andreaslange
06.01.2024, 14:22
Hallo
Drüben im UF habe ich die Uhr ja schon vorgestellt.
Ich habe den Text hier genau so übernommen.
Ich sage es gleich vorab:
Die Lange 31 ist zu groß, zu dick, zu schwer, zu kopflastig und sie stand nie auf meiner Wunschliste!
Hätte ich nur 10 Uhren von Lange, wäre sie nicht in meiner Sammlung.
Wahrscheinlich auch nicht bei 20, 30 oder 40 Uhren.
Aber jetzt sollte es die Uhr dann doch sein...
Aufgrund gewisser Umstände, die ich in einem anderen Thread ausführlich
beschrieben habe, konnte ich die Lange 31 schon jetzt kaufen und nicht erst im Sommer 2024
wie es eigentlich geplant war...
Rückblende August 2023.
Voller Erwartung sitze ich bei meinem Juwelier.
Er will mir zeigen, welche Uhren von Lange & Söhne er noch so im Tresor liegen hat
(seit Mai gibt es Lange nur noch in den eigenen Boutiquen zu kaufen)
Mein Konzi trägt ein Tablett vor sich her.
Hinter Ihm hält ein Verkäufer eine große Box in den Händen.
Größer als alle Boxen die ich bisher von Lange kenne.
Diese stellt Er vor mich auf den Tisch. Als erstes denke ich an den Datograph Perpetual Tourbillon.
Mein Juwelier lacht und meint ich solle die Box öffnen.
Ich blicke rein - und sehe Nichts! Die Box ist leer...
Er schiebt mir noch mal ein extra Tablett auf dem Tisch rüber.
Darauf erblicke ich eine Lange 31 - und ich denke, was um Himmels Willen soll ich mit dieser Uhr?
Die Uhr stand für mich eigentlich nie zur Debatte.
Ich hatte sie auch vorher noch nie am Arm.
Als ich vor vielen Jahren mal bei Lange in Glashütte war, konnte ich die Uhr mal kurz ansehen
und hab nur das Uhrwerk begutachtet.
Ansonsten habe ich mich auch gar nicht weiter für die Lange 31 interessiert.
Und jetzt lag die Uhr eben zum zweiten Mal vor mir.
Mein Juwelier meinte ich solle den Schlüssel aus der dazugehörigen kleinen Metallbox nehmen um
die Uhr damit aufzuziehen.
Und mein Konzi kennt mich viel besser wie ich glaubte - sehr viel besser!
Denn Er war sich garantiert schon vorher sicher, dass ich die Uhr dann haben will...
Die Uhr hat mein Juwelier vor einigen Jahren an einen Kunden von ihm verkauft.
Es hört sich vielleicht verrückt an, aber Dieser hatte eine Wette verloren und
musste die Uhr kaufen...
Seitdem lag die Uhr jahrelang im Bankschließfach und wurde nie getragen.
Die Lünette, die Gehäuseseiten und die Faltschließe waren noch verklebt und am Krokoband
noch das Artenschutz-Fähnchen dran.
Quasi also eine nagelneue Uhr.
Jetzt geht es aber zur eigentlichen Uhr!
Bevor Lange die Uhr im Jahr 2007 vorgestellt hat, lag die maximale Gangreserve bei einer Armbanduhr
mit Handaufzug bei acht Tagen. In den meisten Fällen jedoch zwischen 40 und 72 Stunden.
Die Lange 31 muss nun wieder der Name schon sagt, tatsächlich nur alle 31 Tage neu aufgezogen werden.
Oder was sich noch eindrucksvoller anhört, nur alle 744 Stunden!
Dahinter steckt jedoch auch eine wahnsinnig komplizierte Technik.
Mit einem Doppelfederhaus hatte Lange & Söhne bei der Lange 1 ausreichend Erfahrung.
Nicht jedoch mit einem Doppelfederhaus mit zwei sich darin befindlichen Spiralfedern mit einer Länge
von je 185 Zentimetern.
