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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : F.A.Z - Uhren: Als die Uhr noch Navigationsinstrument war



TR-DK
31.10.2005, 05:50
Uhren
Als die Uhr noch Navigationsinstrument war
Von Gerd Gregor Feth


16. September 2005 Es ist einige Jahrzehnte her, daß auf der Kommandobrücke eines jeden Schiffs ein sogenanntes Seechronometer installiert sein mußte: eine kardanisch aufgehängte, besonders genau gehende Uhr in einem Mahagonikästchen. Die Seeleute benötigten die präzise Zeit vor allem, um die Position ihres Schiffs auf dem jeweiligen Längengrad - also östlich oder westlich - exakt zu bestimmen (F.A.Z. vom 7. September 2004). Spätestens seit sich Fahrzeuge überall auf der Welt mit Hilfe der GPS-Satelliten orientieren können, hat das Seechronometer als Navigationsinstrument an Bord ausgedient, es ziert Büros, Bibliotheken und Herrenzimmer maritim angehauchter Sammler. Der Hamburger Uhrenhändler Wempe feiert nun das 100. Gründungsjahr seines mittlerweile kleinsten Ablegers, des Borduhrenausrüsters Wempe Chronometerwerke, mit insgesamt 120 meistens eigens gestalteten und streng limitierten Uhrenmodellen von elf Marken.


Aber was zeigen so ganz verschiedene Armbanduhren, wenn sie sich unter dem mittlerweile eher unbekannten Namen "Wempe Chronometerwerke" versammeln? A. Lange & Söhne aus Glashütte (in Platin 31.200, Gelbgold 19.500 Euro) nimmt den Anlaß ernst und wählt das Gesicht des alten Lange-Seechronometers: Sowohl das kleine sorgsam kalibrierte Sekundenzifferblatt über der "6" als auch die unterhalb der "12" angebrachte Gangreserveanzeige sehen fast so aus wie am Marineinstrument; nur Kennern wird auffallen, daß die beiden Wörter "Auf" und "Ab" fehlen. Auch die Langesche Signatur, die das Zifferblatt in zwei Hälften teilt, und die gebläuten Stahlzeiger entsprechen den alten Designelementen. Im Inneren allerdings tickt das bekannte Automatikwerk "Sax-o-mat" (Kaliber L921.6) mit dem Dreiviertelrotor und der gerade zu dieser Gelegenheit viel zu kleinen Unruh.

Vorbild: Seechronometer

Obwohl diese Tatsache heute keinen negativen Einfluß auf die Gangleistung hat und die in Seechronometern übliche Chronometerhemmung sich für Armbanduhren nun mal nicht eignet, befriedigt eigentlich nur das Werk der IWC Portugieser Regulateur (Platin 26.300, Rotgold 13.200 Euro, Stahl 9.400 Euro) den verständlichen Wunsch des Chronometer-Liebhabers nach feinmechanischer Ästhetik im Inneren: eine große Schraubenunruh und das ansehnliche Jones-Kaliber 98240 mit Handaufzug. Unverständlich bleibt aber, warum IWC und Wempe als Gesicht das Regulateurzifferblatt wählen, das an alte Standuhren erinnert, die Stunden, Minuten und Sekunden auf jeweils einer eigenen Kalibrierung zeigen? Diese Aufteilung auf einer so großen Uhr (Durchmesser 43,1 Millimeter) - einmal abgesehen vom viel zu prominenten Wempe-Schriftzug - ist durchaus nicht unangenehm, jedoch haben weder die Hamburger Chronometerwerke jemals so etwas gefertigt, noch hat es etwas mit einem Seechronometer zu tun.

Am Arm und in der Westentasche

Eine ziemlich unbekannte Facette der vielfältigen Geschichte dieses ursprünglich ausschließlich maritimen Instruments zitiert Longines' Zeppelin Set (Stahl 3.990 Euro) - bestehend aus einer Armbanduhr und einer Taschenuhr - auf eine recht ungewöhnliche Weise. Denn die Zifferblattaufteilung entspricht genau der der beiden Longines-Chronometer, die sich an Bord der Luftschiffe befunden haben. Die Offiziere kamen ursprünglich von der Seefahrt und navigierten auf ähnliche Weise. Als das Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" 1924 erstmals nonstop nach New York oder 1929 in zwölfeinhalb Tagen um die Welt fuhr, orientierte sich der Erste Offizier - an Bord für die Zeit verantwortlich - an Geräten von Longines, die aber viel kleiner waren als Seechronometer und in etwa die Größe und das Aussehen von Taschenuhren hatten. Die Uhren im Set haben freilich auch nur das Gesicht des Originals: Die Armbanduhr ist nicht einmal ein Chronometer, sondern genaugenommen ein Chronograph (Uhr mit Stoppwerk), den ein herkömmliches Eta-Werk Valjoux 7750 treibt; in der Taschenuhr tickt das auch nicht viel originellere Eta-Werk Unitas.

