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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie erhalte ich den Materialwert eines alten Hauses?



pemi
20.09.2022, 11:29
Hallo Zusammen,

ein Bekannter hat ein Grundstück mit einem alten, für seine Zwecke unbewohnbarem Haus erworben. Zunächst war die einhellige Meinung der Familie, dass das Material noch etwas Geld bringen würde. Bspw. sind die Dachpfannen erst 15 Jahre alt, dass Haus besteht überwiegend aus Holz.

Nun gibt es einen Interessenten, der das Haus "umsonst" abtragen würde, um es woanders wieder auf zu bauen. Er würde dafür aber nichts mehr bezahlen - und die Zimmer müssten auch leer bzw. das was statisch geht raus sein.

Meinem Bekannten ist klar, dass ein eigenständiger Abriss Geld kosten würde. Aber das Material müsste doch auch noch einiges Wert sein?

Ich habe ihm angeboten hier zu Fragen. Vielen Dank.

p.

Schnauzer
20.09.2022, 11:45
Es geht nicht nur um den Abriss, sondern auch um die Entsorgung.
Nur mal als Anhaltswert: Haus, ohne bekannte Altlasten, 2-geschossig, ca. 290 Kubikmeter umbauter Raum. Vor zwei Jahren Angebote für Abriss- und Entsorgung zwischen 32k und 38k.
Holz kann bei der Entsorgung häßlich werden, da oft mit mittlerweile geächteten Stoffen behandelt.

Grüße, Schnauzer

P.S. Der Materialwert alleine bringt Dir nix. Du brauchst auch jemand, der diesen bezahlt !

pemi
20.09.2022, 11:57
Danke Dir - gebe ich gerne weiter. Für den Abriss wurden 15 bis 20k geschätzt. Das klingt nun nach Fehleinschätzung.

666feet
20.09.2022, 12:13
Das Angebot des Bekannten kann er "blind" annehmen ;-) , wenn er sich auch daran haelt und ALLES nimmt.
Ist das Haus denn unterkellert?

pemi
20.09.2022, 12:13
Ja, das Haus hat einen Keller.

AndreasL
20.09.2022, 12:36
Wegen dem Thema Huf Haus (vor ein paar Monaten hier) habe ich mal dies gegoogelt: https://www.come-on.de/lennetal/plettenberg/abreissen-kann-doch-jeder-huf-haus-himmelmert-ungewoehnliche-weise-verschwindet-9660422.html

Zu der Ausgangsfrage: Ein Verkauf des Materials bedingt bestimmt einzelne Posten und dann eine Entsorgung des Rests. Wäre also froh, wenn es jemand umsonst komplett nimmt.

ReneS
20.09.2022, 14:06
Materialwert - Arbeitszeit - Entsorgungskosten für Müll <= 0

blarch
20.09.2022, 15:20
Materialwert bei einem Haus, auch wenn einzelne Bauteile „nur“ 15 Jahre alt sind, ist in der Regel 0.0 respektive die Zeit evtl. „wertvolles“ Material wie Kupfer oder ähnliches zu „gewinnen“ übersteigt in der Regel den Materialwert. Kommen jetzt noch Schadstoffe hinzu (Asbest war bis in die 1980er noch ein beliebter Baustoff) kann es schnell teuer werden.

Wenn ich kein Interesse an dem Haus hätte und das Haus an sich kein sonderlichen Wert darstellt, würde ich das Angebot auch ungesehen annehmen.

ein michael
20.09.2022, 15:56
Ohne vom Fach zu sein, reiner Pragmatismus, weg mit dem Haus und selbst keine Kosten dafür zu haben, perfekte Lösung. Da dürfen keine monetär wertvolle Baustoffe vorhaben sein, die sich derart veräußern ließen, dass ich nach selbst zu tragenden Abrisskosten noch ein Plus habe ( wahrscheinlich nur ein dickes Minus ).

Schnauzer
20.09.2022, 16:39
Da gibt es noch zusätzlich einen Stolperstein.... Ein Abriss muss beim zuständigen Bauamt angemeldet sein. Abrissgenehmigungen werden Bundesland-spezifisch gehandhabt.
Zumindest hier bei uns braucht man nach dem Abriss einen anerkennungsfähigen "Nachweis der materialspezifischen Entsorgung" des Bauschutts und aller sonstigen angefallenen Stoffe. Sonst gibt´s keine Baugenehmigung für das betreffende Grundstück, sondern ein Bussgeldverfahren.

Donluigi
20.09.2022, 17:44
Mach doch mal die Gegenrechnung auf: wie lange würdest Du wohl brauchen, um den ganzen Schamott abzutragen, zu säubern, zu ordnen, zu lagern, zu katalogisieren, anzubieten und abzuwickeln? Davor die Abrißgenehmigungen und danach evtl. Versteuerung des Ertrags. Wenn Du den Eindruck hast, daß der Hustle im Verhältnis zum Ertrag steht: go ahead.

Generell gilt: Familien haben gern recht überzogene Vorstellungen von den tatsächlichen Werten des Familienbesitzes.

