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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reparatur eines hoffnungslosen Falles



Ulrich Wehpke
23.06.2008, 01:08
Hallo Forum,

obwohl ich selbst sei über 30 Jahren ununterbrochen eine Rolex trage, ist mir doch die Existenz dieses schönen Forums bis vor kurzem verborgen geblieben. Nun hab ich erst einmal ein wenig gelesen, um überhapt mal mitzukriegen was hier so abgeht. Dabei ist mir aufgefallen, dass es auch schon mal Schäden an Bändern oder Gehäusen zu beklagen gibt,wo die Versorgungslage ausgesprochen schlecht ist. Und da hab ich mir gedacht, dass dies vielleicht ein geeigneter Einstieg für mich ist, damit Ihr sehen könnt, was der Neue so drauf hat.

Dann viel Spaß bei der Lektüre!


(Diese Geschichte ereignete sich vor einigen Jahren)

Die Abzocker sterben nicht aus!

Die alte Rolex sah wirklich gut aus. Das Zifferblatt gut erhalten,, Modell interessant, Baujahr ebenso und der Preis,- na ja, - er war grade noch bezahlbar. Vielleicht war es auch das schicke Armband was sich quer vor die Pupille gelegt hatte, auf jeden Fall wurde man sich handelseinig.

Etwa ein halbes Jahr trug der glückliche Besitzer seinen ganzen Stolz, dann blätterte die Verchromung ab. Und damit nicht genug, es brach auch noch ein Bandanstoß ab! Der Unglückliche hat es überall versucht: Bei verschiedenen Konzis, bei Uhrmachern, Goldschmieden, schlicht, er hat jede sich nur auch noch so vage bietende Möglichkeit ergriffen um seinen Schatz zu retten. Leider überall mit dem gleichen Ergebnis: Tut uns Leid, aber in diesem Fall ist nichts, aber auch gar nichts mehr zu machen.

Und da die Firma Ulrich Wehpke in Fachkreisen nicht gerade unbekannt ist, klingelte hier eines Tages das Telefon. Einige Tage später hatte ich die Uhr in der Hand. Am Telefon hatte ich mir ausbedungen, dass das Werk vorher ausgebaut würde, und so konnte ich den Schaden gleich richtig betrachten: Eine Katastrophe, nein, noch schlimmer! An diesem Gehäuse hatte der Rost ganze Arbeit verrichtet, aber zudem ist es von irgend welchen Fachleuten versucht worden zu löten. Zunächst mit Silberbasislot, dann wohl mit Messinglot, und zum Schluss sogar mit Zinn. Danach hat man es notdürftig geglättet, verkupfert und verchromt!!!

Leider wurde damit der gutgläubiger Erwerber gründlich gelinkt, denn von Rost war bei der Geschäftsabwicklung nichts zu sehen, auch nicht von den anderen Sauereien.

Die Fakten: Ein völlig zusammengerostetes Stahlgehäuse wurde mittels aufgelöteter Messingteile an den Anstößen „komplettiert“ und hernach schamhaft verchromt. Das Ergebnis konnte dann erfolgreich bei Schummerlicht gedealt werden. Mit dem Ergebnis, dass dem neuen Träger der Uhr, das Chrom nach kürzester Zeit abblätterte, die Messing-Stahlverbindungen auch durch auftretende Elektrolytkorrosion munter zu „blühen“ begannen und das scharfkantige Chrom für unangenehme Hautverletzungen sorgte.
http://www.*****************.net/files/75m3-1.jpg http://www.*****************.net/files/75m3-2.jpg

***

Unsere Maßnahmen:

Zunächst habe ich die Chromschicht entfernt, was den wahren Zustand des Gehäuses zutage förderte. Nach einigem Überlegen entschlossen wir uns für die Ochsentour, die Schäden mußten beseitigt und nicht nur übertüncht werden. Es wurde also ein ungefährer KVA erstellt.

Nachdem mein Kunde genickt hatte, konnte die Behandlung des Patienten beginnen, ich nahm mir eine Zange und brach die Messing- „Ersatzteile“ einfach ab. Zum Vorschein kam schier Unglaubliches!

