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R.O. Lex
22.09.2015, 22:47
Gleich vorab: Falls eine wirtschaftsethische Diskussion hier nicht gewünscht ist, dann bitte ich die Moderatoren um Löschung.

Was mich momentan umtreibt, aus persönlichem wie auch beruflichem Interesse, ist folgendes: Die Standards für und die Ansprüche an verantwortungsvolle Unternehmensführung, Corporate Governance, werden immer strenger.

Was vor noch nicht einmal 20 Jahren noch steuerlich absetzbar war, ist heute verpönt und wird sogar strafrechtlich verfolgt (Siemens, Bestechungen). Da fliegt eine Bohrinsel in die Luft, der Konzern geht vollkommen dilettantisch mit dem Vorfall um (BP, Deepwater Horizon). Es fahren ein paar Versicherungsvertreter nach Ungarn zu einer Poolparty (Ergo, Sexskandal).

Nun lese ich von Dirks Ausflug nach Monaco (http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/149566-Monaco-übers-Wochenende). Gleichzeitig hat sein Arbeitgeber in den letzten beiden Tagen etwa 35 Mrd. Euro an Börsenwert verbrannt.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich will hier keineswegs den Weltverbesserer geben. Ich möchte einfach nur die Meinung des Durchschnittsbürgers (wenn es den denn hier gibt) zu solchen, ich nenne es jetzt mal vorsichtig Ausschweifungen, ausloten. Aus den Kommentaren zu Dirks Thread entnehme ich, dass dies vollkommen in Ordnung ist.

Und nun gehe ich mal in Vorleistung: Einerseits gönne ich Dirk den Spaß von ganzem Herzen und bin auch keinesfalls neidisch. Er hat offenbar hoch gesteckte Verkaufsziele erfüllt und das soll auch honoriert werden. Andererseits wissen wir alle, dass wir derartige Veranstaltungen über den Kauf der Produkte mitfinanzieren. Und es gibt ja auch hier durchaus regelmäßige Preisdiskussionen.

Und nun freue ich mich über Eure Beiträge, so dies von den Mods geduldet wird, und bitte nicht nur zu VW/Audi, sondern gerne sehr allgemein.

avalanche
22.09.2015, 22:57
Die Zeiten und Regularien werden härter, ich hab immer mehr Mühe, mein Budget trotzdem vollständig zu verbraten.

oberstklink
22.09.2015, 22:59
meine sehr persönliche Meinung dazu:
Mein Cousin wohnt in New Jersey. Er fährt einen alten Dodge Charger ( den General Lee aus "Ein Duke kommt selten allein")
Die Karre aus den 70-ern hat einen V8 mit 7,2 Liter Hubraum. Der verbraucht weit über 20 liter im Stadtverkehr.
Das ist aber kein Problem ..... weil eskein Diesel ist.

ehemaliges mitglied
22.09.2015, 23:08
Würd mal sagen:
Komplett an der Fragestellung vorbei Herr Oberst...

... zur Fragestellung:

Ich denke man muss differenzieren:
Einerseits: Bestechung -> geht gar nicht und denke das ist common sense.
Andererseits: Belohnung/Incentives: Muss ins "Business" und ins Unternehmen / dessen Kultur passen - dann ist augenscheinlich (fast) alles erlaubt - nur kein Sex :bgdev:

Tue mich grundsätzlich bisserl schwer, weil für mich schwer erkennbar warum ein Verkäufer bei Erfüllung / Überschreitung gewisser Planzahlen mit solchen Inzentives belohnt wird - der Entwickler (beispielsweise) des geilen Autos da aber komplett aussen vor bleibt...
... aber auch hier gilt: Augen auf bei der Berufswahl.

Ich als Arbeitgeber würde das anders handhaben - aber es sei jedem gegönnt....

avalanche
22.09.2015, 23:16
Entwickler: introvertierter Nerd
Verkäufer: extrovertierte Rampensau

Dämmerts?

ehemaliges mitglied
22.09.2015, 23:22
Völlig Wurscht - der Entwickler war auch nur ein Beispiel...

... zudem verlassen immer weniger Ingenieure die Hochschulen und werden zu einer klassischen Mangelfunktion.

Aus Sicht des Unternehmens, sind Ingenieure aber die Basis für den Erfolg und müssten imho stärker "bedacht" werden....

Btw. ist die Aussage Entwickler News und Verkäufer Rampensau viel zu pauschal - es ging mir um grundsätzliche Wertschätzung im Vergleich der gesamten betriebl. Leistungserbringung. Gefühlt wird der Vertrieb da überproportional gut bedacht...
... und das sage ich nicht als Entwickler sondern als neutraler Beobachter.

R.O. Lex
22.09.2015, 23:26
Oh, es geht schon los, vielen Dank bisher!


Würd mal sagen:
Komplett an der Fragestellung vorbei Herr Oberst...

Vielleicht nicht ganz: Wenn der Cousin den Dodge privat fährt und finanziert, dann ist es einzig und allein seine Angelegenheit. Man mag ihn als Umweltsünder diskreditieren, das ist es dann aus meinen Augen aber auch. Wenn der Dodge allerdings ein Firmenwagen / Dienstwagen ist und er auch noch eine Tankkarte ohne irgendeine Beschränkung hat, dann fände ich dies aus der Governance-Perspektive (im Sinne der Fragestellung) doch eher bedenklich.

avalanche
22.09.2015, 23:31
Wenn der Dodge allerdings ein Firmenwagen / Dienstwagen ist und er auch noch eine Tankkarte ohne irgendeine Beschränkung hat, dann fände ich dies aus der Governance-Perspektive (im Sinne der Fragestellung) doch eher bedenklich.

Als Mitarbeiter einer Förderanlage in Dallas :grb:

avalanche
22.09.2015, 23:34
Btw. ist die Aussage Entwickler News und Verkäufer Rampensau viel zu pauschal - es ging mir um grundsätzliche Wertschätzung im Vergleich der gesamten betriebl. Leistungserbringung. Gefühlt wird der Vertrieb da überproportional gut bedacht...
... und das sage ich nicht als Entwickler sondern als neutraler Beobachter.

Einen Entwickler musst du anders bei der Stange halten, als einen Verkäufer. Wir hatten hier aber das klassische Setting eines Sales-Events.

R.O. Lex
22.09.2015, 23:42
Nochmals danke, wobei mir die Diskussion schon fast etwas zu kleinteilig wird (Entwickler vs. Verkäufer). Es geht mit eher darum, was, wieviel und wofür ein Unternehmen aufgeben darf.

Ich werde jetzt mal einen provokativen Beitrag in Dirks Reisebericht posten. Mal sehen, wie es dann weitergeht.

Hypophyse
22.09.2015, 23:56
Über so manchen Menschenschlag freuen sich die Erben. Die anderen leben.

pfandflsche
22.09.2015, 23:59
ein unternehmen..ein unternehmer kann/darf soviel oder so wenig für was auch immer ausgeben, wie es/er möchte...solange es sich um eigen verdientes geld und nicht um das des steuerzahlers handelt.

wenn malermeister brand seinen gesellen und (volljährigen) lehrlingen meint,nach einem erfolgreichen geschäftsjahr einen abend im laufhaus spendieren zu müssen und dafür geld locker macht,dann kann er das gerne tun. wenn seine mitarbeiter damit ein "moralisches" problem haben,sollen sie es sagen und abstand davon nehmen.

setzt ein unternehmen sich selbst in den sand,weil man in den entscheidungsebenen kollektiv den kopf im rektum hatte und gerät dadurch in schieflage, schreit jetzt aber nach vater staat und möchte öffentliche gelder zur sanierung und behebung des eigen verschuldeten fast-konkurses...keine gnade.

wenn gute leute,die über das jahr hinweg über das übliche und zu "erwartende" mass hinaus deutliche mehrleistungen erbracht haben,dann sollen diese (und nur diese) auch spürbar etwas davon haben. ob es nun teure ausflüge nach weit-weit-weg sein müssen,obliegt alleine dem,der das ganze zahlt...dem unternehmen.

zufriedene mitarbeiter,die eine art "rückmeldung" für ihre geleistete arbeit erhalten,werden noch zufriedener und bringen unter umständen noch mehr herein als sie kosten.

unzufriedene mitarbeiter,die trotz mehraufwand einen feuchten händedruck erhalten,werden in zukunft einfach dienst nach vorschrift machen. so einfach ist das.

um deine letzte frage knapp zu benatworten..ein unternehmen darf jede summe für alles ausgeben...solange es aus unternehmensgewinnen erzieltes geld ist.

Magul
23.09.2015, 00:01
Ein Incentive zur Mitarbeitermotivation ist doch eine schöne Geste. Dass nicht jeder Mitarbeiter eines Unternehmens in dessen Genuss kommt ist auch nachvollziehbar. Die Ansicht, man finanziere als "Kunde" solche Events mit finde ich sehr weit hergeholt und, sorry, ziemlich "deutsch". Letztendlich ist ein schön gemachtes Incentive doch eine Win-win Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und nicht zuletzt vielleicht auch für den Kunden!?

hadi
23.09.2015, 00:07
ein unternehmen..ein unternehmer kann/darf soviel oder so wenig für was auch immer ausgeben, wie es/er möchte...solange es sich um eigen verdientes geld und nicht um das des steuerzahlers handelt.

wenn malermeister brand seinen gesellen und (volljährigen) lehrlingen meint,nach einem erfolgreichen geschäftsjahr einen abend im laufhaus spendieren zu müssen und dafür geld locker macht,dann kann er das gerne tun. wenn seine mitarbeiter damit ein "moralisches" problem haben,sollen sie es sagen und abstand davon nehmen.

setzt ein unternehmen sich selbst in den sand,weil man in den entscheidungsebenen kollektiv den kopf im rektum hatte und gerät dadurch in schieflage, schreit jetzt aber nach vater staat und möchte öffentliche gelder zur sanierung und behebung des eigen verschuldeten fast-konkurses...keine gnade.

wenn gute leute,die über das jahr hinweg über das übliche und zu "erwartende" mass hinaus deutliche mehrleistungen erbracht haben,dann sollen diese (und nur diese) auch spürbar etwas davon haben. ob es nun teure ausflüge nach weit-weit-weg sein müssen,obliegt alleine dem,der das ganze zahlt...dem unternehmen.

zufriedene mitarbeiter,die eine art "rückmeldung" für ihre geleistete arbeit erhalten,werden noch zufriedener und bringen unter umständen noch mehr herein als sie kosten.

unzufriedene mitarbeiter,die trotz mehraufwand einen feuchten händedruck erhalten,werden in zukunft einfach dienst nach vorschrift machen. so einfach ist das.

um deine letzte frage knapp zu benatworten..ein unternehmen darf jede summe für alles ausgeben...solange es aus unternehmensgewinnen erzieltes geld ist.


Besser kann man's nicht formulieren, danke!

paddy
23.09.2015, 00:13
Ich sehe hier keine "Ausschweifungen" sondern ein Incentive für Leistungsträger.

Und hätte Dirk nicht erwähnt, dass der Trip ein solches Incentive gewesen wäre, oder hätten die Jungs statt dessen Boni auf ihr Gehalt bekommen, wäre gar nicht erst Neid aufgekommen.

"Wirtschaftsethik", netter Versuch ...

Magul
23.09.2015, 00:15
Nun lese ich von Dirks Ausflug nach Monaco (http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/149566-Monaco-übers-Wochenende). Gleichzeitig hat sein Arbeitgeber in den letzten beiden Tagen etwa 35 Mrd. Euro an Börsenwert verbrannt.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich will hier keineswegs den Weltverbesserer geben. Ich möchte einfach nur die Meinung des Durchschnittsbürgers (wenn es den denn hier gibt) zu solchen, ich nenne es jetzt mal vorsichtig Ausschweifungen, ausloten. Aus den Kommentaren zu Dirks Thread entnehme ich, dass dies vollkommen in Ordnung ist.
.
Ich glaube hier ist nichts falsch zu verstehen. Offensichtlich stößt es dir als Aktionär übel auf, dass hier seitens Audi offenbar überflüssig Geld ausgegeben wird, oder?
Ausdrücke wie "Ausschweifungen" kann man nicht als positiv deuten. Übrigens wird der Durchschnittsbürger, wie du ihn nennst, die Sinnhaftigkeit dieses Forums und die Leidenschaft für teure Uhren auch nicht nachvollziehen können.;)

althapp
23.09.2015, 00:27
Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Die Ausgangsfrage hat mit Corporate Governance nix zu tun. Jedem Unternhemen ist es freigestellt, seine Verkaufskanonen so zu incentivieren, wie es möchte, solange damit rechtliche und moralische Grenzen nicht überschritten werden.
Natürlich bezahlen die AUDI-Kunden über die völlig überteuerten Preise für Ihre Kisten diese Anreize. Nicht umsonst ist Audi nach Porsche die Ertragsperle im VW-Reich. Aber es ist ja Gottseidank niemand gezwungen, Audi zu kaufen, wenn ihm das nicht passt. es gibt doch genug schöne Marken aus Osteuropa und China, die ihr Verkaufspersonal sicher nicht so schön belohnen können. ��

RBLU
23.09.2015, 01:20
Klar gibt es Incentives sowohl fuer Kunden oder Mitarbeiter!
Gerade auf der Mitarbeiterseite bin ich oft ueberrascht, wie gluecklich man manche damit Leute machen kann. Da gibt es einige Individuen, denen ist eine Party oder ein Wochenende
auf irgendeiner Insel weitaus wichtiger als ein Bonus.:bgdev:

Nixus77
23.09.2015, 02:47
Gestern folgendes Szenario:

Ich schaue mir einen Wagen bei VW an 10 min, kein Mitarbeiter in Sicht.
Gleiches 100m weiter bei Audi.

Wenn ich als Hersteller einen Top Verkäufer hätte, der mir deutlich höhere Umsätze als seine Kollegen beschert und eine hohe Kundenzufriedenheit erzeugt,
dann wäre es kein Problem, paar K€ im Jahr als Anerkennung seiner Leistung auszugeben.

Janufer
23.09.2015, 06:15
Die Ausgangsfrage kann ich schon verstehen. Man fragt sich `muss das alles wirklich sein`? Die Antwort ist wohl...`Ja, weil es alle so machen`Obs jetzt unbedingt Monaco sein muss...egal, den geneigten Audikäufer (oder Benz, BWM...) schert es in der Regel wenig, solange das Produkt stimmt. Als Aktionär, na ja...kann man sich die Frage schon stellen. Aber so wild sehe ich es jetzt nicht.

Grüsse Jan

Lübke
23.09.2015, 06:39
Ich werde jetzt mal einen provokativen Beitrag in Dirks Reisebericht posten. Mal sehen, wie es dann weitergeht.

Pfui. Wie zerfressen kann man sein? Ganz unterste Schublade.

Sich hier über die PC großer Unternehmen aufregen weil man selbst ein paar Euros verbrannt hat ist die eine Sache. Einen User, der seine Freude teilt, so anzugehen bzw provozieren, zeugt nicht grade von großer Sozialkompetenz. Dich möchte ich nicht als Mitarbeiter haben.

Nochmal: Schämen muss man sich.

TheLupus
23.09.2015, 06:45
ein unternehmen..ein unternehmer kann/darf soviel oder so wenig für was auch immer ausgeben, wie es/er möchte...solange es sich um eigen verdientes geld und nicht um das des steuerzahlers handelt.

wenn malermeister brand seinen gesellen und (volljährigen) lehrlingen meint,nach einem erfolgreichen geschäftsjahr einen abend im laufhaus spendieren zu müssen und dafür geld locker macht,dann kann er das gerne tun. wenn seine mitarbeiter damit ein "moralisches" problem haben,sollen sie es sagen und abstand davon nehmen.

setzt ein unternehmen sich selbst in den sand,weil man in den entscheidungsebenen kollektiv den kopf im rektum hatte und gerät dadurch in schieflage, schreit jetzt aber nach vater staat und möchte öffentliche gelder zur sanierung und behebung des eigen verschuldeten fast-konkurses...keine gnade.

wenn gute leute,die über das jahr hinweg über das übliche und zu "erwartende" mass hinaus deutliche mehrleistungen erbracht haben,dann sollen diese (und nur diese) auch spürbar etwas davon haben. ob es nun teure ausflüge nach weit-weit-weg sein müssen,obliegt alleine dem,der das ganze zahlt...dem unternehmen.

zufriedene mitarbeiter,die eine art "rückmeldung" für ihre geleistete arbeit erhalten,werden noch zufriedener und bringen unter umständen noch mehr herein als sie kosten.

unzufriedene mitarbeiter,die trotz mehraufwand einen feuchten händedruck erhalten,werden in zukunft einfach dienst nach vorschrift machen. so einfach ist das.

um deine letzte frage knapp zu benatworten..ein unternehmen darf jede summe für alles ausgeben...solange es aus unternehmensgewinnen erzieltes geld ist.


+1
Schön geschrieben! :gut:


Für was sind diese komischen Regeln eigentlich da? Die sind nicht mal so viel wert wie das Papier. auf das sie geschrieben wurden.
Solche Dinge zu überwachen ist Aufgabe des Aufsichtsrates.

Außerdem verstehe ich das Problem nicht. Solange sich ein Vorstand/GF nicht unerlaubt persönlich bereichert und die nach Meinung einiger "fragwürdigen Mehrausgaben" zum Wohle des Unternehmens verwendet (Motivation, Schmiergeld - ja, das ist in manchen Ländern gewollt und üblich und wenn man's nicht tut, bekommt den Auftrag ein anderer), ist das für mich moralisch völlig in Ordnung.

Janufer
23.09.2015, 07:12
Provozieren ist natürlich Blödsinn! So einen Reisebericht, mit Nennung der Firma, in einem öffentlichen Forum zu posten, war vielleicht auch nicht die beste Idee. Sowas ruft natürlich Reaktionen hervor.


Grüsse Jan

AndreasL
23.09.2015, 07:18
Kann die Ausgangsfrage absolut nachvollziehen und habe durch die Antworten etwas gelernt. Manche Firmen residieren in Innenstadtlagen, andere bauen in der Peripherie. Somit ist das Ausgabeverhalten eher selbstbestimmt und dies ist wohl auch o.K. Ethisch hat wohl jeder verschiedene Ansprüche an sich haben und ich finde sie wichtig und es auch gut sich darüber Gedanken zu machen.

FatToni
23.09.2015, 07:39
Der Neid ist in Deutschland sehr stark ausgeprägt. Da ist dem Nachbarn seine Hecke zu grün, die eigene wirkt eher bräunlich. Das Auto des Nachbarn ist zu teuer, warum kann der sich sowas leisten. Das Haus ist sowieso zu groß, der muss doch irgendwie tricksen. Alles typisch deutsch. Statt zu hinterfragen wird alles infrage gestellt und diffamiert. Vielleicht leistet der Nachbar nur mehr. Während ich mich vor dem Fernseher einlullen lasse, wird nebenan noch gearbeitet. Firmen geben nicht freiwillig sinnlos Geld aus. Wenn die Firma zu so einem Event lädt, dann haben die Mitarbeiter sich das verdient. Statt verdiente Leistung madig zu machen, sollte man lieber der öffentlichen Hand auf die Füße treten. Da wird das Geld im großen Stil verbrannt! Nur mal den tollen Flughafen BER als Beispiel....

Edmundo
23.09.2015, 07:44
Grundsätzlich kann eine Firma so einladen, wie sie will. Sind ja ihre eigenen Mitarbeiter. Und der angesprochene Börsenwertverlust hat damit ja gar nichts zu tun und war ja zu dem Zeitpunkt auch gar nicht bekannt. Hier muss man aufpassen, dass man nicht Sachen vermischt. Und es ist durchaus üblich, Verkäufer nach guten Verkaufszahlen so zu motivieren. Das kenne ich auch aus der IT Branche zumindest. Also im Grunde genommen erst einmal nichts verbotenes dabei.

Ich würde aber als Firma bedenken, dass es durchaus ein Bild nach außen gibt, was man nicht unbedingt möchte. VW hat ja auch schon mal nach Brasilien eingeladen, Ergo nach Ungarn etc. Alles Belohnungen, die aber in der Presse mehr als intensiv durchgekaut wurden. Gut, das was noch weiter über das Ziel hinaus geschossen, aber da wird schnell in der Presse nicht mehr unterschieden, ggf. je nach Format auch was dazu gedichtet. Als Arbeitgeber würde ich somit solche Beiträge wie den oben angesprochenen nicht gerne sehen, da sie genau diese Diskussion fördern und dann sehr schnell Neid aufkommt. Ich würde zumindest etwas Diskretion erwarten. Ich sehe auch keinen Grund, da jetzt als TO den Arbeitgeber mehr als offensichtlich zu nennen. Der Beitrag hätte auch so gewirkt, ohne Firma und Kollegen da zu nennen/zeigen. Der Gentleman genießt und schweigt, heißt es ja so schön.

Cosmic
23.09.2015, 07:46
Wäre es um das Thema gegangen, was in der Überschrift steht, hätte es ein guter Faden werden können. Da wir gerade für unsere Beteiligungen einen "Leitfaden guter Unternehmensführung" entwickeln, hätte ich gern was beigesteuert und genauso gern aus dem Thread etwas mitgenommen. Aber schon nach dem Eingangspost war klar: Das wird nix!

PS: Der Lübke (Sebastian :dr:) trifft den Nagel auf den Kopf. :gut:

Janufer
23.09.2015, 07:50
Der Neid ist in Deutschland sehr stark ausgeprägt. Da ist dem Nachbarn seine Hecke zu grün, die eigene wirkt eher bräunlich. Das Auto des Nachbarn ist zu teuer, warum kann der sich sowas leisten. Das Haus ist sowieso zu groß, der muss doch irgendwie tricksen. Alles typisch deutsch. Statt zu hinterfragen wird alles infrage gestellt und diffamiert. Vielleicht leistet der Nachbar nur mehr. Während ich mich vor dem Fernseher einlullen lasse, wird nebenan noch gearbeitet. Firmen geben nicht freiwillig sinnlos Geld aus. Wenn die Firma zu so einem Event lädt, dann haben die Mitarbeiter sich das verdient. Statt verdiente Leistung madig zu machen, sollte man lieber der öffentlichen Hand auf die Füße treten. Da wird das Geld im großen Stil verbrannt! Nur mal den tollen Flughafen BER als Beispiel....

Kritik an solchen Praktiken und die Diskussion darüber haben doch mit Neid nichts zu tun. Also bitte, die Neidkeule mal stecken lassen.

Grüsse Jan

eos
23.09.2015, 07:56
Ich werde jetzt mal einen provokativen Beitrag in Dirks Reisebericht posten. Mal sehen, wie es dann weitergeht.

Ich finde den Thread hier schon wenig gelungen, das Ganze jetzt aber noch unter den Reisebericht von jemandem zu hängen finde ich komplett daneben.

mws
23.09.2015, 08:04
Nochmals danke, wobei mir die Diskussion schon fast etwas zu kleinteilig wird (Entwickler vs. Verkäufer). Es geht mit eher darum, was, wieviel und wofür ein Unternehmen aufgeben darf.

Ich werde jetzt mal einen provokativen Beitrag in Dirks Reisebericht posten. Mal sehen, wie es dann weitergeht.

Ich finde es schade, dass du mit aller Gewalt versuchst, uns deine Ansichten aufzudrücken. Das hat ein Member mit einem derart hohen Ansehen wie du es hier im Forum geniesst, doch wirklich nicht nötig.

old.school
23.09.2015, 08:11
Für mich paßt das zu dem Bild, was ich von Audi habe, ziemlich gut. Besser kann man ein Klischee nicht nähren.
Der "alte" Audi A2 war ein faszinierendes Auto und ist heute noch im Familienbesitz. Der Wagen und dessen Modellpflege hätte großes Potential gehabt und die Autowelt vielleicht schneller und nachhaltiger verändert als man das heute abschätzen kann.
Aber Audi hat sich anderen Werten zugewendet …

Beste Grüße,
Dirk

Edmundo
23.09.2015, 08:15
Das liegt vielleicht daran, dass der A2 sich zu der Zeit gar nicht verkauft hat und man als Unternehmen halt Gewinn erzielen möchte, um zu bestehen. Das Auto war zu früh und die Zeit noch nicht reif. Und es war einfach hässlich, vielleicht praktisch, aber nicht hübsch.

Wo ist denn der Unterschied zum A1 jetzt? Ist doch ein viel tolleres Auto. Verkauft sich wie warme Semmeln im Vergleich zum A2. Und was hat der A2 jetzt mit dem Klischee zu tun?

The Banker
23.09.2015, 08:22
Das zeitlich Zusammentreffen von Dirks Thread mit den Veröffentlichungen über den Abgasbetrug war sicher nicht glücklich, aber Dirk ist kein Softwareentwickler, sondern Verkäufer. Und ein ziemlich erfolgreicher offenbar auch.
Derartige Festivitäten sind Usus im Verkaufsbereich und schlicht Danksagungen/ Motivation an Leistungsträger. Bei meinem AG springt dann halt ein Abendessen mit dem Vorstand gehobener Gastronomie raus, das hängt von Branche und Unternehmensgröße ab.
Mitarbeiterbindung wird vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung immer wichtiger, insofern finde ich solche Events - aus dem Cashflow des Unternehmens bezahlt und letztlich von den eingeladenen Personen verdient - vollkommen in Ordnung.

AndreasS
23.09.2015, 08:30
Klar ist es in Ordnung, dass Leute, die einen super Job machen, eine entsprechende Belohnung bekommen.

Wenn dann zufällig irgendwo anders im Konzern ein Fehler passiert, ist das vielleicht ein blöder Zufall, aber kein Grund, jemandem seine Freude zu vermiesen.

Manche Themen verstehe ich einfach nicht. Man braucht sich dann auch nicht wundern, wenn sowas nicht mehr gepostet wird. Ich fände es schade.

Barnabas
23.09.2015, 08:33
Ich schreibe hier besser nichts zu.. :kriese:

Komische Ansichten gibt es hier... :grb:

eos
23.09.2015, 08:41
...
Nun lese ich von Dirks Ausflug nach Monaco (http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/149566-Monaco-übers-Wochenende). Gleichzeitig hat sein Arbeitgeber in den letzten beiden Tagen etwa 35 Mrd. Euro an Börsenwert verbrannt.


