessantes Interview in englisch gegeben, dass sehr interessant ist:

http://www.macvideo.tv/camera-techno...icleId=3213230

Lange Zeit waren knappe Schärfentiefe und 24 Vollbilder/s nur Leuten vorbehalten, die mit Profiwerkzeug arbeiten. Mit erscheinen der DSLRs die HD Filme aufnehmen konnten, kam schlagartig die Wende. Der große Sensor der DSLRs erlaubt selbst mit preiswerten Objektiven eine selektive Schärfe (ein Detail scharf, Hintergrund und Vordergrund unscharf), die man mit normalen Videokameras nicht erreichen könnte. Dies ist physikalisch bedingt und liegt an der Sensorgröße (bei DSLR sind die Sensoren deutlich größer als bei üblichen Consumer Videokameras). Canon hat schnell realisiert, wieviel Potential in z.B. der 5D Mark II steckt und im Rahmen eine Firmwareupdates 24p realisiert und schon war eine extrem preiswerte Möglichkeit geboren Kinoqualität auf die Festplatten zu bekommen. Natürlich längst nicht so komfortabel und ausgefeilt wie mit einer ARRI, RED oder anderen typischen Filmkameras, aber mit 5k Euro für Kamera und 1-2 lichtstarke Objektive ließen sich plötzlich Dinge realisieren, die selbst Profis staunen ließen. Fotoreporter konnten plötzlich mit dem Kamerabody, den sie ohnehin dabei hatten, sendefähige und hochauflösende Filmschnipsel aufzeichnen, Dokumentationen und Fernsehserien wurden mit DSLRs gedreht.

Hier ein paar Bespiele zum stöbern:

Die Chefärzte der Charite - eine Doku für Arte, gedreht mit einer Canon 7D
http://www.youtube.com/watch?v=0y3iUMHUhnw
http://www.slashcam.de/artikel/Inter...on-EOS-7D.html

Dr. House - das Staffelfinale mit der Canon 5DMkII gedreht
http://www.petapixel.com/2010/04/09/...on-5d-mark-ii/

Philip Bloom zu Gast bei Lucasfilm
http://philipbloom.net/2009/12/12/skywalker/

Sehr sehenwert, nicht nur für Filmfans, sondern auch für NY Fans: New York "Undercity"
http://vimeo.com/18280328

Die Canon 5DMkII war nur der Anfang. Mit der 7D, 60D, 600D und 550D hielt die Möglichkeit HD Filme aufzuzeichnen auch in den Consumerbodies Einzug und war damit für unter 1k Euro erreichbar. Die anderen Hersteller haben in der Zwischenzeit nachgezogen, auch der Major Player Nikon nutzt jetzt die Fähigkeiten seiner Sensoren aus und Panasonic hat mit der GH-2 einen Coup gelandet, der im Fotobereich an moderne DSLR-Bodies herankommt und im Videobereich jede Consumerkamera in die Tasche steckt.

So, dass war jetzt viel trockener Text zu dem Thema, beim nächsten Mal geht es ans Eingemachte - den "Filmlook", warum Blende und Verschlusszeit beim Film nicht dazu dienen den Lichteinfall zu regeln und worauf man achten muss, wenn man selbst mit der DSLR hantiert um Videos zu machen.


P.S.
Seltsam, das Einbinden von Videos klappt im Blog nicht, obwohl es mir angeboten wird ...

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Kommentare

  1. Avatar von orange
    Andreas, vielen Dank für deine tollen Beiträge. Ich finde das arsch spannend und toll aufbereitet..... Bitte weiter machen !!!!

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