Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mal ein Reisebericht von mir: Kulturreise nach Istanbul
Auch wenn wir dieses Jahr wirklich schon einiges in Sachen Reisen erlebten, so richtig weit weg hatte es uns im Jahr 2016 noch nicht verschlagen. Höchste Zeit mal wieder den Flieger zu satteln und ordentlich in den Urlaub zu fliegen. Datumsmäßig durchwühlten wir den Kalender nach der ersten passenden Gelegenheit für einen längeren Städtetrip und wurden mit den Osterfeiertagen schnell fündig.
Beim Jagen von guten Angeboten sehnte sich selbst meine Freundin nach ihrer Studentenzeit zurück. So hatten vor uns viele Leute das verlängerte Wochenende von Karfreitag bis Ostermontag für das Shoppen von Reisen genutzt. Sowohl bei Einzelflügen als auch Pauschalreisen schauten wir preistechnisch in die Röhre.
Einzige Ausnahme: Ein Wochenende in Istanbul, dass für einen Spottpreis zu haben war.
Klar zögerten wir hier nicht lange und schlugen sofort zu.
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Istanbul? Echt?
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich in den Wochen vor der Reise gefragt wurde, ob ich nicht doch noch last minute stonieren möchte. Ganz ehrlich: Kurz vor unserem Abflug stellten wir fest, dass ein innereuropäischer Städtetrip ins sicher geglaubte Brüssel wahrscheinlich noch schlimmere Reaktionen hervor gerufen hätte.
Nach wie vor ist es meine feste Überzeugung, dass Reisen eine der besten Arten zur Förderung der Völkerverständigung ist. Kriminelle Personen - und nichts anderes sind Terroristen - wird es immer geben.
Und ob, wann und wo jemand etwas Böses tut, werde ich mit meinen Reisen nicht beeinflussen können. Ob nun direkt nach einem Anschlag in einer Stadt ein größeres Risiko für Touristen besteht, ist ebenfalls eine hypothetische Frage. Aus meiner Sicht kann es sogar gerade danach sicherer als vorher sein.
Und so fuhren wir mit einem un-mulmigen Gefühl zum Flughafen München, wo wir zuerst einmal in der Atlantik Lounge stoppten und unser Mittagessen nachholten.
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Ich sollte an dieser Stelle wirklich überlegen, ob ich meine Lounge-Check Episode Nr. 1 (http://killerwal.com/airport-lounge-check-1-atlantic-lounge-flughafen-muenchen) auf meinem Reiseblog noch einmal updaten sollte. Schließlich hatte ich bei meinen bisherigen Besuchen immer den zweiten Raum übersehen, der nicht nur in wesentlich helleren Tönen gehalten ist, sondern auch noch viel ruhiger und abgeschieden liegt.
Klar hat diese Ruhe auch den entscheidenden Nachteil, dass man deutlich weiter vom Buffet entfernt ist. Immerhin gibt's mit dem grandiosen Vorfeldblick erneut mehrere Pluspunkte. Da sich die Lounge direkt unterhalb des Non-Schengen Bereiches des Terminals 1 befindet, hatten wir den perfekten Blick auf unsere Turkish Airlines Maschine. So konnten wir den Moment des Boardings genau abpassen und just-in-time zum Flieger tingeln.
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Apropos Turkish Airlines: Beim Anblick des absoluten Spottpreises unserer Reise war mir die Fluggesellschaft beim Buchen eigentlich recht egal. Aus diesem Grund hatte ich mich auf den untersten Standard von SunExpress oder Pegasus eingestellt, was bei einem Flug über 2,5 Stunden auch absolut in Ordnung gewesen wäre.
Stattdessen hatten wir beim Hinflug einen richtig guten Fang gemacht. Nicht nur, dass aus meiner Sicht die Bequemlichkeit in einem Flieger ungefähr ab der Größe unseres Airbus A321 anfängt. Ebenfalls erwischten wir eine Maschine mit persönlichem Inflight Entertainment und einer recht großen Auswahl an Filmen.
Noch einmal: Dafür dass der Gesamtpreis unserer Reise unterhalb eines regulären Tickets mit der Lufthansa lag, bekamen wir hier einen ziemlich guten Gegenwert.
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Bis auf die Tatsache, dass sich der Touchscreen anfangs etwas gegen die Befehle meiner Finger sträubte, kann ich die Filmauswahl nur loben. Leider verpassten wir knapp die Einführung des neuen Batman vs. Superman-Filmes. Turkish ist hier Hauptsponsor und zeigt anscheinend den Film ab Kinostart in allen Maschinen.
Da ich die aktuellen Star Wars- bzw. James Bond-Filme schon kannte, entschied ich mich für den letzten Teil der Hunger Games Serie. Aus meiner Sicht nur marginal sehenswert, aber immerhin habe ich jetzt die Filmreihe komplett. Zusammen mit dem Anschauen von Silver Linings am Vortag hatte ich mir so auch indirekt ein Jennifer-Lawrence-Wochenende gebastelt.
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Dass wir uns bereits vorher ein Festmahl in der Lounge zusammen gestellt hatten, zeigte sich im Nachhinein als gar nicht mal so schlechte Idee. Es ist mir immer wieder lustig, wie man nach der Präsentation der ach so edlen Menükarte und dem Auswählen des gewünschten Gerichtes doch von der Aluschale mit Flugzeug-Essen enttäuscht werden kann.
Das Ratatouille war eher recht geschmacklos, brennend heiß und komplettierte so das auf arktische Temperaturen tiefgekühlte Besteck perfekt. Wenn man andererseits hier wieder den günstigen Flugpreis berücksichtigt, hatte ich schon weit aus schlimmere Gerichte serviert bekommen.
Ich muss aber auch gestehen, dass ich bei Flugzeug-Essen selten sonderlich begeistert bin.
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Da wir einen abendlichen Flug genommen hatten, ließ ich nach der Landung die Kamera eingepackt und konzentrierte mich eher darauf, schnellstmöglich zum Hotel zu kommen. Aus diesem Grund gibt's an dieser Stelle noch keine Bilder vom Flughafen. Diese Eindrücke hole ich dann beim Bericht über den Rückflug nach.
Stattdessen entschieden wir uns für den faulen Weg zu unserem Hotel in der Innenstadt.
Statt die Metro-Anbindung des Flughafens Atatürk zu nutzen, gönnten sich meine Freundin und ich ein Taxi und ließen uns zu unserem Best Western Plus - The President fahren.
Auch hier hatten wir angesichts des Gesamtpreises unsere Erwartungen erst einmal herunter geschraubt, nur um dann doch ziemlich erstaunt zu sein. Anscheinend hatten die Anschläge wirklich das komplette Preisniveau von Istanbul über Ostern hinweg zerstört. Selbst grundsolide Hotels wie unseres waren für Ramschpreise zu haben.
