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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Konstrukteure auf Speed – das Omega 1140 mit Dubois Depraz Chrono-Modul



Bullit
28.12.2021, 15:26
Liebe Foristi,

willkommen zu einer weiteren Besichtigungstour durch ein Uhrwerk. Heute geht es um das Omega 1140 mit dem Dubois-Depraz-Chrono-Modul 2020. Modul-Chronographen genießen ja keinen allzu guten Ruf, um das mal vorsichtig auszudrücken. „ETA-Massenware mit angeflanschter Komplikation“ und „nix als Ärger mit der Zahnluft“ sind wohl die häufigsten Vorwürfe, die sich dieses Kaliber gefallen lassen muss und daher habe ich es auch lange ignoriert.

Aber dann bin ich bei der Ersatzteilsuche zu einem Buren 12 irgendwann mal über so ein Bild gestolpert:


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Das Dubois-Depraz-Modul 2020 mit abgenommener Deckplatte. Irre, wer denkt sich sowas aus? Konstrukteure auf Speed? Wie funktioniert dieses Ding? Muss ich haben! :D Also kaufte ich mir im März 2021 eine gebrauchte Omega Speedmaster Reduced. Mit dem Plan, diese vollständig zu zerlegen und zu verstehen.


https://up.picr.de/42718896nk.jpg


Vor der Kür kommt bekanntlich die Pflicht, los geht es also mit dem Basiswerk, einem von Omega veredelten ETA 2890-2. Die Uhr war quasi „dead on arrival“ (worauf der Verkäufer ausdrücklich hingewiesen hatte, war also vollkommen ok), somit gibt es erstmal eine neue Zugfeder.


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Die Platine wird mit Federhaus, Sperrad und dem Zwischenrad bestückt.


https://up.picr.de/42718898jd.jpg


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Es folgen einige Elemente des Aufzugs, die sehr kompakt auf der Unterseite der Federhausbrücke angeordnet sind: Kronrad, Zwischenkronrad, Zwischensperrad.


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Die Klinke ist so ein Beispiel für den Unmut von Enthusiasten gegenüber ETA. Klar, die ist kompakt, die ist günstig, die funktioniert – aber elegant geht anders. Ganz anders.


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Abschließend kommt noch das Mitnehmerrad für das Sperrad hinzu (in welches dann später die Automatik eingreift), dann wird die Brücke montiert. Es folgt das Räderwerk: Kleinbodenrad, Sekundenrad, Ankerrad und der zugehörige Kloben.

https://up.picr.de/42718903ro.jpg


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Wechsel auf die Oberseite: Kupplungstrieb, Aufzugtrieb und Aufzugwelle hinzu. Ganz am linken Rand kann man in diesem Bild das Trieb des Kleinbodenrads sehen. Dieses greift dann später in das Mitnehmerrad.


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Dann drei Hebel: Schalthebel, Winkelhebel und Kupplungstriebhebel.


https://up.picr.de/42718907oh.jpg


Nun zum Minutenrohr mit Mitnehmerrad. Hier sind 4 Räder direkt untereinander auf einer Welle angeordnet. Die beiden kleinen Räder sind fest mit der Welle verbunden, das untere Rad (das Mitnehmerrad) sitzt mit einer leichten Presspassung auf der Welle (die „Federspeichen“ erzeugen hier die Zeigerreibung). Das obere, große Rad hat in diesem Werk keine Funktion im Sinne eines Zahnrads, es dient lediglich als Distanzscheibe.


https://up.picr.de/42718908kt.jpg


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Das Wechselrad wird zwischen die beiden großen Räder geschoben, dann erfolgt die Montage. Zeigerstellrad und Winkelhebelraste kommen hinzu.


https://up.picr.de/42718911qs.jpg


https://up.picr.de/42718912xs.jpg


Es folgt die Wechselradbrücke und ganz zum Schluss wird das Mitnehmerrad auf den Zapfen des Sekundenrads aufgepresst. Hier sieht man die 2 Zahnräder, die quasi die „aktive“ Schnittstelle zum Chrono-Modul bilden. Das obere kleine Rad überträgt die Rotation des Sekundenrads, das darunter befindliche etwas größere Rad die Rotation des Minutenrads bzw. die Zeigerstellung.