Die saubergeschliffenen Roststellen habe ich zunächst mit Salzsäure behandelt, anschließend in einem elektrolytischen Bad, womit der Rost gründlich beseitigt wurde. Im ersten Schritt aufgelöst, die Reste konnten größtenteils remetallisiert werden, ein zweites, sehr alkalisches Bad, hat nicht nur weitere Sauerstoffatome entfernt, sondern auch die Säurereste zuverlässig entfernt. Auf der so geschaffenen Grundlage konnte dann damit begonnen werden, die beschädigte Metallstruktur aufzuschmelzen und so zu homogenisieren. Nachdem dies geschehen war, kam die stärkste Waffe zum Einsatz, die für derartige Schäden zur Verfügung steht: Die Laserschweißmaschine. Mittels Auftragschweißung wurde das verloren gegangene Material wieder ergänzt. Aus dem von mir verwendeten Schweißdraht 1.4xxx wurden Anstöße gebastelt und Löcher „zugebraten“. Ddie größte Schwierigkeit an der Sache ist die, dass in dem aufgetragenen Material nach Möglichkeit keine Poren oder andere Fehler enthalten sein dürfen, keine leichte Aufgabe bei der vorliegenden Substanz! Hier ein paar Bilder, um den Fortschritt zu demonstrieren!

http://www.*****************.net/files/75m3-3.jpg http://www.*****************.net/files/75m3-4.jpg


Danach brauchte ich "nur noch" die wahre Form der Uhr wieder ans Tageslicht zu befördern. Dies geschieht ganz traditionell mittels Feilen und Schmirgelpapier. Danach wurden die restlichen Löcher zugeschweißt und das Gleiche noch einmal von vorn. Dann die restlichen Löcher...und so fort, bis keine mehr das sind. Schlussendlich wurde das Gehäuse noch auf Hochglanz poliert und noch mal, die Angelegenheit zieht und zieht und zieht sich.

Irgendwann war ich fertig. Mit dem Gehäuse und den Nerven! Aber das Gehäuse strahlte wie aus der Fabrik. Der Anblick entschädigt mich dann aber doch für die späte Stunde, denn wenn das Gehäuse komplettiert ist, wird man die Uhr von einer neuen kaum noch unterscheiden können.

http://www.*****************.net/files/75m3-5.jpg http://www.*****************.net/files/75m3-6.jpg





Etwas Kaputtes in die Tonne kloppen, ist einfach - Eine wiedererweckte Rostlaube aber, ist einfach schöner. Vor allem, wenn‘s sich dann auch noch lohnt. Der Träger wird jedenfalls mit dieser Uhr noch viele Jahre zufrieden sein können, zumal das Werk wirklich noch OK war..

Gruß, Ulrich

ehemaliges mitglied
23.06.2008, 04:53
Ulrich, willkommen im Forum, und ich muss sagen, dein Beitrag war sehr interessant zu lesen.

Was war das fuer eine Uhr, die du repariert hast, wenn ich fragen darf?

Viel Spass hier bei uns Uhrenverrueckten. Boris :jump: :jump: :jump:

Homa
23.06.2008, 06:55
WAU ein super Bericht. :gut: :gut:
Willkommen im Forum.
Gibts auch Bilder der kompletten Uhr?

Donluigi
23.06.2008, 08:00
Aah, das Laserthema wird hier sicherlich viele Interessenten finden :gut: Ein "Making-Of"-Fotothread wäre natürlich klasse :gut:

Pille
23.06.2008, 08:06
Willkommen im Forum und vielen Dank für den Bericht :gut:

PCS
23.06.2008, 08:23
Willkommen. Interessanter Thread.

Aber, die Bilder kommen mir unheimlich bekannt vor. Meine, die wären mir
schon vor Jahren irgendwo begegnet. Wann ist das denn passiert?

Moehf
23.06.2008, 08:25
Coole Sache Ulrich, danke für den Bericht und willkommen im Forum!

hugo
23.06.2008, 08:34
Original von PCS
Willkommen. Interessanter Thread.

Aber, die Bilder kommen mir unheimlich bekannt vor. Meine, die wären mir
schon vor Jahren irgendwo begegnet. Wann ist das denn passiert?

