orange
04.02.2005, 19:58
Lagos ? Ein Eindruck
Landung um 18:00 Uhr Ortszeit. Lagos liegt fast auf dem gleichen Breitengrad wie
Deutschland. Es gibt also keine Zeitverschiebung.
Schon auf dem Landeanflug ist zu erahnen welche, welche unglaublichen Luft- und Klimaverhältnisse dort vorherrschen. Jedes Jahr im Januar, herrscht dort ?Hamathan?,
ein Sandsturm, der seinen Ursprung in der Mitte des Kontinents findet und dessen Ausläufer häufig noch auf den Kanaren zu spüren sind.
Die Luft ist erfüllt von Sand und einer riesigen Wolke aus Auto- und Industrieabgasen.
Das alles aufgeheizt auf ca. 35°C, lässt mir das Atmen anfangs sehr schwer fallen.
Auf der einstündigen Fahrt zu meiner Unterkunft, fahren wir gleich durch ?Ikecha?, ein riesiger Stadtteil, sehr arm, sehr dreckig und größer als Berlin. Die Eindrücke sind gleichermaßen umwerfend und zutiefst erschütternd. Die Strassen sind voller Menschen, schrottreifer Autos, Tieren und unglaublich viel Müll.
Menschen leben unter Brücken, am Hafenbecken, an den Strassen oder in Häusern, die wir allenfalls als Baracken bezeichnen würden
Auf jeder Strasse wird so ziemlich alles verkauft was zu verkaufen ist. Die Händler und +Bettler kennen die Staus und selbst auf der Autobahn, bieten Frauen, Männer und Kinder
jegliche Ware und Dienstleistung (!!!!) an.
Leider bleibt das der vorherrschende Eindruck über die gesamte Zeit und obwohl ich wahrlich nicht die gesamte Stadt kennen lernen kann, ist zumindest alles was ich zu sehen bekomme,
voller Armut, Dreck, Gewalt und Korruption. Es gibt natürlich die ein oder andere Bar, Mall oder Restaurant, aber alles ist für die reiche und privilegierte schwarze Bevölkerung, bzw. für weiße Menschen ?reserviert?. Die überall vorhandene ?Security? selektiert an den Eingängen Ja, reiche Menschen habe ich dort gesehen. Ein bizarres Bild von Luxuslimousinen mit livrierten Fahrer und ?kostümierten? Menschen auf der Rücksitzbank, die sich durch die Stadt quälen. Durch das komplette fehlen einer Mittelschicht, sieht man nur arm oder sehr, sehr reich.
In den riesigen Malls kosten ein Cappuccino 4 ? und der dortige Schuhladen verkauft Designerschuhe ab 350 ?. Vor der Tür, auf der Strasse, stehen verdreckte Kinder und betteln
um essen. Diese ständig wechselnden Eindrücke machen mich fast verrückt?..
Ständig gehen mir Gedanken durch den Kopf , ob und wie ich vielleicht diesen Menschen helfen könnte. Mein Vater lässt mir für zwei Tage diese Gedanken. Als ich bei einer Autofahrt mal wieder gedankenverloren durch die Seitenscheibe schaue, sagt er plötzlich, das ich es aufgeben muss, darüber nachzudenken. Es würde jedem ?Neuling? so gehen und jeder Neuling würde zur gleichen Erkenntnis kommen Er behält Recht. Man hat keine Chance zu helfen. Dieses System von Ausbeutung, Korruption, Gewalt und extremer Armut auf der einen, sowie dekadenten Reichtum auf der anderen Seite, ist einfach zu komplex, als das man es auch nur im Ansatz verstehen oder hinterblicken könnte.
Man kann nur lernen und sich dem System anpassen. Verändern scheint in der Tat unmöglich.