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Auch beim Interieur des Hotelzimmers würde ich nicht von einer Enttäuschung sprechen, sondern eher vorsichtig loben. Bei der Vergabe von Innovationspreisen würde das Hotel wahrscheinlich leer ausgehen, allerdings lag das Zimmer aus meiner Sicht im gerade noch akzeptablen Mittelfeld.
Die vorherige Unsicherheit über den Zustand des Hotels ist für mich übrigens einer größten Kritikpunkte an den Best Western Hotels. Im Gegensatz zu einem Konzern wie Accor mit seinen Marken Novotel, Mercure oder Ibis ist mir Best Western ein zu lockerer Franchiseverbund, bei dem praktisch jeder Hotelier mit einem halbwegs guten Hotel mitmachen kann. Ein kontinent-weiter Mindeststandard ist einfach nicht gegeben.
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Nach einem überraschend guten Flug und einem doch recht positiven Eindruck unseres Hotels freuten wir uns schon auf den nächsten Tag.
Endlich konnten wir einen weiteren weißen Fleck von unserer Karte streichen. Freut euch auf Istanbul!
Was für ein beknackter Wetterbericht: Hatte uns die Wetter-App am ersten Tag unserer Tour durch Istanbul noch vor schweren Regenfällen gewarnt, schauten wir beim Blick nach draußen in einen halb-blauen Himmel mit Sonnenschein.
Schnell schmissen wir unsere Indoor-Sightseeing-Pläne über den Haufen und sprinteten nach dem Frühstück aus dem Hotel.
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Um in der Stadt von Anfang an mobil zu sein, entschieden wir uns für die Istanbulkart. Ähnlich der Oyster Card in London ist dies eine aufladbare Karte, mit der man nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann, sondern sogar öffentliche Toiletten betreten oder an kleinen Kiosken zahlen kann.
Selbst für den einmaligen Besuch der Stadt lohnt sich die Anschaffung: Die Karte kostet 6 Türkische Lira und ist an den meisten Straßenbahn-Haltestellen erhältlich. Eine Fahrt mit den Öffis kostet so Pi mal Daumen 2 Lira. Der Preis schwankt ein wenig, je nach Einstiegsstation und anscheinend auch abhängig davon, wie oft man bereits an diesem Tag gefahren ist. Ein genaues System konnte ich leider nicht herausfinden.
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Völlig perplex vom überraschend guten Wetter ließen wir uns erst einmal in Richtung Sultan Ahmet Parkı treiben. Von einer Verunsicherung in der Stadt konnte übrigens keine Rede sein. Die Stimmung war gut, und selbst Touristengruppen sah man oft genug. Wir entschieden uns trotzdem - getreu der Warnung des Auswärtigen Amtes - uns von größeren Menschenansammlungen fern zu halten und so ein möglichst unattraktives Ziel abzugeben.
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Der erste touristische Stopp unseres Rundkurses war der Mehmet Akif Ersoy Parkı.
Da ich in diesem Blog bewusst auf sogenannten doomsday tourism verzichten möchte, habe ich mir das Hippodrom in kurzer Entfernung bewusst gespart. An diesem Ort explodierte am 12.01.2016 eine Sprengladung, die eine deutsche Touristengruppe in den Tod riss.
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Aber zurück zum Sightseeing in Istanbul und unserem nächsten Ziel: Die Blaue Moschee.
Da wir bei der Buchung fast nur auf den unschlagbaren Preis geschaut hatten, konnten wir beim Nachschlagen auf der Karte unser Glück kaum fassen. Fußläufig waren Hagia Sophia und die Blaue Moschee ohne Probleme zu erreichen.
Als wir dann am Hauptziel des Vormittags angekommen waren, schob sich in diesem Moment eine große Wolkenwand vor die Sonne.
Für den Touristen eher unschön - für den findigen Fotografen ist dies aber ein perfekter Moment. Stand die Blaue Moschee bisher komplett im Gegenlicht, ergab sich so eine gute Möglichkeit.
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Schnell bahnten wir uns den Weg ins Innere der Komplexes und versuchten den Eingang für Touristen zu finden. Eigentlich kein Problem, jedoch war dieser noch wegen eines Gebetes für uns geschlossen.
Da uns allerdings nur eine kurze Wartezeit in Aussicht gestellt wurde, nutzten wir die Chance noch für ausgiebige Fotos.
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Obwohl wir der Aussage "kurze Wartezeit" skeptisch gegenüber standen, öffneten sich tatsächlich nur wenige Minuten später die Tore des Hintereingangs. Hier merkte man wieder einmal die aktuelle Buchungslage in Istanbul. Ohne Wartezeit spazierten wir durch den mäanderförmige Pufferbereich und konnten direkt eintreten.
Innerhalb der Moschee gibt's natürlich eine strenge Kleiderordnung, die vor Ort auch radikal durchgesetzt wird. Meine Freundin hatte sich extra einen Schal mitgenommen - unsere Schuhe mussten wir vor dem Eingangstor ausziehen.
Die Organisation ist aber vorbildlich: Kopftücher gibt's für Damen kostenlos als frisches Leihobjekt von der Stadtverwaltung und dünne Obsttüten stehen jedermann für die Mitnahme seiner Schuhe bereit. Gerade letzteres fabrizierte zwar jede Menge Müll am Ausgang der Blauen Moschee, hilft aber sicher ungemein gegen fiesen Schuh-Diebstahl.
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Wie üblich wurden Kirchen dieser Größe und Wichtigkeit so gebaut, dass der gemeine Tourist stets nach dem Eintreten völlig perplex ist und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Interessanterweise kennt man das Gotteshaus vor Ort aber ausschließlich als Sultan-Ahmed-Moschee.
Der Name Blaue Moschee wird anscheinend hauptsächlich in Westeuropa verwendet und bezieht sich auf die weiß-blauen Fließen an den Kuppeln, die jedoch deutlich jünger als der 1616 fertig gestellte Bau sind.
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Beim Verlassen stellte sich die Entscheidung den Moschee-Besuch vorzuziehen als gold- bzw blau-richtig heraus. Die dunklen Wolken hatten sich verzogen und stattdessen empfing uns draußen herrlichstes Sightseeing-Wetter. Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: Beim Sightseeing braucht man manchmal auch ein Quäntchen Glück.
Kommen wir nun aber zur nächsten Etappe: Direkt gegenüber der Blauen Moschee befindet sich die Hagia Sophia, die in ihrem langen Leben schon so ziemlich alles mitgemacht hat, was man als sakraler Kirchenbau so erleben kann.
