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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : „Inoffizielle“ Bandkombinationen bei Goldmodellen



Prof. Rolex
20.10.2008, 09:31
Liebe Rolex-Fans,
desöfteren wird gefragt, ob es beispielsweise eine goldene Datejust mit Präsidentband oder eine Day-Date mit Jubileeband gab.

“Offiziell”, d.h. gemäß Rolex-Katalog, waren für die Goldversionen der Datejust nur die entsprechenden Jubileebänder und für die Day-Date nur die entsprechenden Präsidentbänder lieferbar. Allerdings sind die Bänder untereinander austauschbar und passen auch an das „andere“ Modell, wobei dies sowohl für die vier- als auch für die fünfstelligen Referenzen gilt.

In meinem Archiv habe ich einen Bucherer-Katalog von 1979 und dort sind solche ungewöhnlichen Kombinationen, die es „offiziell“ von Rolex nicht gab, abgebildet.

Eine Datejust 16018 mit Präsidentband 8385/8:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/16018-8385.jpg

Eine Day-Date 18038 mit Jubileeband 6311/8:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/18038-6311.jpg

Und selbst Rolex bewarb in einer Anzeige aus den 70er Jahren einen goldenen Turn-O-Graph mit Präsident- anstatt mit Jubilee-Band:

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/AdTOGPrsident.jpg
(Quelle: oysterinfo.de)

Übrigens gab es für die Day-Date auch die Möglichkeit ein Oysterband 7206/8 zu montieren, denn das „offiziell“ für die nahezu unbekannte Referenz 1013/8 (goldene Oyster Perpetual mit 36 (!) mm Durchmesser) lieferbare 7206/8 paßt auch an die Day-Date.

Wie ist es aber nun zu erklären, daß solche Kombinationen fast nur bei Uhren bis ca. Mitte der 80er Jahre zu finden sind? Die Erklärung findet sich in der Verkaufspolitik von Rolex:

Bis ca. 1983/84 konnten die Goldmodelle gemäß Katalog auch lediglich mit einem Lederband geliefert werden. Wollte ein Kunde nun beispielsweise ein Datejust 16018 mit Präsidentband kaufen, so bestellte der Konzessionär eine 16018 mit Lederband und zusätzlich ein einzelnes Präsidentband, welches dann anstelle des Lederbandes montiert wurde. Es war daher kein großes Problem eine Day-Date mit Jubilee- bzw. eine Datejust mit Präsidentband beim Konzessionär zu erwerben.

Nachdem die Goldmodelle aber ab ca. 1984/85 nicht mehr mit Lederband geliefert wurden, war eine solche Aktion wesentlich komplizierter, da beispielsweise eine 16018 nur noch mit goldenem Jubilee-Band ausgeliefert wurde. Das Präsident-Band hätte der Konzessionär dann entweder speziell bestellen (das Jubilee-Band wäre dann „übrig“) oder von einer Day-Date nehmen müssen (die dann vielleicht mit dem Jubilee-Band verkauft werden müßte). Da ab diesem Zeitpunkt also nicht mehr nur ein Lederband, sondern ein komplettes Goldband „übrig“ blieb, sind seither kaum noch Uhren mit „inoffiziellen“ Bändern verkauft worden.

Auf eine sehr ungewöhnliche Kombination in dem oben erwähnten Bucherer-Katalog möchte ich noch speziell eingehen: Eine GMT-Master 1675/8 mit Präsidentband 8385/8!

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/1675-8385-2.jpg

Auch die goldene GMT-Master konnte damals nur mit einem Lederband bestellt werden, welches dann durch ein für dieses Modell nicht vorgesehenes Präsidentband ersetzt wurde. Wie ist es aber möglich, daß das Präsidentband für eine Day-Date mit einem Gehäusedurchmesser von 36 mm überhaupt an eine GMT-Master mit einem Gehäusedurchmesser von 40 mm paßt? Die Antwort liegt in dem sogenannten Übergangsradius, der an den 36mm-Goldgehäusen der vier- und fünfstelligen Referenzen zu finden ist:

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/RadiusDD.jpg

Wie ihr seht, hat die Uhr zwar einen Durchmesser von ca. 36 mm, bedingt durch den Übergangsradius am Anstoß (von ca. 18 auf ca. 20 mm) ist der Bandanstoß aber auf einen Durchmesser von 40 mm ausgelegt und paßt somit zumindest vom Radius her auch an eine GMT-Master. Ich gehe zwar davon aus, daß der Anstoß des Präsidentbandes von den übrigen Abmessungen her nicht ganz genau an die GMT-Master paßt, aber hier konnten bestimmt kleine „Anpassungen“ vorgenommen werden.