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Nun kurz zur Automatik. Die Räder des Reduktionsgetriebes werden auf der Brücke montiert, dann der kugelgelagerte Rotor drangeschraubt.


https://up.picr.de/42718914cl.jpg


https://up.picr.de/42718915ag.jpg


https://up.picr.de/42718911qs.jpg


Das Werk wird mit Anker und Unruh komplettiert, dann muss noch der kleine Hebel für den Sekundenstop eingelegt werden.


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Automatik drauf, fertig. Und die sichtbaren Oberflächen hat Omega gegenüber einem Standard-ETA dann doch ein bisschen aufgehübscht.


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So, jetzt kommen wir also endlich zur Kür, dem Chronographen-Modul. Ich werde hier nicht Schritt für Schritt die Montagereihenfolge zeigen, die geht aus dem im Netz verfügbaren technical manual (https://watchguy.co.uk/cgi-bin/files?subdir=Omega&dir=Technical%20Manuals&action=documents) und aus entsprechenden Videos auf Youtube hervor. Vielmehr möchte ich die Funktionsweise anhand von Teilaufbauten erläutern, wenn nicht alles montiert ist, kann man einfach mehr erkennen.

Es geht los mit dem Mitnehmerrad des Sekundenräderwerks. Dieses wird auf das Chrono-Gestell positioniert und mit einem Halteplättchen gesichert. Damit das Rad nicht verkippt, wird es von 4 Rubinen abgestützt. In dieses Rad greift dann später das Abtriebsritzel des Basiswerks, hier wird also die Rotation des Sekundenrads an das Modul übergeben.


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Nun kommt die Zusatz-Wechselradbrücke hinzu, an der zwei miteinander fest verbundene Zahnräder vormontiert sind: Unten das Mitnehmerrad fürs Zeigerwerk, oben das Zusatzwechselrad. Hier wird die Drehung des Minutenrads des Basiswerks bzw. die Zeigerstellung an das Modul übergeben und einfach nur nach oben durchgereicht, da sie ja nichts mit der Chrono-Komplikation zu tun hat.


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Hier nochmal die Schnittstelle zum Basiswerk von unten gesehen.


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Nun zum ersten Teil des Räderwerks, der permanenten Sekunde. Diese wird ja im 3 Uhr-Totalisator angezeigt. Hier sieht man, wie die Drehung des Mitnehmerrads über 2 Zwischenräder zum dort platzierten Sekundentrieb übertragen wird. Letzteres hat einen langen Zapfen, auf dem dann der Zeiger sitzt.


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Das ganze wird mit einer kleinen Brücke komplettiert. Auf dieser befindet sich noch eine Friktionsfeder, die seitlich gegen das Sekundentrieb drückt und somit im Prinzip das Zahnspiel der langen Übertragungskette egalisiert (auf dem Bild ist die Feder noch nicht final eingehakt sondern nur aufgelegt). Warum „im Prinzip“? Darauf komme ich später nochmal zurück.


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Jetzt zur zweiten Räderkette die vom Mitnehmerrad angetrieben wird, dem Chrono-Räderwerk. Wir beginnen mit dem Kupplungsrad, dem Kernelement der vertikalen Kupplung des DD 2020. Die beiden Zahnräder werden mittels einer Blattfeder zusammengedrückt und sind somit reibschlüssig verbunden.


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Das Kupplungsrad wird genau über dem Mitnehmerrad eingesetzt, es ist allerdings nicht mit diesem verbunden.


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Nun ein kleiner Vorgriff auf den Schaltmechanismus. Die Kupplungsfeder mit der charakteristischen Gabel, die dann zwischen die beiden Ebenen des Kupplungsrads greift.


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Fehlt nur noch das Zwischenmitnehmerrad. Dieses wird unten vom Mitnehmerrad angetrieben und gibt diese Drehung oben an das Kupplungsrad weiter. Wird die Gabel nach unten gedrückt, so drückt sie ihrerseits das untere Zahnrad nach unten und löst somit die reibschlüssige Verbindung. Ausgekuppelt.


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Auf dem letzten Bild war auch schon das Chrono-Zentrumrad mit seinem langen Zapfen und dem Nullstellherz montiert, welches vom Kupplungsrad angetrieben wird (natürlich nur im eingekuppelten Zustand). Es folgen ein großes Zwischenrad und das Minutenzählrad (wiederum mit langem Zapfen für den Zeiger und Nullstellherz). Die Rotation des Chrono-Zentrumrads (1 Umdrehung pro Minute) wird also durchgereicht und so untersetzt, dass das Minutenzählrad eine Umdrehung in 30 Minuten macht. Das Minutenzählrad läuft bei diesem Konzept also kontinuierlich, im Gegensatz zu vielen Kalibern, bei denen es durch einen Schaltfinger nur einmal pro Minute weitergedreht wird.