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Ursprünglich wurde das Gebäude, das übrigens auch als Sophienkirche bekannt ist, als byzantinische Reichskirche im Jahr 537 eröffnet, bevor sie von 1054 bis 1204 in eine orthodoxe Kirche konvertiert wurde. Danach folgte eine kurze katholische Zeit von 1204 bis 1261, bis sie erneut in den Dienst der orthodoxen Kirchen gestellt wurde und dies bis 1453 auch blieb.
Als vorletzte Etappe schloss sich dann eine Zeit des Islam an, dem die Hagia Sophia bis 1931 als Gotteshaus diente. Als erster Präsident der Türkei regte Mustafa Kemal, der später als Atatürk berühmt wurde, die Konvertierung des Gebäudes in ein Museum an.
Seiner meiner Meinung nach war das Gebäude der perfekte Zeitzeuge für eine bewegte Geschichte. Besonders bei der Inneneinrichtung hatten aus jeder Epoche Kunstwerke überlebt.
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An dieser Stelle standen wir vor einer richtig schweren Wahl: Die Hagia Sophia stand definitiv auf unserer must-see Liste. Allerdings war sie auch deutlich als Backup-Plan gekennzeichnet, den wir bei schlechten Wetter aus dem Ärmel ziehen wollten.
Aus taktischen Gründen entschlossen wir uns dann gegen einen Besuch des Museums. Wegen der großen Differenz zwischen Wettervorhersage und den tatsächlichen Bedingungen vor Ort misstrauten wir auch der Prognose für den nächsten Tag. So wurde der Backup-Plan für den heutigen Tag kurzerhand zum Backup-Plan für den nächsten Tag.
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Im nächsten Bericht geht's dann weiter in Richtung Bosporus. Nach einem kurzen Zwischenhalt im Gülhane Parkı steuern wir dann das Stadtviertel Ortaköy an.
ligthning
25.06.2016, 15:02
Phil - toller Reisebericht. Besten Dank für Deine Mühe und Einstellen :dr:
Schöne Bilder, schöne Schreibe. Danke fürs Mitnehmen.:gut:
Schöner Bericht, tolle Bilder 👍
Die Wahl war getroffen: Statt Indoor Sightseeing in der Hagia Sophia sollte es auf Schusters Rappen weiter in Richtung Bosporus gehen, um das schöne Wetter maximal auszunutzen.
Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass uns auch der nächste Tag strahlenden Sonnenschein bescheren würde, hätten wir sicher das Tempo drosseln können.
Aber egal. Erster Stop: Der Gülhane Park, direkt um die Ecke der Blauen Moschee.
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Dieser Park befindet sich im Stadtteil Fatih und innerhalb des Topkapı Palastes, der so ziemlich an der Spitze der europäischen Halbinsel von Istanbul in Richtung Bosporus bzw. Marmarameer liegt. Wie es sich für eine so exquisite Lage gehört, stand dieser Wohnsitz früher den Sultanen des Osmanischen Reiches zu. Der heutige Park ist also nichts weiter als der frühere Garten des Palastes.
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Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, hat sich die Stadtverwaltung zu einem wahren Tulpenmeer in der Stadt entschlossen. Kein Wunder: Anders als man vielleicht vermuten wurde, stammt das Wort "Tulpe" vom persischen Wort "tülbend" ab, was ursprünglich nichts anders als Turban bedeutet.
Zwar hatten die Niederländer lange Zeit ein faktisches Marktmonopol auf Tulpen, welches unter anderem den ersten Börsencrash auslöste. Die eigentlich Tradition stammt aber aus dem Osmanischen Reich.
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Dass die Tulpe die Nationalpflanze der Türkei ist, werdet ihr noch auf späteren Bildern sehen. Wir genossen erst einmal den kleinen Boxenstop im Gülhane Park. Auch die Springbrunnen dort sind nicht von schlechten Eltern und in erstaunlich gutem Zustand. Vor unserer Reise hatte ich aus Erzählungen ein ziemlich hektisches und lautes Bild von Istanbul vor Augen. Wieder ein Beispiel, dass nur das Selber-Hin-Reisen endlich Schluss mit Vorurteilen macht.
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Den nächsten Zwischenstopp könnten wir uns hervorragend schönreden. Die kleine Shoppingtour in einem Laden für Süßigkeiten und türkische Spezialitäten geschah nämlich aus purer Not. Zwar akzeptierte der Auflade-Automat für unsere Istanbulkart einen 50-Lira Schein, allerdings hätten wir diesen Betrag niemals mit ÖPNV-Fahrten abfahren können.
Welche andere Wahl blieb uns armen Städtereisenden also, als uns für kleines Geld ein paar Baklavas zu kaufen, die genüsslich zu verdrücken und anschließend mit dem Rückgeld den Automaten zu füttern? Beim Betrachten der folgenden Bilder hoffen Conny und ich auf euer Mitleid, angesichts des Opfers, das wir für das dringend benötigte Wechselgeld erbringen mussten.
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Als nächstes Ziel stand ganz klar der Bosporus auf dem Plan. Diese Meeresenge zwischen Europa und Asien hatte mich schon immer fasziniert und war so auf die To-Do-Liste für den allerersten Tag gerutscht. Conny hatte von einer guten Blogger-Freundin auf Anfrage mehrere Din-A4 Zettel mit Tipps für Istanbul erhalten. Ein Glück lag eine Café-Empfehlung von Charlotte fast genau am gleichen Ort wie die berühmte Bosporus-Brücke.
Also sprangen wir in die Straßenbahn und fuhren mit der T1 so weit nördlich wie möglich. Über Tophane und Fındıklı fuhren wir bis zur Endstation Kabataş.
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Ohne weiteren Blick auf die Karte spazierten wir erst einmal durch den dichten Verkehr in Richtung Meer, um die ersten Sicherheits-Fotos vom Bosporus zu ergattern. Auf den ersten der folgenden Bilder sieht man die asiatische Seite.
Wer ganz genau hinschaut, sieht bereits ziemlich in der Mitte eine kleine viereckige Insel mit einem großen Turm. Dies ist der Leanderturm, den wir in einem der folgenden Blogposts noch einmal genauer - und vor allem aus der Nähe - unter die Lupe nehmen werden.
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Der Blick in die andere Richtung markierte das Ziel für den heutigen Tag: Die Bosporus Brücke (Boğaz Köprüsü) verbindet seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1973 Asien mit Europa und überspannt insgesamt 1560 Meter.
Connys Wunsch-Café lag genau am Fuße des linken Pylons, und noch gute 4 Kilometer von uns entfernt. Da ein wenig Sport aber auch zu jeder Städtereise dazu gehört, scheuten wir uns nicht vor den 45 Minuten Fußmarsch. Da hatten wir auf vorherigen Reisen schon viel größere Distanzen zurück gelegt und überlebt.