Bars und Clubs sind erstaunlicherweise alle in Libanesischer Hand. Ich erahne die mafiösen Strukturen, ohne sie natürlich wirklich zu hinterblicken. Jeder Club und jeder Bar ist gleichzeitig ein riesiger Puff. Dutzende von scharzen Mädchen und Frauen hängen in den Bars und versuchen einen weißen Mann aufzugabeln. Natürlich um ein paar Naira
( 185 N= 1 ? ) zu verdienen, aber eigentlich um den großen Traum wahr werden zu lassen,
einen weißen Mann kennen lernen und die Hoffnung zu haben, nach Europa zu kommen.
Der scheinbar gelobte Kontinent. Für die Menschen ist weiße Hautfarbe ein Zeichen von Reichtum, Luxus und Sicherheit.
Ich verbringe noch ein paar Tage in verschiedenen Brauereien ( Heineken und Guinness ) und schaue mir verschiedene Arbeiten der Firma meines Vaters an. Der ganze technische Part der Reise ist sehr interessant und hebt zwischendurch immer wieder meine Laune.
Liebe Freunde, ich könnte noch stundenlang schreiben, möchte Euch allerdings nicht mit zuviel Details langweilen. Mir fällt es schwer einen zusammenfassenden Eindruck meiner Reise zu schreiben. Ich weiß auch nicht, ob ich wirklich einen realen Eindruck dieser Stadt bekommen habe. Vielleicht gibt es auch ganz schöne, lebensfrohe Seiten an dieser Stadt.
Ich habe sie allerdings nicht gesehen.
Diese Stadt ist nichts für zarte Nerven. Mann kann dort keinen Urlaub im klassischem Sinn verbringen. Ob man diese Stadt je erleben muss oder sollte, muss jeder für sich entscheiden.
Ich kann es nicht empfehlen, obwohl ich diese Erfahrung niemals missen möchte und sehr froh darüber bin, das ich diese Erfahrung machen durfte??
Die Bilder, die ich einstelle, lasse ich mal unkommentiert. Sie sind auch nicht alle von mir gemacht, sondern bereits vor Monaten von meinem Vater?..
Falls jemanden noch mehr Details interessieren, kann er oder sie sich gern per PN melden oder wir plauschen auf dem nächsten Treffen.
**edit** Bilder folgen bald...
Landung um 18:00 Uhr Ortszeit. Lagos liegt fast auf dem gleichen Breitengrad wie
Deutschland. Es gibt also keine Zeitverschiebung.
Schon auf dem Landeanflug ist zu erahnen welche, welche unglaublichen Luft- und Klimaverhältnisse dort vorherrschen. Jedes Jahr im Januar, herrscht dort ?Hamathan?,
ein Sandsturm, der seinen Ursprung in der Mitte des Kontinents findet und dessen Ausläufer häufig noch auf den Kanaren zu spüren sind.
Die Luft ist erfüllt von Sand und einer riesigen Wolke aus Auto- und Industrieabgasen.
Das alles aufgeheizt auf ca. 35°C, lässt mir das Atmen anfangs sehr schwer fallen.
Auf der einstündigen Fahrt zu meiner Unterkunft, fahren wir gleich durch ?Ikecha?, ein riesiger Stadtteil, sehr arm, sehr dreckig und größer als Berlin. Die Eindrücke sind gleichermaßen umwerfend und zutiefst erschütternd. Die Strassen sind voller Menschen, schrottreifer Autos, Tieren und unglaublich viel Müll.
Menschen leben unter Brücken, am Hafenbecken, an den Strassen oder in Häusern, die wir allenfalls als Baracken bezeichnen würden
Auf jeder Strasse wird so ziemlich alles verkauft was zu verkaufen ist. Die Händler und +Bettler kennen die Staus und selbst auf der Autobahn, bieten Frauen, Männer und Kinder
jegliche Ware und Dienstleistung (!!!!) an.