Abseits des Maritimen

Lange, IWC und Longines weisen jeweils zumindest einige wenige Elemente eines Seechronometers auf, die anderen Uhrenmarken haben aber mit dem Thema so gut wie nichts zu tun. Die Breitling Superocean GMT (Stahl 1.990 Euro) und der Chopard Mille-Miglia-Taucher-Chronograph (Rotgold 9.800, Stahl 3.750 Euro) können zumindest noch mit einem sogenannten Chronometer-Zeugnis der Controle Officiel Suisse des Chronometres (COSC) aufwarten, wofür ihre Uhrwerke eine bestimmte Präzisionsnorm erfüllen müssen. Einzigartig sind sie aber in der ungewöhnlichen Kombination von Komplikation und Design. So ist der Panerai Radomir Chronograph (Platin 31.000, Stahl 8.500 Euro) der erste Stopper im etwas schmeichelnderen Gehäuse der Radomir; das Uhrwerk ist nicht von Eta, sondern als Kaliber 1872 von der etwas feineren Eta-Schwester Nouvelle Lemania. Der Vacheron Constantin Overseas Dual Time (Stahl 9.950 Euro) ist beispielsweise das erste Modell, das als Overseas mit einer, wenn auch kleinen Komplikation einer zweiten Zeitzone ausgestattet ist. Die Audemars Piguet Royal Oak Offshore Scuba (Rotgold 25.200, Stahl 9.950 Euro) hat dank des Wempe-Jubiläums jetzt einen Höhenring zur Einstellung der Tauchzeit. Und weil eine Wendeuhr nirgends fehlen sollte, hat die Jaeger-LeCoultre Reverso Grande Automatique ein schönes Zeigerdatum unter der "12" und ist im großen Gehäuse mit einem automatisch sich nachspannenden Aufzug ausgestattet; im Inneren arbeitet aber eine runde Mechanik und nicht das klassische Formwerk der Reverso, obwohl ein ähnlich gestaltetes Glasfenster auf der Rückseite etwas anderes glauben machen will.

Bunte Zifferblätter

Am weitesten aus dem Nest gefallen wirken die Vertreter der beiden anderen Uhrenmanufakturen aus Glashütte: Nomos liefert zum Geburtstag einfach wieder einmal Modelle mit verschiedenfarbigem Zifferblatt - diesmal 100, ab 590 Euro aufwärts. Der Glashütte Original Senator Chronograph (Platin 15.900, Rotgold 9.900, Stahl 4.550 Euro) ist zweifelsohne eine schöne Uhr mit einem feinen Manufaktur-Handaufzugsuhrwerk (Kaliber 49-11). Doch unterscheidet er sich als Wempe-Jubiläumsmodell kaum von der üblichen Kollektion des Glashütter Uhrenbetriebs (GUB). Dabei hat GUB am längsten in Deutschland Seechronometer gebaut - von 1951 bis 1978 etwa 7.000.

Mit drei Beinen

Es waren bis zuletzt klassische Glashütter Marinechronometer auf vier Pfeilern, wie sie zuvor Lange entwickelt und bis 1942 auch selbst gebaut hatte. In diesem Kriegsjahr ersetzte sie das sogenannte Einheitschronometer mit nur drei Pfeilern, das ausgerechnet von den im Oktober 1905 gegründeten Chronometerwerken Hamburg kam. Nachdem Herbert Wempe sie 1938 übernommen hatte, ließ er ein einfacheres Instrument konstruieren, das dann auf allen neuen deutschen Schiffen tickte. Der Grund dafür leuchtet ein, wenn man sich die Stabilität eines Schemels vorstellt: drei Beine sind stabiler als vier. Für Karl Langer aus München, einen ausgewiesenen Kenner alter Marinechronometer, ist denn auch der Wempe-Chronometer in seiner Funktion "gleichwertig mit dem von Lange". Obwohl er zugibt, daß beim Einheitschronometer "manche Sammler eher die Nase rümpfen, weil er uhrmacherisch nie ganz so schön war". Ob nun Hamburg oder Sachsen - jedenfalls war eines der wichtigsten Teile eines Seechronometers stets aus Glashütte: die Unruh. Sie kam vom Unruhmacher Gerhard Grießbach, dessen weitverzweigte Familie sich am Ort noch immer mit Feinmechanik beschäftigt.


Text: F.A.Z., 13.09.2005, Nr. 213 / Seite T6

Richie
31.10.2005, 17:19
Tag (heißt das nicht danke auf dänisch???) Torben.

thx for sharing. Sehr interessant. =)

Donluigi
31.10.2005, 17:22
tak :-)

TR-DK
31.10.2005, 18:15
Original von Richie
Tag (heißt das nicht danke auf dänisch???) Torben.

thx for sharing. Sehr interessant. =)

Nee nicht ganz - ist mit "k" = "tak" :)

maawaa
31.10.2005, 18:43
Danke für´s Einstellen - sehr interessant ! :gut:

Richie
31.10.2005, 19:08
Original von TR-DK

Original von Richie
Tag (heißt das nicht danke auf dänisch???) Torben.

thx for sharing. Sehr interessant. =)

Nee nicht ganz - ist mit "k" = "tak" :)

Okay, habe ich gespeichert. TAK. ;) =)