Ja, sowas passiert. Was soll man dazu noch mehr sagen? Detaillierte Zusammenhänge kennen wir eh nicht und schon gar nicht wissen wir, ob es zwischen Dirks Arbeit und den Verlusten an der Börse überhaupt eine Schnittmenge gibt.
Ich hätte es wesentlich cleverer gefunden, wenn Du diese Diskussion eröffnet hättest, ohne Dirk und seine Reise hier mit rein zu ziehen. Hier wird nämlich einen Zusammenhang hergestellt, der vermutlich gar nicht existiert.
Möglicher Weise ist genau das Gegenteil der Fall: Dirks Handeln dafür verantwortlich, dass der Börsenkurs von Volkswagen in den letzten Monaten gestiegen ist und jemand Anderes in der großen Stadt Volkswagen ist dafür verantwortlich, dass er jetzt abgestürzt ist. Dann müsste man Dirk aus Aktionärssicht gleich nochmal auf eine schöne Reise schicken.

jk737
23.09.2015, 08:47
ein unternehmen..ein unternehmer kann/darf soviel oder so wenig für was auch immer ausgeben, wie es/er möchte...solange es sich um eigen verdientes geld und nicht um das des steuerzahlers handelt.

wenn malermeister brand seinen gesellen und (volljährigen) lehrlingen meint,nach einem erfolgreichen geschäftsjahr einen abend im laufhaus spendieren zu müssen und dafür geld locker macht,dann kann er das gerne tun. wenn seine mitarbeiter damit ein "moralisches" problem haben,sollen sie es sagen und abstand davon nehmen.

setzt ein unternehmen sich selbst in den sand,weil man in den entscheidungsebenen kollektiv den kopf im rektum hatte und gerät dadurch in schieflage, schreit jetzt aber nach vater staat und möchte öffentliche gelder zur sanierung und behebung des eigen verschuldeten fast-konkurses...keine gnade.

wenn gute leute,die über das jahr hinweg über das übliche und zu "erwartende" mass hinaus deutliche mehrleistungen erbracht haben,dann sollen diese (und nur diese) auch spürbar etwas davon haben. ob es nun teure ausflüge nach weit-weit-weg sein müssen,obliegt alleine dem,der das ganze zahlt...dem unternehmen.

zufriedene mitarbeiter,die eine art "rückmeldung" für ihre geleistete arbeit erhalten,werden noch zufriedener und bringen unter umständen noch mehr herein als sie kosten.

unzufriedene mitarbeiter,die trotz mehraufwand einen feuchten händedruck erhalten,werden in zukunft einfach dienst nach vorschrift machen. so einfach ist das.

um deine letzte frage knapp zu benatworten..ein unternehmen darf jede summe für alles ausgeben...solange es aus unternehmensgewinnen erzieltes geld ist.

Wunderbar formuliert! Erfolg soll und darf belohnt werden. Sonst geht niemand mehr unternehmerisches Risiko ein und wir haben stillstand.

Diese Neidgesellschaft bei uns finde ich schrecklich, das sind meist die 9-5-ler oder joblosen, die überhaupt kein Verständnis dafür haben, dass ein 18-Stunden Tag bzw sonstige Anstrengungen und Erfolg auch gebührend entlohnt werden muss. Sonst wäre nämlich jeder Hartzer...

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 08:48
Ja, sowas passiert. Was soll man dazu noch mehr sagen? Detaillierte Zusammenhänge kennen wir eh nicht und schon gar nicht wissen wir, ob es zwischen Dirks Arbeit und den Verlusten an der Börse überhaupt eine Schnittmenge gibt.
Ich hätte es wesentlich cleverer gefunden, wenn Du diese Diskussion eröffnet hättest, ohne Dirk und seine Reise hier mit rein zu ziehen. Hier wird nämlich einen Zusammenhang hergestellt, der vermutlich gar nicht existiert.
Möglicher Weise ist genau das Gegenteil der Fall: Dirks Handeln dafür verantwortlich, dass der Börsenkurs von Volkswagen in den letzten Monaten gestiegen ist und jemand Anderes in der großen Stadt Volkswagen ist dafür verantwortlich, dass er jetzt abgestürzt ist. Dann müsste man Dirk aus Aktionärssicht gleich nochmal auf eine schöne Reise schicken.

+1

Barnabas
23.09.2015, 08:49
Juergen,

ich bin auch als 9-3-ler erfolgreich... :op: ;)

alicia
23.09.2015, 08:51
... denke hier ist vieles schon sehr detailliert gesagt worden, daher meine Kurzfassung.

Ich finde solche Events enorm wichtig und denke, dass es wieder mehr in diese Richtung gehen sollte, um seine Mitarbeiter zu motivieren.
Ich habe mal in diesem Bereich gearbeitet und der Rückgang ist deutlich spürbar, da hat es mich tatsächlich gefreut, als ich den Thread gesehen habe.
In welchem Maße ist natürlich von Konzern zu Konzern unterschiedlich.
Aber wer gute Arbeit leistet sollte entsprechend ent- bzw. belohnt werden :)

old.school
23.09.2015, 09:04
Das liegt vielleicht daran, dass der A2 sich zu der Zeit gar nicht verkauft hat und man als Unternehmen halt Gewinn erzielen möchte, um zu bestehen. Das Auto war zu früh und die Zeit noch nicht reif. Und es war einfach hässlich, vielleicht praktisch, aber nicht hübsch.

Wo ist denn der Unterschied zum A1 jetzt? Ist doch ein viel tolleres Auto. Verkauft sich wie warme Semmeln im Vergleich zum A2. Und was hat der A2 jetzt mit dem Klischee zu tun?

Hallo Elmar,
Ich weiß, der A2 wird auch heute noch nicht verstanden.
Der A1 ist ein typisches, modernes Audi-Produkt. Man nehme eine vorhandene Konzernplattform und schmücke sie mit einer schicken Lifestyle-Karosserie. Er hat nichts mit dem damals bahnbrechenden Space-Frame-Technologie-Konzept gemein. Ich halte dieses Konzept für sehr nachhaltig und würdig, es auch in Volumenmodelle einzusetzen.
Für den A2 machten die Ingenieure eine genaue Bedarfsanalyse (aus anwenderpraktischer Sicht) und ließen dafür ein passendes, meiner Meinung nach absolut nicht häßliches Blechkleid entwerfen – „form follows function“ (mache Designer kennen das auch heute noch …).
Aber wen interessieren schon nachhaltige Autos? Maximalgewinne macht man nur mit niedrigen Entwicklungskosten und ständigen Neuverkäufen. Die meisten Kunden interessiert doch eh‘ nur ein modisches Blechkleid und ein supertolles Lichtdesign.

Beste Grüße,
Dirk

alien27
23.09.2015, 09:30
Hallo Elmar,
Ich weiß, der A2 wird auch heute noch nicht verstanden.
Der A1 ist ein typisches, modernes Audi-Produkt. Man nehme eine vorhandene Konzernplattform und schmücke sie mit einer schicken Lifestyle-Karosserie. Er hat nichts mit dem damals bahnbrechenden Space-Frame-Technologie-Konzept gemein. Ich halte dieses Konzept für sehr nachhaltig und würdig, es auch in Volumenmodelle einzusetzen.
Für den A2 machten die Ingenieure eine genaue Bedarfsanalyse (aus anwenderpraktischer Sicht) und ließen dafür ein passendes, meiner Meinung nach absolut nicht häßliches Blechkleid entwerfen – „form follows function“ (mache Designer kennen das auch heute noch …).
Aber wen interessieren schon nachhaltige Autos? Maximalgewinne macht man nur mit niedrigen Entwicklungskosten und ständigen Neuverkäufen. Die meisten Kunden interessiert doch eh‘ nur ein modisches Blechkleid und ein supertolles Lichtdesign.

Beste Grüße,
Dirk

Ich glaube das Problem ist nicht der Hersteller sondern die Kunden. Wenn keiner bzw. nur sehr wenige den A2 kaufen, wie soll er dann kostengünstig produziert werden? Am Ende will Audi damit auch keinen Verlust machen, denn dann schreien wieder Andere.

Letztendlich bestimmt der Kunde welche Musik gespielt wird, auch wenn wir manchmal denken es wäre anders.

Edmundo
23.09.2015, 09:58
Ich weiß, der A2 wird auch heute noch nicht verstanden.
(...)
Für den A2 machten die Ingenieure eine genaue Bedarfsanalyse (aus anwenderpraktischer Sicht)

Das widerspricht sich aber. ;) Anscheinend ist der Bedarf dann damals doch nicht so da gewesen. Manchmal macht man wirklich als Ingenieure wirklich tolle Sachen und der Kunde "versteht" das nicht. Dann hat er den Bedarf (noch) nicht. Das war bei der Handabzugs-Daytona auch so. Oder man ist vor der Zeit. Oder zur falschen Zeit da. Oder man hat marketingtechnisch alles falsch gemacht.

Elektroautos wären schon viel akzeptierter (auch mit den derzeitigen Einschränkungen noch wie Reichweite und Kosten), wenn die Spritkosten so hoch wäre wie vor ein paar Jahren. Jetzt ist das Faß Öl fast nichts mehr wert und es interessiert den Kunden dann auch nicht mehr so wie es hätte ihn interessiert, wenn er an der Tankstelle richtig geblutet hätte. Ergo ist die Zeit noch nicht reif, aber das wird kommen.

Der A2 war ein tolles Auto technisch, aber der Kunde wollte ihn nicht. Da kannst Du als Firma auch nicht viel machen. Dann musst Du Risiko minimieren und das machen, was der Kunde möchte. Sonst bist Du bei den Analysten unten durch.

Donluigi
23.09.2015, 10:10
Hallo Elmar,
Ich weiß, der A2 wird auch heute noch nicht verstanden.
Der A1 ist ein typisches, modernes Audi-Produkt. Man nehme eine vorhandene Konzernplattform und schmücke sie mit einer schicken Lifestyle-Karosserie. Er hat nichts mit dem damals bahnbrechenden Space-Frame-Technologie-Konzept gemein. Ich halte dieses Konzept für sehr nachhaltig und würdig, es auch in Volumenmodelle einzusetzen.
Für den A2 machten die Ingenieure eine genaue Bedarfsanalyse (aus anwenderpraktischer Sicht) und ließen dafür ein passendes, meiner Meinung nach absolut nicht häßliches Blechkleid entwerfen – „form follows function“ (mache Designer kennen das auch heute noch …).
Aber wen interessieren schon nachhaltige Autos? Maximalgewinne macht man nur mit niedrigen Entwicklungskosten und ständigen Neuverkäufen. Die meisten Kunden interessiert doch eh‘ nur ein modisches Blechkleid und ein supertolles Lichtdesign.

Beste Grüße,
Dirk

Da ist was dran. Selbiges gilt für die A-Klasse. Die erste war tatsächlich ein bahnbrechendes Konzept. Das perfekte Stadtauto, fahrbar für jeden von 18-100, revolutionärer Aufbau - leider halt nur optisch so uncool wie nur was. Der neue ist einfach eine aufgeplusterte Modebüchse ohne jegliche Innovation.

mac-knife
23.09.2015, 10:44
8o was für ein Therad!


... Falls eine wirtschaftsethische Diskussion
... damit gehts ja schon mal los. Das Bemühen um Ethik wird im Folgenden deutlich erkennbar von Dir selbst kompromittiert


Nun lese ich von Dirks Ausflug nach Monaco (http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/149566-Monaco-übers-Wochenende). Gleichzeitig hat sein Arbeitgeber in den letzten beiden Tagen etwa 35 Mrd. Euro an Börsenwert verbrannt.
... Zusammenhänge werden konstruiert, wo es keine gibt


Ich möchte einfach nur die Meinung des Durchschnittsbürgers
... da säuselt es leise im Flüsterton "wir sind das Volk!"


ich nenne es jetzt mal vorsichtig Ausschweifungen
... wie bitte? Wer ein paar gute Abendessen, ein paar Ausflüge, eine Unterbringung in einem guten Hotel, Hin- und Rückflug auf Firmenkosten in einem Airberlinflieger usw. zur Ausschweifung erklärt, will erkennbar polarisieren und diffamieren


Aus den Kommentaren zu Dirks Thread entnehme ich, dass dies vollkommen in Ordnung ist.
... ich würde mir diese Vereinnahmung verbitten


Einerseits gönne ich Dirk den Spaß von ganzem Herzen und bin auch keinesfalls neidisch.
... da Du es selbst ansprichst - der gesamte Post spricht dagegen


Er hat offenbar hoch gesteckte Verkaufsziele erfüllt und das soll auch honoriert werden. Andererseits wissen wir alle, dass wir derartige Veranstaltungen über den Kauf der Produkte mitfinanzieren. Und es gibt ja auch hier durchaus regelmäßige Preisdiskussionen.
... vielleicht kommt als nächstes eine grundsätzliche Diskussion über die Höhe von Mitarbeitergehältern und ihre schädliche Auswirkung auf Verkauspreise


Und nun freue ich mich über Eure Beiträge
Ich denke, die Freude ist mittlerweile verraucht

Moin
23.09.2015, 10:53
Ich glaube ja, der TS hat den janronny auf den Bildern entdeckt! ?(

TheLupus
23.09.2015, 10:55
:bgdev: :rofl:

The Banker
23.09.2015, 10:59
LOOOOL

CarloBianco
23.09.2015, 11:33
Der Link zu dem anderen Thread war sicherlich unglücklich. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass es hier um Neid geht.

Themen wie Corporate Governance und Unternehmensethik finde ich heutzutage ebenso wichtig wie Mitarbeiterbindung und Gewinn. Wie sehr diese Bereiche zusammenhängen können, haben u.a. Unternehmen wie Lidl, Nestle oder Shell erfahren. Wir werden alle in Zukunft Verantwortung übernehmen und näher zusammenrücken müssen.

Ob das hierher gehört, ist eine andere Frage. Aber was hier teilweise los ist, wird einem an sich spannenden Thema auch nicht gerecht.

jk737
23.09.2015, 11:40
ich bin auch als 9-3-ler erfolgreich... :op: ;)

Genau lesen :op: :D


... bzw sonstige Anstrengungen und Erfolg auch gebührend entlohnt werden muss....

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 11:51
Der Link zu dem anderen Thread war sicherlich unglücklich. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass es hier um Neid geht.

Themen wie Corporate Governance und Unternehmensethik finde ich heutzutage ebenso wichtig wie Mitarbeiterbindung und Gewinn. Wie sehr diese Bereiche zusammenhängen können, haben u.a. Unternehmen wie Lidl, Nestle oder Shell erfahren. Wir werden alle in Zukunft Verantwortung übernehmen und näher zusammenrücken müssen.

Ob das hierher gehört, ist eine andere Frage. Aber was hier teilweise los ist, wird einem an sich spannenden Thema auch nicht gerecht.

+ 100 :gut: :dr:

franklin2511
23.09.2015, 11:56
Vielleicht bringe ich mal einen anderen Aspekt hier rein.

Für mich lassen sich solche Fahrten auch gegenüber vielen anderen Arbeitskräften im Unternehmen nicht rechtfertigen. Hatte jahrelang Zugang zu sämtlichen Gehaltslisten eines internationalen Konzerns und musste mitansehen, wie bei den Kleinen alle Gehaltserhöhungen versagt wurden während sich die oberen Etagen die Taschen jedes Jahr voller gemacht haben.

Und der hier diskutierte Konzern arbeitet auch mit vielen Zeitarbeitnehmern, die teilweise knapp über dem Existenzminimum leben und in regelmäßig wiederkehrenden Abständen um die Vertragsverlängerung fürchten, obwohl die Unternehmen grundsolide aufgestellt sind. Das sollte auch mal gesagt werden dürfen ohne in die Neid-Ecke gestellt zu werden.

Janufer
23.09.2015, 11:56
Es geht hier, zumindest für mich, nicht mehr um ' Mitarbeiter belohnen' sondern um Verhältnismässigkeit. Und da kommen einige hier ziemlich arrogant rüber.

TheLupus
23.09.2015, 12:05
.
Ich lass es lieber. :D

markus247
23.09.2015, 12:11
Sehr weise, Robert;)

Der Thread hat Potential für Sperren:D

franklin2511
23.09.2015, 12:12
.
Ich lass es lieber. :D

:gut:

Dann lösche ich meine Antwort ebenfalls.;)

Chefcook
23.09.2015, 12:12
Sich jetzt in der Diskussion auf Dirks wohlverdienten und realistisch betrachtet auch nicht übertriebenen Wochenendausflug nach Monaco zu versteifen, halte ich nicht für zielführend, bzw. am eigentlichen Problem vorbei gedacht. Zudem ist Dirk ja aller Wahrscheinlichkeit nach gar kein Audi-Mitarbeiter, sondern eines Audi-Händlers, der die Mitarbeiter dieses Partnerunternehmens für ihre Leistungen rund um seine Produkte belohnen möchte. Zurecht.

Um das von Miguel vermutlich eigentlich gemeinte Problem zu betrachten, muss man meiner Meinung nach zu allererst anschauen, wie Vertriebler mit Incentives gelockt werden, denn da unterscheiden sich Unternehmen und ihre Kulturen im internationalen Umfeld gewaltig. In deutschen Maschinenbauunternehmen ist es meines Erachtens eher üblich ist, dass der Vertriebler zwischen 15% und 30% des Zielgehalts als variablen Gehaltsbestandteil bekommt und sehr häufig ist dabei überhaupt nur die Hälfte davon von seiner direkten Leistung abhängig und die andere Hälfte an die Gesamtunternehmens- oder Gesamtabteilungsentwicklung gekoppelt. Wenn überhaupt; ich kenne genügend, die im Vertrieb 100% fix haben und deren Arbeitgeber auf ihre persönliche Leistungsbereitschaft vertraut. Gerade bei diesen Mitarbeitern wirken Incentives in Form von Reisen und Geschenken enorm. Auch ist die Ziellerreichung derer mit variablem Gehaltsbestandteil häufig gedeckelt, so dass die Frage, ob Du ein Top-Performer bist oder nicht im Gehalt alles in Allem irgendwas um maximal 15% über das Zielgehalt ausgemacht hat. Und das ist schon sehr viel Geld.
Man kann solche Systeme durchaus motivierend, gerecht und in Einklang mit den Unternehmenszielen gestalten und wie hier richtig angemerkt wurde, darf Erfolg nicht nur gerecht belohnt werden, sondern muss sogar belohnt werden. Ich gebe auch Bernhard völlig recht, dass die Incentive-Reise oder ein Geschenk, das sich der Mitarbeiter selbst nicht leisten wollen würde, selbst wenn er das Geld in Form eines Bonus bekäme, viel motivierender sein kann, als der Geldbetrag selbst.

Es gibt jedoch meiner Meinung nach auch gewisse prozentuale Grenzen, die das Fixgehalt nicht unterschreiten sollte und es sollten im variablen Gehalt auch die Unternehmensentwicklung insgesamt berücksichtigt werden. Ziele müssen realistisch gesetzt werden, um motivierend zu bleiben und es ist nicht nur empfehlenswert, sondern sogar notwendig, dass es eine Deckelung nach oben gibt. Es darf nicht möglich sein, dass die Mitarbeiter in einem Bereich auf Kosten der Gesamtunternehmensentwicklung die eigenen Taschen füllen, was leider in vielen Branchen und Unternehmen üblich geworden ist, so mein Eindruck. Und schlimmer noch: Es darf nicht möglich sein, dass sich die Mitarbeiter im Streben nach eigener Einkommensmaximierung selbst gesundheitlichen Gefahren aussetzen und es darf auch nicht möglich sein, dass es ein Gehaltsgefälle zwischen Vertrieb und anderen Funktionen gleicher hierarchischer Ebene gibt, das den anderen noch ein Drittel dessen zugesteht, was der Vertriebler einsteckt. Das sorgt für Unfrieden und Demotivation unter den Angestellten. Der Arbeitgeber hat hier eine Verantwortung den Arbeitnehmern gegenüber, die er gefälligst wahrnehmen muss. Wie immer im Leben gilt: Man muss Maß halten, denn die Maßlosigkeit kippt schnell ins Gegenteil.

Ich sage das, weil ich im Moment selbst einer von denen bin, der sich die Taschen auf Kosten der Kollegen voll macht. Ich selbst als Maschinenbauingenieur, der irgendwann des schnöden Mammons wegen selbst im Großkundenvertrieb in der IT gelandet ist, sehe selbst eine erhebliche Diskrepanz zwischen strategisch nachhaltiger Entwicklung der Mitarbeiter und des Unternehmens und der Bezahlungsanreize im Vertrieb, sowohl im Vertrieb erklärungsbedürftiger Industriegüter wie auch im B2C-Vertrieb.
Anfangs habe ich das offen gestanden noch nicht durchstiegen. Inzwischen schon und ich sehe es mit einer Mischung aus Resignation und Zynismus. Ich kann es eh nicht ändern (dazu bin ich ein zu kleines Licht) und lange mache ich es auch nicht mehr mit, bis ich mir wieder was anderes suche, denn es macht keinen Spaß und beeinträchtigt meine Lebensqualität. Bis dahin würde ich aber gern noch ein wenig Geld einstecken, weil ich wahrscheinlich nie wieder so einfach so viel Geld verdienen werde. Ausserdem: Dann wäre die Hütte bezahlt.

In amerikanischen IT-Unternehmen habe ich ganz anderes kennengelernt, als im deutschen mittelständischen Maschinenbau. Vom Zielgehalt sind da eher 50% variabel und hängen voll von der individuellen Zielerreichung ab. Oder noch mehr variabel. Letztes Jahr waren nur 28% meiner Bezahlung Fixgehalt, der Rest waren variable Gehaltsbestandteile und Boni darüber hinaus. Die Unternehmensentwicklung interessiert nicht und gerade in der IT auf Herstellerseite häufig noch nicht mal die Rentabilität, sondern nur der Umsatz. 85% Discount, wenn man einen Konkurrenten wo rausdrängen muss? Kein Problem, scheißegal, ob das Unternehmen daran noch was verdient. Hauptsache Umsatz und den Marktanteil ausgebaut, denn das zählt bei den Analysten.
Übererfüllung der Ziele wird mit enormen Geldanreizen belegt. In meinem Fall bekomme ich für alles über 100% Zielerreichung den vierfachen Betrag auf mein Ziel angerechnet, ohne Deckelung nach oben. Erreiche ich mit meinem Team also 150% meines individuellen Ziels, bekomme ich 300% meines variablen Gehaltsbestandteils ausbezahlt. So läuft auch die einzige Motivation: Geld. Party-Incentives gibts auch, aber die werden in den Motivationsansprachen des CEOs geflissentlich übergangen und eher als Beiwerk gesehen, denn es geht im ja nur um eins: Uns alle reich machen und sich selbst natürlich am meisten. Uns bezieht sich dabei natürlich nur auf den Vertrieb und das Management. Die anderen haben noch nicht geschnallt, wo das viele Geld fließt und entsprechend sind sie dem auch nicht würdig, so die Einstellung.

Gleichzeitig führt dieses System, das genauso auch auf die Top-Management-Ebenenen weit über mir angewandt wird, zusammen mit den Ansprüchen und dem Druck der Investoren-Spekulanten und der Analystenerwartungen zu einem System, das den Bock zum Gärtner macht: Die Manager, die über die Bezahlungsstrukturen der Mitarbeiter entscheiden, setzen die Anreize nicht entsprechend einer langfristig positiven Geschäftsentwicklung, die zum Beispiel möglichst geringe Nachlässe auf den kalkulierten Listenpreis, Profitabilität, Qualität, Innovation und langfristige Verträge mit den Kunden für Wartung und Support berücksichtigen sollte, um eine möglichst langfristig planbare Ertragslage mit guten Deckungsbeiträgen zu erreichen, sondern entsprechend ihrer eigenen, kurzfristigen Ziele, die eine Aktienkaufempfehlung der Analysten zur Folge hätten. Denn dieses Top-Management wird in der Regel an der Entwicklung des Aktienkurses gemessen. Das Ziel ist ausschließlich Anteilseigner mit ihren kurzfristigen Vorstellungen zu bedienen, die zu meiner großen Ernüchterung immer wieder darlegen, dass sie an der realen Geschäftsentwicklung der Unternehmen keinerlei Interesse haben, sondern das kurzfristige Engagement (meist nur zwei bis drei Jahre) mit einem Veräusserungsgewinn verlassen wollen.
Einer der Vertreter dieser Investoren hat mir gegenüber das Geschäftsmodell mal wie folgt bezeichnet: "It's like baseball. Hit it big once and then run as fast as you can! Sometimes it's more like fireworks. You'll better be out of reach when it explodes."

Indem man den Mitarbeitern weder Anreiz auf die Profitabilität oder schlicht Rentabilität der Projekte setzt, sondern einzig und allein auf den Umsatz baut, bis in höchste Management-Ebenenen hinein, wird dem Management der Blick auf das Verhältnis von Geschäfts- zu Kostenvolumen ausgetrieben und stattdessen höchst kurzfristige Umsatzziele verfolgt. Eine langfristige und strategische Unternehmensentwickung ist so quasi unmöglich, weil sie den individuellen Zielen der Mitarbeiter zuwider läuft. Beispiel: Warum sollte ich einen Deal mit 40% Nachlass machen, wenn er erst im nächsten Geschäftsjahr kommt, ich ihn dieses Jahr aber mit 70% Nachlass "kaufen" könnte und - weil ich mein Ziel schon voll habe - dafür vierfach Geld bekomme? Ich verdiene doppelt so viel an dem Deal, wenn ich ihn dieses Jahr zum halben Preis mache (30% x 4 = 120% vom Listenpreis für die Bezahlung, statt nur 60%). Die Firma verdient aber unter Umständen gar nichts mehr daran, sondern legt sogar darauf und wird das auch noch in den Folgejahren tun, denn das Preisniveau wird mit diesem Geschäftsgebaren für die kommenden Jahre bis Jahrzehnte zementiert.
Ich weiß aber auch nicht, ob mein Arbeitgeber an dem Projekt noch was verdient und es ist mir auch egal. mein Arbeitgeber spricht nicht mit mir darüber, ob meine Projekte profitabel sind. Das schlimme ist aber, dass es meinen Chefs auch egal ist, denn sie profitieren vom gleichen Fehler im System und sind gleichzeitig Wächter über die Discounts und geben ihn mir natürlich frei.