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Auch auf diesem Weg begegnete uns wieder ein wahres Meer aus Tulpen. Der Fußmarsch verlief ansonsten eher etwas ereignislos, bis auf die Tatsache, dass man mit jedem Meter mehr auf den Beinen tiefer in die Stadt eintaucht. Klar kann man sich auch mit einem Bus von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren lassen. Ich kann es jedem nur raten, sich einfach mit einer guten Karte zu Fuß durch die Stadt treiben zu lassen.
Nach dem Aufstellen einer persönlichen Bestzeit erreichten wir die Ortaköy-Moschee im Distrikt Beşiktaş am Hafen von Ortaköy.
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Klar, dass Connys kulinarisches Ziel erst noch ein wenig warten musste. Schließlich war ich wie üblich auf der Jagd nach dem perfekten Fotomotiv. Glücklicherweise hatte jemand das passende Fischerboot mit türkischer Flagge im Wasser positioniert, so dass ich nach nur einem Anlauf eines meiner Lieblingsfotos dieser Reise auf die SD-Karte gebannt hatte.
Aber auch im Gegenlicht machte der Bosporus eine verdammt gute Figur.
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Wagen wir an dieser Stelle aber den Schwenk von romantischen Bildmotiven hin zu architektonischen Fakten der Superlative. Tatsächlich gab es vor 1973 keine einzige Brücke zwischen den Kontinenten, so dass alle Transitpassagiere auf Fähren angewiesen waren. Heute steht eine sechsspurige Autobahn zur Verfügung, deren Fahrtrichtung an den Berufsverkehr angepasst werden. An Werktagen führen morgens vier Spuren von Asien nach Europa, abends ist es umgekehrt.
Die ersten vier Jahre stand die Bosporus Brücke übrigens auch Fußgängern offen. Nachdem man die Anzahl der Selbstmörder nicht in den Griff bekommen hatte, steht die Brücke heute allein Autofahrern offen, die jedoch eine Maut bezahlen müssen. Pro Monat nimmt die Stadt von Autofahrern 10 Millionen Euro ein.
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Istanbul verdankt seinen heutigen Status als Metropole der Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer, welches letztendlich nichts anderes als der Ausläufer des Mittelmeers zwischen Griechenland und der Türkei ist.
Die Meerenge schlängelt sich auf einer Breite von ungefähr 700 Metern noch etwa 30 Kilometer hinter Istanbul entlang, bevor die Kapitäne der Frachtschiffe freie Fahrt zu den Häfen von Odessa, Sewastopol, Jalta, Sochi oder Trabzon haben.
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Mit bis zu 5500 Tankern pro Jahr und 2 Millionen Barrel Öl pro Tag gehört der Bosporus zu den meist befahrenen Seewegen dieser Welt. Leider führt diese Rush-Hour auch immer wieder zu schweren Unfällen, besonders wenn Schiffe in der engen Passage ihre Manövrierfähigkeit verlieren und gegen eines der Ufer prallen. So gab es von 1953 bis 2002 insgesamt 461 Unfälle mit teilweise schweren Konsequenzen.
Ein Vorteil dieses wahnsinnigen Verkehrs auf dem Wasser ist dabei die Anzahl der verschiedenen Fotomotive, die mir während der gut einen Stunde in Ortaköy vor die Linse schwammen. Neben riesigen Tankern und Ausflugsschiffen, war sogar ein U-Boot mit stolz gehisster türkischer Flagge dabei.
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Natürlich gab es aber nicht nur U-Boote für mich, sondern auch eine Kartoffel für Conny. Kumpir ist das Leibgericht der Einwohner des Stadtteils Beşiktaş und besteht aus einer frischen Ofenkartoffel, die ähnlich wie Döner nach Wunsch gefüllt werden kann.
Angesichts unserer Ahnungslosigkeit in Bezug auf Kartoffeln und mangelnden Sprachkenntnissen nahmen wir einen "Kumpir mit alles" und ließen ihn uns im Beltas Café mit Blick auf den Bosporus schmecken.
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Als letztes stand dann die Heimreise im Sonnenuntergang an. Auf dem Weg zurück mit der Straßenbahn entschlossen wir uns an der Galatabrücke auszusteigen und Istanbul mit seinen letzten goldenen Sonnenstrahlen zu fotografieren.
Die Galatabrücke liegt dabei zwischen dem Viertel Eminönü und Karaköy, dessen ursprünglicher Name Galata war und so den Namen begründet. Unter der Brücke befindet sich das sogenannte Goldene Horn, eine ca. 7 Kilometer lange Bucht des Bosporus.
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Bei der großen Anzahl der Moscheen in Istanbul mussten zwangsläufig ein paar Gotteshäuser während unserer Reise auf der Strecke bleiben. An dieser Stelle gibt's deswegen nur einen Blick aus der Ferne auf die Süleymaniye-Moschee.
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Bei solchen Bildern im Gepäck sollte man eigentlich keine Steigerung mehr erwarten können. Dennoch versuchten wir unser Glück auf der Dachterasse unseres Hotels und trauten auch hier unseren Augen kaum. Vor dem Einsetzen der blauen Stunde verabschiedete sich die Sonne noch mit einem wahnsinnigen Farbenspiel am Horizont.
Die folgenden Bilder sind in Richtung Mittelmeer geschossen. Gut sieht man die Menge an Frachtschiffen, die über Nacht vor der Küste ankerten, um auf den richtigen Moment für die Durchfahrt des Bosporus zu warten.
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Da unser Hotel sehr nah am Sultanahmet Platz lag, konnten wir diesen auch gut vom Dach aus ablichten. Das vorletzte Bild dieses Blogposts zeigt die Blaue Moschee mit der Einfahrt des Bosporus im Hintergrund.
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Dank des guten Wetters gibt's auch im nächsten Bericht wieder viele Fotos, unter anderem vom Taksim Platz und dem Gezi Park.
Danke für den tollen Bericht und die schönen Fotos :verneig:
siebensieben
25.06.2016, 17:16
Wahnsinnsbericht, vielen Dank!! :verneig:a
Die Blaue Moschee ist der Hammer, in Las Vegas hätte man sie nicht besser bauen können. In der Hagia Sophia ward Ihr nicht, oder nur keine Fotos? - Ich vermisse fallende Linien bei vielen Fotos. Bearbeitest Du die Bilder nach? Wenn ja, mit welcher Software?
Jubilado
25.06.2016, 17:42
Sehr schöner Bericht, danke dafür :gut:
Istanbul steht bei uns auch noch auf dem Plan.