:D

Laser Schweißen... (http://www.r-l-x.de/wbb2/thread.php?threadid=43936)

dibi
23.06.2008, 08:35
Original von PCS
Willkommen. Interessanter Thread.

Aber, die Bilder kommen mir unheimlich bekannt vor. Meine, die wären mir
schon vor Jahren irgendwo begegnet. Wann ist das denn passiert?

Laser Schweißen... (http://www.r-l-x.de/wbb2/thread.php?threadid=43936)

RAMichel
23.06.2008, 11:02
Willkommen hier. Ein superinteressanter Bericht. Was heutzutaghe alles möglich ist - unglaublich.

Ulrich Wehpke
23.06.2008, 16:09
Hallo Uhrenspezis,

erst einmal vielen Dank für die freundliche Aufnahme! In der Tat, der Vorgang ist schon einige Jahre her. Ich habe allerdings nicht gewusst, dass Holger, so hieß mein Kunde, diese Bilder hier schon eingestellt hatte. Aber was soll es, die meisten kannten sie ja noch nicht, und schlechtergeworden sind wir in der Anwendung des Schweißlasers auf keinen Fall. Wir ersetzen heute sogar Zapfen absolut zentrisch, bis zu einer Stärke von 0,08 mm, fix und fertig rolliert, die exakte Länge kann vom Uhrmacher eingestellt werden. Wir lassen sie daher gern etwas länger. Aber auch andere Bauteile sind nicht immer gleich Schrott, selbst wenn es zunächst so aussieht. Hier ein Sperrad, welches einige (3) Zähne verloren hatte. Ich habe davon allerdings nur ein Fertig-Foto, das der Kunde es einbaufertig haben wollte.

http://www.*****************.net/files/75m3-7.jpg

SUP_com
23.06.2008, 16:12
Hallo und willkommen Ulrich,

so trifft man sich wieder ;) Die Welt ist klein :]

Gruß
Christoph

Ulrich Wehpke
23.06.2008, 16:18
Hallo Christoph,

ja da schau her, die Welt ist heute offenbar dörflicher, als sie es jemals war! Ich bin bei Euch im Forum ert über dieses hier gestolpert, na ja, bin in Sachen Forum nicht wirklich der Profi und kenne sie anscheinend noch lange nicht alle. Aber, sie können auch ganz schön Zeit kosten, - aber wenns Spaß macht und Resonanz vorhanden ist, dann geht es immer! :)

Donluigi
23.06.2008, 16:20
Wir kennen uns übrigens auch noch aus dem Forum für Goldschmiede von dem Sternberg. Ist aber auch schon Jahre her.

Ulrich Wehpke
23.06.2008, 16:29
Hallo Donluigi,

na das scheint ja ein Fest des Wiedersehens zu werden!

SUP_com
23.06.2008, 16:49
Ja, Du hast völlig recht, das mit der Zeit ist wirklich ein Problem, fehlt mir leider auch ;( Hätte ich mehr, wäre ich öfter hier :D

LG
Christoph

Ulrich Wehpke
23.06.2008, 16:58
Na im Augenblick geht es mit der Zeit, da kommt man dann gleich aufdie richtigen Gedanken den Überfluss zu beseitigen und postet im Forum! :bgdev:

jk737
23.06.2008, 17:03
Willkommen hier und danke für den informativen Einstiegsbericht!

Ich wusste gar nicht, dass die Gehäuse vercromt sind...

niksnutz
23.06.2008, 17:08
hallo ulrich,netter bericht :gut: und willkommen bei uns.

hugo
23.06.2008, 17:09
:grb: :grb: :grb:

Ich wusste gar nicht, dass die Gehäuse vercromt sind...



denn solltest du noch einmal den eingangspost sehr genau lesen :D :D

dann weisst du auch warum verchromt :gut: :D

jk737
23.06.2008, 17:27
Original von hugo
:grb: :grb: :grb:

Ich wusste gar nicht, dass die Gehäuse vercromt sind...



denn solltest du noch einmal den eingangspost sehr genau lesen :D :D

dann weisst du auch warum verchromt :gut: :D

das war ja auch ironisch gemeint 8o hab versicht, witzig zu sein... :ka:

Navigator
23.06.2008, 17:46
Hallo, sehr interessant funktioniert so ein Aufbau auch mit nem vernickeltem Messinggehäuse? :D

Wenn ja gut zu wissen ;)







Grüße aus (Baden 8o)Württemberg :]

Micha

retsyo
23.06.2008, 18:01
Wow! Interessanter Bericht! 8o

Ulrich Wehpke
23.06.2008, 19:29
Navigator fragt:

Hallo, sehr interessant funktioniert so ein Aufbau auch mit nem vernickeltem Messinggehäuse?