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Nach weiteren 3 Zwischenrädern sind wir dann am Ziel, dem Stundenzählrad. Das letzte Zwischenrad ist fest an der Unterseite der Chronobrücke montiert, bei montierter Brücke sitzt es dann an der Stelle, die ich mit dem grünen Punkt markiert habe.


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So weit, so gut, alle Räder wieder runter und wir widmen uns dem Schaltmechanismus. Das DD 2020 ist ein Nockenschaltwerk, also fangen wir gleich mal mit der Nockenraste an.


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Die bereits bekannte Kupplungsfeder wird ebenfalls auf die beiden Stifte aufgesetzt, dann werden beide Teile mit einer gemeinsamen Schraube gesichert.


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Nun wird der Nocken auf seine Achse aufgesteckt. Im ersten Bild befindet er sich in der Stellung „Start/Chrono eingekuppelt“, im zweiten Bild in der Stellung „Stop/Chrono ausgekuppelt“.


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Es folgen die Elemente, die den Nocken hin und wieder zurück schalten: Die Umkehrwippe (ich hätte sie ja einfach als Keil bezeichnet) und der Schalthebel. Der im Gehäuse befindliche Pusher drückt dann später gegen die Fläche des Schalthebels und die in ihn eingehängte Umkehrwippe drückt den Nocken in die jeweils andere Schaltstellung.


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Die Umkehrwippe darf allerdings nicht einfach ungeführt in der Gegend rumschlackern wie auf obigem Bild. Sie muss einerseits im unbelasteten Zustand in eine definierte Richtung zeigen, und andererseits beim Schalten leicht drehbar sein, damit sie der Kontur des Nockens folgen kann. Die Umsetzung dieser „schwenkbaren Führung“ ist mein Lieblingsdetail an diesem Werk. Damit die entsprechenden Teile montiert werden können, müssen erst noch 3 andere Komponenten eingelegt werden. Deren Funktion erkläre ich dann später.

Das Schaltschiffchen unten (das ist im Prinzip nur eine Distanzscheibe)


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Der Übertragungshebel


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Der Riegel für die Nullstellerwippe


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Und so liegen sie im Modul.


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Jetzt können diese beiden Hilfshebel montiert werden.


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Und so sieht dann das komplettierte Puzzle aus. Hebel 1 ist in den „Keil“ eingesteckt, dann mit dem Hebel 2 verbunden und der ist auf den Übertragungshebel gesteckt. Die Stirnseite von Hebel 2 wird von einer kleinen Drahtfeder in der Nulllage gehalten, bei Belastung kann er aber etwas zu beiden Seiten verschwenken. Sämtliche Teile sind nur gesteckt, da ist nirgends eine Schraube oder eine Sicherungsklammer im Spiel. Würde man jetzt den Schalthebel betätigen, würden einfach sämtliche Teile kreuz und quer über den Tisch fliegen. Aber wenn am Ende die Deckplatte montiert ist, haben die Teile nur noch wenige hundertstel Millimeter Spiel nach oben/unten und alles funktioniert. Genial. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum dieses Modul unter Uhrmachern ziemlich unbeliebt ist. Man kann im teilmontierten Zustand wenig bis gar nichts ausprobieren. Ob man einen Fehler gemacht hat, merkt man erst ganz am Ende bei montierter Deckplatte.


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Fast geschafft, am Schaltmechanismus fehlen nur noch zwei Teile. Das Schaltschiffchen oben.


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Es sitzt auch auf der Achse des Nockens und ist mit ihm durch einen Pin fest verbunden, macht also seine Drehung mit.


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Schließlich der Kupplungshebel.


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Dieser wird in die U-förmige Aussparung des Schaltschiffchens eingeschoben. Wenn ganz am Ende die Deckplatte montiert ist, läuft der „Hammerkopf“ des Kupplungshebels in einer linearen Kulissenführung (siehe einmontierter Bildausschnitt rechts unten). Die Drehbewegung des Nockens wird durch diesen Mechanismus in eine lineare Bewegung des Kupplungshebels transformiert. Wenn der Nocken jetzt also in die Stellung „Stop“ gedreht wird, wird der Kupplungshebel nach rechts in die Schräge der Gabel geschoben, drückt diese nach unten und kuppelt in der Folge das Kupplungsrad aus.