Rolexplo
25.06.2016, 19:12
:gut: Schöne Bilder
Die Blaue Moschee ist der Hammer, in Las Vegas hätte man sie nicht besser bauen können. In der Hagia Sophia ward Ihr nicht, oder nur keine Fotos? - Ich vermisse fallende Linien bei vielen Fotos. Bearbeitest Du die Bilder nach? Wenn ja, mit welcher Software?
Ja, die Bilder sind alle mit Adobe Lightroom entwickelt, mit meiner 60D knipse ich im RAW-Modus. Stürzende Linien sind meine Spezialität: Die mag ich überhaupt nicht, und entstürze deswegen alle Gebäude und Innenräume so gut wie möglich. :)
Die Hagia Sofia war ja der Backup-Plan für schlechtes Wetter. Ich lass es mal noch spannend, ob es im nächsten Bericht sonnig oder regnerisch war. ;)
Toller Bericht und klasse Fotos, vielen Dank!
Heridätsch
26.06.2016, 07:21
Respekt für die tollen Bilder und deinen ausführlichen Bericht dazu, aber reizen würde mich Istanbul jetzt gar nicht...
Respekt für die tollen Bilder und deinen ausführlichen Bericht dazu, aber reizen würde mich Istanbul jetzt gar nicht...
Finde ich absolut in Ordnung. Jeder setzt beim Reisen seinen eigenen Schwerpunkt. Ich habe noch jede Menge weiterer Reiseberichte. Was würde dir denn gefallen? Dann schau ich mal ob ich davon Bilder habe.
ehemaliges mitglied
26.06.2016, 08:11
Schoene Bilder:gut: - stell einfach ein, Bilder bzw. mentale Kurzurlaube sind immer gerne gesehen
Schoene Bilder:gut: - stell einfach ein, Bilder bzw. mentale Kurzurlaube sind immer gerne gesehen
Aber gerne doch. Wie wär's mit nem Trip nach Ras Al Khaimah? Das liegt doch fast bei dir um die Ecke, oder? ;)
ehemaliges mitglied
26.06.2016, 08:15
Klar...und was die Festplatte sonst noch so hergibt :gut:
Heridätsch
26.06.2016, 08:24
Hi Phil,
das finde ich ja total nett von dir, aber bitte nicht falsch verstehen, hat nichts mit deinen Bildern zu tun ;)
Ich war ja auch schon an einigen Plätzen, aber London würde mich interessieren...
Was hat das denn mit den stürzenden linien auf sich?
Was hat das denn mit den stürzenden linien auf sich?
Bei Fotoapparaten ergibt sich oft der Effekt, das große Gebäude so verzerrt werde, das man das Gefühl hat sie würden umkippen. Da neigen sich Türme zur Seite oder werden oben schmaler.
So etwas lässt sich im Nachinein wieder korrigieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stürzende_Linien
Heridätsch
26.06.2016, 08:41
Vielen Dank :gut:
...und wieder was gelernt. Danke für den Wahnsinnsbericht :gut: und klar wollen wir mehr sehen...
Vielen Dank für die tollen Fotos und vor allem auch für die vielen Zusatzinfos :gut:
Da seit Beginn dieser Reise das Damoklesschwert des schlechten Wetters über uns schwebte, hatte ich mir eigentlich den Taksim-Platz auf den ersten Tag gelegt. Natürlich musste ich nach Blauer Moschee, Hagia Sophia und der Bosporus-Brücke irgendwann einsehen, dass ich diesen einen Tag doch etwas überladen hatte und wir ein solches Pensum unmöglich geschafft hätten.
Ein Glück blickten wir am nächsten Morgen erneut in einen strahlenden Himmel, so dass wir diese Etappe ganz bequem nachholen konnten. Nach dem Frühstück fuhren wir mit der Straßenbahnlinie T1 vor unserer Hoteltür ab und bequem bis zur Station Fındıklı.
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Eigentlich waren wir auf Sport am frühen Morgen überhaupt nicht eingestellt, als wir plötzlich vor steil ansteigenden Straßen standen. Was auf keiner unserer Karte stand, war die Höhe des Taksim Platzes von rund 80 Meter über den Meeresspiegel.
Wohl bemerkt: Genau der Meeresspiegel des Bosporus, der nur wenige hundert Meter vom Taksim Platz entfernt liegt.
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An dieser Stelle großes Lob für die Parkkünste der türkischen Einwohner der Metropole. Bei den Steigungen braucht man schon ein gutes Vertrauen in die Haltekraft der eigenen Handbremse. Dafür wurden wir nach wenigen Metern mit einer tollen Aussicht "bergab" belohnt. Das Stadtviertel Beyoğlu zeigte hier, dass es zwar nicht unbedingt mit einer professionellen Elektroinstallation, aber vor allem mit Meerblick punkten kann.
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Oben angekommen begrüßte uns ein bekanntes Bild. Auch hier hatte der städtische Tulpengärtner wieder ganze Arbeit geleistet und die historischen Fassaden der Wohnhäuser um ein Meer aus Tulpen komplettiert. Eine schöne Geste, die zu Frühlingserwachen auch bei uns in München mal eine gute Idee wäre. Das Stadtbild würde auf jeden Fall davon profitieren.
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Nach der Ankunft auf dem Taksim Platz war zuerst ein wenig Orientierung nötig. Der Eigenname kommt vom arabischen "taqsīm" und bedeutet "Teilung". Ursprünglich war dies nur der Ort einer zentralen Wasserleitung, an die genau hier mehrere Stadtviertel bzw. große Brunnenanlagen angeschlossen waren.
Heute ist der Taksim-Platz in erster Funktion "nur" ein großer Verkehrsknotenpunkt, von dem viele Straßen in die einzelnen Bezirke abzweigen. Was ich damit sagen möchte: Zuerst steht der fotografierwütige Tourist vor einer großen und grauen Fläche und weiß gar nicht, wohin er die Kamera überhaupt halten soll.
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Nach erneutem Studieren des Kartenmaterials bewegten wir uns nach Westen zum Denkmal der Republik. Dieses sehr fotogene Teilstück des Taksim Platzes erinnert an die Gründung der Türkischen Republik im Jahre 1923.
Die damalige Neuausrichtung des ehemaligen Osmanischen Reiches ist gut an der Darstellung des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk zu erkennen. Dieser ist auf einer Seite in westlicher Kleidung und friedlicher Pose dargestellt, während er auf der gegenüberliegenden Seite in militärischer Uniform heroisch thront.
Das Denkmal ist auch der Platz aller zentralen Feierlichkeiten an nationalen Feiertagen.
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Da die obersten Tourismusbehörden der Stadt bemerkt haben, dass historische Straßenbahnen in Lissabon & Co. einen nicht ganz unerheblichen Ansturm an Touristen verursachen, hat man auch in Istanbul alte Fahrzeuge reaktiviert.