Gleichzeitig wird durch das überproportional höhere Kompensieren von Zielerreichungen über 100% des individuellen Jahresziels eine Kultur geschaffen, in der sich Leistung erst dann so richtig lohnt, wenn sie deutlich über den Erwartungen liegt. Oder anders gesagt: 130 ist die neue 100. "Auf den Club", so wie Dirk nach Monaco, durfte ich dieses Jahr auch drei mal. Einmal drei Tage in den Alpen zum Skifahren, einmal fünf Tage Florida in den Vergnügungsparks und einmal eine Woche Kreuzfahrt im Mittelmeer. Nächstes Jahr darf ich hoffentlich ne Woche mit nach Bermuda. Natürlich alles mit Business Flügen, all inclusive, meistens mit Ehefrauen und nur in 5-Sterne-Hotels. Vergnügungsparks in Florida teilen wir natürlich nicht mit dem Publikum, sondern gehen erst nach 18 Uhr rein und lassen die dann bis zwei Uhr nachts nur für uns öffnen, damit wir den Park alleine für uns haben. Ein Kreuzfahrtschiff buchen wir zur Not auch einfach aus. In Florida wurde unter allen Teilnehmern noch zwei neue Corvettes verlost (ich habe leider nicht gewonnen). Nächstes Jahr gibts ein paar 911 Carrera GTS zu gewinnen. Die Steuern für solche Dinge legt der Arbeitgeber natürlich noch drauf, damit wir das auch netto haben. Ich war die letzten Jahre nicht mehr selbst im Urlaub, weil mein Arbeitgeber alles für mich organisiert und bezahlt hat.
Belohnungen und Anerkennung gibts jedoch erst ab 120% Zielerreichung. Für 100% gibts kein Lob, keine Anerkennung, keine Wertschätzung. Die offizielle Meinung dazu ist:Warum auch, der Mitarbeiter hat nur die Erwartungen erfüllt und nicht mehr.

Das hat Folgen bis hin zur Gesundheit der Mitarbeiter und setzt falsche Anreize, die langfristig zur Gefahr fürs Unternehmen werden könnten.
Die Leute verdienen ja gut in der IT, also sind die 100%-Ziele ambitioniert. Es werden aber 120%, besser 130% erwartet. Die höheren Zielerreichungen kommen ja nicht von ungefähr. Umsatz bedeutet auch immer Arbeit, immer Projekte, die bearbeitet werden müssen. Sind die Ziele so ausgelegt, dass sie mit einer 45 bis 50 stündigen Arbeitswoche mit etwas glücklicher Fügung des Schicksals noch erreicht werden können, wird die sogenannte "Extrameile" natürlich erwartet und wer sie in Anbetracht der eigenen Stressresistenz, Balance zwischen Berufs- und Privatleben oder anderweitiger Verpflichtungen wie einer jungen Familie, pflegebedürftigen Eltern oder seines ehrenamtlichen Engagements nicht bereit ist zu gehen, wird als Minderleister, Schmarotzer und Nestbeschmutzer betrachtet, auch wenn er sein 100%-Ziel zu jeder Zeit erreicht.
Warum? Sein Manager und der darüber und der darüber und so weiter wollen den fetten Bonus und jeder von denen erwartet entsprechend eine Übererfüllung der Ziele durch seine Teammitglieder. Ich sollte schon sogenannte Performance Improvement Plans mit Teammitgliedern ausarbeiten, weil sie unterjährig nur bei 95% vom Plan standen und ihre Vertriebsvorschau für das Rest Jahr "nur" 105% des Gesamtziels vorhersagte. Als ich das ablehnte und für unnötig erachtete, wurde ich von der Personalabteilung kontaktiert, damit man mit mir besprechen könne, ob und wie man den Mitarbeiter gegen Abfindung zum Gehen bewegen könnte, denn er sei ein Minderleister. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie lange es ging, bis ich den Streit vom Tisch hatte und endlich meinen Mitarbeiter in Ruhe arbeiten lassen durfte. Wir sprechen hier nicht von irgendeinem Neuling, der eh bald wieder geht und entsprechend fürs Unternehmen weniger "wert ist", sondern von einem verdienten Mitarbeiter, der seit 15 Jahren im Unternehmen war, fünf mal auf den Club durfte und konstante, gute Leistung abliefert, bei seinen Kunden akzeptiert und geschätzt ist und keinerlei Ansatz für Kritik bietet. Ausser, dass er eben nur fünf von 15 Jahren auf den Club durfte.

Die Bezahlungssysteme in weiten Teilen des Vertriebs einiger amerikanischer IT-Hersteller haben sich zu völlig unkontrollierten Klüngeleien gewandelt, die hauptsächlich kurzfristigen Erfolg und das Kennen der Tricks im Bezahlsystem belohnen, anstatt dass die gewertete und bezahlte Leistung des Vertriebs mit einer strategischen Ausrichtung des Geschäfts einherginge.
Die Bezahlsysteme folgen hierbei der Logik des spekulativen Handels und das ist Gift für Unternehmen, deren innere Kultur und langfristige Ertragslage dadurch erheblich beeinträchtigt wird.

Von einem anderen IT-Unternehmen habe ich erst neulich mitbekommen, dass vom obersten Management für Direktkunden ein sogenannter Change of Channel verordnet wurde. Das Geschäft wird dann nicht mehr direkt mit dem Kunden abgewickelt, sondern über ein drittes Partnerunternehmen. Solche Umsätze werden zusätzlich zu den erwähnten Anreizen, die in ähnlicher Form auch dort gewährt werden, mit dem Faktor 1,3 bezahlt. Die Hintergründe wurden erstaunlicherweise gleich mit dargelegt: Dadurch, dass der Kundenname auf dem Papier wechselt, kann der Umsatz als gewonnener Neukunde ausgewiesen werden. Das ist für die Analysten im nächsten Quartal von höchster Bedeutung und damit eben auch für das Management.
Die Realität ist jedoch, dass das Partnerunternehmen auch noch was verdienen will, der Kunde aber nicht mehr bezahlt (er wäre ja schön blöd...). Der Umsatz des eigenen Unternehmens sinkt, bei gleichbleibenden Kosten. Es lässt sich jedoch als Neugeschäft darstellen. Das ist eine linke-Tasche-rechte-Tasche Geschichte, bei der dummerweise beim Wechsel der Taschen 10-12% des Umsatzes dieser Geschäfte verloren geht. Es verdienen aber alle in Vertrieb und Geschäftsführung fürstlich daran und der Analyst, der nicht in der Lage ist, die globalen Zusammenhänge von aussen zu erkennen, glaubt an die positive Geschäftsentwicklung, weil so viele "Neukunden" in kurzem Zeitraum gewonnen werden. Im beschriebenen Fall hat man dem Produkt, einem Service, dabei noch einen anderen Namen gegeben, obwohl es die gleiche Dienstleistung ist und von den gleichen Leuten erbracht wird. Das lässt sich nämlich als erfolgreiche Innovation vermarkten: Ein "neues Produkt" hat innerhalb kurzer Zeit viele "Neukunden" gewonnen und ist so Beleg für die "Innovationskraft" des Unternehmens.
Es ist also kurzfristig durch diese Bezahlanreize eine Win-Win-Situation für Vertriebsmitarbeiter, deren Manager und Analysten, wenn man am eigenen Ast sägt. Man gefährdet dabei aber aktiv die Arbeitsplätze der Kollegen, die die verkaufte Leistung später erbringen sollen, gefährdet den eigenen Erfolg in der Zukunft und schädigt in meiner Meinung nach schon ********ischer Weise das Unternehmen und seine Eigner. Es merkt nur keiner oder es will keiner wahr haben.
Wir sprechen hier auch nicht von irgendeiner Klitsche, sondern von einem der weltgrößten IT-Unternehmen mit mehreren Zehntausenden Arbeitnehmern.

Nicht nur, dass diese Orientierung an den Finanzmärkten anstatt an den Bedürfnissen der Mitarbeiter und des Unternehmens den langfristigen Unternehmenserfolg gefährdet, Innovation erschwert und unterbindet, Wissen auffrisst und die Mitarbeiterfluktuation in ungeahnte Höhen treibt. Die Gesundheit der Mitarbeiter wird bewusst und unter Inkaufnahme schwerster persönlicher Konsequenzen für die Mitarbeiter gefährdet, indem sie einer andauernden Druck- und Drohsituation ausgesetzt und zur Übererfüllung ihrer Ziele ohne Grenze nach oben getrieben werden, auch wenn mit diesen Maßnahmen nur ein kurzfristiger "Erfolg" erzielt wird und in der Zukunft die Erreichung der Ziele deutlich erschwert wird.

Die einen sagen dazu "Personalentwicklung" und fühlen sich gut, denn die Mitarbeiter sind ja hochgradig erfolgreich und verdienen in aller Regel richtig fett Asche. The sky is the limit - in jeder Hinsicht, auch der morbiden. Seit ich in der IT bin, kenne ich plötzlich einen Haufen Leute mit Burnout-Erfahrungen, Herzinfarkten, Schlaganfällen und nicht nur einen, der einen Suizidversuch hinter sich hat, erfolgreich und erfolglos. Als ich mich noch im mittelständischen Maschinenbau rumgetrieben habe, waren das krasse Ausnahmen, die man vielleicht einmal in fünf Jahren irgendwo am Rande mitbekommen hat, bei Leuten jenseits der 50, diesem armen, bemittleidenswerten Kerlen, die sich und ihre Familien kaputt gearbeitet haben und nicht bei Kollegen Mitte 30. Das jemand mit Mitte 30 solche Gehälter kassiert, war jedoch auch die krasse Ausnahme, die man nur irgendwo am Rande mitbekommen hat.
Und ist der Mitarbeiter dann "verbraucht" (diesen Ausdruck wählte die Personalchefin eines Konkurrenzunternehmens neulich bei einer Veranstaltung allen ernstes), wird er abgefunden und ersetzt.

Diese Arbeits- und Umgangsweise würde einem natürlich den Vorwurf des menschenverachtenden Heuschreckendaseins einbringen, wenn man das nicht gezielt verschleiern würde.
Das Triezen der Mitarbeiter wird als "Personalentwicklung" vermarktet und damit die Mitarbeiter sich "entwickelt" statt getriezt fühlen, garniert man das ganze mit Fortbildungsveranstaltungen mit Umfang bis über 60 Stunden im Jahr, die neben der normalen Arbeit laufen müssen und natürlich verpflichtend sind. If you fail to learn, you will fail to earn.
Das Unternehmen schreibt dann noch einen sogenannten Code of Conduct, also die Verhaltensanweisung an alle. Wir dürfen niemand diskriminieren, wir müssen unsere Kollegen achten, wir müssen immer den Gesamtunternehmenserfolg im Auge haben, wir dürfen nicht bestechen, wir müssen Abweichler melden.
Dazu noch etwas Hirnwäsche und die Sache ist rund. Nein, wir sind nicht einfach besser als der Wettbewerb. We will crush the competition and the others will beg for mercy once we start the next stage. We are disruptive to their business. We are not 2.0, we are 4.0 and we'll kill all those losers out there, because we'll dictate the speed at which the world rotates! Our wealth will be beyond your imagination! Das ist das Selbstverständnis in diesen Unternehmen. Aus eigener Erfahrung: Es ist erstaunlich schwer, sich diesem Mist zu verschließen, wenn er so verdammt süß entlohnt wird.

Hinter dieser als Personalentwicklung getarnten Micro-Management-Taktik, der Hirnwäsche und der Verhaltensanweisung versteckt sich das Unternehmen. Die Personalentwicklung dient nur dazu, den Mitarbeitern unter teilweise haarsträubenden Verstößen gegen das deutsche Arbeitsrecht auf die Finger zu gucken (oder zu schlagen, je nachdem). Die Hirnwäsche braucht es, um die Leute motiviert bei der Stange zu halten. An den Verhaltenskodex hält sich das Unternehmen natürlich auch nur soweit, wie es nötig ist, um nicht in rechtliche Schwierigkeiten zu kommen. Von den gleichen Personalern, die über die Einhaltung des Verhaltenskodex wachen, wurden mir schon Beförderungen für Teammitglieder mit Begründungen wie "der kanns zwar, aber er ist zu jung" ausgeschlagen - ungeachtet dessen, dass die Personaler alle drei Monate unterschreiben müssen, dass sie niemanden diskriminieren dürfen. Darauf angesprochen ist die regelmäßige Antwort, dass sie nicht wüssten, wen das interessieren sollte.

Spricht man diese Situation in einem Gespräch in kleiner Runde an, hört man von Leuten aus dem Topmanagement Sätze wie:
- "Ja, ich weiß, aber wie sollen wir dann auf unser Einkommen kommen?"
- "Ja, ich weiß, aber Du verdienst doch daran auch fürstlich!"
- "Ja, ich weiß, aber die Analysten..."
- oder auch: "Ja, ich weiß, aber es ist mir egal. Das Unternehmen hat die Halbwertszeit gerade erreicht und die nächsten drei Jahre sahne ich noch ab, bis ich dann mit Abfindung rausgeschmissen werde."

Diese Leute sind verblüfft, wenn ich sage, dass ich schon mit meinem Grundgehalt + vielleicht 15% variabel völlig zufrieden wäre, wenn ich dafür wüsste, dass die Ziele nicht Jahr für Jahr um 40% steigen, wir endlich mal Einblick und Ziel auf Profitabilität bekämen und wir uns nicht dauernd mit kurzfristigen Helikopter-Maßnahmen, die Order per Mufti beschlossen werden, nachhaltig das Geschäft für die Zukunft versauen und die Erreichung der Ziele in den Folgejahren umso schwieriger machen. Stattdessen wird mir geraten, dass ich mich in die Reihe der Ratten, die eines Tages das sicher sinkende Schiff verlassen, eingliedern sollte, auf dass wir dann gemeinsam das nächste Schiff zum Sinken bringen. "Rats are smart, just like you and me!"

Zusammenfassend: Die falsche Belohnung und das setzen von Bezahlungsanreizen, die nicht mit einer langfristigen und gesunden Unternehmensstrategie übereinstimmen, sondern lediglich kurzfristige Interessen des Finanzmarkts bedienen, stellen für alle Beteiligten meiner Meinung nach eine hohe und völlig unterschätzte Gefahr dar. Ein Unternehmen darf eben nicht ausgeben, was es will, solange es sich um das eigene Geld handelt, sondern ein Unternehmen hat Verantwortung seinen Mitarbeitern und Eigentümern gegenüber und hat diese Verantwortung beidseitig gefälligst wahrzunehmen.
Sich als realwirtschaftliches Unternehmen an den Vorstellungen des Finanzmarkts zu orientieren, führt ganze Weltkonzerne in die Kraft- und Bedeutungslosigkeit in Sachen Innovation, Service und Produktentwicklung. Der Finanzmarkt verkennt dabei jedoch völlig, dass der realwirtschaftliche Erfolg des Unternehmens davon abhängt. Der Aktienkurs füttert keine Mitarbeiter, jedoch sind die der Grund für die Bewertung des Unternehmens.

Corporate Governance ist wieder so ein Schlagwort, so eine Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Man gibt dem ganzen mal wieder einen anderen Namen, wenn die Leute darauf kommen, was alles gerade schief läuft. Sobald Unternehmen nicht mehr vom Unternehmertum, sondern von den Finanzmärkten getrieben werden, wird sich die Übernahme von Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden, der Gesellschaft und Umwelt genau in dem Maß ablaufen, in dem es nicht vermeidbar ist.

Ich habe jetzt gut drei Stunden mit mir gerungen, ob ich diesen Beitrag absenden sollte oder nicht. Bis ich das selbst erlebt habe, hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon, was ethisch verwerfliches Geschäftsgebaren ist und wie es sich auswirkt... Aber jetzt genug geklagt und stattdessen ein Buch zum Thema empfohlen: "Die bezifferte Welt: wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen der Welt bedroht" von Colin Crouch.

Lübke
23.09.2015, 12:17
Der Link zu dem anderen Thread war sicherlich unglücklich.

Unglücklich? Naja, es war ja nicht nur der Link, sondern auch der Post in selbigen. Und dieser einzig und alleine das Zeil zu provozieren. Mit Ankündigung.
Und das ist meiner Meinung nach unter aller Sau.

Diesen Thread hier finde ich nicht schlecht, da man ja durchaus unterschiedliche Meinungen über solche Events haben darf. Die Hoffnung in diesem Thread sachlich zu bleiben hat aber des TS mit seinem Post selber über den Haufen geworfen.



Edit: Danke Max für Deinen Post. :gut:

Eddm
23.09.2015, 12:18
Beim Threadtitel dachte ich es kommt etwas dazu, wie man wissentlich in großem Stil Aufsichtsbehörden verschaukelt. Stattdessen gibt's Erbsenzählerei vom feinsten :rofl:


... insofern finde ich solche Events - aus dem Cashflow des Unternehmens bezahlt und letztlich von den eingeladenen Personen verdient - vollkommen in Ordnung.

Da liegt der Hase im Pfeffer begraben! Geiler Trip, hätte ich auch Bock drauf, nur leider verkaufe ich nicht so gut Autos. Daher sitze ich wohlverdient daheim im kühlen Herbst. Und warum? Zu recht! Ganz einfach.

Edmundo
23.09.2015, 12:22
Ihr habt doch schon die halbe Welt bereist - wird mal wieder Zeit für ein Update. ;)

mike1
23.09.2015, 12:31
@Chefcook

Sehr interessanter Post !!

jk737
23.09.2015, 12:39
Unglücklich? Naja, es war ja nicht nur der Link, sondern auch der Post in selbigen. Und dieser einzig und alleine das Zeil zu provozieren. Mit Ankündigung.
Und das ist meiner Meinung nach unter aller Sau.


Dem stimme ich absolut zu. +1000 :gut:

Chefcook: Top Post, vielen Dank für die Mühe.

alicia
23.09.2015, 12:41
yep, vielen dank, sehr interessant :gut:

Cosmic
23.09.2015, 12:47
yep, vielen dank, sehr interessant :gut:

Ja, aber nicht nur interessant, Max :dr:, sondern teilweise zutiefst erschreckend/befremdend* (also nicht Dein Post, sondern die Beschreibung, wie gewisse Dinge bei Deinem Arbeitgeber gehandhabt werden).

*Als Betriebswirt frage ich mich, wie lange ein Unternehmen auf diese Art und Weise am Markt agieren kann - es sei denn, die Margen sind so enorm, dass selbst die geschilderten Nachlässe noch eine Kostendeckung erlauben.

Pharmartin
23.09.2015, 13:05
@Chefcook: ich habe lange mit mir gerungen, diesen langen Post zu lesen, bin aber froh, es getan zu haben.
Danke für Deine Einblicke. Erschreckend, informativ, abschreckend und vieles mehr.

ferryporsche356
23.09.2015, 13:08
*Als Betriebswirt frage ich mich, wie lange ein Unternehmen auf diese Art und Weise am Markt agieren kann - es sei denn, die Margen sind so enorm, dass selbst die geschilderten Nachlässe noch eine Kostendeckung erlauben.

Das siehst Du öfters bei Produkten deren Grenzkosten nahe Null sind. ;)



Und Max, vielen Dank für Deinen Post. Ich habe mich gleich glücklich gefühlt vor meiner eigenen Selbstständigkeit die meiste Zeit meines Berufslebens in inhabergeführten Unternehmen gearbeitet zu haben.

Und das was Du beschreibst ist schlicht und ergreifend der Unterschied zwischen Manager und Unternehmer.

Eddm
23.09.2015, 13:19
Wahnsinns Beitrag, Max. Danke.

Cosmic
23.09.2015, 13:24
Das siehst Du öfters bei Produkten deren Grenzkosten nahe Null sind. ;)

...

Das ist mir schon klar. Und gerade Software erreicht diesen Status u.U. sehr schnell. Aber der AG von Max ist doch sicher nicht Rudis (Software)Restrampe. ;)

franklin2511
23.09.2015, 13:25
Sich jetzt in der Diskussion auf Dirks wohlverdienten und realistisch betrachtet auch nicht übertriebenen Wochenendausflug nach Monaco zu versteifen, halte ich nicht für zielführend, bzw. am eigentlichen Problem vorbei gedacht. Zudem ist ...



....Bis ich das selbst erlebt habe, hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon, was ethisch verwerfliches Geschäftsgebaren ist und wie es sich auswirkt... Aber jetzt genug geklagt und stattdessen ein Buch zum Thema empfohlen: "Die bezifferte Welt: wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen der Welt bedroht" von Colin Crouch.

Ein unglaublich guter, kluger und ehrlicher Beitrag! :gut:

Auch wenn Du dich selbst als Teil des Systems darstellst, so hast Du zumindest einem Deiner Mitarbeiter mit großem, persönlichem Einsatz (und immer auch mit der Gefahr, selber in die Schußlinie zu geraten) den Ar... gerettet. :gut: :verneig:

Und vor Deinen Einsichten und Deiner Ehrlichkeit habe ich allergrößten Respekt! :gut::gut::gut:

Moin
23.09.2015, 13:34
Ich habe jetzt gut drei Stunden mit mir gerungen, ob ich diesen Beitrag absenden sollte oder nicht.

Vielen Dank für das Absenden! Und natürlich für die Mühe, die Du Dir gemacht hast! Ein toller Beitrag, den ich in allen Punkten unterschreibe. Nur soviel: Als Freelancer betreue / betreute ich diverse Unterehmen seit 20 Jahren. Und das von Dir Geschilderte durfte ich durch etliche Branchen hindurch beobachten. Natürlich nicht überall, aber erschreckend häufig in nichtinhabergeführten Läden. Leider fehlt mir die Lust, meine Erfahrungen hier detailliert und ordentlich anzuhängen. Denn das würde ja Arbeit bedeuten :D

Aber eins möchte ich doch noch dem Küchenchef Max erzählen: Ich war genau so wie Du in der Mühle. Mit Ende 20 jüngster Prokurist, Top-Potential, Kohle satt. Und hab alles hingeschmissen. War gut und richtig. Vielleicht die einzig richtige Entscheidung.....Hab trotzdem ne schöne Uhr am Arm, allerdings keinen Porsche. Denn damit kann ich nicht zu meinen Kunden fahren....

löwenzahn
23.09.2015, 13:45
@ chefcook. Max, danke für den sehr, sehr guten Beitrag.

Der TS hat im "Monaco über´s Wochenende" Thread geschrieben:

"Mein Gott, was habe ich hier bloß angerichtet?! Wer mich persönlich kennt, wird leicht bestätigen können, dass Missgunst und Neid Eigenschaften sind, die mir gänzlich fehlen. Und habe nicht ich selbst die in diesem Land herrschende Neidkultur schon mehrfach beklagt?

Offenbar hat mein Beitrag einen anderen Eindruck vermittelt, dafür entschuldige ich mich in aller Form. Bei Dirk, dessen Leistung ich nicht schmälern und dessen Freude an der Reise ich ihm nicht nachträglich vermiesen wollte. Und auch bei all denen, deren abendliches Surfvergnügen ich wohl gestört habe."

Hierfür meinen Respekt.

LG

Michael

pfandflsche
23.09.2015, 13:51
auch von mir eine tiefe verbeugung des danks für den einblick in einen teil der arbeitswelt,von dem ich noch nie hörte und der derart erschreckend ist,dass ich über zwei dinge sehr froh bin..zum einen die tatsache,dass mein restliches arbeitsleben in den überschaubaren bereich gerückt ist und zum anderen sich in sphären bewegt,die ganze galaxien von dem entfernt ist,in welcher du dich bewegst...wobei..meine "bude" hat es doch tatsächliche hinbekommen,sich drei entlüftungsaggregate auf das dach zu hieven zu lassen,die doppelt so schwer sind wie die maximale traglast es statisch zulässt....aber das ist ein anderes thema...

Alessio67
23.09.2015, 13:52
@ chefcook
Danke Max
Quo Vadis IT :grb:

Cosmic
23.09.2015, 13:54
...wobei..meine "bude" hat es doch tatsächliche hinbekommen,sich drei entlüftungsaggregate auf das dach zu hieven zu lassen,die doppelt so schwer sind wie die maximale traglast es statisch zulässt....aber das ist ein anderes thema...

So etwas ist doch üBERhaupt nicht vorstellbar. :D

CarloBianco
23.09.2015, 14:07
Danke, Max.
Vieles von dem was in und zwischen deinen Zeilen steht, spricht mir aus dem Herzen.

TheLupus
23.09.2015, 14:22
Vielen Dank, Max! :verneig:
Diese Welt der "Großen" war mir völlig unbekannt. Dass die Verhaltensregeln auf dem Papier niemanden interessieren war mir klar, aber dass die Mitarbeiter so getriezt werden, hätte nicht gedacht. Kann man sich als Mittelständler kaum vorstellen.

Edmundo
23.09.2015, 14:24
So etwas ist doch üBERhaupt nicht vorstellbar. :D

Bis 2022 wird alles gut ... vielleicht. ;)

21prozent
23.09.2015, 14:30
Max, vielen, vielen Dank für deinen Beitrag :gut:

BeepBeepImAJeep
23.09.2015, 14:30
Danke Max. Unvorstellbar. Mir tun sich gerade Abgründe auf...
Ich lehre ja Wirtschaft, mir tun alle leid, denen ich so weltfremde Sachen erzählt habe und noch immer erzähle.

Hypophyse
23.09.2015, 14:31
Max' Beitrag ist der beste, den ich hier seit langem gelesen habe. Vielen, vielen Dank für die Mühe! :dr:

ibi
23.09.2015, 14:35
..wobei..meine "bude" hat es doch tatsächliche hinbekommen,sich drei entlüftungsaggregate auf das dach zu hieven zu lassen,die doppelt so schwer sind wie die maximale traglast es statisch zulässt....aber das ist ein anderes thema...

ich hoffe das deine bude niemals an den start geht - keiner braucht dieses dingsbums da mitten in brandenburg - lang lebe TXL
in 10 minuten am flughafen, in 15 schritte am gate, in 20 schritte im flieger.

GG2801
23.09.2015, 14:44
Max' Beitrag ist der beste, den ich hier seit langem gelesen habe. Vielen, vielen Dank für die Mühe! :dr:

+1

:verneig:

Chefcook
23.09.2015, 14:53
Danke für den vielen Zuspruch.