Deshalb dauerte auch die Entwicklung der Lange 31 vier Jahre.
Zu erkennen an der Kaliberbezeichnung L034.1
Die zwei Zahlen hinter dem "L" zeigen immer das Entwicklungsjahr an.
"03" steht in diesem Fall für das Jahr 2003.
Hier gleich noch ein paar Zahlen zum Uhrwerk:
Uhrwerkteile: 406
Lagersteine: 62
Durchmesser: 37,3mm
Höhe: 9,6mm
Somit ist alleine das Uhrwerk größer und höher als manche Uhr von Lange.
Das Problem dieser gewaltigen Gangreserve ist das große Drehmoment, welches in den Federhäuser bei Vollaufzug vorliegt
und welches bei der Entspannung der langen Federn über die Zeit abnimmt.
Diese Schwankungen im Drehmoment sind umso ausgeprägter, umso stärker die jeweilige Feder ist. In der Lange 31
ist es die stärkste Feder, die in einer Armbanduhr weltweit zu finden ist. Schwankungen im Drehmoment führen
aber unweigerlich zu Schwankungen der Präzision einer Uhr, da die Gangpartie eine möglichst konstante Energiemenge
vom Federhaus benötigt, um eine gleichbleibende Präzision zu erreichen. Die in der Realität abgegebene Energie ist
aber nicht konstant. Bei einer Automatikuhr gleicht sich das bei der Benutzung der Uhr aus, da die Feder mit jeder
Bewegung des Arms wieder gespannt und somit Energie gespeichert wird. Bei einer Handaufzugsuhr reduziert sich das
Drehmoment des Federhauses konstant, wenn die Uhr läuft.
Ohne technische Hilfsmittel wären also die Schwankungen der Präzision bei einer Uhr mit 31 Tagen Gangreserve
nicht akzeptabel! Und so ersann A. Lange & Söhne das sogenannte Nachspannwerk, um die vom Federhaus an die Gangpartie
abgegebene Energiemenge, unabhängig von der Spannung der Feder, konstant zu halten.
Aus diesem Grund hat Lange & Söhne bei den Uhren aus der "Pour Le Mérite"-Serie einen Antrieb über Kette und
Schnecke realisiert.
Aus Platzgründen ist dies aber in der Lange 31 nicht möglich. Zumindest nicht wenn man eine so hohe Gangreserve
anstrebt.
So entwickelte man bei Lange ein Nachspannwerk.
Wie das Nachspannwerk funktioniert, habe ich von Lange & Söhne übernommen:
Der Mechanismus des Nachspannwerkes bewirkt also, dass eine vorgespannte Antriebsspirale auf der Sekundenradwelle
beim Entspannen eine immer gleiche Energiemenge an das Ankerrad weitergibt. Alle zehn Sekunden wird diese an einem
Spiralklötzchen befestigte Spiralfeder an ihrem äußeren Ende wieder um 60 Grad nachgespannt. Nun muss es noch eine
Vorrichtung geben, die diesen Bewegungsablauf zuverlässig und präzise steuert. Diese Aufgabe übernimmt die Unruh.
Sie bewirkt nicht nur den gleichmäßigen Lauf der Sekundenwelle, durch die die genaue Zeit angezeigt wird, sondern
zugleich auch den zyklischen Aufzug des Nachspannwerks. Dies geschieht über ein Reuleaux-Dreieck, eine Kurvenscheibe
in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit konvexen Seiten, die auf der Sekundenradwelle befestigt ist. Alle zehn
Sekunden, das heißt nach jeder Drehung von 60 Grad, bewegt es einen raffiniert konstruierten Schwenkhebel.