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Jetzt komme ich nochmal auf die Friktionsfeder der permanenten Sekunde zurück, welche „im Prinzip“ das Zahnspiel egalisiert. Wenn man an der fertig montierten Uhr den gerade erläuterten Schaltmechanismus betätigt, schnappt ja die Nockenraste in die jeweils andere Schaltstellung des Nockens ein. Da die Nockenraste unter relativ hoher Vorspannung steht, wird bei diesem Vorgang eine ordentliche Erschütterung in das Werk eingeleitet. Und das kann dazu führen, dass die permanente Sekunde trotz Friktionsfeder plötzlich ein paar Sekunden nach vorne springt, das Zahnspiel macht es möglich. Was dann so manchen Uhrenbesitzer ratlos zurücklässt, hä, ich betätige die Stopfunktion und die normale Sekunde verspringt? Die haben doch nichts miteinander zu tun!? Doch, haben sie, sie sind in derselben Uhr verbaut. :D

Wohlgemerkt: Das heisst nicht, dass die Uhr dann dauerhaft ein paar Sekunden falsch geht. In der Folge bleibt der Sekundenzeiger ein paar Sekunden stehen, bis sämtliche Zahnräder wieder auf Kontakt gedreht wurden, dann läuft die Uhr ganz normal weiter. Es wird also „lediglich“ für ein paar Sekunden die falsche Zeit angezeigt. Das soll nicht beschönigt werden, dieser Effekt ist eine Schwäche des DD 2020. Warum er allerdings nicht immer auftritt, kann ich mangels Erfahrung nicht beurteilen (Zufall? Falsche Federvorspannung? Falsche Schmierung?).

Nun zum (wie wohl bei allen Chronographen) komplexesten Thema, dem Nullstellen. Den Riegel für die Nullstellerwippe haben wir ja schon kennengelernt, hier erstmal ein Überblick über die weiteren Teile.

Die Chronobrücke mit vormontiertem Blockierrad und Hammer. Der Hammer kümmert sich auf einen Streich um alle drei Zählerräder.


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Dann der Schalthebel für den Hammer, die Nullstellerwippe (gegen deren umgebogene Fläche dann später der Reset-Pusher drückt) und ihre Raste.


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Zunächst wird die Brücke montiert, dann folgt noch der Blockierhebel mit seiner kleinen Feder. Dieser wirkt bei laufendem Chronographen einfach wie eine Friktionsfeder für den Stundenzähler. Ist der Chronograph in Nullstellung, so blockiert der Hebel das Blockierrad an der Unterseite der Brücke.


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Die nun folgenden Abläufe sind leider etwas schwierig darzustellen, daher nehme ich einen kleinen Film zu Hilfe. Hier ist aber die Raste noch nicht montiert, wenn ihre Spannung ins Spiel kommt fliegen die Teile nämlich wieder quer über den Tisch.
Am Anfang befindet sich der Chrono in Nullstellung, man sieht, dass der Hammer in die Bereiche hineinragt, wo sich später die Nullstellherzen befinden. Dann simuliere ich mit einer Pinzette den Start, dabei drückt die abgerundete Kontur des Riegels die Nullstellwippe weg und somit dreht sich auch der Hammer von den Rädern weg. Das ist jetzt die Situation „Chrono läuft“. Die Spitze des Riegels blockiert hier die Nullstellwippe, somit ist ein Reset bei laufendem Chrono nicht möglich (was ich mit der Pinzette kurz andeute). Dann bringe ich die Schaltung in die Stop-Position, sodass die Betätigung des Reset wieder möglich ist.


https://vimeo.com/656490317


Hier nochmal mit montierter Raste. Im ersten Bild befindet sich der Chrono in Nullstellung, im zweiten dann in Startstellung.


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Soviel zum Thema Nullstellen. Oder nein, halt, da war doch noch was? Der mit Chronographen vertraute Leser wird sich jetzt fragen: Moment mal, der Hammer fährt gegen die Nullstellherzen, aber sämtliche Zahnräder des Chrono-Räderwerks sind im Eingriff - wie soll das denn gehen, das blockiert doch dann alles? Gibt es da keine Kupplungen, wie z.B. beim Valjoux 72?

Nein, gibt es nicht. Dubois Depraz hat ein völlig anderes Konzept umgesetzt, das ich hier mal beispielhaft an einer Schnittzeichnung des Stundenzählrads erklären möchte (Chrono-Zentrumrad und Minutenzählrad sind im Prinzip genauso aufgebaut).