Eine Anekdote wollte ich noch zum Besten geben: Neulich habe ich mit meinem direkten Vorgesetzten versucht eine Diskussion darüber anzufangen, nachdem mir mal wieder die neuesten Rahmenbedingungen des neuesten blinden Aktionismus mit Kurzfristziel durchgegeben wurden. Die Antwort war inhaltlich: Siehs doch mal so: Das ist gut für Dich, gut für mich, gut für den Europa-Chef, gut für den weltweiten Chef und damit gut fürs Unternehmen.

Ich bin mir nicht sicher, ob er das wirklich glaubt oder ob er mich nur aufmuntern wollte :D

Eines Tages, wenn mir das alles endgültig zu blöd wird, werd ich doch noch Berufsschullehrer, wie ich es mal ursprünglich geplant hatte.

580
23.09.2015, 14:59
Max, für Deine große Mühe sage ich vielen Dank - und ich bin froh, daß Du auf "Absenden" gedrückt hast. Erschreckend ehrlich geschrieben:gut:

SteveHillary
23.09.2015, 15:03
Wollte eigentlich in diesem Thread nix schreiben, aber ich muss mich bei Max für den
Beitrag bedanken! Ehrlich! Gut, dass du ihn abgesendet hast!

Ich sitze hier in einem kleinen Tiroler Dorf in meinem Büro, verdiene wahrscheinlich ein 1/5 von dir und
sage mir selber oft, wie gut es mir geht! Dein Beitrag gibt mir Recht, für mich doch das richtige Leben
ausgesucht zu haben! Bezüglich (wie heißt das neumodisch)- Work-life-Balance - bin ich wohl auf dem
richtigen Weg!

Chefcook
23.09.2015, 15:16
Work-Life Balance. Auch so ein gutes Wort. In der IT sagt man dazu inzwischen Work-Life Blend. Wir wollen nicht, dass die Mitarbeiter zwischen Work oder Life unterscheiden und eine Balance dazwischen finden können. Die Mitarbeiter müssen so sehr in ihr Arbeitsleben involviert sein, dass es sich nur noch um eine Mischung aus Work und Life handelt. Ansonsten sind sie nicht ausreichend mit dem Unternehmen identifiziert. Hab ich neulich im HR-Workshop gelernt.

Anderer Trick: Warum wohl erlauben große Unternehmen ihren Mitarbeitern gerne die private Nutzung des geschäftlichen Mobiltelefons ohne Einschränkung? Denkt mal drüber nach - hat der kein anderes Handy mehr, erreiche ich ihn immer, egal ob im Urlaub, während der Krankheit oder auf dem Lokus. Und dann kann man es diesen armen Deppen sogar noch als Benefit verkaufen :gut:

rongos
23.09.2015, 15:18
Danke Max! Sehr interessant zu lesen

franklin2511
23.09.2015, 15:41
Eine verrückte Welt ist das!

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 15:45
Work-Life Balance. Auch so ein gutes Wort. In der IT sagt man dazu inzwischen Work-Life Blend. Wir wollen nicht, dass die Mitarbeiter zwischen Work oder Life unterscheiden und eine Balance dazwischen finden können. Die Mitarbeiter müssen so sehr in ihr Arbeitsleben involviert sein, dass es sich nur noch um eine Mischung aus Work und Life handelt. Ansonsten sind sie nicht ausreichend mit dem Unternehmen identifiziert. Hab ich neulich im HR-Workshop gelernt.

Anderer Trick: Warum wohl erlauben große Unternehmen ihren Mitarbeitern gerne die private Nutzung des geschäftlichen Mobiltelefons ohne Einschränkung? Denkt mal drüber nach - hat der kein anderes Handy mehr, erreiche ich ihn immer, egal ob im Urlaub, während der Krankheit oder auf dem Lokus. Und dann kann man es diesen armen Deppen sogar noch als Benefit verkaufen :gut:

Wie recht du hast.......

Bei uns gib es keinen Urlaub mehr ohne Anrufe aus dem Office , es heißt dann " Wieso du geht's doch je ran"

Thomas

Eintracht
23.09.2015, 15:54
Work-Life Balance ist semantisch schon mehr als unsauber. Suggeriert dieser Begriff doch Arbeit als ein Ereignis außerhalb des Lebens und ist damit als Konzept nicht zu gebrauchen. Sauberer und damit schärfer in der Absicht, die dieses Konzept verfolgt ist die Unterscheidung nach Lebensrollen.

eos
23.09.2015, 16:35
...
Anderer Trick: Warum wohl erlauben große Unternehmen ihren Mitarbeitern gerne die private Nutzung des geschäftlichen Mobiltelefons ohne Einschränkung? Denkt mal drüber nach - hat der kein anderes Handy mehr, erreiche ich ihn immer, egal ob im Urlaub, während der Krankheit oder auf dem Lokus. Und dann kann man es diesen armen Deppen sogar noch als Benefit verkaufen :gut:

Getoppt wird das noch durch BYOD-Programme (Bring Your Own Device), da freuen sich die Mitarbeiter, dass sie den Firmen VPN- und Mailclient endlich für ihr eigenes iPhone bekommen und nicht mehr das hässlich-uncoole Firmennokia mitschleppen müssen. :gut:

ralfsch
23.09.2015, 16:58
Wollte eigentlich in diesem Thread nix schreiben, aber ich muss mich bei Max für den
Beitrag bedanken! Ehrlich! Gut, dass du ihn abgesendet hast!



Ging mir genau so.
Max , für mich ist das einer der besten Beiträge ever.

Habe das Gefühl das ich das ein oder andere mal in deinem Beitrag vorkomme ;)
Sitze hier mit "Tränen" in den Augen weil ich seit 7 Monaten ( Burnout ) zu Hause bin. Ja , meinen Herzinfarkt hatte ich auch schon und bin über 50 .
Aber jetzt weiß ich das ich halt als Mitarbeiter einfach nur verbraucht bin.

Nochmals danke Max :verneig:

Chefcook
23.09.2015, 17:38
Ich wünsche Dir alles Gute, Ralf!

Donluigi
23.09.2015, 17:48
Von mir auch :gut:

franklin2511
23.09.2015, 17:54
Und auch von mir, der ebenfalls auf unschöne Weise aus diesem System rauskatapultiert wurde und immer noch mit den Folgen zu kämpfen hat.

TMG
23.09.2015, 17:56
"Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst!"

Da ist was dran.

Hypophyse
23.09.2015, 17:58
Euch beiden und allen unbekannterweise Betroffenen alles Gute! Man könnte viel dazu schreiben, aber kurz gefasst liegen die ungesunden Prioritäten damit in der Vergangenheit. Das ist doch was. Passt auf euch auf. :dr:

Donluigi
23.09.2015, 18:00
Schöner Artikel, Max. Ich mag mein Dorf.

franklin2511
23.09.2015, 18:01
Euch beiden und allen unbekannterweise Betroffenen alles Gute! Man könnte viel dazu schreiben, aber kurz gefasst liegen die ungesunden Prioritäten damit in der Vergangenheit. Das ist doch was. Passt auf euch auf. :dr:

Danke! :dr:

pfandflsche
23.09.2015, 18:14
na...da hat der thread, auf den die modreation mit sicherheit ein besonderes auge warf, in seinem verlauf nicht nur mächtig fahrt aufgenommen, sondern entwickelte sich ganz nebenbei zu dem für mich inhaltlich nahrhaftesten brocken "gesprächskultur" des jahres.

580
23.09.2015, 18:20
Ich schließe mich den guten Wünschen für Euch, Ralf und Frank, an:gut: Alles im Leben hat seinen Preis, Geld auch.

RBLU
23.09.2015, 18:33
Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.

Chefcook
23.09.2015, 18:41
... und genau mit dieser klassisch amerikanischen Binsenweisheit entledigt man sich jeglicher Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber. Soll er doch gehen, wenn er es nicht packt oder möchte, es ist ja jedem selbst überlassen. Das ist zu kurz gedacht.

PCS
23.09.2015, 18:45
Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.

Genau. Alles totaaaaaal easy.... :gut: :rolleyes:

The Banker
23.09.2015, 18:52
Ralf und Frank, von mir auch alles Gute :gut:. Sowas kann sehr schnell gehen, erlebe ich sowohl im Kunden- als auch im Kollegenkreis.

eos
23.09.2015, 18:58
Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.

LOL, is klar ... ;)

hadi
23.09.2015, 18:59
Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.


Klar, ist ja nichts leichter im Leben, als seinen Traumjob zu finden - sorry, selbst gut ausgebildete Menschen, welche sehr wohl über den Tellerrand hinausschauen, müssen nur all zu oft einfach "irgendwas" machen - mangels Alternativen.

Davon abgesehen, ist man irgendwann in diesem Rad drin, hat sein Leben und das seiner Familie nach dem Verdienst ausgerichtet, ist es alles andere als einfach, zu sagen: "ok, bin knapp vorm burnout, hör ich halt mit dem Job auf".

ralfsch
23.09.2015, 19:06
Habe auch überlegt ob ich mich hier in diesem Thread outen soll . Nach Max seiner Ausführung hatte ich aber irgendwie das Bedürfnis dazu .

Allen vielen dank für die guten Wünsche . Auch wenn Sie nur virtuell sind und man sich ansonsten nicht persönlich kennt tuen sie dennoch in dieser Situation unheimlich gut.
Danke :verneig:

Genau wie Hannes schrieb . Irgendwann ist man in einem Rad drin aus dem man nicht mehr heraus kommt auch wenn man weis das man dran zerbrechen kann .
Dieses aber alles auszuführen würde hier nicht hingehören und den Rahmen sprengen .

atSmeil
23.09.2015, 19:08
Ich persönlich bin ja ein Verfechter der work hard play hard Unternehmenskultur, schön wenn der Brötchengeber dies auch so sieht. Bezogen auf die Unternehmesziele, ist sowas einfach gut angelegtes Geld. Kapiert der Laden in dem ich arbeite leider nur nicht...

Von daher, find ich es super für den Dirk und das sage ich als langjähriger Audikunde.;)

Camden
23.09.2015, 19:13
Max' Beitrag ist der beste, den ich hier seit langem gelesen habe. Vielen, vielen Dank für die Mühe! :dr:

+1 :verneig:

ibi
23.09.2015, 19:22
hier, bin ja im einzelhandel tätig.
meine mitarbeiter kommen in die geschäfte, erledigen ihre arbeit, gehen nachhause und am ende des monats gibts die kohle aufs konto.
der ein oder andere mal mit nem extrabonus.

soweit alles gut ABER was zum henker ist work live balance???

Donluigi
23.09.2015, 19:23
Get a life, Ibi :D

Donluigi
23.09.2015, 19:25
Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.

Herrjeh...

ibi
23.09.2015, 19:26
Get a life, Ibi :D

:ka:
ich glaube die zeit im einzelhandel ist irgendwann 2005 stehen geblieben:D

AndreasS
23.09.2015, 19:28
Max, ganz klasse. :gut:

Ich finde den Threadverlauf schön und die Inhalte sehr interessant, hätte ich heute früh gar nicht erwartet.

franklin2511
23.09.2015, 19:36
@ Uli und Thilo

Danke! :dr:

AndreasL
23.09.2015, 19:46
Die besten Wünsche an Frank und Ralf.:gut:

Und Danke Max für den Einblick. Frage mich nur wo der vermeindliche Fehler liegt bzw. wer der Gewinner von dem Spiel ist. Sind es die x.000 Mitarbeiter, die xx.000 Eur über ein paar Jahre lang mehr verdienen oder sind es die Köpfe (also xx Personen, die xx Mio. mehr bekommen) oder die Investoren, die ein paar Prozent mehr bekommen?

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 20:05
Wo einer Gewinn macht, macht ja auch einer (mehrere) Verlust.....isso...die Frage sollte also m.M. nach mehr in die Richtung gehen, was man tun sollte, um nicht zu den Verlierern zu gehoeren.

Departed
23.09.2015, 20:06
Und ganz konträr gibt's dazu noch die IT als Inhouse Dienstleister und klassischer Unterstützungsprozess. Dort ist man als Mitarbeiter nur ein Kostenfaktor, der reduziert werden muss. Keine Benefits, nichts. Ziel zu 100% erreichen, fix Gehalt bekommen und Schnauze halten.
Kann auch sehr sehr demotivierend sein. Vorallem wenn man jung ist und nach mehr strebt.
Auf der anderen Seite geht es einem dann doch wieder zu gut, um ein Wechsel zu riskieren.

Clapton
23.09.2015, 20:06
Auch von mir die besten Wünsche an Frank und Ralf und das ihr die richtige Balance im Leben findet.

Bullit
23.09.2015, 20:14
Max, danke für den tollen Beitrag. :gut: Macht mir mal wieder bewusst, auf was für einer guten Stelle ich eigentlich hocke.

Und wenn die Hütte abbezahlt ist, geh zum Spiegel - die Schreibe passt. ;)

Gruß

Erik

RBLU
23.09.2015, 20:59
Klar, ist ja nichts leichter im Leben, als seinen Traumjob zu finden - sorry, selbst gut ausgebildete Menschen, welche sehr wohl über den Tellerrand hinausschauen, müssen nur all zu oft einfach "irgendwas" machen - mangels Alternativen.

Davon abgesehen, ist man irgendwann in diesem Rad drin, hat sein Leben und das seiner Familie nach dem Verdienst ausgerichtet, ist es alles andere als einfach, zu sagen: "ok, bin knapp vorm burnout, hör ich halt mit dem Job auf".

Eigentlich hat Max das recht gut beschrieben, aber irgendwie stoert es mich nicht in einem US Unternehmen zu arbeiten. Ich moechte nicht behaupten, dass ich in allen Aspekten mein Traumjob habe, aber gestresst fuehle ich mich eigentlich nicht.

domer
23.09.2015, 21:05
Und ganz konträr gibt's dazu noch die IT als Inhouse Dienstleister und klassischer Unterstützungsprozess. Dort ist man als Mitarbeiter nur ein Kostenfaktor, der reduziert werden muss. Keine Benefits, nichts. Ziel zu 100% erreichen, fix Gehalt bekommen und Schnauze halten.
Kann auch sehr sehr demotivierend sein. Vorallem wenn man jung ist und nach mehr strebt.
Auf der anderen Seite geht es einem dann doch wieder zu gut, um ein Wechsel zu riskieren.

Kommt mir bekannt vor..... :ka::mimimi:X(

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 21:52
Das zeigt uns doch wie krank unser Wirtschaftssystem geworden ist. Wo Mitarbeiter wie Brennstoff verheizt werden. Kommt ja eh genug Material nach. Alles im Namen des Mammons. Gesundheit kann man nicht kaufen, Glück gibts sogar umsonst, man muss es nur zulassen.
Im stationären Einzelhandel haben wir hier zwar gerade Kackzeiten aber ich hoffe nie so tief zu fallen Danke.

R.O. Lex
23.09.2015, 21:53
Max, danke für Deinen Beitrag! Mein Einstieg in das Thema war wohl tatsächlich etwas ungeschickt. Aber dann, mehr als 4700 Hits und mehr als 120 Beiträge (OK, ein Gutteil davon Hasstiraden gegen mich) in weniger als 24 Stunden, das findet sich hier nicht alle Tage. Und es scheint mir, als läge das Thema doch mehreren am Herzen als es zunächst den Anschein hatte.

Und wenn ich Max' Beitrag ergänzen darf: Was auch sehr gerne genommen wird, die eigenen Ziele auf die der Mitarbeiter herunter zu brechen. Soweit in Ordnung, es erbringt das gesamte Team / die gesamte Abteilung die Leistung des Teamleiters / des Abteilungsleiters. So mancher Team- / Abteilungsleiter baut da aber gerne noch ein Loading ein. Das wird dann "Uplift" genannt.

Beispiel: Der Manager hat als 100% Zielvorgabe 100.000 (Euro Umsatz, verkaufte Einheiten, was immer) und fünf Mitarbeiter. Denen gibt er dann nicht jeweils 20.000 für ihre 100% Zielvorgaben, sondern 25.000. Das Ergebnis ist offensichtlich: Selbst wenn die Mitarbeiter nur zu 80% performen, so hat der Manager sein 100% Ziel erreicht. Und wenn die Mitarbeiter ihre individuellen Ziele erreichen, so hat der Manager bereits 25% overperformed. Und wenn er selbst auch noch ein wenig operativ tätig ist, dann kommt er schnell auf 130%, 150% oder mehr. Mit den von Max beschriebenen Auswirkungen auf's Salär.

Bei nur einer Führungsebene mag das noch angehen. Bei drei oder mehr Ebenen, wie dies in großen Konzernen die Regel ist, kann man sich unschwer vorstellen, was das für das Einkommen der oberen Führungsebenen und den Druck auf die Subalternen bedeutet.

Herman
23.09.2015, 22:02
... mehr als 4700 Hits und mehr als 120 Beiträge ...

Wie vielen likes und followers würde das in etwa entsprechen?

mask
23.09.2015, 22:11
M

Tue mich grundsätzlich bisserl schwer, weil für mich schwer erkennbar warum ein Verkäufer bei Erfüllung / Überschreitung gewisser Planzahlen mit solchen Inzentives belohnt wird - der Entwickler (beispielsweise) des geilen Autos da aber komplett aussen vor bleibt...
... aber auch hier gilt: Augen auf bei der Berufswahl.

Ich als Arbeitgeber würde das anders handhaben - aber es sei jedem gegönnt....

Das ist übrigens nicht richtig . Im Konzern bekommen alle, vom Chefentwickler bis zum Bandarbeiter jedes Jahr eine ordentliche Bonizahlung. Man könnte auch sagen VW schenkt jedem der zigtausend Werksangehörigen mindestens je eine Rolex pro Jahr.
Wir im Handel gehen was das betrifft komplett leer aus. Und, soll ich deshalb anderen nix gönnen ?

Und der vermeintliche private "Großaktionär" welcher um die Höhe seiner Rendite bangt weil der Hersteller denjenigen Dank zollt die überhaupt den Laden nach vorne bringen, für welchen Quatsch gibt der wohl privat sein Geld aus ?

Ich finde es immer amüsant wenn Leute meinen nur weil Sie einen verschwindend geringen Anteil an Aktien eines riesigen Weltkonzerns halten meinen, man wisse es besser mit den vorhanden Geldern umzugehen. Sollen doch alle die, die durch nichts tun mit VW Aktien in den letzten knapp 10 Jahren wirklich gut verdient haben einfach mal dankbar sein und in seliger Gewissheit abends einschlafen, dass die Verantwortlichen bei Audi, VW usw. das Thema Mitarbeitermotivation schon ganz ordentlich spielen.

pelue
23.09.2015, 22:19
Danke, Miguel das Thema, dass viele von (offensichtlich) beschäftigt.
Super, dass der Thread forenkonform läuft. Dafür danke an alle Beteiligten
Max, der beste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe. Vielen Dank für Deine Mühe!
Tut gut zu hören, dass auch Leute die vordergründig das System mittragen, zu den Zweiflern gehören.

R.O. Lex
23.09.2015, 22:19
Wie vielen likes und followers würde das in etwa entsprechen?

Keine Ahnung, ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal.

Chefcook
23.09.2015, 22:28
Die besten Wünsche an Frank und Ralf.:gut:

Und Danke Max für den Einblick. Frage mich nur wo der vermeindliche Fehler liegt bzw. wer der Gewinner von dem Spiel ist. Sind es die x.000 Mitarbeiter, die xx.000 Eur über ein paar Jahre lang mehr verdienen oder sind es die Köpfe (also xx Personen, die xx Mio. mehr bekommen) oder die Investoren, die ein paar Prozent mehr bekommen?

Die Hauptgewinner sind die investierten Parteien. Die knüpfen an die enorme Bezahlung des CEOs sportliche Ziele, wie ein binnen 12 Monaten um 15% steigenden Aktienkurs, während das Unternehmen mindestens die Hälfte des Gewinns nach Steuern, den man sich bei 15% des Umsatzes wünscht, als Rendite abführt. Die Investoren haben in der Regel das Ziel, nach wenigen Jahren mit signifikantem Veräusserungsgewinn und gleichzeitig vernünftiger Rendite wieder auszusteigen und weiter zu ziehen. Es gilt als langfristig, wenn ein Investor mit einem Engagement von vier Jahren rechnet, üblich sind zwei. Die langfristige Unternehmensentwicklung liegt also nicht im Interessenfeld dieser Investoren.
Die Familie, die den Konzern in dritter Generation erbt, schlachtet nicht die Kuh, deren goldene Milch sie trinkt, sie gefährden sie nichtmal, sondern kümmert sich. Die Investoren, die sich von dem vielen Gold in der Kuh einfach eine neue kaufen und auch diese wieder schlachten, sehen das vielleicht anders und das liegt auch an den Phasen des Unternehmenslebenszyklus, in denen sie sich mit einem Investment einbringen. Ein langfristiger Investor kann zum Unternehmenserfolg beitragen, in irgendeiner Form. Er bringt Technik mit oder Kontakte oder Mitarbeiter oder einfach das Geld, den langen Atem und die Geduld, um das Unternehmen aus eigenen Kräften zu entwickeln. Der kurzfristige Investor ist jedoch am realwirtschaftlichen Betrieb des Unternehmens nur so weit interessiert, wie es seinem Ziel der Steigerung der Marktkapitalisierung des Unternehmens zuträglich ist.

In der Regel werden die Unternehmen aus einer klugen Produktidee heraus geboren. Dann sind sie am innovativsten. Das Unternehmen wächst, professionalisiert sich, Investoren kommen an Bord, mit dem Ziel, das Unternehmen in ein paar Jahren so groß zu machen, dass man es an die Börse bringen und zu einem vielfachen des eigenen Investments zu veräussern. Das sind die Venture-Kapitalisten. Die Unternehmen wachsen weiter, sind aber häufig noch Zuschussgeschäfte, die einen langfristigen Investor brauchen. Haben die Unternehmen das Glück, einen solchen zu finden, werden sie über 10-15 Jahre groß und profitabel gemacht. In der Regel ist dieser langfristige Investor recht günstig eingestiegen und lässt sich dann seinen Erfolg beim Verkauf des Unternehmens vergolden. Bis dahin ist das alles noch super, gesund und mit guter Stimmung, weil langfristig gedacht und gearbeitet wurde. Jetzt, wo das Unternehmen groß und profitabel ist, aber nicht unbedingt technikbezogenen Investoren in die Hände fällt, dreht sich der Ton. Das Unternehmen muss weiter an Wert zulegen, und zwar schnell. Ausserdem muss weiterhin die tolle Dividende abgeführt werden. Damit alle auf das Unternehmen scharf werden und der Wert so rasant wächst, dass er bedeutender als die erwirtschaftete Rendite ist, müssen die Analystenmeinungen stimmen, sonst kauft der Markt nicht. Die Analysten stehen darauf, wenn die Unternehmenssubstanz rasant wächst und beurteilen dabei selten die langfristige Geschäftslage, sondern Quartal für Quartal. Die Umsätze müssen also schnell steil steigen. Da die Investoren nach zwei Jahren wieder raus sind, ist es ihnen egal, ob das mit Methoden geschieht, die dem Unternehmen im dritten Jahr in den Rücken fallen.
Das ist dann der Beginn vom Abstieg. Die Budgets für die Entwicklung werden zurück gefahren, dann wird der Service und Support in Drittweltländer verlagert, dann wird die eigene Unternehmens-IT outgesourct. Gleichzeitig trimmt man die Vertriebsorganisation auf Leistung und enormes Wachstum. Dafür heuert man sich ein paar richtige Haie an. Charismatisch-psychopathische Typen, die wissen, wie man richtig schnell den Vertrieb ans Laufen bringt.
Dann beginnt der Ausverkauf. Man zehrt solange von der Produktsubstanz, wie es nur geht, weil mit der abnehmenden Entwicklungskostenumlage der Gewinn steigt. Genauso fährt man die Service-Leistungen den Kunden gegenüber immer weiter zurück und vertraut darauf, dass innerhalb der wenigen Jahre, in denen man das Unternehmen leitet, schon nicht so viele abspringen werden. Das überkompensiert man eh mit aggressiver Marktstrategie, um den Umsatz dennoch hoch zu bringen. Weil bis dahin der Vertrieb immer schärfer werden muss, werden immer schärfere, skrupellosere, kurzfristig denkende und agierende Typen gesucht, die sich von viel Geld ködern lassen und gleichzeitig ködert man sie mit immer mehr Geld.
Und dann steigt man am besten wieder aus, solange der Eimer viel wert ist. Einen Plan für danach gibts in dieser Strategie nicht.

Im Unternehmen gehts dann meist hoch her. Der neue kommt, merkt, wie es ums Unternehmen bestellt ist, entlässt prophylaktisch 10% der Mitarbeiter, trifft weitere Einsparmaßnahmen, macht den Vertrieb noch schärfer. Zwei Jahre durchhalten, die Braut hübsch machen und dann raus mit Gewinn.
Eines Tages verbrennt sich irgendeiner dran die Finger. Dann werden die Unternehmen in irgendetwas anderes eingegliedert, denn sie beinhalten ja noch einen gewissen Restwert, allein in Form der Patente. So ähnlich läuft es immer wieder und so kostet es immer wieder tausende Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.

Neben den Investoren und des Spitzenmanagements sind sicherlich gut 10% der Mitarbeiter auf der absoluten Gewinnerseite. Das sind die oberen Kasten des Vertriebs. Faustregel: Je mehr Umsatz pro Kunde und je weniger Kunden auf der Liste, desto mehr Geld bekommt der Vertriebler als Grundgehalt, der Bemessungsgrundlage für alles weitere. Das sind Leute, die in der Regel Gehälter vergleichbar zur Geschäftsführern in hübschen Mittelstandsunternehmen kassieren.
Die anderen 90% bekommen vom großen Kuchen wenig ab. Häufig kassieren 10% der Mitarbeiter 25% der Gesamtgehaltssumme in diesen Unternehmen, bekommen also im Schnitt das dreifache der anderen. Das sind quasi die Kriegsgewinnler in dem Spiel. Man beutet zugunsten der Investoren das eigene Unternehmen immer weiter aus und sucht sich dann einfach das nächste. Die Investoren sind dafür dankbar und bezahlen sehr gut.

Es sind also ein paar Tausend Mitarbeiter, das Top-Management und die Investoren, die von dem System profitieren.

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 22:48
Und das soll gut sein? Greed is definitely not good.