An seiner Innenseite greifen zwei Paletten abwechselnd in ein Rad mit nur einem Zahn, das über ein Räderwerk mit
dem Federhaus verbunden ist, und hemmen dessen Lauf nach jeder 180-Grad-Drehung. Mit jeder Drehung wird die zuvor
beschriebene Antriebsspirale blitzschnell wieder ein Stück nachgespannt und die dabei aufgenommene Energie über die
nächsten zehn Sekunden an das Ankerrad abgegeben. Zwar schwankt der Drehmomentverlauf innerhalb dieser zehn Sekunden
minimal, im Durchschnitt jedoch bleibt die Energieabgabe konstant – 31 Tage lang. Der Bewegungsablauf des Nachspannwerks,
der äußerlich dem einer Hemmung gleicht, kann durch den Saphirglasboden beobachtet werden. Ein transparenter
Saphirlagerstein gibt den Blick frei auf das spannende Zusammenspiel von dreieckiger Kurvenscheibe und Schwenkhebel.
Das Nachspannwerk verhindert also, dass das nachlassende Drehmoment aus dem Doppelfederhaus den Gang der Uhr negativ
beeinflusst. Das Ergebnis: gleiche Energieabgabe, gleiche Amplitude, gleiche Ganggenauigkeit bis zum 31. Tag. Dann
stoppt ein Abschaltmechanismus das Uhrwerk. Theoretisch könnte das Werk also noch weiter laufen. Doch dann fiele die
Kraft der Zugfeder unter das Drehmoment der Zusatzspirale und das Nachspannwerk könnte seine Funktion nicht mehr
zuverlässig erfüllen.
Für Lange & Söhne war das Nachspannwerk praktisch auch ein Technologieträger.
Uhren wie die Lange Zeitwerk, welche ein Nachspannwerk für die kraftaufwändige Schaltung der Zahlenscheiben nutzt und
damit Präzisionsschwankungen beim Schaltvorgang vermeidet, wären nicht möglich gewesen.
Und wie zieht man jetzt eine Uhr mit einer solch hohen Gangreserve auf?
Theoretisch ist dies über die Krone möglich.
Jedoch sind bis zum Vollaufzug etwa 500 Kronenumdrehungen nötig (hab es aber nicht getestet).
Auch hier hat sich Lange was einfallen lassen.
Der Uhr liegt ein Schlüssel bei, mit dem man die Uhr auf der Rückseite aufziehen kann.
Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Drehmomentschlüssel, damit die Federn bei Vollaufzug
nicht überspannt werden.
Dieser Schlüssel kostet wahrscheinlich schon mehr als manche einfache Uhr.
Ihm liegt noch eine kleine Metallbox bei, damit der Schlüssel sicher auch bei Reisen über 31 Tage mitgenommen
werden kann...
Eine Umdrehung des Schlüssels im Gehäuseboden bedeutet genau einen Tag Gangreserve.
https://up.picr.de/46850647gq.jpg
Durch die Kraftabgabe alle zehn Sekunden, bewegt sich der Minutenzeiger nicht kontinuierlich.
Sondern Er macht in einer Minute sechs kleine Sprünge.
Das hatte ich vorher selbst nicht gewusst!
Ausgestattet ist die Uhr mit einem Alligatorlederband und einer Faltschließe in Rotgold.
Und das ist dann auch tatsächlich meine erste Uhr von Lange mit einer Faltschließe!
Ich habe keine Ahnung, ob diese Schließen bei Lange alle gleich sind.
Aber die Faltschließe der Lange 31 ist für sich alleine ein kleines Kunstwerk.
Ursprünglich wurde die Lange 31 nur als Platin-Variante ausgeliefert.
2009 folgte die rotgoldene Uhr.
Momentan gibt es die Lange 31 nur noch als limitiertes Weißgold-Modell mit grauem Zifferblatt.
Aufgrund des Durchmessers von 45,9mm und einer Höhe von 15,9mm wurde die Lange 31 tatsächlich nicht so oft gebaut.
Eine genau Zahl kann ich aber nicht nennen. Sie wird aber sicherlich im ganz niedrigen, dreistelligen Bereich liegen.
So, jetzt habe ich Euch mit genug Theorie zugeschüttet und zeige Euch die Bilder:
https://up.picr.de/46850569od.jpg
https://up.picr.de/46850571wu.jpg
https://up.picr.de/46850572if.jpg
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https://up.picr.de/46850648ye.jpg
Gruß
Andreas
Drüben im UF habe ich die Uhr ja schon vorgestellt.