Auch da kann geholfen werden. Allerdings sollte man sich vorher überlegen, ob die Zwiebel den Aufwand lohnt. Wenn gar nichts geht, kann man immer noch Teile neu fertigen und einbauen, also etwa Anstöße u. dgl. Der Aufwand sollte jedoch in jedem Fall vorher abgeklopft werden, damit es keine Enttäuschungen gibt.

Navigator
23.06.2008, 19:41
Original von Ulrich Wehpke
Navigator fragt:

Hallo, sehr interessant funktioniert so ein Aufbau auch mit nem vernickeltem Messinggehäuse?

Auch da kann geholfen werden. Allerdings sollte man sich vorher überlegen, ob die Zwiebel den Aufwand lohnt. Wenn gar nichts geht, kann man immer noch Teile neu fertigen und einbauen, also etwa Anstöße u. dgl. Der Aufwand sollte jedoch in jedem Fall vorher abgeklopft werden, damit es keine Enttäuschungen gibt.





Vielen Dank, jedenfalls gut zu wissen das es gehen würde die alte Zwiebel nochmal zu richten ;)



Grüße aus (Baden :D)Württemberg :supercool:

Micha

PCS
23.06.2008, 19:43
Original von hugo

Original von PCS
Willkommen. Interessanter Thread.

Aber, die Bilder kommen mir unheimlich bekannt vor. Meine, die wären mir
schon vor Jahren irgendwo begegnet. Wann ist das denn passiert?

:D

Laser Schweißen... (http://www.r-l-x.de/wbb2/thread.php?threadid=43936)

Aaaaaah! :gut:

JoePass
23.06.2008, 20:22
Original von Ulrich Wehpke
Es wurde also ein ungefährer KVA erstellt.


Hallo Ulrich,

mich würde mal interessieren, wie Du das mit dem Kunden verhandelst: kannst Du die gezeigten Ergebnisse garantieren, oder weist Du den Kunden darauf hin, die Repartur "best möglich" oder "wenn überhaupt mgl." durchzuführen? Für mein Gefühl übernimmst Du doch die Verantwortung für so ein infaustes Teil. Sollte man die Reparatur nicht eher ablehnen, bevor man hinterher von einem Kunden haftbar gemacht wird?

Die gezeigte Reparatur ist auf alle Fälle sehr beeindruckend.

Gruss Tilli

Ulrich Wehpke
23.06.2008, 21:47
Hallo Tilli,

ich kümmere mich nun schon über 40 Jahre selbst - ständig um hoffnungslose Fälle. Ganz ehrlich: Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine bösarige Reklamation bekommen zu haben und schon gar keine von der Sorte, wie Du sie ansprichst. Wenn einem nach so langer Zeit mal eine neue "Gemeinheit" begegnet (gemeint ist ein verdeckter Schaden, der in dieser Form noch nicht vorgekommen ist), dann warnt mich mein Riecher. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob eine Sache zu machen ist - was selten vorkommt -, dann sag ich es vorher. Die Regel ist eigentlich genau anders herum: Meist sind es die Kunden, die diejenigen sind die sagen: nun lass mal gut sein, für mich reicht es so. Wahrscheinlich fallen solche Äußerungen auch in Anbetracht des zu erwartenden Honorares. Denn auch hier ist es wie überall im Leben: Das letzte Bisschen noch herausholbarer Qualität, verursacht den Löwenanteil des gesamten Aufwandes. Also frage ich meine Kunden immer wie sie es haben wollen. Bestmöglich (das ist dann aber wirklich so), spitzenmäßig, normale, dem Wert des Gegenstandes angemessene Qualität, ordentlich, oder wieder funktionsfähig. Da hat es auch noch nie Ärger gegeben. Allerdings kann in vielen Fällen, z.B. bei einer derartig schadhaften Sache wie oben, kein genauer KVA gegeben werden. Hier sagt der Kunde einfach wie viel er ausgeben will und ich nicke, oder auch nicht .;-)