Anaesthesist
23.09.2015, 23:31
Um einen Enblick in den Sachverhalt aus Max' ersten Beitrag aus Sicht eines (ehemaligen) Mitarbeiters der Finanzbranche zu bekommen, empfehle ich das Buch "Why I left Goldman Sachs" von Greg Smith. Teilweise sicherlich fragwürdig, aber im Kern wirklich interessant.

Vielen Dank für die vielen sehr lesenswerten Beiträge, besonders an Max. :gut:

ehemaliges mitglied
23.09.2015, 23:31
... (OK, ein Gutteil davon Hasstiraden gegen mich) in weniger als 24 Stunden,...

... die auch - trotz Klarstellung deinerseits - nur bedingt bis gar nicht zurückgenommen wurden. Finde ich bemerkenswert - Dinge werden interpretiert und die eigene Interpretation dann dem TE (in dem Fall dir) vorgeworfen.

Auch dieses Beispiel zeigt, wie Diskussionen heutzutage - leider viel zu oft - laufen:
Es wird sich empört - der Empörte hat scheinbar jedes Recht auf den vermeintlich Schuldigen einzudreschen - und die Empörung reicht als Rechtfertigung vollumfänglich aus - ein imho mehr als bedenklicher Ansatz.

Kurz zu den Ausführungen von Max - nach den ganzen Danksagungen und den Nominierungen zum Post des Jahres sicher nicht ungefährlich - aber sei's drum:
Ich war in den Top 3 IT-Unternehmen in Deutschland tätig - die beschriebene Vorgehensweise konnte ich dort bei KEINEM Unternehmen (Gott sei Dank) erkennen.
Natürlich ist die Welt voller Beispiele wo Systeme pervertiert werden und Menschen dies zu ihrem Vorteil ausnutzen. Dies kommt aber auch in Kirchen oder z.B. gemeinnützigen Organisationen vor.

Wenn aber gleichsam die Gewinn-/Profit Analysten Orientierung angeprangert wird (damit meine ich selbstredend nicht Max), dann Frage ich mich, wie man es schafft die Doppelmoral die mit solch einer Aussage zum Ausdruck kommt, guten Gewissens gleichsam anzuprangern und auf der anderen Seite davon zu profitieren.

@Mask: Stimmt was du du sagst zum Thema unternehmensweiter Boni - dies ist aber eine Zahlung, die allen auf Basis des allgemeinen Unternehmenserfolges zuteil wird. Meine "(Auf)Forderung" war aber, die individuelle Leistung präziser zu honorieren. Dazu gehört eben auch die etablierte Belohnungskultur nicht nur auf Ein- und Verkauf zu beschränken.

Disclaimer: Diese Ausführungen sind nicht mal Ansatz von Neidgedanken geprägt, sondern sollen zur sachlichen Auseinandersetzung des von Miguel aufgeworfenen
Themas beitragen....
.... und wenn ich eins in 20 Jahren Personalarbeit jeden Tag vor Augen geführt bekomme: Beim Thema Comp&Ben ist Gerechtigkeit ein höchst individuell wahrgenommes Thema, was gerade im Vergleich in Sekunden von höchster Zufriedenheit in völlige Unzufriedenheit wechseln kann.

Magul
23.09.2015, 23:34
@Chefcook: Wahnsinns Beitrag, Hut ab. Ich kann mir vorstellen, ohne es zu wissen, bei welchem Großkonzern du tätig bist. Schön auch deine soziale Ansicht entgegen der Unternehmensphilosophie und das Denken wie ein Unternehmen lang- und nicht nur mittel- bzw. kurzfristig "gesund" bleiben kann. Ich empfehle Dir, soweit dies in irgendeiner Form möglich ist, den Betriebsratsvorsitz in deinem Unternehmen anzustreben. Mit dem ganzen, in deiner Position befindlichen erworbenen Know-How Lage, könntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ein sehr gutes Gehalt für die nächsten 4 Jahre, nämlich das, das du das letzte Jahr erhalten hast und die Möglichkeit die morbide Geschäftspolitik sinnvoll zu verbessern. In erster Linie für die Mitarbeiter und natürlich auch für das langfristige sichere gesunde Weiterbestehen des Konzerns.:dr:

avalanche
23.09.2015, 23:46
Ich war in den Top 3 IT-Unternehmen in Deutschland tätig - die beschriebene Vorgehensweise konnte ich dort bei KEINEM Unternehmen (Gott sei Dank) erkennen.

Tja, Zeiten ändern sich, und wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit :bgdev:

mask
23.09.2015, 23:46
Sich jetzt in der Diskussion auf Dirks wohlverdienten und realistisch betrachtet auch nicht übertriebenen Wochenendausflug nach Monaco zu versteifen, halte ich nicht für zielführend, bzw. am eigentlichen Problem vorbei gedacht. Zudem ist Dirk ja aller Wahrscheinlichkeit nach gar kein Audi-Mitarbeiter, sondern eines Audi-Händlers, der die Mitarbeiter dieses Partnerunternehmens für ihre Leistungen rund um seine Produkte belohnen möchte. Zurecht.

Um das von Miguel vermutlich eigentlich gemeinte Problem zu betrachten, muss man meiner Meinung nach zu allererst anschauen, wie Vertriebler mit Incentives gelockt werden, denn da unterscheiden sich Unternehmen und ihre Kulturen im internationalen Umfeld gewaltig. In deutschen Maschinenbauunternehmen ist es meines Erachtens eher üblich ist, dass der Vertriebler zwischen 15% und 30% des Zielgehalts als variablen Gehaltsbestandteil bekommt und sehr häufig ist dabei überhaupt nur die Hälfte davon von seiner direkten Leistung abhängig und die andere Hälfte an die Gesamtunternehmens- oder Gesamtabteilungsentwicklung gekoppelt. Wenn überhaupt; ich kenne genügend, die im Vertrieb 100% fix haben und deren Arbeitgeber auf ihre persönliche Leistungsbereitschaft vertraut. Gerade bei diesen Mitarbeitern wirken Incentives in Form von Reisen und Geschenken enorm. Auch ist die Ziellerreichung derer mit variablem Gehaltsbestandteil häufig gedeckelt, so dass die Frage, ob Du ein Top-Performer bist oder nicht im Gehalt alles in Allem irgendwas um maximal 15% über das Zielgehalt ausgemacht hat. Und das ist schon sehr viel Geld.
Man kann solche Systeme durchaus motivierend, gerecht und in Einklang mit den Unternehmenszielen gestalten und wie hier richtig angemerkt wurde, darf Erfolg nicht nur gerecht belohnt werden, sondern muss sogar belohnt werden. Ich gebe auch Bernhard völlig recht, dass die Incentive-Reise oder ein Geschenk, das sich der Mitarbeiter selbst nicht leisten wollen würde, selbst wenn er das Geld in Form eines Bonus bekäme, viel motivierender sein kann, als der Geldbetrag selbst.

Es gibt jedoch meiner Meinung nach auch gewisse prozentuale Grenzen, die das Fixgehalt nicht unterschreiten sollte und es sollten im variablen Gehalt auch die Unternehmensentwicklung insgesamt berücksichtigt werden. Ziele müssen realistisch gesetzt werden, um motivierend zu bleiben und es ist nicht nur empfehlenswert, sondern sogar notwendig, dass es eine Deckelung nach oben gibt. Es darf nicht möglich sein, dass die Mitarbeiter in einem Bereich auf Kosten der Gesamtunternehmensentwicklung die eigenen Taschen füllen, was leider in vielen Branchen und Unternehmen üblich geworden ist, so mein Eindruck. Und schlimmer noch: Es darf nicht möglich sein, dass sich die Mitarbeiter im Streben nach eigener Einkommensmaximierung selbst gesundheitlichen Gefahren aussetzen und es darf auch nicht möglich sein, dass es ein Gehaltsgefälle zwischen Vertrieb und anderen Funktionen gleicher hierarchischer Ebene gibt, das den anderen noch ein Drittel dessen zugesteht, was der Vertriebler einsteckt. Das sorgt für Unfrieden und Demotivation unter den Angestellten. Der Arbeitgeber hat hier eine Verantwortung den Arbeitnehmern gegenüber, die er gefälligst wahrnehmen muss. Wie immer im Leben gilt: Man muss Maß halten, denn die Maßlosigkeit kippt schnell ins Gegenteil.

Ich sage das, weil ich im Moment selbst einer von denen bin, der sich die Taschen auf Kosten der Kollegen voll macht. Ich selbst als Maschinenbauingenieur, der irgendwann des schnöden Mammons wegen selbst im Großkundenvertrieb in der IT gelandet ist, sehe selbst eine erhebliche Diskrepanz zwischen strategisch nachhaltiger Entwicklung der Mitarbeiter und des Unternehmens und der Bezahlungsanreize im Vertrieb, sowohl im Vertrieb erklärungsbedürftiger Industriegüter wie auch im B2C-Vertrieb.
Anfangs habe ich das offen gestanden noch nicht durchstiegen. Inzwischen schon und ich sehe es mit einer Mischung aus Resignation und Zynismus. Ich kann es eh nicht ändern (dazu bin ich ein zu kleines Licht) und lange mache ich es auch nicht mehr mit, bis ich mir wieder was anderes suche, denn es macht keinen Spaß und beeinträchtigt meine Lebensqualität. Bis dahin würde ich aber gern noch ein wenig Geld einstecken, weil ich wahrscheinlich nie wieder so einfach so viel Geld verdienen werde. Ausserdem: Dann wäre die Hütte bezahlt.

In amerikanischen IT-Unternehmen habe ich ganz anderes kennengelernt, als im deutschen mittelständischen Maschinenbau. Vom Zielgehalt sind da eher 50% variabel und hängen voll von der individuellen Zielerreichung ab. Oder noch mehr variabel. Letztes Jahr waren nur 28% meiner Bezahlung Fixgehalt, der Rest waren variable Gehaltsbestandteile und Boni darüber hinaus. Die Unternehmensentwicklung interessiert nicht und gerade in der IT auf Herstellerseite häufig noch nicht mal die Rentabilität, sondern nur der Umsatz. 85% Discount, wenn man einen Konkurrenten wo rausdrängen muss? Kein Problem, scheißegal, ob das Unternehmen daran noch was verdient. Hauptsache Umsatz und den Marktanteil ausgebaut, denn das zählt bei den Analysten.
Übererfüllung der Ziele wird mit enormen Geldanreizen belegt. In meinem Fall bekomme ich für alles über 100% Zielerreichung den vierfachen Betrag auf mein Ziel angerechnet, ohne Deckelung nach oben. Erreiche ich mit meinem Team also 150% meines individuellen Ziels, bekomme ich 300% meines variablen Gehaltsbestandteils ausbezahlt. So läuft auch die einzige Motivation: Geld. Party-Incentives gibts auch, aber die werden in den Motivationsansprachen des CEOs geflissentlich übergangen und eher als Beiwerk gesehen, denn es geht im ja nur um eins: Uns alle reich machen und sich selbst natürlich am meisten. Uns bezieht sich dabei natürlich nur auf den Vertrieb und das Management. Die anderen haben noch nicht geschnallt, wo das viele Geld fließt und entsprechend sind sie dem auch nicht würdig, so die Einstellung.

Gleichzeitig führt dieses System, das genauso auch auf die Top-Management-Ebenenen weit über mir angewandt wird, zusammen mit den Ansprüchen und dem Druck der Investoren-Spekulanten und der Analystenerwartungen zu einem System, das den Bock zum Gärtner macht: Die Manager, die über die Bezahlungsstrukturen der Mitarbeiter entscheiden, setzen die Anreize nicht entsprechend einer langfristig positiven Geschäftsentwicklung, die zum Beispiel möglichst geringe Nachlässe auf den kalkulierten Listenpreis, Profitabilität, Qualität, Innovation und langfristige Verträge mit den Kunden für Wartung und Support berücksichtigen sollte, um eine möglichst langfristig planbare Ertragslage mit guten Deckungsbeiträgen zu erreichen, sondern entsprechend ihrer eigenen, kurzfristigen Ziele, die eine Aktienkaufempfehlung der Analysten zur Folge hätten. Denn dieses Top-Management wird in der Regel an der Entwicklung des Aktienkurses gemessen. Das Ziel ist ausschließlich Anteilseigner mit ihren kurzfristigen Vorstellungen zu bedienen, die zu meiner großen Ernüchterung immer wieder darlegen, dass sie an der realen Geschäftsentwicklung der Unternehmen keinerlei Interesse haben, sondern das kurzfristige Engagement (meist nur zwei bis drei Jahre) mit einem Veräusserungsgewinn verlassen wollen.
Einer der Vertreter dieser Investoren hat mir gegenüber das Geschäftsmodell mal wie folgt bezeichnet: "It's like baseball. Hit it big once and then run as fast as you can! Sometimes it's more like fireworks. You'll better be out of reach when it explodes."

Indem man den Mitarbeitern weder Anreiz auf die Profitabilität oder schlicht Rentabilität der Projekte setzt, sondern einzig und allein auf den Umsatz baut, bis in höchste Management-Ebenenen hinein, wird dem Management der Blick auf das Verhältnis von Geschäfts- zu Kostenvolumen ausgetrieben und stattdessen höchst kurzfristige Umsatzziele verfolgt. Eine langfristige und strategische Unternehmensentwickung ist so quasi unmöglich, weil sie den individuellen Zielen der Mitarbeiter zuwider läuft. Beispiel: Warum sollte ich einen Deal mit 40% Nachlass machen, wenn er erst im nächsten Geschäftsjahr kommt, ich ihn dieses Jahr aber mit 70% Nachlass "kaufen" könnte und - weil ich mein Ziel schon voll habe - dafür vierfach Geld bekomme? Ich verdiene doppelt so viel an dem Deal, wenn ich ihn dieses Jahr zum halben Preis mache (30% x 4 = 120% vom Listenpreis für die Bezahlung, statt nur 60%). Die Firma verdient aber unter Umständen gar nichts mehr daran, sondern legt sogar darauf und wird das auch noch in den Folgejahren tun, denn das Preisniveau wird mit diesem Geschäftsgebaren für die kommenden Jahre bis Jahrzehnte zementiert.
Ich weiß aber auch nicht, ob mein Arbeitgeber an dem Projekt noch was verdient und es ist mir auch egal. mein Arbeitgeber spricht nicht mit mir darüber, ob meine Projekte profitabel sind. Das schlimme ist aber, dass es meinen Chefs auch egal ist, denn sie profitieren vom gleichen Fehler im System und sind gleichzeitig Wächter über die Discounts und geben ihn mir natürlich frei.

Gleichzeitig wird durch das überproportional höhere Kompensieren von Zielerreichungen über 100% des individuellen Jahresziels eine Kultur geschaffen, in der sich Leistung erst dann so richtig lohnt, wenn sie deutlich über den Erwartungen liegt. Oder anders gesagt: 130 ist die neue 100. "Auf den Club", so wie Dirk nach Monaco, durfte ich dieses Jahr auch drei mal. Einmal drei Tage in den Alpen zum Skifahren, einmal fünf Tage Florida in den Vergnügungsparks und einmal eine Woche Kreuzfahrt im Mittelmeer. Nächstes Jahr darf ich hoffentlich ne Woche mit nach Bermuda. Natürlich alles mit Business Flügen, all inclusive, meistens mit Ehefrauen und nur in 5-Sterne-Hotels. Vergnügungsparks in Florida teilen wir natürlich nicht mit dem Publikum, sondern gehen erst nach 18 Uhr rein und lassen die dann bis zwei Uhr nachts nur für uns öffnen, damit wir den Park alleine für uns haben. Ein Kreuzfahrtschiff buchen wir zur Not auch einfach aus. In Florida wurde unter allen Teilnehmern noch zwei neue Corvettes verlost (ich habe leider nicht gewonnen). Nächstes Jahr gibts ein paar 911 Carrera GTS zu gewinnen. Die Steuern für solche Dinge legt der Arbeitgeber natürlich noch drauf, damit wir das auch netto haben. Ich war die letzten Jahre nicht mehr selbst im Urlaub, weil mein Arbeitgeber alles für mich organisiert und bezahlt hat.
Belohnungen und Anerkennung gibts jedoch erst ab 120% Zielerreichung. Für 100% gibts kein Lob, keine Anerkennung, keine Wertschätzung. Die offizielle Meinung dazu ist:Warum auch, der Mitarbeiter hat nur die Erwartungen erfüllt und nicht mehr.

Das hat Folgen bis hin zur Gesundheit der Mitarbeiter und setzt falsche Anreize, die langfristig zur Gefahr fürs Unternehmen werden könnten.
Die Leute verdienen ja gut in der IT, also sind die 100%-Ziele ambitioniert. Es werden aber 120%, besser 130% erwartet. Die höheren Zielerreichungen kommen ja nicht von ungefähr. Umsatz bedeutet auch immer Arbeit, immer Projekte, die bearbeitet werden müssen. Sind die Ziele so ausgelegt, dass sie mit einer 45 bis 50 stündigen Arbeitswoche mit etwas glücklicher Fügung des Schicksals noch erreicht werden können, wird die sogenannte "Extrameile" natürlich erwartet und wer sie in Anbetracht der eigenen Stressresistenz, Balance zwischen Berufs- und Privatleben oder anderweitiger Verpflichtungen wie einer jungen Familie, pflegebedürftigen Eltern oder seines ehrenamtlichen Engagements nicht bereit ist zu gehen, wird als Minderleister, Schmarotzer und Nestbeschmutzer betrachtet, auch wenn er sein 100%-Ziel zu jeder Zeit erreicht.
Warum? Sein Manager und der darüber und der darüber und so weiter wollen den fetten Bonus und jeder von denen erwartet entsprechend eine Übererfüllung der Ziele durch seine Teammitglieder. Ich sollte schon sogenannte Performance Improvement Plans mit Teammitgliedern ausarbeiten, weil sie unterjährig nur bei 95% vom Plan standen und ihre Vertriebsvorschau für das Rest Jahr "nur" 105% des Gesamtziels vorhersagte. Als ich das ablehnte und für unnötig erachtete, wurde ich von der Personalabteilung kontaktiert, damit man mit mir besprechen könne, ob und wie man den Mitarbeiter gegen Abfindung zum Gehen bewegen könnte, denn er sei ein Minderleister. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie lange es ging, bis ich den Streit vom Tisch hatte und endlich meinen Mitarbeiter in Ruhe arbeiten lassen durfte. Wir sprechen hier nicht von irgendeinem Neuling, der eh bald wieder geht und entsprechend fürs Unternehmen weniger "wert ist", sondern von einem verdienten Mitarbeiter, der seit 15 Jahren im Unternehmen war, fünf mal auf den Club durfte und konstante, gute Leistung abliefert, bei seinen Kunden akzeptiert und geschätzt ist und keinerlei Ansatz für Kritik bietet. Ausser, dass er eben nur fünf von 15 Jahren auf den Club durfte.

Die Bezahlungssysteme in weiten Teilen des Vertriebs einiger amerikanischer IT-Hersteller haben sich zu völlig unkontrollierten Klüngeleien gewandelt, die hauptsächlich kurzfristigen Erfolg und das Kennen der Tricks im Bezahlsystem belohnen, anstatt dass die gewertete und bezahlte Leistung des Vertriebs mit einer strategischen Ausrichtung des Geschäfts einherginge.
Die Bezahlsysteme folgen hierbei der Logik des spekulativen Handels und das ist Gift für Unternehmen, deren innere Kultur und langfristige Ertragslage dadurch erheblich beeinträchtigt wird.

Von einem anderen IT-Unternehmen habe ich erst neulich mitbekommen, dass vom obersten Management für Direktkunden ein sogenannter Change of Channel verordnet wurde. Das Geschäft wird dann nicht mehr direkt mit dem Kunden abgewickelt, sondern über ein drittes Partnerunternehmen. Solche Umsätze werden zusätzlich zu den erwähnten Anreizen, die in ähnlicher Form auch dort gewährt werden, mit dem Faktor 1,3 bezahlt. Die Hintergründe wurden erstaunlicherweise gleich mit dargelegt: Dadurch, dass der Kundenname auf dem Papier wechselt, kann der Umsatz als gewonnener Neukunde ausgewiesen werden. Das ist für die Analysten im nächsten Quartal von höchster Bedeutung und damit eben auch für das Management.
Die Realität ist jedoch, dass das Partnerunternehmen auch noch was verdienen will, der Kunde aber nicht mehr bezahlt (er wäre ja schön blöd...). Der Umsatz des eigenen Unternehmens sinkt, bei gleichbleibenden Kosten. Es lässt sich jedoch als Neugeschäft darstellen. Das ist eine linke-Tasche-rechte-Tasche Geschichte, bei der dummerweise beim Wechsel der Taschen 10-12% des Umsatzes dieser Geschäfte verloren geht. Es verdienen aber alle in Vertrieb und Geschäftsführung fürstlich daran und der Analyst, der nicht in der Lage ist, die globalen Zusammenhänge von aussen zu erkennen, glaubt an die positive Geschäftsentwicklung, weil so viele "Neukunden" in kurzem Zeitraum gewonnen werden. Im beschriebenen Fall hat man dem Produkt, einem Service, dabei noch einen anderen Namen gegeben, obwohl es die gleiche Dienstleistung ist und von den gleichen Leuten erbracht wird. Das lässt sich nämlich als erfolgreiche Innovation vermarkten: Ein "neues Produkt" hat innerhalb kurzer Zeit viele "Neukunden" gewonnen und ist so Beleg für die "Innovationskraft" des Unternehmens.
Es ist also kurzfristig durch diese Bezahlanreize eine Win-Win-Situation für Vertriebsmitarbeiter, deren Manager und Analysten, wenn man am eigenen Ast sägt. Man gefährdet dabei aber aktiv die Arbeitsplätze der Kollegen, die die verkaufte Leistung später erbringen sollen, gefährdet den eigenen Erfolg in der Zukunft und schädigt in meiner Meinung nach schon ********ischer Weise das Unternehmen und seine Eigner. Es merkt nur keiner oder es will keiner wahr haben.
Wir sprechen hier auch nicht von irgendeiner Klitsche, sondern von einem der weltgrößten IT-Unternehmen mit mehreren Zehntausenden Arbeitnehmern.

Nicht nur, dass diese Orientierung an den Finanzmärkten anstatt an den Bedürfnissen der Mitarbeiter und des Unternehmens den langfristigen Unternehmenserfolg gefährdet, Innovation erschwert und unterbindet, Wissen auffrisst und die Mitarbeiterfluktuation in ungeahnte Höhen treibt. Die Gesundheit der Mitarbeiter wird bewusst und unter Inkaufnahme schwerster persönlicher Konsequenzen für die Mitarbeiter gefährdet, indem sie einer andauernden Druck- und Drohsituation ausgesetzt und zur Übererfüllung ihrer Ziele ohne Grenze nach oben getrieben werden, auch wenn mit diesen Maßnahmen nur ein kurzfristiger "Erfolg" erzielt wird und in der Zukunft die Erreichung der Ziele deutlich erschwert wird.

Die einen sagen dazu "Personalentwicklung" und fühlen sich gut, denn die Mitarbeiter sind ja hochgradig erfolgreich und verdienen in aller Regel richtig fett Asche. The sky is the limit - in jeder Hinsicht, auch der morbiden. Seit ich in der IT bin, kenne ich plötzlich einen Haufen Leute mit Burnout-Erfahrungen, Herzinfarkten, Schlaganfällen und nicht nur einen, der einen Suizidversuch hinter sich hat, erfolgreich und erfolglos. Als ich mich noch im mittelständischen Maschinenbau rumgetrieben habe, waren das krasse Ausnahmen, die man vielleicht einmal in fünf Jahren irgendwo am Rande mitbekommen hat, bei Leuten jenseits der 50, diesem armen, bemittleidenswerten Kerlen, die sich und ihre Familien kaputt gearbeitet haben und nicht bei Kollegen Mitte 30. Das jemand mit Mitte 30 solche Gehälter kassiert, war jedoch auch die krasse Ausnahme, die man nur irgendwo am Rande mitbekommen hat.
Und ist der Mitarbeiter dann "verbraucht" (diesen Ausdruck wählte die Personalchefin eines Konkurrenzunternehmens neulich bei einer Veranstaltung allen ernstes), wird er abgefunden und ersetzt.

Diese Arbeits- und Umgangsweise würde einem natürlich den Vorwurf des menschenverachtenden Heuschreckendaseins einbringen, wenn man das nicht gezielt verschleiern würde.
Das Triezen der Mitarbeiter wird als "Personalentwicklung" vermarktet und damit die Mitarbeiter sich "entwickelt" statt getriezt fühlen, garniert man das ganze mit Fortbildungsveranstaltungen mit Umfang bis über 60 Stunden im Jahr, die neben der normalen Arbeit laufen müssen und natürlich verpflichtend sind. If you fail to learn, you will fail to earn.
Das Unternehmen schreibt dann noch einen sogenannten Code of Conduct, also die Verhaltensanweisung an alle. Wir dürfen niemand diskriminieren, wir müssen unsere Kollegen achten, wir müssen immer den Gesamtunternehmenserfolg im Auge haben, wir dürfen nicht bestechen, wir müssen Abweichler melden.
Dazu noch etwas Hirnwäsche und die Sache ist rund. Nein, wir sind nicht einfach besser als der Wettbewerb. We will crush the competition and the others will beg for mercy once we start the next stage. We are disruptive to their business. We are not 2.0, we are 4.0 and we'll kill all those losers out there, because we'll dictate the speed at which the world rotates! Our wealth will be beyond your imagination! Das ist das Selbstverständnis in diesen Unternehmen. Aus eigener Erfahrung: Es ist erstaunlich schwer, sich diesem Mist zu verschließen, wenn er so verdammt süß entlohnt wird.