Ich habe den Text hier genau so übernommen.
Ich sage es gleich vorab:
Die Lange 31 ist zu groß, zu dick, zu schwer, zu kopflastig und sie stand nie auf meiner Wunschliste!
Hätte ich nur 10 Uhren von Lange, wäre sie nicht in meiner Sammlung.
Wahrscheinlich auch nicht bei 20, 30 oder 40 Uhren.
Aber jetzt sollte es die Uhr dann doch sein...
Aufgrund gewisser Umstände, die ich in einem anderen Thread ausführlich
beschrieben habe, konnte ich die Lange 31 schon jetzt kaufen und nicht erst im Sommer 2024
wie es eigentlich geplant war...
Rückblende August 2023.
Voller Erwartung sitze ich bei meinem Juwelier.
Er will mir zeigen, welche Uhren von Lange & Söhne er noch so im Tresor liegen hat
(seit Mai gibt es Lange nur noch in den eigenen Boutiquen zu kaufen)
Mein Konzi trägt ein Tablett vor sich her.
Hinter Ihm hält ein Verkäufer eine große Box in den Händen.
Größer als alle Boxen die ich bisher von Lange kenne.
Diese stellt Er vor mich auf den Tisch. Als erstes denke ich an den Datograph Perpetual Tourbillon.
Mein Juwelier lacht und meint ich solle die Box öffnen.
Ich blicke rein - und sehe Nichts! Die Box ist leer...
Er schiebt mir noch mal ein extra Tablett auf dem Tisch rüber.
Darauf erblicke ich eine Lange 31 - und ich denke, was um Himmels Willen soll ich mit dieser Uhr?
Die Uhr stand für mich eigentlich nie zur Debatte.
Ich hatte sie auch vorher noch nie am Arm.
Als ich vor vielen Jahren mal bei Lange in Glashütte war, konnte ich die Uhr mal kurz ansehen
und hab nur das Uhrwerk begutachtet.
Ansonsten habe ich mich auch gar nicht weiter für die Lange 31 interessiert.
Und jetzt lag die Uhr eben zum zweiten Mal vor mir.
Mein Juwelier meinte ich solle den Schlüssel aus der dazugehörigen kleinen Metallbox nehmen um
die Uhr damit aufzuziehen.
Und mein Konzi kennt mich viel besser wie ich glaubte - sehr viel besser!
Denn Er war sich garantiert schon vorher sicher, dass ich die Uhr dann haben will...
Die Uhr hat mein Juwelier vor einigen Jahren an einen Kunden von ihm verkauft.
Es hört sich vielleicht verrückt an, aber Dieser hatte eine Wette verloren und
musste die Uhr kaufen...
Seitdem lag die Uhr jahrelang im Bankschließfach und wurde nie getragen.
Die Lünette, die Gehäuseseiten und die Faltschließe waren noch verklebt und am Krokoband
noch das Artenschutz-Fähnchen dran.
Quasi also eine nagelneue Uhr.
Jetzt geht es aber zur eigentlichen Uhr!
Bevor Lange die Uhr im Jahr 2007 vorgestellt hat, lag die maximale Gangreserve bei einer Armbanduhr
mit Handaufzug bei acht Tagen. In den meisten Fällen jedoch zwischen 40 und 72 Stunden.
Die Lange 31 muss nun wieder der Name schon sagt, tatsächlich nur alle 31 Tage neu aufgezogen werden.
Oder was sich noch eindrucksvoller anhört, nur alle 744 Stunden!
Dahinter steckt jedoch auch eine wahnsinnig komplizierte Technik.
Mit einem Doppelfederhaus hatte Lange & Söhne bei der Lange 1 ausreichend Erfahrung.
Nicht jedoch mit einem Doppelfederhaus mit zwei sich darin befindlichen Spiralfedern mit einer Länge
von je 185 Zentimetern.