Publikumswirksam verkehrt die Nostalgielinie T2 zwischen dem Taksim Patz und dem Tünel, einer unterirdisch verlaufenden Standseilbahn im Westen der Stadt. Zusammen mit dem Denkmal ergab sich hier ein wirklich nettes Fotomotiv.
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Direkt im Anschluss wanderten wir weiter in den östlich des Taksim Platzes liegenden Gezi Park. Dieser Park fand 2013 seinen Weg in die Presse, als Demonstranten den Park okkupierten und gegen bevorstehende Baumfällarbeiten protestierten. Diese sollten den Bau eines Einkaufszentrum an dieser Stelle einläuten, was nur bedingt auf Gegenliebe stieß.
Die recht kargen Bäumen ohne Blätter sind auf den folgenden Fotos noch dem winterlichen Wetter geschuldet. Im Sommer sieht man sicher noch deutlicher, dass der Gezi Park eine der letzten Grünflächen Istanbuls innerhalb der Altstadt ist.
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Ansonsten dürften die Proteste aber sicher auch symbolischen Charakter gehabt haben. Als wirkliche Schönheit würde ich den Gezi Park nun wirklich nicht zählen. Besonders der Springbrunnen in der Mitte des Rondells im Park versprüht zusammen mit den dahinter liegenden Gebäuden eher den Charme des sowjetischen Brutalismus und lädt nicht wirklich zum Verweilen ein.
Dafür ist auf den Fotos der alte Baumbestand aus der Gründerzeit des Parkes ersichtlich, der akut von der Säge bedroht ist.
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Ein Blick auf den Kontostand unserer Istanbulkart ließ uns nach einer kurzen Pause weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit sprinten. Etwas nördlich auf dem oberen Plateau der Stadt befindet sich die Macka-Taskisla Seilbahn, die im ÖPNV Plan auch als TF1 markiert ist.
Die Distanz von gerade einmal 350 Metern wird von jeweils zwei Gondeln überbrückt, die hintereinander fahren. Unterhalb der Seilbahn und genau zwischen den beiden Haltestellen der Stadtteile Maçka und Taşkışla liegt im Tal ein grüner Park, der bis zum Bosporus führt.
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Mit dem Blick auf die Uhr entschlossen wir uns für ein paar Fotos der Gondeln von außen, allerdings gegen eine Mitfahrt. Stattdessen liefen wir wieder nach unten in Richtung Wasser um hier eventuell den Sprung auf die asiatische Seite zu wagen.
Zwischen den Bäumen erkennt man auf dem folgenden Foto am Ende des Parks das sich noch im Bau befindliche Stadion für den Fußballverein Beşiktaş Istanbul, der momentan in der Süper Lig spielt. Das Stadion soll voraussichtlich noch dieses Jahr fertig werden und unter dem Namen Vodafone Arena eröffnen.
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Am Meer angekommen, standen wir vor einer großen Entscheidung. Mit dem Blick auf die Uhr war dies die letzte Möglichkeit, einen Besuch der Hagia Sophia einzuplanen. Allerdings würde die Zeit eben auch gerade so zum Erkunden der asiatischen Seite von Istanbul reichen.
Kurzentschlossen entschieden wir uns für die Fahrt mit der S-Bahn unterhalb des Bosporus und für den Leanderturm auf der asiatischen Seite. Aus diesem Grund gibt's im nächsten Blogpost dann alle Bilder von deren anderen Seite Istanbuls.
Wie man sieht, kann selbst ein verlängertes Osterwochenende zu wenig Zeit für einen vollständigen Kurzurlaub in Istanbul sein. Doch die Entscheidung war getroffen: Statt das Innere des Hagia Sophia zu besichtigten, wollten wir die Seiten wechseln, und auch der asiatischen Seite von Istanbul einen ausgiebigen Besuch abstatten.
Wie üblich heißt aufgeschoben bei Reisebloggern nie aufgehoben. Die Hagia Sophia können wir ja immer noch beim nächsten Besuch in Istanbul besichtigen. Mit großer Sicherheit wird dies nicht der letzte Besuch in Istanbul bleiben.
Mit einem letzten Blick von Europa nach Asien machten wir uns auf dem Weg, um genau diesen Blick um 180° zu drehen. Genau dieses Motiv wollten wir am Ende des Tags in der gegensätzlichen Richtung knipsen.
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Mit der Straßenbahn ging es zurück nach Eminönü. Dort befindet sich der Bahnhof Istanbul Sirkeci, in dem auch internationale und regionale Züge verkehren, die von Istanbul aus nach Westen Richtung Europa fahren.
So wirklich schlau wurde ich nicht aus diesem Bahnhof. Nach dem Betreten hatte ich mehr das Gefühl eines verlassenen Gebäudes mit musealem Charakter. Zwar waren die Wartehallen und Gleisanlagen in gutem Zustand, alle anderen Teile des Gebäudes sonst aber wie ausgestorben. Das einzig Auffällige waren die unzähligen Katzen, die sich auf einem Grünstreifen zwischen den Gleisen sonnten. Von verkehrenden Zügen fehlte übrigens jede Spur.
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Ob dieser Bahnhof nun wirklich noch Touristen und Geschäftsleute nach Istanbul befördert, oder ob dies nun komplett von den zwei Flughäfen Atatürk und Sabiha Gökçen übernommen wird, kann mir auch egal sein. Mein Hauptaugenmerk lag komplett auf der Marmaray Linie, die unterhalb des Bosporus die asiastische und europäische Seite verbindet.
Anfang 2013 wurde dafür der Tunnel fertig gestellt, dessen Namen sich aus dem Teilen des Marmarameers und dem türkischen ray für Schiene oder Gleis zusammen setzt. Über viele Treppen ging es für uns erst einmal in den Abgrund.
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Unterirdisch bekam ich ein Flashback der Pariser Metro. Ähnlich wie in der französischen Hauptstadt hatte ich auch hier das Gefühl, schon halb durch den Bosporus durchgelaufen zu sein, bis ich zum ersten Mal einen Zug vor Augen hatte.
Danach begrüßte uns eine recht moderne S-Bahn, die momentan noch isoliert vom restlichen Schienennetz des Landes zwischen drei Stationen pendelt. Die seit Oktober 2013 fahrende Linie soll später einmal sowohl auf europäischer als auch auf asiatischer Seite an das restliche Eisenbahnnetz angeschlossen werden. Der Termin dafür verschiebt sich allerdings immer wieder.
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Nach nicht einmal fünf Minuten Fahrt kamen wir auf der asiatischen Seite an der Haltestelle Üsküdar wieder ans Tageslicht. Komischerweise reichten hier deutlich weniger Rolltreppen bis zum Ausgang. Anscheinend liegt der Bahnhof in Eminönü deutlich tiefer unter der Erdoberfläche.