Hinter dieser als Personalentwicklung getarnten Micro-Management-Taktik, der Hirnwäsche und der Verhaltensanweisung versteckt sich das Unternehmen. Die Personalentwicklung dient nur dazu, den Mitarbeitern unter teilweise haarsträubenden Verstößen gegen das deutsche Arbeitsrecht auf die Finger zu gucken (oder zu schlagen, je nachdem). Die Hirnwäsche braucht es, um die Leute motiviert bei der Stange zu halten. An den Verhaltenskodex hält sich das Unternehmen natürlich auch nur soweit, wie es nötig ist, um nicht in rechtliche Schwierigkeiten zu kommen. Von den gleichen Personalern, die über die Einhaltung des Verhaltenskodex wachen, wurden mir schon Beförderungen für Teammitglieder mit Begründungen wie "der kanns zwar, aber er ist zu jung" ausgeschlagen - ungeachtet dessen, dass die Personaler alle drei Monate unterschreiben müssen, dass sie niemanden diskriminieren dürfen. Darauf angesprochen ist die regelmäßige Antwort, dass sie nicht wüssten, wen das interessieren sollte.

Spricht man diese Situation in einem Gespräch in kleiner Runde an, hört man von Leuten aus dem Topmanagement Sätze wie:
- "Ja, ich weiß, aber wie sollen wir dann auf unser Einkommen kommen?"
- "Ja, ich weiß, aber Du verdienst doch daran auch fürstlich!"
- "Ja, ich weiß, aber die Analysten..."
- oder auch: "Ja, ich weiß, aber es ist mir egal. Das Unternehmen hat die Halbwertszeit gerade erreicht und die nächsten drei Jahre sahne ich noch ab, bis ich dann mit Abfindung rausgeschmissen werde."

Diese Leute sind verblüfft, wenn ich sage, dass ich schon mit meinem Grundgehalt + vielleicht 15% variabel völlig zufrieden wäre, wenn ich dafür wüsste, dass die Ziele nicht Jahr für Jahr um 40% steigen, wir endlich mal Einblick und Ziel auf Profitabilität bekämen und wir uns nicht dauernd mit kurzfristigen Helikopter-Maßnahmen, die Order per Mufti beschlossen werden, nachhaltig das Geschäft für die Zukunft versauen und die Erreichung der Ziele in den Folgejahren umso schwieriger machen. Stattdessen wird mir geraten, dass ich mich in die Reihe der Ratten, die eines Tages das sicher sinkende Schiff verlassen, eingliedern sollte, auf dass wir dann gemeinsam das nächste Schiff zum Sinken bringen. "Rats are smart, just like you and me!"

Zusammenfassend: Die falsche Belohnung und das setzen von Bezahlungsanreizen, die nicht mit einer langfristigen und gesunden Unternehmensstrategie übereinstimmen, sondern lediglich kurzfristige Interessen des Finanzmarkts bedienen, stellen für alle Beteiligten meiner Meinung nach eine hohe und völlig unterschätzte Gefahr dar. Ein Unternehmen darf eben nicht ausgeben, was es will, solange es sich um das eigene Geld handelt, sondern ein Unternehmen hat Verantwortung seinen Mitarbeitern und Eigentümern gegenüber und hat diese Verantwortung beidseitig gefälligst wahrzunehmen.
Sich als realwirtschaftliches Unternehmen an den Vorstellungen des Finanzmarkts zu orientieren, führt ganze Weltkonzerne in die Kraft- und Bedeutungslosigkeit in Sachen Innovation, Service und Produktentwicklung. Der Finanzmarkt verkennt dabei jedoch völlig, dass der realwirtschaftliche Erfolg des Unternehmens davon abhängt. Der Aktienkurs füttert keine Mitarbeiter, jedoch sind die der Grund für die Bewertung des Unternehmens.

Corporate Governance ist wieder so ein Schlagwort, so eine Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Man gibt dem ganzen mal wieder einen anderen Namen, wenn die Leute darauf kommen, was alles gerade schief läuft. Sobald Unternehmen nicht mehr vom Unternehmertum, sondern von den Finanzmärkten getrieben werden, wird sich die Übernahme von Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden, der Gesellschaft und Umwelt genau in dem Maß ablaufen, in dem es nicht vermeidbar ist.

Ich habe jetzt gut drei Stunden mit mir gerungen, ob ich diesen Beitrag absenden sollte oder nicht. Bis ich das selbst erlebt habe, hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon, was ethisch verwerfliches Geschäftsgebaren ist und wie es sich auswirkt... Aber jetzt genug geklagt und stattdessen ein Buch zum Thema empfohlen: "Die bezifferte Welt: wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen der Welt bedroht" von Colin Crouch.

Gerade endlich mal die Zeit gefunden deinen Beitrag zu lesen Max. Vielen Dank, sehr interessant !!

Magul
23.09.2015, 23:50
....Hättest du jetzt aber nicht zitieren müssen, Dirk.:op::D;)

AndreasL
24.09.2015, 05:39
Erneut besten Dank Max. Bin gleich unterwegs; werde es die Tage noch einmal in Ruhe lesen.

Donluigi
24.09.2015, 07:07
Keine Fullquotes, bitte :op:

jk737
24.09.2015, 07:32
Max, danke für Deinen Beitrag! Mein Einstieg in das Thema war wohl tatsächlich etwas ungeschickt. Aber dann, mehr als 4700 Hits und mehr als 120 Beiträge (OK, ein Gutteil davon Hasstiraden gegen mich) in weniger als 24 Stunden, das findet sich hier nicht alle Tage. Und es scheint mir, als läge das Thema doch mehreren am Herzen als es zunächst den Anschein hatte.


Hut an von Deinem Post im anderen Thread. Ich hab diesen Thread und vorallem Deinen Post drüben auch als reine Neidkultur gesehen. Zuerst. Aber das hier hat eine gute Wendung genommen. Respekt :dr:

In gewisser Weise oder vielen Branchen wissen die Mitarbeiter schon vorher worauf sie sich einlassen. Im verkauf wohl nicht. Bei uns - Wirtschaftsanwälten - weiß es aber jeder vorher ganz genau. Und die Zeiten ändern sich, die meisten wollen sich den Stress nicht antun: wir kriegen immer weniger Bewerbungen, sehr viele hören nach ein paar Jahren auf und wechseln in unternehmen. Die die bleiben, arbeiten viel und werden leistungsbezogen bezahlt. Durchaus gutes Grundgehalt und Möglichkeit sehr hoher Boni.

Cosmic
24.09.2015, 07:53
Manchmal verleitet der späte Abend dazu, etwas zu schreiben, was man so schon am nächsten Morgen nicht mehr "zu Papier" bringen würde.

Insofern :dr: an den TS für seine Klarstellungen.

@Max: Was ich im Zusammenhang mit Deinen Schilderungen bemerkenswert finde, ist dass Du die Zeit aufgebracht hast, die es für dieses aufschlussreiche Post bedurfte. Was hättest Du in dieser Zeit an Kohle machen können. ;) :gut:

Nachtrag 1: Ralf und Frank, alles Gute für Euch!

Nachtrag 2: Bernhard, ich wünsche Dir für Dich, dass Du diese Gelassenheit (Zitat: "Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.") für Dich bewahren kannst. Ich hoffe jedoch auch, dass Du nicht jeden, der - aus welchen Gründen auch immer, genannt wurde ja schon einige (Familie, Kinder, sonstige Verpflichtungen) - diese Gelassenheit nicht so leben kann, nicht daran misst.

jk737
24.09.2015, 08:12
Nachtrag 1: Ralf und Frank, alles Gute für Euch!
.

Stimmt, sorry, das wollte ich ja auch noch sagen...

Alles alles Gute für Euch beiden :dr:

ralfsch
24.09.2015, 08:43
Nochmals an alle für die guten Wünsche :

Danke :verneig:

Chefcook
24.09.2015, 09:49
Weil das jetzt ein paar mal durchklang, wie man in solchen Unternehmen überhaupt guten Gewissens arbeiten kann:
Dafür gibt's nur einen einzigen Weg, meiner Meinung nach: Man überschaut die Folgen dieser Management-Politik nicht. Ich würde auch behaupten, dass das bei neun von zehn so ist. Das, was mein Chef sagte, dass es doch gut für uns alle und damit fürs Unternehmen sei, ist mit Sicherheit eine weit verbreitete Meinung, an die auch fest geglaubt wird.
Mit den gleichen Tricks, mit denen man die Analysten behumpst, kann man auch viele Mitarbeiter ruhig stellen: Das Unternehmen wächst rasant, ist profitabel, der Kurs steigt. Besonders letzteres ist geil, weil man vorher die Mitarbeiter mit Aktienplänen selbst zum Teilhaber gemacht hat. Dass dann plötzlich Kollegen wegrationalisiert werden, obwohl sie sicher nicht auf der faulen Haut lagen und eine konkrete Aufgabe hatten, Entwicklungsbudgets schrumpfen und die Zahl der Support-Eskalationen wegen unzufriedener Kunden genauso rasant steigt, wie das eigene Umsatzziel, sind Entwicklungen, die die wenigsten in Zusammenhang mit der vordergründig positiven Geschäftsentwicklung bringen. Ohne mich beweihräuchern zu wollen würde ich behaupten, dass die absolute Mehrzahl diese Folgen nicht überschaut.

Ich habe auch einige Jahre gebraucht. Anfangs denkt man, wenn sich langfristig etwas als Schuss in den Ofen rausgestellt hat, dass halt jeder mal Fehler macht, auch das eigene Management. Beim zweiten Mal überlegt man sich, warum die Lernkurve beim Management so flach ist. Man steigt weiter auf, bekommt vielleicht Personalverantwortung oder (der neuste Schrei!) ein virtuelles Team, d.h. man ist für den Erfolg des Teams verantwortlich, ist dem Team ggü. aber nicht weisungsbefugt. Dann lernt man die Praktiken der Personaler kennen.
So langsam dämmert einem, wo die Reise hin geht und irgendwann kann man die Folgen einigermaßen abschätzen.

Dann kann man tatsächlich in solchen Unternehmen nur noch unter höchster emotionaler Anstrengungen und Ausbeutung arbeiten.
Ich sage es ganz offen: Mein Leben ist aufgrund meiner Arbeit ziemlich freudlos. Mangels Erfüllung und dank damit einhergehender Abstumpfung verliert man den Spaß an Hobbies, kann sich über Erfolge im Job nicht mehr freuen, bricht Kontakt zu Freunden ab, weil man einfach nicht mehr die Energie oder die Muße hat sich mit anderen Menschen zu Umgeben.

Dann gibts zwei Möglichkeiten:
1.) man lernt damit umzugehen, macht ne Therapie, bevor der Burnout endgültig zuschlägt (die Unternehmen zahlen das in der Regel oder haben sogar eigene Seelsorgerdienste). Und dann geht's weiter, bis das Unternehmen abgegrast ist.
2.) oder man sucht zügig den Ausstieg, so wie ich. Das ist jedoch die viel schwierigere Wahl. Neuen Job finden in Unternehmen, die nicht diese Züge haben, allein das ist schon schwer. Schwer reinzukommen, wenn man aus so einer ganz anderen Branche oder auch innerhalb der Branche von so einem ganz andern Unternehmenstyp kommt. Dann natürlich das Geld. Daran scheitert es bei den meisten. Ich bin zum Glück eher enthaltsam und brauche nicht so viel, wie ich verdiene. Porsche und andere Spinnereien habe ein ich hinter mir - brauche und möchte ich nicht mehr. Das Auto war emotionale Belastung für mich. Andere sehen das anders, haben in meinem Alter richtig schicke Häuser gekauft, drei Kinder bekommen und die Frau arbeitet nicht, weil man es sich ja leisten kann.
Ich habe zum Glück all diese Hürden nicht und mein Ziel ist daher ganz einfach: baldmöglichst wieder in meinem Ausbildungsberuf im klassisch mittelständischem Maschinenbau unterkommen. Dass sich mein Gehalt dabei im glücklichsten Fall halbiert, vielleicht sogar drittelt, bin ich bereit in Kauf zu nehmen. Ingenieure nagen nun auch nicht gerade am Hungertuch und ich habe meinen Lebensstandard zum Glück gar nicht erst so hoch geschraubt.
Aber das braucht Zeit. Wieder Kontakte knüpfen, wieder vorstellen, überhaupt erst mal klar darüber werden, was man wil. Da vergeht einiges an Zeit. Vorallem, wenn man nicht zum Umziehen bereit ist, sonder auch weiterhin in der Heimat bleiben möchte.

21prozent
24.09.2015, 10:05
Weise Entscheidung, Max :gut:

Erstaunlich, auf welche Gedanken man kommt, wenn man mit seiner Harley durch den Schwarzwald knattert :D

FatToni
24.09.2015, 10:29
Ich sage es ganz offen: Mein Leben ist aufgrund meiner Arbeit ziemlich freudlos. Mangels Erfüllung und dank damit einhergehender Abstumpfung verliert man den Spaß an Hobbies, kann sich über Erfolge im Job nicht mehr freuen, bricht Kontakt zu Freunden ab, weil man einfach nicht mehr die Energie oder die Muße hat sich mit anderen Menschen zu Umgeben.

Hallo lieber Max, diese Zeilen zeigen mir, dass Du schon mittendrin bist. Auf dem Weg zu Burn Out und Depressionen. Sieh zu das Du Hilfe bekommst und den Ausstieg schaffst. Je länger Du wartest, desto schwieriger wird der Exit.

famoso_lars
24.09.2015, 10:30
Gute Reflexion trotzdem frage ich mich wie man mit der Ansicht und solchen moralischen zweifeln va wegen des Geldes weitermacht. Versuchst du den Wiedereinstieg im Mittelstand wirklich oder ist das süße gehalt nicht auch etwas mehr Grund für die Passivität als hier zugegeben wird. Ist nicht böse gemeint aber die Frage muss auch mal zwangsläufig in so einen Thread gestellt werden, in dem moralische Aspekte stark in den Vordergrund gestellt werden.

Lübke
24.09.2015, 10:34
Max, danke für Deinen Beitrag! Mein Einstieg in das Thema war wohl tatsächlich etwas ungeschickt. Aber dann, mehr als 4700 Hits und mehr als 120 Beiträge (OK, ein Gutteil davon Hasstiraden gegen mich) in weniger als 24 Stunden, das findet sich hier nicht alle Tage. Und es scheint mir, als läge das Thema doch mehreren am Herzen als es zunächst den Anschein hatte.


Vorab: ich finde es toll, wie sich das Thema entwickelt hat.

Da ich auch einer der ertsten war, der laut Dr. Albern "draufgehauen" möchte ich aber auch nochmal ganz kurz was zu Deinem Post sagen. Die Hasstiraden hattest Du – auch mit 2 Tagen Abstand – meiner Meinung nach auch verdient, da Deine Provokation unterste Schublade war. Das Thema war schon immer gut. Vor allem aber hätte es diese Provokation ja gar nicht gebraucht. Die war sooo überflüssig.

Aber Schwamm drüber. Vielen Dank für Deine Klarstellung und Dein Einsehen. :dr:


Zum Thema: Wenn ich das alles lese bin ich echt froh, dass ich hier so eine kleine Dorfklitsche habe und nicht in diesen Haifischbecken schwimmen muss. Es ist sehr interessant zu lesen, was da draußen teilweise abgeht. Vielen Dank für die ausführlichen und ehrlichen Beiträge.

Eintracht
24.09.2015, 10:36
Hallo lieber Max, diese Zeilen zeigen mir, dass Du schon mittendrin bist. Auf dem Weg zu Burn Out und Depressionen. Sieh zu das Du Hilfe bekommst und den Ausstieg schaffst. Je länger Du wartest, desto schwieriger wird der Exit.
Wenn doch Diagnosen so einfach wären. Was die Zeilen Max' zeigen ist, dass er die erste Voraussetzung für den Wunsch nach Veränderung erkannt hat. Nämlich das reflektive Erkennen der Relevanz der eigenen Verantwortung.

1234marc
24.09.2015, 10:37
Hallo Max, ich finde es erstaunlich (eigentlich wollte ich erschreckend schreiben) wie Jemand seinen ScheizzJob/ScheizzArbeitgeber so intensiv reflektiert, keine Abhängigkeit von selbigen hat und trotzdem jeden Tag aufs Neue in die Tretmühle geht .
Ich fürchte du bist weiter als dir lieb ist.

Chefcook
24.09.2015, 11:07
Dass ich immer noch dennoch dabei bin oder keine Abhängigkeit hätte, sagt sich so leicht, Jungs. Das ist immerhin die Bude, die mir Essen auf den Tisch stellt und ein Dach über dem Kopf gibt.

Bis man merkt, dass etwas nicht stimmt, gingen bei mir zweieinhalb Jahre ins Land. Bis man dann weiß, was genau nicht stimmt, ging ein weiteres Jahr um. Dann muss man sich auf Jobsuche machen. Das geht in einer gewissen Ebene auch nicht von heute auf morgen und braucht auch nochmal ein halbes Jahr, bis man eine auf den ersten Blick passende Stelle gefunden hat, durch das Bewerbungsverfahren gekommen ist und dann muss die Stelle ja auch noch auf den zweiten Blick passen. Gerade, wenn man mal in er Situation war, muss die neue Stelle inhaltlich und persönlich richtig gut sein, sprich zweifelsfrei einwandfrei.
Erstmal schaut man dann bei anderen IT-Unternehmen, wie es da so läuft. Damit verbrät man das erste halbe Jahr, sagt diesen Unternehmen wieder ab. Zwischendurch hofft man, dass es vielleicht doch besser wird, weil der neue Investor ja gar nicht so schlimm ist, verbrät weitere drei Monate.
Und mit den Gehaltssprüngen muss man auch erst mal klar kommen. In meinem Fall kann das gelingen, aber das ist natürlich erstmal ne Weile Grübelei und Rechnerei. Natürlich! Was würdet ihr machen, wenn ihr die Wahl habt zwischen Scheißjob, aber mit 50 aufhören können oder ungewissem, weil noch nicht bekannten Job, den man aber sicher bis 65 durchziehen muss, weil das Geld sonst nicht fürs Alter reicht? Und bedenkt: Ihr seid in einer Situation, in der Ihr Euch fast nicht mehr vorstellen könnt, dass andere Unternehmen moralisch hochwertiger arbeiten. Und wie lange würdet Ihr zur Entscheidung brauchen?
Dann wird einem klar, wie weitgehend der Wechsel sein muss und die Suche geht von vorne los, ist aber deutlich schwieriger, weil Unternehmen nicht gerade auf Branchenwechsler warten.
Wenn jemand innerhalb von zwei Jahren sein Berufsleben um 180° umkrempelt, von Einsicht bis Abschluss, dann war das zügig. Dafür hab ich noch etwas Zeit, aber es ist definitiv das Ziel, das innerhalb dieser zwei Jahre hinzubekommen.

Das, was ich hier schildere, ist keine fixe Einsicht, die mich wie ein Blitz überkam, sondern das Ergebnis jahrelanger Reflexion und Erfahrung.

franklin2511
24.09.2015, 11:40
Du bringst es wieder mal auf den Punkt, Max, und ich verstehe manche Kommentare nicht, die einfache Antworten auf komplizierte Fragen geben und hier eine "doch nicht so ganz moralisch einwandfreie Haltung" hineininterpretieren. Wir alle leben in mehr oder weniger großen Zwängen und wer behauptet, Geld sei ihm nicht wichtig, der lügt. Jedenfalls, so lange er nicht im Wald lebt und das R-L-X- Forum nicht kennt.

An dieser Stelle auch Dank an alle für Eure aufbauenden Kommentare und ich kann nur sagen, dass ein angeknaxtes Selbstwertgefühl, mit dem man heutzutage aufgrund solch menschenverachtender Praktiken oftmals eine Firma verlässt, eine sehr große Hürde bei der Jobfindung darstellt. Im Grunde ist das Recht immer auf Seiten der Arbeitgeber, denn deren Vorgehensweisen gegenüber Mitarbeitern werden niemals mehr hinterfragt. Deshalb mein Rat an alle: Lieber zu früh und freiwillig aussteigen als es bis zum Ende durchzustehen und dann unfreiwillig auszusteigen. Und das Ende kommt manchmal schneller und überraschender als gedacht.

Street Bob
24.09.2015, 15:32
Da bin ich bei Dir.

Man macht eigentlich immer weiter, und will es einfach nicht glauben.
Und dann f45.41 G

quado
24.09.2015, 15:45
An erster Stelle wünsche ich euch beiden, Ralf und Frank, alles Gute!
Ich habe selber bereits bei 2 (jungen) Kollegen den Burnout Verlauf erleben müssen und wünsche euch viel Kraft und genügend Zeit !!

@ Max, herzlichen Dank für deine ehrlichen und schonungslosen Schilderungen.
Vieles hiervon kommt mir erschreckend bekannt vor, war ich doch selbst 8 Jahre bei einem Großen der Embedded-IT in Vertriebs- und Projektmanagementfunktionen tätig. Auch den von dir beschriebenen "Niedergang" eines solchen Unternehmens konnte ich, zwischenzeitlich als Außenstehender, beobachten.
Mir selbst gelang vor nunmehr 4 Jahren der Branchenwechsel um 180 Grad in ein familiengeführtes Mittelstandsunternehmen und schätze dort die langfristige Orientierung.

Aber du hast für dich bereits die richtigen Entscheidungen getroffen.
Für diese Ziele wünsche ich dir viel Erfolg! :gut:

RBLU
24.09.2015, 17:05
Nachtrag 2: Bernhard, ich wünsche Dir für Dich, dass Du diese Gelassenheit (Zitat: "Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.") für Dich bewahren kannst. Ich hoffe jedoch auch, dass Du nicht jeden, der - aus welchen Gründen auch immer, genannt wurde ja schon einige (Familie, Kinder, sonstige Verpflichtungen) - diese Gelassenheit nicht so leben kann, nicht daran misst.

Das tue ich auch nicht. Oftmals ist es umgekehrt und die Ursachen fuer das "Burn-Out" sind nicht unbedingt beim Unternehmen zu suchen: Ich hatte einige Mitarbeiter, die nur in der Muehle mitgetreten sind, weil sie Erfolg haben "muessen" , aber aus folgenden Motivationen: Sie waren die Besten in der Schule oder im Studium. Anderere Beweggruende waren Druck von der Frau, Statussymbole (first class Fluege, Buero, Zahl der untergegebenen Mitarbeiter, "peer pressure" etc.) oder wollten eine bessere Karriere machen als der Vater.
Das klingt zwar laecherlich, aber es war oft der Fall! Wir haben Coaches, Psychologen, persoenliche Karrierebaratung etc eingesetzt. Oftmals haben wir fuer diese Leute besipielsweise eine anspruchsvolle technische Position in der Entwicklung oder Qualitaetssicherung gefunden, die nicht so extrem vom Umsatz oder "perfomance indices" abhaengig war.
Viele von diesen Leuten kamen spaeter zu mir und haben mir gedankt. Gerade diese Leute arbeiten hevorragend in ihrem neuen Arbeitsumfeld.

Chefcook
24.09.2015, 17:27
https://www.academics.de/wissenschaft/hochbegabte_zu_schlau_fuers_buero_51242.html ;)

obo
24.09.2015, 17:28
@Max :gut:

Ich arbeite für einen der größten deutschen IT-Dienstleister und kann deine Ausführungen zu 100% bestätigen...ich arbeite
in einer Führungsposition mit Personalverantwortung und Zielerfüllungsdruck, aber bin noch (weit) weg vom Top-Management....Druck von oben und unten....Every Day ist a Challenge....mal schauen wer gewinnt hoffentlich nicht Dr. Burnout oder Mister Alkohol....

ehemaliges mitglied
24.09.2015, 19:18
:grb:

Verstehe gerade den ein oder anderen Beitrag - z.B. auch den über mir - nicht so recht...

... in nahezu jeder Branche gibt es Druck - entscheidet man sich für Karriere erhöht sich der Druck - wieso sonst sollte der Arbeitgeber diese Positionen sonst auch besser bezahlen?

Alle wollen Wachstum - gesteigerte Gewinne in einem immer globaleren Wettbewerb - das da (Konkurrenz-) Druck entsteht, ist systemimmanent.

Bezogen auf die Eingangsfrage ging es um Corporate Governance und ggf. Auswüchse in diesem Kontext.

Max hat einen davon beschrieben - sehr befremdliche UN-Führung - und hoffentlich mit gutem Ausgang für ihn.

Grundsätzlich hat aber jeder die Möglichkeit "Nein" zu sagen - "Nein" zu Karriere und "Nein" zum damit verbundenen Druck.

Btw. eben von mir vor Jahren praktiziert - nie bereut und nun zufrieden. Wie Max Einschnitte bewusst in Kauf genommen. Das geht - aber man muss sich halt entscheiden. "Wasch mich und mach mich nicht nass!" Im Sinne von:
Kohle - Einzelbüro - Rang & Co gibt es nicht umsonst - auch der Arbeitsmarkt ist ein Tauschhandel - Zeit und Lebensqualität gegen Geld und Ansehen..
... man hat i.d.R. die Wahl.

Das war mein Wort zum Freitag - schönen Abend allerseits :dr:

obo
24.09.2015, 19:50
Die Unternehmen gehen aber gerne wie oben beschrieben mit 130% Erwartung ins Rennen, sonst ist man Low-Performer oder Schlechtleister....selbst Menschen mit erweiterter Berufs- und Lebenserfahrung müssen höllisch aufpassen, das Sie nicht zerrieben werden...ansonsten ist jeder seines Glückes Schmied und muss für sich priorisieren...

paddy
24.09.2015, 21:23
Ich hab hier jetzt mehrfach gelesen "man müsse nicht, man könne es sich aussuchen, man könne ja auch nein sagen". Das ist so absolut natürlich völliger Nonsens. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer, auch viele auf höherem Level, hat eben nicht das Potential wie anscheinend viele der Effizienzbubis und Millionärsangestellten hier (danke Hessel :D), mal so eben innerhalb von ein paar Wochen aus drei neuen, gutbezahlten Jobs auswählen zu können. Viele sind froh, überhaupt einen Job zu haben (auch hier gilt, auch viele aus der gut bezahlten Gruppe), mit dem sie ihre Familie ernähren können und nehmen so zwangsläufig auch weniger angenehme Bedingungen in Kauf.

Auch schön ist der sinnentleerte Spruch "Augen auf bei der Berufswahl." Max ist das beste Beispiel, der ist momentan z.B. nicht im Entferntesten in dem Bereich in den er ursprünglich eingestiegen ist. Darüber hinaus kenne ich massig Leute, die nicht mal mehr ansatzweise das tun, was sie mal gelernt haben.