Deshalb dauerte auch die Entwicklung der Lange 31 vier Jahre.
Zu erkennen an der Kaliberbezeichnung L034.1
Die zwei Zahlen hinter dem "L" zeigen immer das Entwicklungsjahr an.
"03" steht in diesem Fall für das Jahr 2003.
Hier gleich noch ein paar Zahlen zum Uhrwerk:
Uhrwerkteile: 406
Lagersteine: 62
Durchmesser: 37,3mm
Höhe: 9,6mm
Somit ist alleine das Uhrwerk größer und höher als manche Uhr von Lange.
Das Problem dieser gewaltigen Gangreserve ist das große Drehmoment, welches in den Federhäuser bei Vollaufzug vorliegt
und welches bei der Entspannung der langen Federn über die Zeit abnimmt.
Diese Schwankungen im Drehmoment sind umso ausgeprägter, umso stärker die jeweilige Feder ist. In der Lange 31
ist es die stärkste Feder, die in einer Armbanduhr weltweit zu finden ist. Schwankungen im Drehmoment führen
aber unweigerlich zu Schwankungen der Präzision einer Uhr, da die Gangpartie eine möglichst konstante Energiemenge
vom Federhaus benötigt, um eine gleichbleibende Präzision zu erreichen. Die in der Realität abgegebene Energie ist
aber nicht konstant. Bei einer Automatikuhr gleicht sich das bei der Benutzung der Uhr aus, da die Feder mit jeder
Bewegung des Arms wieder gespannt und somit Energie gespeichert wird. Bei einer Handaufzugsuhr reduziert sich das
Drehmoment des Federhauses konstant, wenn die Uhr läuft.
Ohne technische Hilfsmittel wären also die Schwankungen der Präzision bei einer Uhr mit 31 Tagen Gangreserve
nicht akzeptabel! Und so ersann A. Lange & Söhne das sogenannte Nachspannwerk, um die vom Federhaus an die Gangpartie
abgegebene Energiemenge, unabhängig von der Spannung der Feder, konstant zu halten.
Aus diesem Grund hat Lange & Söhne bei den Uhren aus der "Pour Le Mérite"-Serie einen Antrieb über Kette und
Schnecke realisiert.
Aus Platzgründen ist dies aber in der Lange 31 nicht möglich. Zumindest nicht wenn man eine so hohe Gangreserve
anstrebt.
So entwickelte man bei Lange ein Nachspannwerk.
Wie das Nachspannwerk funktioniert, habe ich von Lange & Söhne übernommen:
Der Mechanismus des Nachspannwerkes bewirkt also, dass eine vorgespannte Antriebsspirale auf der Sekundenradwelle
beim Entspannen eine immer gleiche Energiemenge an das Ankerrad weitergibt. Alle zehn Sekunden wird diese an einem
Spiralklötzchen befestigte Spiralfeder an ihrem äußeren Ende wieder um 60 Grad nachgespannt. Nun muss es noch eine
Vorrichtung geben, die diesen Bewegungsablauf zuverlässig und präzise steuert. Diese Aufgabe übernimmt die Unruh.
Sie bewirkt nicht nur den gleichmäßigen Lauf der Sekundenwelle, durch die die genaue Zeit angezeigt wird, sondern
zugleich auch den zyklischen Aufzug des Nachspannwerks. Dies geschieht über ein Reuleaux-Dreieck, eine Kurvenscheibe
in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit konvexen Seiten, die auf der Sekundenradwelle befestigt ist. Alle zehn
Sekunden, das heißt nach jeder Drehung von 60 Grad, bewegt es einen raffiniert konstruierten Schwenkhebel.