Die Züge der Marmaray sind übrigens genau wie alle anderen Öffis mit der Istanbulkart bezahlbar. Eigentlich hätte ich hier mit einem saftigen Aufschlag für diese besondere Strecke gerechnet und meine Karte deswegen etwas höher aufgeladen. Mit ungefähr 2 Lira kostete sie jedoch genau so viel wie die Straßenbahnfahrt zuvor.
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An den vielen Fähren vorbei hatten wir nun zum ersten Mal einen Blick auf die europäische Seite, auf der wir uns bisher immer aufgehalten hatten. Hier ist auch gut der Höhenunterschied zu erkennen, den wir am Morgen auf dem Weg zum Taksim-Platz erklimmen mussten.
Wäre uns dieser Blick schon früher zur Verfügung gestanden, hätten wir uns vielleicht noch umstimmen lassen. Zum Taksim Platz fährt nämlich auch eine unterirdische Seilbahn: Die sogenannte Füniküler von der Straßenbahn Endstation Kabataş hinauf nach Taksim.
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Nachdem wir in der letzten Zeit zum ultimativen James Bond Marathon angesetzt hatten, interessierte uns besonders der Leanderturm, der im Finale von "Der Morgen stirbt nie" die Hauptrolle eingenommen hatte. Genau dort wurde Pierce Brosnan in der Rolle des englischen Geheimagenten von Electra King (gespielt von Sophie Marceau) mit einer Garotte in die Mangel genommen, während gleichzeitig ein Atom U-Boot den Bosporus nuklear verseuchen sollte.
Dass der Plan im letzten Moment vereitelt werden konnte, versteht sich von selbst.
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Die wahre Geschichte hinter dem Leanderturm ist weit aus langweiliger. Über die Jahre diente der Turm wahlweise als Leuchtturm, als Telegrafenmast, Quarantänestation oder als schmuckes Haus für verdiente Kapitäne im Ruhestand.
Zu der Zeit, als Istanbul nach Konstantinopel hieß, soll eine Kette vom Leanderturm über den Bosporus gespannt worden sein, um feindliche Schiffe von Invasionen abzuhalten. Das andere Ende der Kette wurde dabei am Mangana-Palast befestigt. An seiner Stelle befindet sich heute der Gülhane-Park auf der europäischen Seite.
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Zwei Legenden ranken sich um den Leanderturm, von denen beide namensgebend sind: Zum einen schwamm ein verliebter Mann namens Leander jede Nacht zu seiner Freundin Hero auf die Insel, bis er eines Nachts durch ein erloschenes Licht die Orientierung verlor und ertrank. Natürlich stürzte sich die Geliebte ebenfalls in die Fluten, als sie vom Unglück erfuhr, was die Geschichte gleich noch eine Portion tragischer macht.
Die türkische Legende, die auch den alternativen Namen Kız Kulesi (Mädchenturm) begründet, handelt von einer türkischen Prinzessin. Nachdem eine Wahrsagerin ihren Tod durch Gift vorhergesagt hatte, sperrte sie der übervorsichtige Vater auf der Turm der Insel ein. Dort starb sie - ebenfalls tragischerweise - durch das Gift einer Schlange, die sich über einen Obstkorb in den Leanderturm geschmuggelt hatte.
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Eine Besonderheit der asiatischen Seite ist die Gestaltung des Ufers, das fast vollständig mit Kissen zu improvisierten Cafés umgebaut wurde. Auf einer Länge von fast zwei Kilometern habe ich keinen einzigen Fleck am Wasser gefunden, an dem kein türkischer Tee oder ähnliches serviert wird. Wer will, kann hier nicht nur den Abend ausklingen lassen, sondern auch den ganzen Tag die Aussicht auf die gegenüberliegende Seite genießen.
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Auch für uns wäre ein wenig Chillen vor Ort eine Option gewesen, wenn nicht das Kofferpacken uns zurück ins Hotel gerufen hätte. Und so gönnten wir uns - genau wie am vorherigen Tag - noch eine Kumpir-Kartoffel und machten uns mit der S-Bahn wieder auf den Weg.
Aus diesem Grund lasse ich den heutigen Bericht mit ein paar Bildern mit Blick auf den Bosporus enden.
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ehemaliges mitglied
26.06.2016, 14:26
Schoene Bilder:gut:...IMHO finde ich diese hier auf meinem 5K iMac allerdings irgendwie etwas kontrastarm und habe mir mal erlaubt...
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@Magic: Ja, kommt gut! Da hätte ich mir ruhig ein wenig mehr Kontrast und Sättigung erlauben können.
Jubilado
26.06.2016, 15:48
Nochmals vielen Dank Phil, für den sehr informativen Reisebericht und die schönen Bilder. :verneig:
Soeckefeld
26.06.2016, 17:44
Klasse! herzlichen Dank für die Reise :gut:
:verneig: toll geschrieben und sensationelle Fotos :verneig:
von "stürzenden Linien" hatte ich bisher auch keine Ahnung, nicht mal wirklich gute Fotos gelingen mir...
Da freue ich mich wirklich auf mehr mehr mehr :jump:
dominik1986
26.06.2016, 19:49
Vielen Dank für die Mühe. Schaut und liest sich exzellent!
Ganz toller Bericht, große Klasse ! :verneig:
Toll, was du dir für Mühe gemacht hast! Vielen Dank für die schönen Fotos und das du uns auf diesen großartigen Trip mitgenommen hast!
Vielen Dank, ganz toller Bericht :gut:
LUuhrENS
29.06.2016, 00:08
Großartig! Vielen Dank! Muss ich gleich meiner Liebsten zeigen.
Klasse Bericht, tolle Bilder, danke fürs Mitnehmen :gut:
... ich stehe gerade völlig fassungslos vor den Nachrichten von heute morgen. Aus diesem Grund gibt's hier noch ein paar Zusatzinformationen über den Heimflug, den wir vom Atatürk-Flughafen in Istanbul starteten. Ich kann es kaum glauben, was dort heute morgen passiert ist.
Ich hoffe dennoch, dass niemand deswegen das Reisen aufgibt. Andere Länder und Kulturen zu besuchen, ist der Grundstein für Toleranz in dieser Welt. Wir dürfen nicht aufhören, gegenseitig Vorurteile abzubauen. Ich hoffe so sehr, dass es Kriminelle nicht schaffen werden, uns wieder in Welt der imaginären Mauern um das eigene Land zu bringen.
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Irgendeinen Nachteil musste das günstige Wochenende in Istanbul ja haben. Zum einen war der erste Tag durch den doch recht späten Hinflug nicht wirklich für Sightseeing nutzbar, zum anderen fiel auch der letzte Tag aufgrund der frühen Abflugszeit eher in die Kategorie »für die Katz'«.