hugo
24.06.2008, 08:43
Original von Ulrich Wehpke
Hallo Tilli,

ich kümmere mich nun schon über 40 Jahre selbst - ständig um hoffnungslose Fälle. Ganz ehrlich: Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine bösarige Reklamation bekommen zu haben und schon gar keine von der Sorte, wie Du sie ansprichst. Wenn einem nach so langer Zeit mal eine neue "Gemeinheit" begegnet (gemeint ist ein verdeckter Schaden, der in dieser Form noch nicht vorgekommen ist), dann warnt mich mein Riecher. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob eine Sache zu machen ist - was selten vorkommt -, dann sag ich es vorher. Die Regel ist eigentlich genau anders herum: Meist sind es die Kunden, die diejenigen sind die sagen: nun lass mal gut sein, für mich reicht es so. Wahrscheinlich fallen solche Äußerungen auch in Anbetracht des zu erwartenden Honorares. Denn auch hier ist es wie überall im Leben: Das letzte Bisschen noch herausholbarer Qualität, verursacht den Löwenanteil des gesamten Aufwandes. Also frage ich meine Kunden immer wie sie es haben wollen. Bestmöglich (das ist dann aber wirklich so), spitzenmäßig, normale, dem Wert des Gegenstandes angemessene Qualität, ordentlich, oder wieder funktionsfähig. Da hat es auch noch nie Ärger gegeben. Allerdings kann in vielen Fällen, z.B. bei einer derartig schadhaften Sache wie oben, kein genauer KVA gegeben werden. Hier sagt der Kunde einfach wie viel er ausgeben will und ich nicke, oder auch nicht .;-)

wer bei so einer reparatur,wie eingangs beschrieben,einen detailierten und auf den cent genauen kv erwartet ist mehr wie ahnungslos und wäre mit dem neukauf einer uhr besser bedient.
die forderung nach so einem kv wäre für mich persönlich ein grund die reparatur ohne wenn und aber abzulehnen.
der ärger wäre vorprogrammiert.

@ulrich
super arbeit :gut: :gut:
schon unter favoriten abgespeichert :D

ehemaliges mitglied
24.06.2008, 11:25
Hallo Ulrich,

was für mich besonders interessant ist ist das Aufschweissen abgebrochener Zapfen.
Wie hoch ist da etwa der Aufwand, da ich vermutlich noch ein oder zwei "entzapfte" Taschenuhr-Werke bei mir rumfliegen habe, die ich gerne wieder instand gesetzt hätte...

Bye

Marko

NicoH
24.06.2008, 12:07
Ulrich,

herzlich willkommen hier im Forum - schön, dass Du mitmachst :gut:

papadidi
24.06.2008, 15:40
Hallo Ulrich

Viel Spaß hier.

Gruß Didi

ehemaliges mitglied
24.06.2008, 16:22
Sehr informativ :gut:
Bei noch verfuegbaren Ersatzgehaeusen wird die Frage nach der Verhaeltnismaessigkeit aufzuwerfen sein.
Ein Ersatzgehauese (Stahl) liegt so zwischen 400,- und 500,- Euro.
Wobei ich vermute, dass sie oben gezeigte Reparatur eher teurer kam.
Im Fall der freien Wahl wuerde ich mich wohl eher fuer ein Ersatzgehaeuse entscheiden.

Jedenfalls ist es gut zu wissen was alles geht, wenn man keine Ersatzteile mehr bekommen kann - oder die Gehaeuse-Nr. nicht verlieren moechte.

You never know...

miboroco
24.06.2008, 16:34
Ich liebe solche Threads :dr:

paddy
24.06.2008, 16:34
Klasse Bericht. :gut:

Ulrich Wehpke
25.06.2008, 03:21
Hallo Forum,

noch mal herzlichen Dank für Euere ferundliche Aufrnahme, sowie für das große Interesse an meiner Arbeit!