An seiner Innenseite greifen zwei Paletten abwechselnd in ein Rad mit nur einem Zahn, das über ein Räderwerk mit
dem Federhaus verbunden ist, und hemmen dessen Lauf nach jeder 180-Grad-Drehung. Mit jeder Drehung wird die zuvor
beschriebene Antriebsspirale blitzschnell wieder ein Stück nachgespannt und die dabei aufgenommene Energie über die
nächsten zehn Sekunden an das Ankerrad abgegeben. Zwar schwankt der Drehmomentverlauf innerhalb dieser zehn Sekunden
minimal, im Durchschnitt jedoch bleibt die Energieabgabe konstant – 31 Tage lang. Der Bewegungsablauf des Nachspannwerks,
der äußerlich dem einer Hemmung gleicht, kann durch den Saphirglasboden beobachtet werden. Ein transparenter
Saphirlagerstein gibt den Blick frei auf das spannende Zusammenspiel von dreieckiger Kurvenscheibe und Schwenkhebel.
Das Nachspannwerk verhindert also, dass das nachlassende Drehmoment aus dem Doppelfederhaus den Gang der Uhr negativ
beeinflusst. Das Ergebnis: gleiche Energieabgabe, gleiche Amplitude, gleiche Ganggenauigkeit bis zum 31. Tag. Dann
stoppt ein Abschaltmechanismus das Uhrwerk. Theoretisch könnte das Werk also noch weiter laufen. Doch dann fiele die
Kraft der Zugfeder unter das Drehmoment der Zusatzspirale und das Nachspannwerk könnte seine Funktion nicht mehr
zuverlässig erfüllen.
Für Lange & Söhne war das Nachspannwerk praktisch auch ein Technologieträger.
Uhren wie die Lange Zeitwerk, welche ein Nachspannwerk für die kraftaufwändige Schaltung der Zahlenscheiben nutzt und
damit Präzisionsschwankungen beim Schaltvorgang vermeidet, wären nicht möglich gewesen.
Und wie zieht man jetzt eine Uhr mit einer solch hohen Gangreserve auf?
Theoretisch ist dies über die Krone möglich.
Jedoch sind bis zum Vollaufzug etwa 500 Kronenumdrehungen nötig (hab es aber nicht getestet).
Auch hier hat sich Lange was einfallen lassen.
Der Uhr liegt ein Schlüssel bei, mit dem man die Uhr auf der Rückseite aufziehen kann.
Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Drehmomentschlüssel, damit die Federn bei Vollaufzug
nicht überspannt werden.
Dieser Schlüssel kostet wahrscheinlich schon mehr als manche einfache Uhr.
Ihm liegt noch eine kleine Metallbox bei, damit der Schlüssel sicher auch bei Reisen über 31 Tage mitgenommen
werden kann...
Eine Umdrehung des Schlüssels im Gehäuseboden bedeutet genau einen Tag Gangreserve.
https://up.picr.de/46850647gq.jpg
Durch die Kraftabgabe alle zehn Sekunden, bewegt sich der Minutenzeiger nicht kontinuierlich.
Sondern Er macht in einer Minute sechs kleine Sprünge.
Das hatte ich vorher selbst nicht gewusst!
Ausgestattet ist die Uhr mit einem Alligatorlederband und einer Faltschließe in Rotgold.
Und das ist dann auch tatsächlich meine erste Uhr von Lange mit einer Faltschließe!
Ich habe keine Ahnung, ob diese Schließen bei Lange alle gleich sind.
Aber die Faltschließe der Lange 31 ist für sich alleine ein kleines Kunstwerk.
Ursprünglich wurde die Lange 31 nur als Platin-Variante ausgeliefert.
2009 folgte die rotgoldene Uhr.
Momentan gibt es die Lange 31 nur noch als limitiertes Weißgold-Modell mit grauem Zifferblatt.
Aufgrund des Durchmessers von 45,9mm und einer Höhe von 15,9mm wurde die Lange 31 tatsächlich nicht so oft gebaut.
Eine genau Zahl kann ich aber nicht nennen. Sie wird aber sicherlich im ganz niedrigen, dreistelligen Bereich liegen.
So, jetzt habe ich Euch mit genug Theorie zugeschüttet und zeige Euch die Bilder:
https://up.picr.de/46850569od.jpg
https://up.picr.de/46850571wu.jpg
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Gruß
Andreas