Da wir die zeitlichen Vorteile, die sich aus unserer im letzten Jahr erworbenen Flughafenlounge-Berechtigung ergeben, komplett in Schlaf umsetzen wollten, starteten wir den Tag risikoreich. Ohne Frühstück sprangen wir nach dem Check-Out in unsere Haus-und-Hof-Straßenbahn vor dem Hotel und fuhren bis zum westlichen Knotenpunkt Zeytinburnu.
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Waren wir noch beim Hinflug mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel gefahren, entschieden wir uns dieses Mal bewusst für den günstigeren Weg. Der Flughafen Atatürk ist eigentlich vorbildlich mit der Metrolinie M1A angebunden, so dass wir unser Restguthaben auf der Istanbulkart genau für die Hinfahrt zum Flughafen aufbrauchen konnten.
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Gerade aufgrund der angespannten Sicherheitslage wollten wir bewusst ein wenig früher am Flughafen sein. Eine gute Entscheidung, wie sich vor Ort heraus stellte. Denn der Flughafen Atatürk ist mit seiner doppelten Sicherheitskontrolle nicht gerade ein Flughafen der kurzen Wartezeiten. Jedermann muss schon beim Betreten des Flughafengebäudes durch eine Fummelbude inklusive Röntgenscanner für Koffer und Handgepäck.
Von der Qualität des Screening-Prozesses war ich allerdings wenig überzeugt. Dank morgendlicher Müdigkeit schritt ich im Halbschlaf inklusive Handy und Gürtel durch den Scanner. Trotzdem konnte ich nach kurzer Ermahnung passieren.
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Nach der zweiten und deutlich gründlicheren Kontrolle standen wir müde und hungrig im ziemlich hektischen Treiben des Flughafens Atatürk, der immerhin des größte der gesamten Türkei ist. Bei der Suche nach der richtigen Lounge irrten wir deswegen erst einmal ein wenig airside herum.
Hintergrund ist die Tatsache, dass beide Enden des Terminals mit Loungen ausgerüstet sind, und somit auch in beide Richtungen das Wort "Lounge" ausgeschildert ist. Auch die Tatsache, dass unsere primeclass-Lounge sowohl für innertürkische als für internationale Flüge örtlich getrennt existiert, machte die Sache nicht unbedingt einfacher.
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Nach einer kompletten (Flug-)Hafenrundfahrt fanden wir dann unsere primeclass Lounge, die im Gegensatz zum Rest des Flughafens einen richtig guten Eindruck hinterließ. Das 2001 gebaute Terminal A ist sichtlich in die Jahre gekommen und könnte einmal eine Renovierung vertragen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich in letzter Zeit ziemlich durch arabische Flughäfen verdorben wurde.
Die Lounge machte auf jeden Fall einen guten Eindruck, weswegen hier auch noch ein getrennter Bericht folgen wird.
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Viel wichtiger als das reine gute Aussehen war aber das Vorhandensein eines ordentlichen Frühstück-Buffets, das jenes unseres so-lala-Hotels ohne Problem kompensieren konnte. So suchten wir uns erst einmal zwei ruhige Plätzchen, um dann in Ruhe, ausgiebig und vor allem mit viel Nutella in den Tag zu starten.
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Richtig genial wurde es, als wir die Duschen der Lounge entdeckten. Da wir auch diesen Teil in aller morgendlicher Hektik ausgelassen hatten, reservierten wir uns jeweils ein Badezimmer.
Ja, ich gebe es zu: Tatsächlich nutzte ich in Istanbul zum ersten Mal in meinem Leben eine Dusche an einem Flughafen. Und es war genial! Und nein, es gibt keine Fotos davon.
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Zu diesem Zeitpunkt und kurz vor dem Rückflug konnten wir mit Fug und Recht behaupten, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, sich nicht von irgendwelchen Terrorakten von einer Städtereise nach Istanbul abhalten zu lassen. Allerdings waren die Spuren des aktuellen Geschehens bis in die Türkei sichtbar. Noch immer war der Flughafen Brüssel-Zaventem geschlossen und sämtliche Flüge in die belgische Hauptstadt gecancelt.
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Dank der Anzeigetafel in der Lounge passten wir den richtigen Moment für unser Boarding ab, und wurden im Gegensatz zum Hinflug mit dem Bus zu unserem Flieger gebracht. Der Flug verlief absolut ereignislos und brachte uns bereits um 10:00 Uhr wieder zurück nach München. Aus diesem Grund lasse ich den Reisebericht genau hier enden.
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ehemaliges mitglied
29.06.2016, 10:19
Klasse :gut:
Vielen Dank:gut:
Istanbul liegt ganz oben in meiner Wunschliste, aber aufgrund der aktuellen Lage...:(
buchfuchs1
29.06.2016, 12:06
Hammer-Bericht, keine sinnlose Aneinanderreihung von 200 Fotos, sondern Infos, Endrücke, Gefühle.
Dann noch gut geschrieben, das gefällt mir.
Ein ganz fettes DANKE :dr:
Toll! Deine Erfahrungen decken sich 1:1 mit meinen Istanbul-Erlebnissen. Ich habe selten so nette Menschen und so tolles Essen kennengelernt. Selbst Dönerfleisch im guten Restaurant vom Holzkohlegrill ist ein lukullisches Abenteuer. Und Fisch direkt am Ufer des Bosporus - unvergesslich.
Ich vermisse etwas den obligatorischen Basarbesuch und -wie du selber erklärt hast- den Besuch der Hagia Sofia. Aber man muss ja beim nächsten Mal noch Ziele haben !!
In Istanbul habe ich auch die lustigste Hotelerfahrung bisher gemacht. Bei Verlassen des Zimmers des *****-Hotels bei der Abreise habe ich noch mal vorsichtshalber unters Bett geguckt, von wo mich dann ein kleines, wackelndes Papiermännchen anguckte, auf dessen Brust stand : We've been here before, sure !! Unvergessen !!
Danke für's mitnehmen!!
Ich vermisse etwas den obligatorischen Basarbesuch und -wie du selber erklärt hast- den Besuch der Hagia Sofia. Aber man muss ja beim nächsten Mal noch Ziele haben !!
Absolut. Und ich freue mich richtig auf mein nächstes Mal Istanbul, was garantiert kommen wird.
Ich muss sogar ehrlich gestehen, dass ich vor meiner Reise überhaupt nicht wusste, ob es überhaupt schaffe, Istanbul in einen Reisebericht zu schaffen. Die Stadt erschien so unglaublich groß und facettenreich, dass ich Angst hatte, mich hier völlig zu verrennen. Somit bin ich echt froh, überhaupt so viel gesehen zu haben.
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