666feet
20.09.2022, 18:15
Da gibt es noch zusätzlich einen Stolperstein.... Ein Abriss muss beim zuständigen Bauamt angemeldet sein. Abrissgenehmigungen werden Bundesland-spezifisch gehandhabt.
Zumindest hier bei uns braucht man nach dem Abriss einen anerkennungsfähigen "Nachweis der materialspezifischen Entsorgung" des Bauschutts und aller sonstigen angefallenen Stoffe. Sonst gibt´s keine Baugenehmigung für das betreffende Grundstück, sondern ein Bussgeldverfahren.

Er will das Gebaude ja verkaufen :D Muss halt zum Abtransport zerlegt werden. Da waere ich auf eine eventuelle Klage gespannt... Immobilie wird so zur Mobilie

Andi S. aus V.
20.09.2022, 22:10
Da gibt es noch zusätzlich einen Stolperstein.... Ein Abriss muss beim zuständigen Bauamt angemeldet sein. Abrissgenehmigungen werden Bundesland-spezifisch gehandhabt.
Zumindest hier bei uns braucht man nach dem Abriss einen anerkennungsfähigen "Nachweis der materialspezifischen Entsorgung" des Bauschutts und aller sonstigen angefallenen Stoffe. Sonst gibt´s keine Baugenehmigung für das betreffende Grundstück, sondern ein Bussgeldverfahren.

Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen (Baden-Württemberg). Man braucht eine Abbruchgenehmigung und dann auch noch eine Abbruchfreigabe ("grüner Punkt"). Selber machen wird keinesfalls genehmigt, es muss ein zertifiziertes Unternehmen sein. Bei mir war es eine eingeschossige Holzbude (Imbissstand), die ich locker hätte selbst abbrechen und entsorgen können. Nachdem ich von allen bekannten zertifizierten Abbruchunternehmen auch nach Wochen nichtmal ein Angebot bekommen hatte, habe ich von der Vertretung meines Sachbearbeiters im Baurechtsamt (der zum Glück im Urlaub war) die Genehmigung bekommen, dass der Zimmermann für den Neubau auch den Abbruch der Bude macht. Außerdem mussten wir uns schriftlich verpflichten, dass die gesamte Entsorgung über ein zertifiziertes Entsorgungsunternehmen läuft, was wir ggf. auch hätten nachweisen müssen.

pemi
21.09.2022, 16:02
Ok, das liest sich alles -für mich / Laie - sehr kompliziert und deutlich nach: Nicht lange überlegen :)

siggi415
21.09.2022, 16:33
....

Nun gibt es einen Interessenten, der das Haus "umsonst" abtragen würde, um es woanders wieder auf zu bauen. Er würde dafür aber nichts mehr bezahlen - und die Zimmer müssten auch leer bzw. das was statisch geht raus sein.

....


Für mich irgendwie zu gut um wahr zu sein, DFmddT. Ohne einen richtigen Vertrag mit einem greifbaren Unternehmen sehe ich hier schon große Probleme auf den "Verkäufer" zukommen.

pemi
22.11.2022, 12:37
Da es nun akut werden soll: was müsste im Vertrag festgehalten werden, damit alles rechtssicher wird? Denke da an „Was passiert - wenn es hoffentlich nicht passiert - wenn sich jemand verletzt? Oder mitten im Abbau einfach aufgehört wird?

666feet
22.11.2022, 13:21
Lass die Gegenseite doch erst mal einen Vertrag vorschlagen.

siggi415
22.11.2022, 15:45
Eventuell kann Dir hier auch der https://www.deutscher-abbruchverband.de/ weiterhelfen, sonst einen Juristen fragen.

Edit: Mir ist allerdings noch nicht klar ob der "Abbrecher" hier auch ein Fachmann ist. Bei solchen Arbeiten sollte man schon wissen was man tut.

enfroschn
22.11.2022, 19:12
Eventuell kann Dir hier auch der https://www.deutscher-abbruchverband.de/ weiterhelfen, sonst einen Juristen fragen.

Edit: Mir ist allerdings noch nicht klar ob der "Abbrecher" hier auch ein Fachmann ist. Bei solchen Arbeiten sollte man schon wissen was man tut.

Was soll denn der Abbruchverband helfen? Wenn die Baumaterialien wieder verwendet werden, ist es wohl eher ein rohstoffsparsamer Rückbau zur Wiederverwendung. Da ist der 360°-Greifer vom Bodo eher nicht im Einsatz...:bgdev:
Auf alle Fälle ist eine Abbruchgenehmigung bei der Bauaufsichtsbehörde erforderlich.
Ob die Wiederverwendung der Baustoffe wirtschaftlich sinnvoll ist für den Rückbauer, steht auf einem anderen Blatt.

Schnauzer
22.11.2022, 22:18
Die Themen Abrissgenehmigung und Entsorgungsnachweis müssen zwingend geregelt sein. Siehe #10.

Grüße, Schnauzer

pemi
02.08.2023, 15:57
Es bestehen noch Fragen: Das ganze wird ja nicht entsorgt, sondern wieder aufgebaut. Abbauer ist Privatmann. Evtl. werden Teile entsorgt, wenn es notwendig ist von der Substanz. Es ist also eher ein Rückbau.

Macht es Sinn, die Rechtsschutz anzurufen und beraten zu lassen?