... die auch - trotz Klarstellung deinerseits - nur bedingt bis gar nicht zurückgenommen wurden. Finde ich bemerkenswert - Dinge werden interpretiert und die eigene Interpretation dann dem TE (in dem Fall dir) vorgeworfen.
Auch dieses Beispiel zeigt, wie Diskussionen heutzutage - leider viel zu oft - laufen:
Es wird sich empört - der Empörte hat scheinbar jedes Recht auf den vermeintlich Schuldigen einzudreschen - und die Empörung reicht als Rechtfertigung vollumfänglich aus - ein imho mehr als bedenklicher Ansatz....
Was für ein Quark. Der Eingangspost kam genau so rüber wie er gemeint war, das zeigt auch die bewusste Provokation in einem anderen Thread auf die hier zusätzlich Bezug genommen wurde. Nur weil jemand nach konstantem Gegenwind irgendwann zwangsläufig zurückrudert, äh .... "klarstellt", muss sich hier niemand für Kritik entschuldigen.

ehemaliges mitglied
24.09.2015, 21:30
...sinnentleert

...



Was für ein Quark.

... bewusste Provokation

... nach konstantem Gegenwind irgendwann zwangsläufig zurückrudert.

Wer bin ich, dass ich bei solch fundierter Argumentation dir nicht uneingeschränkt recht geben müsste...

... schon spannend - aber ich nehme mir nun ein Beispiel an Percy und setzte mich auf die Finger.

JakeSteed
24.09.2015, 21:46
Ich hab hier jetzt mehrfach gelesen "man müsse nicht, man könne es sich aussuchen, man könne ja auch nein sagen". Das ist so absolut natürlich völliger Nonsens. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer, auch viele auf höherem Level, hat eben nicht das Potential wie anscheinend viele der Effizienzbubis und Millionärsangestellten hier (danke Hessel :D), mal so eben innerhalb von ein paar Wochen aus drei neuen, gutbezahlten Jobs auswählen zu können. Viele sind froh, überhaupt einen Job zu haben (auch hier gilt, auch viele aus der gut bezahlten Gruppe), mit dem sie ihre Familie ernähren können und nehmen so zwangsläufig auch weniger angenehme Bedingungen in Kauf.

True dat. You gotta do what you gotta do. Vor allem wenn noch ne Frau und Kind(er) hinten dranstehen.

syncros
24.09.2015, 21:49
grow or go... ;)

ehemaliges mitglied
24.09.2015, 23:27
Interessante Einblicke die Du da gibst, Max. Vielen Dank dafür. :gut:

Wenn ich das alles so lese, kann ich einige Parallelen erkennen, obwohl zwischen IT-Branche und Einzelhandel doch eine große Kluft zu sein scheint. Selbst in der Zeit der Ausbildung werden Mitarbeiter dazu angetrieben 130% anzupeilen und sich nicht mit 100% zufrieden zu geben, wie du auch schon geschrieben hast. Hab ich mir all die Jahre auch kaum Gedanken drüber gemacht. Danke für den Anstoß nochmal. :dr:

ralfsch
25.09.2015, 08:23
True dat. You gotta do what you gotta do. Vor allem wenn noch ne Frau und Kind(er) hinten dranstehen.

An sich wollte ich mich nicht mehr äußern aber genau das ist z.B. bei mir der Fall.

Die Firma war über Jahrzehnte absolut OK . Erst mit dem Wechsel zu einem amerikanischem Unternehmen änderte sich die Welt schlagartig .
Natürlich freuen sich die Profiteure des Systems ein Loch in den Bauch . Es wurde ein neues Bonus System eingeführt. Shareholder Value ist das Goldene Kalb um das alle Tanzen . Gleichzeitig gibt es eine Restrukturierung ( Personalabbau ) .Alle diese Dinge die auch Max schon eins zu eins ausgeführt hat.
Zu was führt das alles ?
Z. B . Ein alle 6 Jahre wiederkehrendes Projekt ( Größenordnung 30 Millionen ) wurde immer von 3 Leuten ca. 2,5 Jahre vorher vorbereitet.
Jetzt setzt man einen Mann 1 Jahr vorher dahin und er endet dann im ......

Einfach einen neuen Job suchen mit den persönlichen Rand Bedingungen ? Unmöglich . Also alternativ Hartz IV.

eos
25.09.2015, 08:31
Nicht selten kommt bei großen Konzernen blockierend eine lange Betriebszugehörigkeit dazu. Da hat man sich dann im Prinzip eine feine Abfindung erarbeitet und es fällt u.U. sehr schwer diese für einen Jobwechsel (ins mehr oder weniger Ungewissen) sausen zu lassen.

kAot
25.09.2015, 09:20
vielen Dank an Max für die gut verständlich dargestellte Erörterung :gut:

Chefcook
25.09.2015, 11:45
Das Thema Abfindungen ist auch ne interessante Sache. Einige IT-Unternehmen zahlen 2,5 bis 3,5 Monatsgehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit, um sich die Sozialauswahl sparen zu können. Man will auswählen, wen man behält und wen nicht. Das lässt man sich unter dem Druck der Betriebsräte was kosten. Das ist auch so ein Pfund in der Waage: Einige Kollegen von mir sagen nach 10 Jahren in der Firma, dass sie die nie aus freien Stücken wieder werden verlassen können, weil die Abfindung zu viel wert ist und so warten sie auf den Tag, an dem man sie loswerden will. Die gängige Annahme ist, dass die Frage "wann" und nicht "ob" lautet.

RBLU
25.09.2015, 19:16
Die Firmenrente - soweit es sie noch gibt in den USA - steigt auch "exponentiell" mit der Laenge der Firmenzugehoerigkeit an und dann gibt es noch ein Mindestlaenge der Berteibszugehoerigkeit,
fuer "unreduced pension benifits".
Die Wartezeiten der Exercise-Dates fuer Stockoptionen spielen auch eine enormen Rolle.
Nach ca. 15 Jahren Betriebszugehoerigkeit muss ein neues Offer mindestens 30% hoeher liegen, um die "lost benefits" zu kompensieren.

R.O. Lex
25.09.2015, 20:26
Nun melde ich mich auch mal wieder zu Wort und möchte doch gerne etwas klar stellen:

Es sagte hier jemand (eos) sinngemäß, dass zwischen den Verantwortlichen für die beiden eingangs von mir zitierten Begebenheiten wohl keine Schnittmenge bestünde. Dies ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit richtig. Und so richtig wie dies ist, ist es falsch, mir zu unterstellen und zu behaupten, ich hätte hier Zusammenhänge konstruiert, wo es keine gibt (mac-knife). Der Zusammenhang hat sich ganz von selbst durch den zeitlichen Zusammenfall ergeben, wie auch von anderen (z.B. The Banker) beobachtet. Und genau da liegt der Hase doch begraben: Die Medien und auch der "Durchschnittsbürger" differenzieren hier wenig. Elmar hat dies in einem Beitrag sehr gut zusammengefasst:


Ich würde aber als Firma bedenken, dass es durchaus ein Bild nach außen gibt, was man nicht unbedingt möchte. VW hat ja auch schon mal nach Brasilien eingeladen, Ergo nach Ungarn etc. Alles Belohnungen, die aber in der Presse mehr als intensiv durchgekaut wurden. Gut, das was noch weiter über das Ziel hinaus geschossen, aber da wird schnell in der Presse nicht mehr unterschieden, ggf. je nach Format auch was dazu gedichtet. Als Arbeitgeber würde ich somit solche Beiträge wie den oben angesprochenen nicht gerne sehen, da sie genau diese Diskussion fördern und dann sehr schnell Neid aufkommt. Ich würde zumindest etwas Diskretion erwarten. Ich sehe auch keinen Grund, da jetzt als TO den Arbeitgeber mehr als offensichtlich zu nennen. Der Beitrag hätte auch so gewirkt, ohne Firma und Kollegen da zu nennen/zeigen. Der Gentleman genießt und schweigt, heißt es ja so schön.

Und weil in diesem Zitat das N-Wort wieder vorkommt: Ich habe dies mit Dirk aussortiert; was andere darüber denken, ich kann es wohl ohnehin nicht ändern.


Bezogen auf die Eingangsfrage ging es um Corporate Governance und ggf. Auswüchse in diesem Kontext.

Auch wenn der erste Eindruck vielleicht nicht dafür sprach, ich wollte diese Diskussion durchaus nicht als Bashing-Thread verstehen. Ich würde ebenso gerne, eigentlich noch viel lieber, auch Beispiele für vorbildliche Governance diskutieren und teilen. Vorerst, weil das Thema aktuell ist und meinen Eingangspost aufnimmt: In seiner Rücktrittsmitteilung ließ Winterkorn wissen, er sei "fassungslos über die Tragweite der Verfehlungen" und dass er selbst sich "keines Fehlverhaltens bewusst" sei. Wenn dies so stimmt, er tatsächlich keinerlei Kenntnis von den Vorgängen hatte, dann heißt dies für mich, dass eine Governance (Regelsetzung) entweder schlicht nicht vorhanden war oder aber die Überwachung komplett versagt hat. Ansonsten ist dies nur eine Behauptung, um seine Abfindung im offenbar zweistelligen Millionenbereich nicht zu gefährden. Ich kann und will es nicht einschätzen, es ist aber wohl eines nicht besser als das andere.

P.s.: Wir sprechen über 11 Mio Fahrzeuge, grosso modo eine Jahresproduktion des weltweit größten Fahrzeugherstellers.

paddy
25.09.2015, 20:54
... Der Zusammenhang hat sich ganz von selbst durch den zeitlichen Zusammenfall ergeben, ...
Dann war der Satz in deinem Eingangspost wohl nur bissi unglücklich formuliert ;). Wie der Threadverlauf gezeigt hat braucht man schon ziemlich viel Fantasie um da keinen Zusammenhang zu sehen:


... Nun lese ich von Dirks Ausflug nach Monaco (link). Gleichzeitig hat sein Arbeitgeber in den letzten beiden Tagen etwa 35 Mrd. Euro an Börsenwert verbrannt...

mask
25.09.2015, 21:01
Zum aktuellen VW-Thema was ja hier nicht ganz untergehen sollte, hier eine wie ich finde interessante Denkweise in die etwas andere Richtung.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Mr-Dax-Volkswagen-Skandal-ist-gar-keiner-article16002516.html

Herman
25.09.2015, 21:12
Oh, oh. Das spricht nicht für ihn :flop:

ehemaliges mitglied
25.09.2015, 21:17
Toller Beitrag. Zeigt wieder mal wie den Deutschen jegliche Seele genommen wurde.

Thomas



Zum aktuellen VW-Thema was ja hier nicht ganz untergehen sollte, hier eine wie ich finde interessante Denkweise in die etwas andere Richtung.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Mr-Dax-Volkswagen-Skandal-ist-gar-keiner-article16002516.html

R.O. Lex
25.09.2015, 21:23
Zum aktuellen VW-Thema was ja hier nicht ganz untergehen sollte, hier eine wie ich finde interessante Denkweise in die etwas andere Richtung.

Und auch dieser Kommentar: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/volkswagen-warum-made-in-germany-nicht-in-gefahr-ist-a-1054582.html

Herman
25.09.2015, 21:30
Schmiergeldaffären und Finanzskandale lassen sich aber nicht mit Umweltverschmutzung, die uns alle direkt betrifft, vergleichen.
Hinkt also. Und zwar sauba!

Da is was ausm Ruder gelaufen.
Das ist Ah Ah und deshalb rollen jetzt Köpfe und es wird Geld fließen. Zu Recht!


Werd scho!
Johann

R.O. Lex
25.09.2015, 21:46
Schmiergeldaffären und Finanzskandale lassen sich aber nicht mit Umweltverschmutzung, die uns alle direkt betrifft, vergleichen.
Hinkt also. Und zwar sauba!

Bei Umweltverschmutzung hinkt's ned sauba, da hinkt's dreckert. ;)

Gleichwohl sind dies alles Verstöße gegen gesetzliche, regulatorische und (hoffentlich) auch unternehmensinterne Vorgaben. :op:

The Banker
25.09.2015, 21:54
Die Frage die mich umtreibt: WER glaubte, dass man DAMIT durchkommt? Was jetzt auf VW zurollt ist sicher existenzbedrohend für den Konzern. 6,5 Mrd. Rückstellung sind im Verhältnis zu den real zu erwartenden Zahlungen sicher "Peanuts". Strafrechtliche Verfolgung in zig Staaten, Umbauten der Autos, Strafzahlungen, Sammelklagen etc. . Der Konzern wird auf Jahre bei F+E deutlich kürzer treten müssen- damit meine ich jetzt nicht die Softwareemtwicklung :D -, was einiges an technologischen Know-how kosten wird. Wer wird wohl rechts und links überholen?
Der Kommentar von "Mr.Dax" ist billige Polemik, Verfolgungswahn oder was auch immer. VW hat wissentlich Mist gebaut, die Daten zur Publikation sind aber sicher nicht zufällig gewählt.
Ich hoffe - im Interesse der gesamten deutschen Wirtschaft -, dass "Made in Germany" halbwegs vernünftig aus der Nummer raus kommt. Unser Engineering hat uns bislang vor vielen Krisen bewahrt, dafür haben die Kunden auch gern mehr bezahlt.

Btw und unabhängig von der obigen Schreibe: Die Amis bauen und verkaufen V8 Schleudern mit abenteuerlichen Verbräuchen. Mehr können sie nicht - ganz subjektiv ;). Ob ein TDI mit 6 Litern Verbrauch mit reduzierter Reinigungsleistung die Umwelt tatsächlich mehr belastet? Mir fehlt da der Sachverstand...

JakeSteed
25.09.2015, 21:58
Zum aktuellen VW-Thema was ja hier nicht ganz untergehen sollte, hier eine wie ich finde interessante Denkweise in die etwas andere Richtung.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Mr-Dax-Volkswagen-Skandal-ist-gar-keiner-article16002516.html

Aussagen, die in diese Richtung gehen, habe ich jetzt schon mehrere gelesen. Alles stimmig.

R.O. Lex
25.09.2015, 21:59
Die Amis bauen und verkaufen V8 Schleudern mit abenteuerlichen Verbräuchen. Mehr können sie nicht - ganz subjektiv.

Sagt auch Herr Sinn

https://www.comdirect.de/inf/news/detail.html?ID_NEWS=411640515&NEWS_HASH=54fdb6c214c3b8cfd2b964de6852081b54f45c8&NEWS_CATEGORY=TOP_NEWS_ALL&RANGE=1Y&OFFSET=0&BLOCKSIZE=20

Edmundo
25.09.2015, 22:01
Das ist aber ok in USA :rolleyes:


https://www.youtube.com/watch?v=FJwAr1SiBUk

The Banker
25.09.2015, 22:02
Tja, aber eines ist halt Gesetzteslage (die richtig Geld kosten wird), das andere der gesunde Menschenverstand.

Herman
25.09.2015, 22:07
... Die Amis bauen und verkaufen V8 Schleudern mit abenteuerlichen Verbräuchen ...


Das ist aber ok in USA :rolleyes:


Ja, die haben ja auch nichts anderes behauptet :ka:

R.O. Lex
25.09.2015, 22:23
Sagte ich es nicht schon mehrfach, die spinnen die Amis. Und jetzt schlagt wieder auf mich ein ...

Chefcook
25.09.2015, 22:45
Tja, aber eines ist halt Gesetzteslage (die richtig Geld kosten wird), das andere der gesunde Menschenverstand.

Das ist der Punkt. Wenn VW im US-Markt spielen will, müssen sie sich an die Regeln halten, wie eben überall auf der Welt. Die Regeln waren auch von vornherein bekannt und ich glaube auch tatsächlich nicht, dass alle behumsen, sondern nur einige. Im freiwilligen Spiel erst gegen die Regeln zu verstoßen und sie hinterher als unfair kritisieren, nachdem man sie vorher schweigend hinnahm und nur scheinbar einzuhalten versuchte, ist ein bisschen billig.
Aus Governance & Compliance Sicht wäre natürlich spannend zu wissen, wie es dazu kommen konnte. Es stellt sich auch die Frage, in welcher Ebene die Entscheidung dazu getroffen wurde.

mask
25.09.2015, 23:15
Es stellt sich auch die Frage, in welcher Ebene die Entscheidung dazu getroffen wurde.

Das ist für mich aktuell die spannendste Frage !

Nixus77
25.09.2015, 23:36
Das würde mich auch mal interessieren.

ralfsch
26.09.2015, 07:54
Das ist für mich aktuell die spannendste Frage !

Werden wir es erfahren ? Ich glaube kaum ,wenn es schon nicht bis zu Herrn Winterkorn durchgedrungen ist ;)

R.O. Lex
26.09.2015, 08:29
Aus Governance & Compliance Sicht wäre natürlich spannend zu wissen, wie es dazu kommen konnte.

Wenn ich einmal eine Analogie zu Max' großem Erfahrungsbericht herstelle und (jetzt ausdrücklich) spekuliere: Da hat ein Team von Ingenieuren den Auftrag bekommen, einen Motor für den amerikanischen Markt fit zu machen. Das wäre mit hohem technischen Aufwand und entsprechender Entwicklungszeit möglich gewesen. Unter dem Druck von oben hat man stattdessen eine Software programmiert, das ging schneller und sie lässt sich millionenfach kopieren ohne weitere Kosten. Das Team hat seine Ziele nicht nur erfüllt, es hat outperformed. Damit natürlich auch die Manager, die nach oben lediglich Vollzug gemeldet haben.

Ist so etwas denkbar?

NicoH
26.09.2015, 08:40
Für mich schon.

Ich bin aber auch kein Techie. Hätte es einem Manager oder sogar Vorstand mit Sachverstand auffallen können, dass Werte zu gut sind um wahr zu sein? Das kann ich nicht beurteilen.

Eintracht
26.09.2015, 10:36
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Unternehmenskultur die Entwickler in diese Richtung geführt hat. Die Angst davor, das Nichterreichen eines Ziels dem Vorstand zu kommunizieren war wohl größer als die Angst mit dem Gesetzt in Konflikt zu geraten. In Personalentwicklerkreisen ist bekannt, dass der Terminus autoritär noch beschönigt ist, wenn es um den vorherrschenden Führungsstil in diesem Unternehmen geht. Stellt Euch mal vor, da riskieren die MA lieber Knast, als im Vorstandsbüro zu sagen, dass etwas länger dauert oder nicht geht.

Chefcook
26.09.2015, 10:40
Inwiefern und ob überhaupt bei solchen Dingen Corporate Governance Mechanismen eingegriffen hätten und ob die überhaupt ausreichende Kompetenz und Mittel dazu gehabt hätten, treibt mich dabei am meisten um.
Ich kenne die Motorenhomologation nicht von innen, jedoch die Schadstoffprüfungen aus den Interieurs und da läuft das eher nach Vertrauen als nach Prüfung ab. Die Prüfungen für die Interieurs hätte ich auch be********* können und es hätte niemand gemerkt - einfach, weil keiner fragt.

Auf der anderen Seite gehts hier nicht um einen Einzelfall eines einzelnen Modells, die schließlich allesamt die Homologation einzeln durchlaufen müssen. Insofern könnte man eine gewisse Systematik unterstellen. Wenn nicht wissentlich und willentlich, dann durch Fehler im System. Ich könnte mir vorstellen, dass die Homologationsabteilungen der VW-Konzern-Hersteller bei ihren eigenen Prüfungen nie den Realfall auf der Straße untersucht haben, sondern nur den Prüfffall auf dem Prüfstand und so gar nicht involviert waren oder gar nicht wussten, was da aus der Motorenentwicklung geliefert wurde.

Gleichzeitig muss es ja ein Ziel gegeben haben, nämlich eine Senkung des Kraftstoffverbrauchs, weil man die Speicherkats nicht so häufig reinigen wollte, bzw. Senkung des SCR-Verbrauchs, weil man dem Fahrer nicht so häufig das Nachkippen der Brühe zumuten möchte. Da wirds für mich spannend: Wer wollte das, warum wollte er das, auf welcher Ebene fiel diese Entscheidung und war den Beteiligten der Rechtsverstoß bewusst? Letztes kann man fast nicht ausschließen, selbst bei positivstem Menschenbild.

Insofern halte ich das von Miguel geschilderte Szenario schon für möglicherweise treffend.
Eine andere spannende Frage wäre, wann dieser Zielkonflikt entstanden ist. Ich halte es auch für möglich, dass die ersten ausgelieferten Fahrzeuge keine Probleme hatten, jedoch einen erhöhten Diesel- und SCR-Verbrauch und dann einfach die Ansage kam, dass das nachzubessern ist.

Edmundo
26.09.2015, 10:44
bzw. Senkung des SCR-Verbrauchs, weil man dem Fahrer nicht so häufig das Nachkippen der Brühe zumuten möchte.
Haben die kleinen Diesel überhaupt diese Technologie bei VW an Bord? Ich dachte, die haben das genau nicht.

Chefcook
26.09.2015, 10:55
nein, nur die Großen (ich glaube ab 190 PS aufwärts im 2.0 TDI). Die kleinen haben einen Speicherkat, dessen regelmäßige Reinigung aber anscheinend erheblich Kraftstoff verbraucht.

Clapton
26.09.2015, 11:12
Erinnert mich ein wenig an Unternehmen Capricorn
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Capricorn

Hochgesteckte, ehrgeizige Ziele können nicht erreicht werden. Der Druck aber ist so hoch, dass man ein Versagen nicht eingestehen möchte. Dann wird halt nach Alternativen Ausschau gehalten...

Edmundo
26.09.2015, 11:50
Jetzt wird es aber sehr weit hergeholt. Man hat mit einem "Kniff" versucht, Kosten zu sparen. Das ist gehörig schiefgegangen. Jetzt da mangelnde Leistung und Versagen zu unterstellen, ist doch sehr weit hergeholt. Ich bin mir sicher, man kann es besser, hat es aber auf Grund Abwägung verschiedener Parameter so (falsch) entschieden.

Imho war man sich der Auswirkungen nicht bewusst und hat eine große Dummheit gemacht. Aber so sollte man es auch sehen. Jetzt muss man dafür gerade stehen, aber jetzt ein Unternehmen zu ruinieren durch absurde Zahlungen halte ich trotzdem für falsch. Es muss weh tun, ja, aber es muss auch in einem angemessenen Rahmen bleiben. Und die anderen Leistungen des Unternehmens sind ja trotzdem gut. Daher muss man nicht gleich das Ende herbei reden.

Coney
26.09.2015, 12:15
Fakt ist: Wenn's ganz blöd läuft, ist das u.U. trotzdem das Ende und es gibt genügend Parteien, die daran ein Interesse hätten.

ferryporsche356
26.09.2015, 13:04
Bei VW haben der Staat und die Gewerkschaften gehörig was zu sagen. Glaubt jemand allen Ernstes da ist die Existenz des Unternehmens gefährdet? Bei dieser Rückendeckung? Mit dieser Lobby und diesen Kontakten? Niemals nie. Das wird teuer für VW, aber das war es auch schon.

Eintracht
26.09.2015, 13:06
Jetzt wird es aber sehr weit hergeholt. Man hat mit einem "Kniff" versucht, Kosten zu sparen. Das ist gehörig schiefgegangen. Jetzt da mangelnde Leistung und Versagen zu unterstellen, ist doch sehr weit hergeholt. Ich bin mir sicher, man kann es besser, hat es aber auf Grund Abwägung verschiedener Parameter so (falsch) entschieden.

Imho war man sich der Auswirkungen nicht bewusst und hat eine große Dummheit gemacht. Aber so sollte man es auch sehen. Jetzt muss man dafür gerade stehen, aber jetzt ein Unternehmen zu ruinieren durch absurde Zahlungen halte ich trotzdem für falsch. Es muss weh tun, ja, aber es muss auch in einem angemessenen Rahmen bleiben. Und die anderen Leistungen des Unternehmens sind ja trotzdem gut. Daher muss man nicht gleich das Ende herbei reden.
Der mögliche Ruin eines Unternehmens ist der amerikanischen Justiz bei Gesetzesverstößen (zu Recht) egal. Gute Beispiele, dass sie auch bei amerikanischen Unternehmen hart vorgehen sind die Fälle von Enron und Arthur Andersen, die es beide nicht mehr gibt.

Eintracht
26.09.2015, 13:17
Bei VW haben der Staat und die Gewerkschaften gehörig was zu sagen. Glaubt jemand allen Ernstes da ist die Existenz des Unternehmens gefährdet? Bei dieser Rückendeckung? Mit dieser Lobby und diesen Kontakten? Niemals nie. Das wird teuer für VW, aber das war es auch schon.
Charly, die schützende Hand des Staates verliert seine Wirkung an den Grenzen Deutschlands. Beschließen nun einige Schlüsselmärkte VWs außerhalb Deutschlands exiszentielle Maßnahem kann VW beschließen ein glücklicher nationaler Player zu sein. Die globale Ausrichtung des gesamten Unternehmens wird VW dann schlußendlich doch in den Abgrund treiben. Will sagen, die USA, China usw. interresiert die nationale Relevanz nicht die Bohne.

ferryporsche356
26.09.2015, 13:57
Schon klar, andere Länder andere Regeln. Dennoch wird es ganz sicherlich helfen wenn Mutti mal mit Barack spricht und dem sagt dass VW nicht nur eines der sondern das wichtigste Unternehmen in Deutschland ist. Man wird sich einigen und die Kirche im Dorf lassen, ich bin da positiv gelassen.

Und es ist ja nicht so dass wegen VW derzeit Myriaden von Fußgängern wie die Fliegen von Stickoxiden dahingerafft werden. ;)

eos
26.09.2015, 14:25
Genau das Charly. Die Autoindustrie ist schließlich das liebste Kind der Politik und so wie man mal eben eine Abwrackprämie eingeführt hat um diesem Industriezweig zu helfen, genau so wird man mal mit US Politikern sprechen. Man wird ihnen anbieten, dass Apple und Amazon ihre Double-Dutch-Sandwich Steuerschlupflöcher noch ein paar Jahre behalten können und dann wirds nicht so schlimm werden.

madmax1982
26.09.2015, 14:31
Das ist aber ok in USA :rolleyes:


https://www.youtube.com/watch?v=FJwAr1SiBUk

In den tendenziell inzestuös geprägten Landstrichen der US Südstaaten wundert mich echt nix mehr! :bgdev: :cletus & brandine spuckler:

R.O. Lex
26.09.2015, 17:02
Dennoch wird es ganz sicherlich helfen wenn Mutti mal mit Barack spricht und dem sagt dass VW nicht nur eines der sondern das wichtigste Unternehmen in Deutschland ist.