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Das Nullstellherz sitzt fest auf der Welle, ebenso später der Zeiger. Aber das Zahnrad nicht! Dieses wird von einer kleinen Feder nach oben gedrückt, Zahnrad und der Rest sind also nur reibschlüssig verbunden. Im normalen Betrieb dreht sich also dann der Zeiger mit der gleichen Drehzahl wie das Zahnrad mit. Aber beim Nullstellen „übersteuert“ der Hammer die Reibverbindung, er zwingt das Nullstellherz (und somit auch den Zeiger) in die Nullstellung.

So, das war es mit den Erklärungen zum DD 2020. Hier noch ein paar Impressionen von der „echten“ Montage.


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Bevor jetzt die Deckplatte montiert wird und man nichts mehr sieht, noch ein paar subjektive Gedanken zu diesem Modul. Ich bin ein Fan von dem Ding, mir gefallen einfach die hier eingebrachten Ideen und Konzepte. Das wilde Zusammenspiel von Hebeln, Federn und Rasten. Das bis zum Stundenzähler durchgängige Chronographen-Räderwerk. Das kupplungsfreie Nullstellkonzept. Und für eine Uhr in der 1-2 K-Liga ist die vorliegende Ausführung absolut ok, auch wenn man deutlich sieht, dass hier alles für den Einsatz kostengünstiger Stanz-/Biegeteile konzipiert wurde.

Meiner Meinung nach hat dieses Modul aber auch durchaus seinen Platz in höherwertigen Uhren. Vorausgesetzt natürlich, es wird von einem High-End-Basiswerk befeuert und es kommen deutlich wertiger ausgeführte Einzelteile zum Einsatz. Das kann dann zum Beispiel so aussehen wie das AP 3840.


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Copyright Foto: Audemars Piguet


Das da dann ein Modul von Dubois Depraz verbaut ist, stört mich persönlich überhaupt nicht. Ist für mich ein bisschen so, wie wenn früher in der Automobilindustrie der Grundmotor eines namhaften Herstellers mit Zylinderköpfen von Cosworth versehen wurde. Das wurde eher selten als Abwertung empfunden.

So, genug der hinkenden Vergleiche, zurück zur Sache. Die Deckplatte wird montiert. Dabei müssen 6 Zapfen die zugehörigen Lager treffen und natürlich der Kupplungshebel in seine Kulisse finden. Ein kleines Geduldsspiel.


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Dann wird das Modul umgedreht und das laufende Basiswerk aufgesetzt. Ein bisschen hin und her ruckeln, bis sich die beiden Zahnradpaare der Schnittstelle gefunden haben. Abschließend wird das Basiswerk durch 3 Schrauben mit dem Modul verbunden.


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Der Moment der Wahrheit. Unzählige Lager, Räder, Friktionsfedern. Da kann ja nur eine Katastrophen-Amplitude übrig bleiben.


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An der Stelle gehen mir grad die Anti-ETA-Argumente aus. :D

So, Endspurt. Das freie Minutenrohr, das Stundenrad und die Federscheibe werden eingesetzt.


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Das Zifferblatt wird aufgesetzt und mit zwei seitlichen Schrauben gesichert, dann erfolgt das Zeigersetzen.


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Noch kurz die Drücker ausbauen, reinigen und neu schmieren.


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Und dann ab ins Gehäuse mit dem Werk.


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Fertig.


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Ich durfte bei meiner Suche und entsprechender Rückfrage hier im Forum ja schon feststellen, dass die Reduced keine sonderlich große Fangemeinde hat. Mir mal wieder egal. Die hat ihren Platz in der Chronosammlung gefunden und bleibt. :)

Danke fürs Reinschauen.

Gruß

Erik


P.S.: Ein Riesen-Dankeschön nach Angelbrechting für die Hilfe bei der Ersatzteilbeschaffung. :gut::gut::gut:

Bullit
28.12.2021, 15:30
Hm, leider sind einige Bilder nicht sichtbar, in der Vorschau waren sie noch da. :ka:

Vanessa
28.12.2021, 15:52
Trotzdem ein geiler Bericht- vielleicht können die Mods die links reparieren.

ehemaliges mitglied
28.12.2021, 17:05
Cooler Bericht, Danke👍

ligthning
28.12.2021, 17:24
:gut:

Sehr interessant - Danke!