Viele Grüße
Matthias

NicoH
20.10.2008, 12:02
Wow, Matthias, danke für Deine Beobachtungen :gut:

Das hat - wie immer - Spaß gemacht :dr:

Hannes
20.10.2008, 12:26
Schön erklärt. Vielen Dank =)

newharry
20.10.2008, 12:41
Tech Talk at it's best - vielen Dank! =)

Dr.Nick
20.10.2008, 12:52
Danke :verneig: die GMT mit Präsidentenband sieht schon sehr lecker aus

ROLSL
20.10.2008, 13:24
Danke für deine Erklärung. Macht immer wieder spaß deine Berichte zu lesen! Danke :dr:

LARGO
20.10.2008, 14:56
danke Matthias. :verneig:

Ich fühle mich bestätigt. Es wäre schön, würde Rolex heute noch die Wahlmöglichkeit (o. Gehäuseunterschied) anbieten, zwischen Leder und Metallband bei der bestellung.

miboroco
20.10.2008, 19:29
Klasse, Danke!!!

defleppard1979
20.10.2008, 19:33
Super Bericht ! Macht richtig Spaß :gut:

leo
20.10.2008, 23:17
Wau, sehr interessant, Danke.

Wären das nicht Bilder von Rolex, hätten wohl viele aufgeschrien: „nicht orginal“ ;)
Original Frankenwatch, sind wohl aus der fränkischen Schweiz :D

Die GMT mit Präsi sieht wirklich gut aus, hätt ich nicht gedacht.
------------------
Grüsse
der LEO

Prof. Rolex
29.01.2009, 10:38
Kurzes Update: Vermutlicher Grund für die ab 1984/85 geänderte Rolex-Verkaufspolitik.


Original von Prof. Rolex
......
Wie ist es aber nun zu erklären, daß solche Kombinationen fast nur bei Uhren bis ca. Mitte der 80er Jahre zu finden sind? Die Erklärung findet sich in der Verkaufspolitik von Rolex:

Bis ca. 1983/84 konnten die Goldmodelle gemäß Katalog auch lediglich mit einem Lederband geliefert werden.
....
Nachdem die Goldmodelle aber ab ca. 1984/85 nicht mehr mit Lederband geliefert wurden.....
„Der Spiegel“ berichtete am 2.5.1983 in einem Artikel über Geschäfte mit Rolex-Uhren, die an der Herstellerfirma vorbeigingen. Nachfolgend ein Zitat aus diesem Artikel:

Zitat Anfang

Der Hersteller war über solche Geschäfte vor allem auch deshalb verärgert, weil seine Uhren von fremden Betrieben veredelt wurden. Damit floß ein guter Teil des Gewinns an Rolex vorbei.

Zumeist wurden nämlich Uhren in der Preislage um 5000 Mark, aus 18karätigem Gold und mit Lederarmband, verschoben. Die Applikationen, die eine Rolex erst so richtig teuer machen, wurden dabei von Pforzheimer Firmen angebracht.

Wesentlich billiger wurde es, wenn die Pforzheimer beispielsweise das Goldband fertigten, für das Rolex-Händler bis zu 11 350 Mark berechnen. Vor allem aber wurden in Pforzheim die Uhren mit kleinen Diamanten bestückt, rund um das Glas und auf den Zeigern.

Eine von Fremdfirmen aufgemotzte Rolex war nur halb so teuer wie ein vergleichbares Stück im Juwelierladen.

Zitat Ende

Die oben beschriebenen „Geschäfte“ dürften wohl der Auslöser dafür gewesen sein, daß Rolex ab ca. 1984/85 seine Verkaufspolitik änderte und Golduhren nicht mehr mit Lederbändern, sondern nur noch mit den passenden Goldbändern angeboten hat.

Gruß
Matthias

OrangeHand
29.01.2009, 10:50
Da habe ich mal wieder etwas dazu gelernt. Besten Dank! :gut:

a.lyki
29.01.2009, 10:58
Der DJ steht das Präsiband!
Die Rolex/Porsche Werbung ist ja mal geil! :D