So wie damals, als Mutti dem Barack erklärt hat, dass Spionage unter Verbündeten gar nicht geht ... :rolleyes:

R.O. Lex
26.09.2015, 17:36
Inwiefern und ob überhaupt bei solchen Dingen Corporate Governance Mechanismen eingegriffen hätten und ob die überhaupt ausreichende Kompetenz und Mittel dazu gehabt hätten, treibt mich dabei am meisten um.

Du kannst das Netzt so eng weben, wie Du willst, es werden immer Maschen bleiben. Und es wird immer jemanden geben, der da durchschlüpft.

Deswegen hat verantwortungsvolle Unternehmensführung auch sehr viel mit Unternehmenskultur und Wertmaßstäben zu tun. Der Betriebsratsvorsitzende Osterloh hat das ganz gut auf den Punkt gebracht: "Wir brauchen für die Zukunft ein Klima, in dem Probleme nicht versteckt, sondern offen an Vorgesetzte kommuniziert werden. Wir brauchen eine Kultur, in der man mit seinem Vorgesetzten um den besten Weg streiten kann und darf."

avalanche
28.09.2015, 19:14
"Tote Hose und keine Ahnung": So fasst W&V-Blogger Thomas Koch die Kommunikationsstrategie von Volkswagen zusammen. Warum die Krise auch auf Marketing und Werbung übergreift. Und was jetzt passieren muss.

Hallo, Volkswagen! Ist da jemand? (http://www.wuv.de/blogs/mrmedia/hallo_volkswagen_ist_da_jemand)

Donluigi
28.09.2015, 19:19
Wenn ich so ne polemische Scheisse schon lesen muss. "Wir schämen uns." Wofür denn? Für bissi Software? Hier ist keine Bohrinsel abgesoffen, kein Atomkraftwerk abgeraucht, hier hat keine Chemiefabrik ganze Landstriche verseucht, kein Mensch, kein Tier ist gestorben. Wie ich diese ganzen berufsbetroffenen Nichtsleister verachte, die jetzt mal wieder die Gunst der Stunde nutzen, um sich wichtig zu machen und sich aufzuplustern.

The Banker
28.09.2015, 19:27
Wobei ich die PR Tauchfahrt auch nicht verstehe. Wahrscheinlich entscheiden die momentan schlicht gar nix.

Donluigi
28.09.2015, 19:30
Ich denke, die werden sich jetzt erstmal intern sortieren. Sowas kann man ja nicht üben.

max mustermann
28.09.2015, 19:36
Unglaublich! Das ganze wird in einem Land aufgedeckt und breitgetreten, wo die Rednecks heute noch in die Prärie zum Ölwechsel fahren.....

avalanche
28.09.2015, 19:39
Ich denke, die werden sich jetzt erstmal intern sortieren. Sowas kann man ja nicht üben.

Für "sowas" hat man ein Dossier im Giftschrank! Und zwar mit allen Details, WER WANN WAS kommuniziert!

Donluigi
28.09.2015, 19:42
Jaja

avalanche
28.09.2015, 19:49
Jaja

Jaja heisst "leck mich am Arsch"!

Das heisst: "Hier! Verstanden!! ;)

avalanche
28.09.2015, 20:02
Man kann PR-Heinis mögen oder hassen, die Krise "aussitzen" geht bei einem solchen Kaliber definitiv nicht.

paddy
28.09.2015, 20:09
... W&V-Blogger Thomas Koch ...
Müsste man den kennen?

Ah, jetzt, danke:

.... berufsbetroffenen Nichtsleister ....

fiumagyar
28.09.2015, 20:09
+1

Und die Pressenews sind auch Scheiss

Smoke
28.09.2015, 20:24
Wenn ich so ne polemische Scheisse schon lesen muss. "Wir schämen uns." Wofür denn? Für bissi Software? Hier ist keine Bohrinsel abgesoffen, kein Atomkraftwerk abgeraucht, hier hat keine Chemiefabrik ganze Landstriche verseucht, kein Mensch, kein Tier ist gestorben. Wie ich diese ganzen berufsbetroffenen Nichtsleister verachte, die jetzt mal wieder die Gunst der Stunde nutzen, um sich wichtig zu machen und sich aufzuplustern.
Wunderbar auf den Punkt gebracht.

Den "berufsbetroffenen Nichtsleister" :D merk ich mir. Die sind ja (leider) nicht so selten.

avalanche
28.09.2015, 20:31
Wunderbar auf den Punkt gebracht.

Den "berufsbetroffenen Nichtsleister" :D merk ich mir. Die sind ja (leider) nicht so selten.

Als "Ausländer" frag ich mich grad: Was ist denn hier los? Identifiziert ihr euch mit der ehemaligen Volksaktie wirklich noch bedingungslos?

CarloBianco
28.09.2015, 20:32
Das Geschwurbel in dem Artikel ist selten dämlich, keine Frage. Aber bei der Verantwortung von VW gegenüber Mitarbeitern, Aktionären, Kunden und der Gesellschaft war es weder zu erwarten noch wünschenswert, dass die Medien die Klappe halten. Da ertrage ich zur Not auch mal Herrn Koch.

famoso_lars
28.09.2015, 20:33
Wenn ich so ne polemische Scheisse schon lesen muss. "Wir schämen uns." Wofür denn? Für bissi Software? Hier ist keine Bohrinsel abgesoffen, kein Atomkraftwerk abgeraucht, hier hat keine Chemiefabrik ganze Landstriche verseucht, kein Mensch, kein Tier ist gestorben. Wie ich diese ganzen berufsbetroffenen Nichtsleister verachte, die jetzt mal wieder die Gunst der Stunde nutzen, um sich wichtig zu machen und sich aufzuplustern.

:gut:

+1

paddy
28.09.2015, 20:34
Als "Ausländer" frag ich mich grad: Was ist denn hier los? Identifiziert ihr euch mit der ehemaligen Volksaktie wirklich noch bedingungslos?
An deiner Stelle wäre ich jetzt eher vorsichtig mit meiner Wortwahl.

avalanche
28.09.2015, 20:35
Ok! Dann überlassen wir das Wort eben den Analysten :bgdev:

Smoke
28.09.2015, 20:55
Als "Ausländer" frag ich mich grad: Was ist denn hier los? Identifiziert ihr euch mit der ehemaligen Volksaktie wirklich noch bedingungslos?
Überhaupt nicht. Weder jetzt, noch früher.
Aber diese Art von Schreiberling halte ich für mehr als überflüssig, gleich zu welchem Thema.

Den "Skandal" halte ich auch für einen solchen. Weltbewegend und dramatisch sieht in meiner Welt allerdings anders aus.
Wie schon gesagt: Tobias hat es auf den Punkt gebracht.

avalanche
28.09.2015, 21:04
Überhaupt nicht. Weder jetzt, noch früher.
Aber diese Art von Schreiberling halte ich für mehr als überflüssig, gleich zu welchem Thema.

Den "Skandal" halte ich auch für einen solchen. Weltbewegend und dramatisch sieht in meiner Welt allerdings anders aus.
Wie schon gesagt: Tobias hat es auf den Punkt gebracht.

Der Schreiberling geht mir am Dernier vorbei, aber die Tatsache, dass der VW-Konzern seit einer Woche auf Tauchstation geht finde ich schon noch erwähnenswert.

Smoke
28.09.2015, 21:14
Ja, ist was dran.
Soweit ich weiß, könnte es hier aber auch Dinge von strafrechtlicher Relevanz geben und da schadet Schweigen fast nie ;)

Cosmic
28.09.2015, 21:23
Wenn ich so ne polemische Scheisse schon lesen muss. "Wir schämen uns." Wofür denn? Für bissi Software? Hier ist keine Bohrinsel abgesoffen, kein Atomkraftwerk abgeraucht, hier hat keine Chemiefabrik ganze Landstriche verseucht, kein Mensch, kein Tier ist gestorben. Wie ich diese ganzen berufsbetroffenen Nichtsleister verachte, die jetzt mal wieder die Gunst der Stunde nutzen, um sich wichtig zu machen und sich aufzuplustern.

:verneig:

MacLeon
28.09.2015, 21:24
berufsbetroffenen Nichtsleister

Hallo? Der Mann ist immerhin Berater, Autor, Moderator, Speaker.

markus247
28.09.2015, 21:29
Soweit ich weiß, könnte es hier aber auch Dinge von strafrechtlicher Relevanz geben und da schadet Schweigen fast nie ;)

Von solchen lese ich hier aber gottlob nichts...

avalanche
28.09.2015, 21:31
Bei uns in der Schweiz wurde nun auch Privaten der Handel mit kontaminierten Gebrauchtwagen untersagt, aber schön das ihr das (noch) so locker nehmt.

Smoke
28.09.2015, 21:33
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ex-vw-chef-was-die-ermittlungen-fuer-winterkorn-bedeuten-1.2668474
Peter, was heißt locker.
Klar, für die Betroffenen ist das alles andere als schön. Sie werden versuchen müssen, sich schadlos zu halten. Der Rechtsstaat hat dafür Regeln.

markus247
28.09.2015, 21:35
Ah, du meinst Winterkorn. Ich dachte du schreibst das zum hiesigen Threadverlauf. Nur den finde ich unbedenklich.

Smoke
28.09.2015, 21:37
Der ist in der Tat völlig unbedenklich. ;)

Mein Beitrag war etwas mißverständlich. Sorry :dr:

The Banker
28.09.2015, 21:39
Bei uns in der Schweiz wurde nun auch Privaten der Handel mit kontaminierten Gebrauchtwagen untersagt, aber schön das ihr das (noch) so locker nehmt.

Kontaminiert :rofl:! Sorry, man sollte die Kirche wirklich im Dorf lassen.

21prozent
28.09.2015, 21:50
Bei uns in der Schweiz wurde nun auch Privaten der Handel mit kontaminierten Gebrauchtwagen untersagt, aber schön das ihr das (noch) so locker nehmt.

Fast könnte man den Eindruck bekommen, als ob die Schweiz noch die eine- oder andere Rechnung offen hat :ka:

Ich plädiere auch dafür: Kirche im Dorf lassen ;)

avalanche
28.09.2015, 21:50
Kontaminiert :rofl:! Sorry, man sollte die Kirche wirklich im Dorf lassen.

Sag das dem Huber Sepp, welcher seinen Passat verkaufen will ;)

Ich mag VW, ich mag Porsche, ich mag Deutschland - ich will niemandem zu Nahe treten, aber das kommunikative Vakuum kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

21prozent
28.09.2015, 22:03
Ist eigentlich egal wer wen mag, oder nicht, oder die halbe Welt nun ein bisschen Schadenfreude empfindet.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Volkswagen am Ende ein glaubwürdigeres Unternehmen sein wird. Deren Compliance wird Anderen in einigen Jahren Vorbild sein.

paddy
28.09.2015, 22:12
Der Schreiberling geht mir am Dernier vorbei, aber die Tatsache, dass der VW-Konzern seit einer Woche auf Tauchstation geht finde ich schon noch erwähnenswert.
Genau, die sollten vielleicht mal bei UBS und Konsorten nachfragen wie man sowas richtig macht. =)

avalanche
28.09.2015, 22:12
Ist eigentlich egal wer wen mag, oder nicht, oder die halbe Welt nun ein bisschen Schadenfreude empfindet.

What Susie says of Sally says more of Susie that of Sally.

avalanche
28.09.2015, 22:15
Genau, die sollten vielleicht mal bei UBS und Konsorten nachfragen wie man sowas richtig macht. =)

Hmm, meinst du jetzt die UBS AG oder die UBS Switzerland AG?

oberstklink
28.09.2015, 22:17
Wenn ich so ne polemische Scheisse schon lesen muss. "Wir schämen uns." Wofür denn? Für bissi Software? Hier ist keine Bohrinsel abgesoffen, kein Atomkraftwerk abgeraucht, hier hat keine Chemiefabrik ganze Landstriche verseucht, kein Mensch, kein Tier ist gestorben. Wie ich diese ganzen berufsbetroffenen Nichtsleister verachte, die jetzt mal wieder die Gunst der Stunde nutzen, um sich wichtig zu machen und sich aufzuplustern.

Drei Zeilen mit der Essenz der Diesel - Gate. Dieser Post sagt alles. Warum habe ich gestern meine Zeit mit Anja Kohl verschwendet?

R.O. Lex
28.09.2015, 22:17
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Volkswagen am Ende ein glaubwürdigeres Unternehmen sein wird. Deren Compliance wird Anderen in einigen Jahren Vorbild sein.

Dies ist ein guter Punkt, immer vorausgesetzt, VW überlebt die Krise, worüber hier auch schon spekuliert wurde.

So ein Skandal kann durchaus zu einer Art "Katharsis" führen. Siemens hat aus dem Korruptionsskandal enorm viel gelernt. Und BP, die zum Zeitpunkt des Unglücks auf der "Deepwater Horizon" in Bezug auf Governance als eher unterdurchschnittlich galten, zählen heute zu den Besten in der Öl- und Gasindustrie. Das hat das Unternehmen und dessen Aktionäre allerdings auch mal schlappe 45 Mrd. USD gekostet.

21prozent
28.09.2015, 22:35
Miguel, mir ist eine BP, die ihre Geschäfte mit Anstand & Moral betreibt lieber, als eine BP die 45 Milliarden mehr wert ist. Das sage ich aber nicht als Aktionär, sondern als Bewohner dieses Planeten.

Peter, ich verstehe dein Suzie-Zitat wohl! Fühle mich aber nicht angesprochen. Wäre ich diesbezüglich emotionalisiert, hätte ich Paddys UBS Spruch gebracht. Denn wir reden ja hier im weitesten Sinn über Firmenethik. Gelebte Firmenethik hat imho sehr viel mit dem gesellschaftlichen Umfeld zu tun, indem besagte Firmen ihre Geschäfte machen. Ich denke, da müssen sich die Unternehmen hierzulande tatsächlich nicht unbedingt ihren südlichen Nachbarn zum Vorbild nehmen. Oder siehst du das anders?

avalanche
28.09.2015, 22:52
Frag mal Kanonenuschi ;)

Ernsthaft: Ich denke, dass VW in dieser Hinsicht nicht schlecht aufgestellt ist, jetzt auf dem falschen Fuss erwischt wurde und in Schockstarre gefallen ist. Und das ist der einzige Punkt, welchen ich reklamiere.

R.O. Lex
28.09.2015, 23:09
Miguel, mir ist eine BP, die ihre Geschäfte mit Anstand & Moral betreibt lieber, als eine BP die 45 Milliarden mehr wert ist. Das sage ich aber nicht als Aktionär, sondern als Bewohner dieses Planeten.

Dirk, da bin ich zu 100% bei Dir. Was mich aber umtreibt, und so war der Start meines Theras auch gedacht, selbe wenn es der eine oder andere noch immer nicht glauben mag: Warum braucht es immer erst eine Enthüllung, eine Affäre, einen Skandal, damit die Unternehmen lernen und sich bessern?

Selbst als Aktionär (ich war und bin keiner bei BP) wäre ich bei Dir. Hätte BP sein Risikomanagement und seine Governance von Anfang an im Griff gehabt, dann hätte das natürlich auch etwas gekostet, vielleicht zwei Milliarden, vielleicht fünf oder zehn, ganz sicher aber keine 45. Und es hätte wahrscheinlich einem knappen Dutzend Menschen das Leben erhalten und einen enormen Umweltschaden vermieden.

21prozent
28.09.2015, 23:20
Ich denke: Überheblichkeit und Gier - genau in dieser Reihenfolge.

Erfolg macht offensichtlich besoffen. Besoffen von sich selbst. Das funktioniert eine Weile wunderbar - bis plötzlich die Realität und/oder die eigene Sterblichkeit im Rückspiegel auftaucht.

avalanche
28.09.2015, 23:20
Naja, der Chefkoch hat dazu ja ein paar interessante Denkanregungen mit uns geteilt ...

R.O. Lex
28.09.2015, 23:39
... bis plötzlich die Realität und/oder die eigene Sterblichkeit im Rückspiegel auftaucht.

Das Bild mit dem Rückspiegel trifft es bei VW ja recht gut. Nur steuert man ein Auto oder ein Unternehmen leider nicht durch den Blick in den Rückspiegel ...

R.O. Lex
28.09.2015, 23:57
Und nun noch eine Bemerkung zu dem Blog von Herrn Koch: Den Beitrag finde ich aus Kommunikatorensicht gar nicht so daneben. Erinnert sich hier vielleicht noch jemand an den Hagelsturm 1984 in München? Es hat damals die Allianz sehr zeitnah ganzseitige Anzeigen in den Tageszeitungen geschaltet "wir zahlen!". Und dies, obwohl nach den damaligen Kaskobedingungen ein Hagelschaden auch hätte abgelehnt werden können. Die Folge war, dass andere Versicherer zwangsläufig nachziehen mussten. Die Folge war auch, dass die Teilkasko heute flächendeckend Hagelschäden beinhaltet.

Die Allianz hat durch diese Aktion, die sie als führender KFZ-Versicherer zweifellos eine Menge Geld gekostet hat, ihre Reputation als verlässlicher Partner enorm gestärkt und Marktanteile gewonnen. Was im Sinne eines nachhaltigen Geschäftsmodells gewiss keine schlechte Investition war.

Und hier gleich wieder der Disclaimer: Ich bin weder Mitarbeiter von Allianz noch war ich seinerzeit Aktionär. Und ich stehe anderen Aktivitäten des Unternehmens, für das es wiederholt in der Presse war (z.B. Investitionen in Agrarrohstoffe), durchaus kritisch gegenüber.

ralfsch
29.09.2015, 08:34
Warum braucht es immer erst eine Enthüllung, eine Affäre, einen Skandal, damit die Unternehmen lernen und sich bessern?


Ganz einfach . Niemand gibt in solchen Unternehmen nur einen Cent aus für ein Ereignis welches eventuell eintritt . Warum ? Weil man lieber das Risiko eingeht als im Vorfeld Geld aus zu geben. Gerade BP ist ein " tolles " Beispiel. Schaut euch mal den Link (http://www.spiegel.de/wirtschaft/schlamperei-und-todesfaelle-das-bp-inferno-a-460234.html) an. Das ist aus 2007 , Deepwater Horizon war 2010 !
Wer auch nur im Ansatz glaubt das sich z.B. BP heute anders verhält wie vor 10 Jahren den beneide ich.
Bei uns in der Gegend gibt es eine Shell Raffinerie die alle paar Wochen in den Schlagzeilen steht . Grundwasserverseuchung , Brände , Explosionen usw.
Änderung der Einstellung ?

Damit mit mich keiner falsch versteht . Das soll kein Chemie bashing sein . Ich selber komme aus der Petrochemie und weis wovon ich spreche . Warum das alles entsteht hat Max ja hinlänglich erklärt.

Chefcook
29.09.2015, 09:06
Stimmt, die Allianz zehrt heute noch vom damals erworbenen Ruf.

Der VW-Skandal zeigt meiner Meinung nach hervorragend zwei Dinge, die zwar allgemein bekannt sind, aber dennoch anscheinend immer wieder in Vergessenheit geraten:
1.) Die neoliberale Haltung, dass der Markt alle Informationen, die zur Bewertung eines Unternehmens / Produkts nötig sind, in umfassender Form bereitstellt, funktioniert nicht. Die idealen Märkte, die angenommen werden, sind nicht existent.
2.) Unternehmen sind zum langfristigen Erhalt der eigenen Position am Markt auf Corporate Governance und auf ein förderliches, offenes Betriebsklima, das der Einhaltung von Compliance und Governance Vorgaben mit dienlich ist, angewiesen.

Zu 1.: Warum funktioniert der Markt nicht? Klassisch stellt ein Unternehmen, in diesem Fall VW, alle notwendige Information zur Verfügung, um den Markt für sich gewogen zu machen. Das gilt sowohl für uns als Verbraucher, die von VW Informationen zu Schadstoffausstoß, Verbrauch, Ausstattung, Preis und Qualität (! - siehe Marketing!) erhalten.
Genauso gilt es aber für den Finanzmarkt, an dem VW die Informationen liefert, die zur Bewertung des Unternehmens führen. VW liefert regelmäßig Finanzergebnisse ab, stellt sich den Analysten mit diesen und trägt so aktiv zur Bewertung seiner selbst bei.
Im neoliberalen Marktverständnis sind das alle Informationen, die zur Bewertung der Sache nötig sind und sie alle werden auf einen einzigen Kennwert reduziert, der alle notwendigen Informationen enthält: Den Preis. Der Preis - Vergleichbarkeit vorausgesetzt - erlaubt es mir ein einziges Kriterium anzulegen, das aufgrund dessen, dass ja bereits viele diesen Preis angenommen oder abgelehnt und / oder als Analyst, sprich vom Marktteilnehmer zumindest einigermaßen unabhängigen Informationsanbieter, eine Empfehlung gegeben haben.
Das setzt wie gesagt natürlich Vergleichbarkeit bei sich unterscheidendem Produktangebot voraus und die wird durch Scoring- und Rating-Modelle geschaffen. Selbst beim Autokauf: Bei Auto, Motor und Sport kann ich nachlesen, wie viele Punkte im Test der Golf gegen den Astra geholt hat und dann anhand des Preises bewerten, wie viele Leistungseinheiten in Relation zum Preis ich bei den Autos bekomme.
Soweit so gut, das wäre jedoch business as usual. VW wird hier aber von Informationen ins Wanken gebracht, die nicht aus dem Markt stammen. Weder hat VW diese Informationen zur Verfügung gestellt, noch ist sie den Verbrauchern oder Aktionären post factum gewahr geworden, so dass eine Marktreaktion aufgrund deren geänderter Informationslage entstand.
Nein. VW wird hier von einem kleinen, von ihnen selbst als wahrscheinlich unbedeutend erachteten Institut bis in die Grundfeste erschüttert. Dieses Institut ist weder am Finanz- noch am Verbrauchermarkt tätig und hat dennoch Informationen über VW geliefert, die signifikant genug sind, um dem Unternehmen mehr als ein Fünftel seines Handelswerts zu nehmen und erheblichen Schaden aus Schadenersatz und Nachbesserung der eigenen Produkte zuzufügen.
VW zeigte bis zum Bekanntwerden des Skandals keinerlei Interesse an eigener Aufklärung geschweige denn am Abstellen des Mangels, obwohl er nach diversen Quellen seit mindestens vier Jahren bekannt war.
Die in der neoliberalen Theorie vertretene Auffassung, dass sich der Markt von selbst reguliert und unehrliche Anbieter von ganz alleine abgestraft werden, es also einen Marktdruck zu moralisch korrektem Verhalten gibt, zeigt sich in diesem Fall widerlegt. Meiner Meinung nach ist sie das schon lange. Weder hat der Markt durch eigene Regulationskraft diesen Betrugsskandal verhindert noch wurde er aus markteigener Kraft aufgedeckt. Der Informationsgehalt und die -richtigkeit am Markt ist also zu bezweifeln. Die Wette auf die Richtigkeit und Vollständigkeit der von VW zur Verfügung gestellten Informationen hat der Rest der Welt offensichtlich verloren.

Zu 2.: Wenn der Informationsgehalt und die -richtigkeit am Markt also zu bezweifeln sind, was sind die Folgen? Die sehen wir gerade en detail: Der Markt verliert durch marktextern gewonnene Informationen das Vertrauen in VW, so dass sowohl der Produktverkauf wie auch die Wertempfindung des Markts für das Unternehmen stark leiden. Die folgen sind ein immenser finanzieller Schaden für VW-Anteilseigner.
VW hätte diesen Schaden vermeiden können und müssen. Das war so unnötig wie ein Kropf. Können, weil VW von Anfang an ein Arbeitsklima und ein Kontrollsystem hätte schaffen können, das das verhindert. Müssen, weil VW durch dieses Geschäftsgebaren das Geld ihrer Eigentümer verbrannt hat. Unternehmen wie VW sind auf funktionierende, mächtige und durchgreifende interne Revisoren, die nicht nur (wie im Falle VW der letzten Jahre) bei Verstößen irgendein kleines Licht aus der Entwicklung ausknipsen, sondern der Sache wirklich auf den Grund gehen, genauso angewiesen, wie auf ein positives Betriebsklima, das Anreize zu moralisch korrektem Verhalten setzt. Die Kosten für solche Programme halten Unternehmen häufig ab, jedoch ist der Reputationsschaden alleine schon bedeutender, als die Kosten je sein könnten. Von Schadenersatz, Nachrüstung, Rücknahme usw. haben wir dann noch gar nicht gesprochen.

Jetzt noch eine reine Unterstellung zum Schluss: VW vertraute darauf, dass der Markt tatsächlich ohne Beeinflussung von aussen funktioniert und hat daher kein Risiko in der marktexternen Informationsgewinnung gesehen. Sonst hätte VW schon viel früher und aus eigener Kraft ohne Öffentlichkeitsdruck reagiert. VW hat meiner Meinung nach eine klare Risiko- statt Verhaltensbewertung unternommen: Kommt der Beschiss raus oder nicht? Wenn nein, dann behalt ich ihn für mich. Das zeigt aber eines der Grundprobleme des Markts: Es ist durchaus möglich, dass ich als Marktteilnehmer den Markt durch die von mir zur Verfügung gestellten Informationen beeinflusse und solange das Risiko aufzufliegen vermeintlich geringer ist, als der mögliche Gewinn durch die Falsch- oder Fehlinformation, wird das weitergespielt werden.
Damit hat nicht nur VWs Management die Kundschaft geschädigt, sondern direkt und in besonders schwerer Weise auch mit spekulativem Verhalten das Geld der Anleger und Mitarbeiter aufs Spiel gesetzt.
Winterkorn kann lange darüber diskutieren und abstreiten etwas gewusst zu haben. Wenn er nichts wusste, ist es genauso schlimm, denn es wäre seine Aufgabe gewesen etwas zu wissen. Genau dafür kassiert er seine 16 Mio Euro p.a.. Wie billig, feige und moralisch verwerflich dieser Frühstücksgeneral sich jetzt aus der Affäre ziehen will, strotzt jeder Beschreibung. Nach solchen eklatanten Pflichtverletzungen würde ich als Behörde wie auch als Eigentümer mit aller Kraft gegen so eine Person vorgehen.