Klaus
28.12.2021, 17:40
Spitze Erik ! :gut:

VielNois
28.12.2021, 17:51
Ganz großes Kino. Merci.

alex.avalanche
28.12.2021, 18:05
Zugegebenermaßen war ich bis zu diesem Bericht auch eher kein Fan der Reduced :)

nominator
28.12.2021, 18:06
Bin ich froh, nicht Uhrmacher geworden zu sein ... :op:

Toller Bericht, Erik, wirklich klasse und für mich bist du ein Genie. :dr:

Soeckefeld
28.12.2021, 19:33
Erik :gut: vielen Dank für Deinen großartigen Thread :dr:

Nautilus5990
28.12.2021, 19:38
Merci beaucoup, Erik!

Da ist so viel Uhrenleidenschaft drin. Den Uhrtentechnik-Interessierten schlägt das Herz höher beim Lesen Deines Beitrages.

LG
Holger

FriendlyAlien
28.12.2021, 19:43
Klasse wie immer :gut:

NicoH
29.12.2021, 08:41
Vielen Dank Erik! :gut: (Und danke an Stefan für das Reparieren der Bilder!).

madmax1982
29.12.2021, 09:24
Danke Erik! Die Reduced war meine erste "gute" schweizer Uhr.

Eureka
29.12.2021, 10:29
Super! Vielen Dank

Perseus
29.12.2021, 12:10
Erik :verneig: ganz riesen Kompliment, was Du Dir da selber angeeignet hast. Ein Hammer. Bin jedesmal geflasht.
Und ja, die Reduced ist nicht mein Favourite, schon ein paar Mal in der Sammlung gehabt aber nie ging es ohne Probleme, sei es Gangwerte, Probleme mit dem Chronozeiger, Serviceintervall...., und außerdem kann ich nicht was Du kannst, daher hat sie bei mir keinen festen Platz gefunden.

Danke für Deinen Post :gut:

Edmundo
29.12.2021, 12:16
Grandios, danke.

franklin2511
29.12.2021, 12:21
Tolle Darstellung, danke fürs Zeigen! :gut:

hallolo
29.12.2021, 12:24
super Erik, vielen Dank, daß Du Dir die Mühe auch mit den ganzen Fotos machst. Hier ist eine Breitling Navitimer 92 im Bestand, welche auch dieses Modul verwendet, oder?. Dank Dir, weiß ich jetzt mehr

Bullit
29.12.2021, 12:52
Vielen Dank Erik! :gut: (Und danke an Stefan für das Reparieren der Bilder!).

Danke euch beiden. Mods - die tun was. :)

Gruß

Erik

Uhrenbegeistert
29.12.2021, 15:02
Erik wieder mal total klasse deine Erklärung und die Bilder dazu. Vielen Dank, es ist total beeindruckend was Du da machst. :verneig:

Darki
29.12.2021, 15:53
Dem schließe ich mich gerne uneingeschränkt an. Wahnsinn!

MKTile
29.12.2021, 16:39
Machst du gerade deinen Meister im Uhrmacherhandwerk, Erik? Sensationell. Ich verstehe zwar nur Bahnhof aber es klingt sehr gut=)

knoflok
29.12.2021, 20:29
Wow.
Fühl mich gerade wie vom LKW überfahren.
Genialer Bericht.
Danke.
Grüße
Markus

LUuhrENS
31.12.2021, 07:53
Vielen Dank für diesen tollen Bericht. Das hat bei mir noch einmal die Ehrfurcht vor dieser feinen Technik und dem Berufsstand erhöht.

Thehunt
31.12.2021, 11:43
Ein Wahnsinn.

Tausend Dank für Deine Mühe!

Um die Reduced bin ich schon ein paar mal rumgeschliechen, aber wenn ich das so sehe, ich versteh tatsächlich, warum einige Uhrmacher da aus Bequemlichkeit lieber einen Bogen drum machen, bzw., oft das Modul einfach getauscht, statt revisioniert wurde....

Einen Guten Rutsch!

X-E-L-O-R
05.01.2022, 13:36
Eben erst gesehen - ganz großes Kino! ::dr:

Ich weiß noch, dass ich mal vor Jahren die Reduced eines Freundes bei meinem Uhrmacher zur Revision abgegeben habe.
Der hat sich auch einen Sport daraus gemacht, das DD Modul komplett zu zerlegen. Ich hatte wohl seinen Ehrgeiz damit geweckt, als ich ihn fragte, ob er sich dies zutraue. :D