Leider bleibt das der vorherrschende Eindruck über die gesamte Zeit und obwohl ich wahrlich nicht die gesamte Stadt kennen lernen kann, ist zumindest alles was ich zu sehen bekomme,
voller Armut, Dreck, Gewalt und Korruption. Es gibt natürlich die ein oder andere Bar, Mall oder Restaurant, aber alles ist für die reiche und privilegierte schwarze Bevölkerung, bzw. für weiße Menschen ?reserviert?. Die überall vorhandene ?Security? selektiert an den Eingängen Ja, reiche Menschen habe ich dort gesehen. Ein bizarres Bild von Luxuslimousinen mit livrierten Fahrer und ?kostümierten? Menschen auf der Rücksitzbank, die sich durch die Stadt quälen. Durch das komplette fehlen einer Mittelschicht, sieht man nur arm oder sehr, sehr reich.
In den riesigen Malls kosten ein Cappuccino 4 ? und der dortige Schuhladen verkauft Designerschuhe ab 350 ?. Vor der Tür, auf der Strasse, stehen verdreckte Kinder und betteln
um essen. Diese ständig wechselnden Eindrücke machen mich fast verrückt?..
Ständig gehen mir Gedanken durch den Kopf , ob und wie ich vielleicht diesen Menschen helfen könnte. Mein Vater lässt mir für zwei Tage diese Gedanken. Als ich bei einer Autofahrt mal wieder gedankenverloren durch die Seitenscheibe schaue, sagt er plötzlich, das ich es aufgeben muss, darüber nachzudenken. Es würde jedem ?Neuling? so gehen und jeder Neuling würde zur gleichen Erkenntnis kommen Er behält Recht. Man hat keine Chance zu helfen. Dieses System von Ausbeutung, Korruption, Gewalt und extremer Armut auf der einen, sowie dekadenten Reichtum auf der anderen Seite, ist einfach zu komplex, als das man es auch nur im Ansatz verstehen oder hinterblicken könnte.
Man kann nur lernen und sich dem System anpassen. Verändern scheint in der Tat unmöglich.
Bars und Clubs sind erstaunlicherweise alle in Libanesischer Hand. Ich erahne die mafiösen Strukturen, ohne sie natürlich wirklich zu hinterblicken. Jeder Club und jeder Bar ist gleichzeitig ein riesiger Puff. Dutzende von scharzen Mädchen und Frauen hängen in den Bars und versuchen einen weißen Mann aufzugabeln. Natürlich um ein paar Naira
( 185 N= 1 ? ) zu verdienen, aber eigentlich um den großen Traum wahr werden zu lassen,
einen weißen Mann kennen lernen und die Hoffnung zu haben, nach Europa zu kommen.
Der scheinbar gelobte Kontinent. Für die Menschen ist weiße Hautfarbe ein Zeichen von Reichtum, Luxus und Sicherheit.
Ich verbringe noch ein paar Tage in verschiedenen Brauereien ( Heineken und Guinness ) und schaue mir verschiedene Arbeiten der Firma meines Vaters an. Der ganze technische Part der Reise ist sehr interessant und hebt zwischendurch immer wieder meine Laune.
Liebe Freunde, ich könnte noch stundenlang schreiben, möchte Euch allerdings nicht mit zuviel Details langweilen. Mir fällt es schwer einen zusammenfassenden Eindruck meiner Reise zu schreiben. Ich weiß auch nicht, ob ich wirklich einen realen Eindruck dieser Stadt bekommen habe. Vielleicht gibt es auch ganz schöne, lebensfrohe Seiten an dieser Stadt.
Ich habe sie allerdings nicht gesehen.
Diese Stadt ist nichts für zarte Nerven. Mann kann dort keinen Urlaub im klassischem Sinn verbringen. Ob man diese Stadt je erleben muss oder sollte, muss jeder für sich entscheiden.
Ich kann es nicht empfehlen, obwohl ich diese Erfahrung niemals missen möchte und sehr froh darüber bin, das ich diese Erfahrung machen durfte??
Die Bilder, die ich einstelle, lasse ich mal unkommentiert. Sie sind auch nicht alle von mir gemacht, sondern bereits vor Monaten von meinem Vater?..
Falls jemanden noch mehr Details interessieren, kann er oder sie sich gern per PN melden oder wir plauschen auf dem nächsten Treffen.
**edit** Bilder folgen bald...