@Hugo: Gott sei Dank kommt so etwas sehr selten vor. Aber wenn es so war, hab ich es so gehandhabt, wie Du es schon vorgeschlagen hast: Ich habe NICHT genickt!!

@Reckel: So eine Zapfengeschichte kostet etwa 80 bis 100 Euro. Dazu musst Du noch das Honorar Deines Uhrmachers rechnen. Willst Du sehen wie so was ausschaut, guckst Du hier: (Links das Fertige, rechts das rohe Teil, direkt n.d. Schweißen)

http://www.*****************.net/files/75m3-8.jpg

@Hadoque: Klar, Du hast vollkommen Recht, Originalteile sind immer die erste Wahl. Aber wenn keine mehr zu beschaffen sind, kommt in vielen Fällen die Wunderwaffe Schweißlaser zum Einsatz. Während man früher nur die Möglichkeit hatte das betreffende Teil neu anzufertigen (sehr teuer), oder ein ähnliches abzuändern (oft ein fauler Kompromiss)kann man heute mit dem Laser manchmal fast Wunder vollbringen. Das heißt, wenn einer kann! Die Einsatzgebiete sind vielfältiger Natur man staunt immer wieder.

Beispiel: Eigentlich gehört so etwas gar nicht in ein Kleinuhrenforum hinein, also schon fast <off topic>, aber ich denke, dass sich der Ein-oder Andere, aus technischen Gründen trotzdem dafür interessiert. Der Patient war ein Beisatzrad einer französischen Pendule. Durch Federbruch kam es zur Zerstörung des Triebes. Resultat: Drei Zähne betroffen, davon zwei spurlos verschwunden, einer angebrochen, noch an Ort und Stelle.

Obwohl es sehr eng wurde, habe ich den Angebrochenen wieder festschweißen können, die beiden Anderen wurden aus hartem und hochwertigem Schweißmaterial modelliert, d.h. sie wurden Dröppke für Dröppke aufgeschmolzen. Ich habe sie komplett nachgearbeitet und fertig gemacht, weil der Kunde kein Uhrmacher ist und sich mir derartigen Feinarbeiten etwas schwer tut. Die Markierungen sind wegen der Orientierung draufgemalt, damit man bei den Fotos Vorderseite und Rückseite unterscheiden kann.

http://www.*****************.net/files/75m3-g.jpg

So weit so gut, das nächste Mal bringe ich Euch mal was ganz anderes, ich habe da noch einige schöne Bilder von einer restlos ruinierten PIAGET Damenuhr, mit diesen unsäglichen Klammer-Scharnieren im Band, wie sie Von Cartier, AP,Piaget und vielen Anderen verwendet worden sind. Die Scharniere waren von vorne bis hinten alle "Fratze", das Band fiel in seine Einzelteile auseinander. Die Kundin hing sehr an dieser Uhr und hatte sie von innen mit Textilband zusammengeklebt! Originatlon Piaget: Die Uhr ist überstrapaziert worden, ist verschlissen und nicht mehr zu reparieren, ein neues Gehäuse mit Band konnte auch nicht geliefert werden.

Ihr ahnt schon was geschah? :-)

Man liest sich!
Ulrich

mller
25.06.2008, 07:44
hallo ulrich,

wie sieht es mit dem schleifen und polieren vom gehäuse aus.
machst du das selbst und wie ist sichergestellt, dass der schliff weitgehend derselbe ist wie im original. da geht es ja um feinheiten?

gruss
dieter

ps liesst du deine pn`s? hab dir eine geschickt!

Ulrich Wehpke
25.06.2008, 11:49
Hallo Mller

OOchh - ich habe für einige Konzis seit 40 Jahren Erfahrung in der Schublade, und die waren bis jetzt jedenfalls, immer zufrieden. Auch in Köln kocht man mit Wasser. Das haben viele schon vergessen. Allerdings ist es ein besondere ertklassiges Wasser ;-)

newharry
25.06.2008, 12:47
Ein weiteres Highlight im Tech Talk - danke, Ulrich! =) =) =)

ulfale
25.06.2008, 13:07
Interessanter Bericht und sooo viel Wiedersehensfreude ;) :gut:

COMEX
25.06.2008, 13:38
Original von Ulrich Wehpke
Hallo Mller

OOchh - ich habe für einige Konzis seit 40 Jahren Erfahrung in der Schublade, und die waren bis jetzt jedenfalls, immer zufrieden. Auch in Köln kocht man mit Wasser. Das haben viele schon vergessen. Allerdings ist es ein besondere ertklassiges Wasser ;-)

:gut:

Deine Adresse ist gebookmarkt!

jk737
25.06.2008, 15:09
wieweit von wien ist krenfeld, falls ich mal einen kronen-unfall habe? :grb:

Knipser
25.06.2008, 16:56
Der Thread ist eine echte Bereicherung. Danke.

Harry

Ulrich Wehpke
25.06.2008, 19:46
Hallo Mller

was zur Ansicht: Das Bild zeigt ein verrostetes Universal Gehäuse, an dem sich leider schon einige Künstler versucht haben. Der Tubus wurde in Messing ersetzt, da der alte wohl verrostet war. Allerdings hat man das Ding mit Zinn eingesetzt :mrgreen: Da die Uhr nun bei einmem Menschen mit Herz für Uhr gelandet ist, hatte ich mich um die hässlichen Roststellen zu kümmern. Poliert sollte das Gehäuse auch noch werden. Na, schau selbst, wie es geworden ist. Klar, man kann noch mehr tun, aber in diesem Fall gab es ein Preis- Limit.


http://www.*****************.net/files/75m3-h.jpg

Ulrich Wehpke
25.06.2008, 19:52
Hallo Mller

was zur Ansicht: Das Bild zeigt ein verrostetes Universal Gehäuse, an dem sich leider schon einige Künstler versucht haben. Der Tubus wurde in Messing ersetzt, da der alte wohl verrostet war. Allerdings hat man das Ding mit Zinn eingesetzt :mrgreen: Da die Uhr nun bei einmem Menschen mit Herz für Uhr gelandet ist, hatte ich mich um die hässlichen Roststellen zu kümmern. Poliert sollte das Gehäuse auch noch werden. Na, schau selbst, wie es geworden ist. Klar, man kann noch mehr tun, aber in diesem Fall gab es ein Preis- Limit.


http://www.*****************.net/files/75m3-h.jpg

Falls der Messingtubus im Prüfgerät dicht ist, soll er bleiben, wenn nicht, dann wird er mitsamt dem Zinn ausgebohrt und mit einem Stahröhchen (1.45xx) ausgebüchst und dicht eingeschweißt.

jk737
26.06.2008, 10:24
tolle arbeit!

ehemaliges mitglied
26.06.2008, 21:03
Original von Ulrich Wehpke
@Reckel: So eine Zapfengeschichte kostet etwa 80 bis 100 Euro. Dazu musst Du noch das Honorar Deines Uhrmachers rechnen. Willst Du sehen wie so was ausschaut, guckst Du hier: (Links das Fertige, rechts das rohe Teil, direkt n.d. Schweißen)

http://www.*****************.net/files/75m3-8.jpg

Sieht klasse aus.
Den letzten gebrochenen Zapfen hat mein Uhrmacher selbst als Aufsteckzapfen nachgefertigt, das kam etwas teurer... ;)
Hat aber Spass gemacht dabeizusein!

Bye

Marko

Mostwanted
26.06.2008, 21:12
Saubere Arbeit :gut:

Ulrich Wehpke
27.06.2008, 01:12
Danke!

... was die Russen nicht mehr weiter zu beschäftigen braucht! ;)

Aber ehrlich, die Sache mit dem Trieb ist viel schwieriger!

Ulrich Wehpke
27.06.2008, 14:00
Hallo JK737,

Krefeld liegt bei Düsseldorf, allerdings auf der "richtigen" Rheinseite ;-)

Oyster-one
28.06.2008, 14:30
Sehr beeindruckende Arbeiten! :gut:

hoppenstedt
28.06.2008, 17:42
Bewundernswert! Alleine die Mühe des Einstellens der Bilder verdient jede Menge Dank & Anerkennung :dr:

Die technische Ausführung ist - soweit ich das als Laie erkennen und beurteilen kann - über alle Zweifel erhaben. Nochmals Danke! :dr: