Brasi
09.01.2011, 23:21
Am Samstag frühmorgens machte ich mich auf, um ein Wochenende, bestimmt vom Thema Uhren zu verbringen. Mein Weg führte mich nach:
http://www.abload.de/img/dsc_30879pm4.jpg
Genauer in dieses Gebäude:
http://www.abload.de/img/dsc_30907rp7.jpg
In dem ich dann diesen Raum vorfand:
http://www.abload.de/img/dsc_3091vp8d.jpg
Der Eine oder Andere kann es sich vielleicht jetzt bereits denken. Ich habe am Wochenende an dem Uhrenseminar bei Reinhold Flüthe teilgenommen. Das Seminar behandelte das ETA Unitas 6498 Handaufzugswerk. Jeder Teilnehmer hatte seinen eigenen Arbeitsplatz:
http://www.abload.de/img/dsc_3093bo1u.jpg
Natürlich kann man die Seminaruhr bei Herrn Flüthe käuflich erwerben, aber die Modelle entsprachen nicht so ganz meinem Geschmack, daher hatte ich mir bei Herrn Kemmner die entsprechenden Einzelteile bestellt und eine eigene Uhr montiert, die ich für das Seminar verwenden wollte. Da bei dem Seminar auch Verzierungen an dem Uhrwerk vorgenommen werden, habe ich ein ganz und gar unverziertes Werk eingebaut:
http://www.abload.de/img/dsc_30940r18.jpg
Zunächst gab es einen interessanten Einblick in die Funktionsweise von Uhren. Neben den Folien hatten wir auch immer ein Anschauungsobjekt auf dem Werktisch liegen:
http://www.abload.de/img/dsc_3096fptq.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3097vp6j.jpg
Nach dem Mittagessen ging es dann los. Unter Anleitung von Herrn Flüthe und seiner resoluten aber herzlichen Uhrmacherin wurden die Werke der Seminaruhren zerlegt:
http://www.abload.de/img/dsc_3101tpgi.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3102mon9.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3103vqh7.jpg
Bis zur zur blanken Grundplatine:
http://www.abload.de/img/dsc_31051ee7.jpg
Danach folgte eine besonders „schöne“ Arbeit: Das abschleifen und polieren der Schrauben. Da diese thermisch gebläut werden sollten, musste erst einmal die Vernickelung runter und dann die Köpfe plan geschliffen und anschließend poliert werden. Vier Schmirgelpapiere wurden bei jeder einzelnen Schraube nacheinander benutzt. Von 900er bis 9000er Körnung. Alles von Hand. Ich werde nie wieder abfällig oder geringschätzig über Werke mit handwerklich gebläuten Schrauben sprechen! Hier sieht man die einzelnen Werkzeuge bzw. Halterungen in denen die Schrauben beim schleifen eingespannt wurden:
http://www.abload.de/img/dsc_31060g2u.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3107xfxu.jpg
Anschließend wurde die Grundplatine perliert, wobei auch hier jede „Perlung“ von Hand und nach Augenmaß gesetzt wurde. Auch eine nette Arbeit dafür, dass man es nachher durch den Glasboden gar nicht sieht.
http://www.abload.de/img/dsc_3109cgzc.jpg
Hier mein Ergebnis:
http://www.abload.de/img/dsc_3110he4s.jpg
Der nächste Schritt was das Anbringen des Genfer Schliffs auf der Räderwerkbrücke, Federhausbrücke und der Unruhbrücke (oder Unruhkolben?). Das ging zum Glück nicht mit Augenmaß, sondern auf einer manuellen Schleifmaschine, die entsprechen eingestellt wird:
http://www.abload.de/img/dsc_3114ngsy.jpg
Und das Ergebnis:
http://www.abload.de/img/dsc_31165fnr.jpg
Man hätte bei Herrn Flüthe auch eine gravierte Unruhbrücke erwerben können, aber mir war es lieber, dass auch dieses Bauteil geschliffen wurde.
Durch den Schliff wurden die Brücken natürlich etwas dünner. Daher mussten einige Teile, hier zu sehen die Ankerbrücke, abgeschliffen werden, damit sie wieder passen. Auch das ist eine tolle Arbeit, zumal man die Teile mit dem Finger festhält und dann auf dem Schleifstein abzieht. Das hat zwei Effekte: Erstens prägt sich das Teil in die Haut des Fingers und zweitens muss man aufpassen, dass die Fingerkuppe nicht abgeschliffen wird.
http://www.abload.de/img/dsc_3120new5.jpg
Als nächstes erfolgte die thermische Bläuung der Schrauben. Diese werden in die links zu sehende Halterung gesteckt und dann von unten mit dem Bunsenbrenner erwärmt. Die gewünschte blaue Farbe entsteht bei 298 ° Celsius. Diesen kurzen Moment muss man genau treffen, denn unter 298° werden die Schrauben erst braun und dann lila und ab 305° Celsius werden die Schrauben schäbig grau. Die Farbgebung meiner Schrauben ist übrigens nicht langweilig einheitlich, sondern individuell schattiert. Das war natürlich ein Teil meines Konzepts und kein Versehen!
http://www.abload.de/img/dsc_3121vecc.jpg
Anschließend wurden Brücken und Platine in einem elektrisch aufgeladenen Salzlösungsbad rotvergoldet. Jedes Teil ca. 1,5 – 3 Minuten in das Vergoldungsbad und dann zuerst mit Wasser und dann mit Spiritus wieder gereinigt.
http://www.abload.de/img/dsc_31249e7m.jpg
Es gab noch die Möglichkeiten ein paar Schmankerl für das Werk zu erwerben:
- Schwanenhalsregulierung
- Gravierte Stoßsicherung
- Schraubenunruh
- Sperr- und Aufzugsrad mit Sonnenschliff
Ich wollte Alles. Und ich glaube, das hat sich gelohnt:
http://www.abload.de/img/dsc_3140nuo7.jpg
Die Schmankerl wurden dann allerdings auch von Meisterhand eingebaut:
http://www.abload.de/img/dsc_3147s5jg.jpg
Danach erfolgte der angeleitete Zusammenbau des Werkes:
http://www.abload.de/img/dsc_3148tuwq.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_31500unu.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_315255t5.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3153guu6.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3154l53o.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_31578nvg.jpg
Und fertig:
http://www.abload.de/img/dsc_3159y61x.jpg
Das montierte Werk wurde dann von Uhrmachermeister Flüthe mit der Zweitwaage einreguliert:
http://www.abload.de/img/dsc_316645n1.jpg
Die Montage des Zifferblatts und das Setzen der Zeiger war dann wieder Sache der beiden Uhrmacher. Hätte man natürlich auch selber machen können, aber da ich nicht ausreichend viele Ersatzzifferblätter und Zeiger dabei hatte, habe ich das gerne den Profis überlassen.
http://www.abload.de/img/dsc_31672upq.jpg
Und das Ergebnis:
http://www.abload.de/img/dsc_3168v6v5.jpg
Ich werde morgen noch einige Bilder der Uhr, insbesondere des schönen Werkes bei Tageslicht machen. Ich bin ein sehr schlechter Kunstlichtfotograf, daher bitte ich noch um etwas Geduld.
Die Uhr hat dieses Gesicht bekommen:
http://www.abload.de/img/heeres-zb-weipno1.jpg
Ich hoffe der Bericht hat Euch gefallen. Ich kann jedem Uhrenfreund nur empfehlen mal so ein Uhrmacherseminar zu besuchen. Man bekommt tolle Einblick in die Uhrmacherarbeit und am Ende kann man sogar noch eine schöne Uhr mit nach Hause nehmen.
Mir hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht!
P.S:
Das ist übrigens Gustav, der Seminarhund. Er gehört einem der Teilnehmer
http://www.abload.de/img/dsc_3169pniy.jpg
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Genauer in dieses Gebäude:
http://www.abload.de/img/dsc_30907rp7.jpg
In dem ich dann diesen Raum vorfand:
http://www.abload.de/img/dsc_3091vp8d.jpg
Der Eine oder Andere kann es sich vielleicht jetzt bereits denken. Ich habe am Wochenende an dem Uhrenseminar bei Reinhold Flüthe teilgenommen. Das Seminar behandelte das ETA Unitas 6498 Handaufzugswerk. Jeder Teilnehmer hatte seinen eigenen Arbeitsplatz:
http://www.abload.de/img/dsc_3093bo1u.jpg
Natürlich kann man die Seminaruhr bei Herrn Flüthe käuflich erwerben, aber die Modelle entsprachen nicht so ganz meinem Geschmack, daher hatte ich mir bei Herrn Kemmner die entsprechenden Einzelteile bestellt und eine eigene Uhr montiert, die ich für das Seminar verwenden wollte. Da bei dem Seminar auch Verzierungen an dem Uhrwerk vorgenommen werden, habe ich ein ganz und gar unverziertes Werk eingebaut:
http://www.abload.de/img/dsc_30940r18.jpg
Zunächst gab es einen interessanten Einblick in die Funktionsweise von Uhren. Neben den Folien hatten wir auch immer ein Anschauungsobjekt auf dem Werktisch liegen:
http://www.abload.de/img/dsc_3096fptq.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3097vp6j.jpg
Nach dem Mittagessen ging es dann los. Unter Anleitung von Herrn Flüthe und seiner resoluten aber herzlichen Uhrmacherin wurden die Werke der Seminaruhren zerlegt:
http://www.abload.de/img/dsc_3101tpgi.jpg
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Bis zur zur blanken Grundplatine:
http://www.abload.de/img/dsc_31051ee7.jpg
Danach folgte eine besonders „schöne“ Arbeit: Das abschleifen und polieren der Schrauben. Da diese thermisch gebläut werden sollten, musste erst einmal die Vernickelung runter und dann die Köpfe plan geschliffen und anschließend poliert werden. Vier Schmirgelpapiere wurden bei jeder einzelnen Schraube nacheinander benutzt. Von 900er bis 9000er Körnung. Alles von Hand. Ich werde nie wieder abfällig oder geringschätzig über Werke mit handwerklich gebläuten Schrauben sprechen! Hier sieht man die einzelnen Werkzeuge bzw. Halterungen in denen die Schrauben beim schleifen eingespannt wurden:
http://www.abload.de/img/dsc_31060g2u.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3107xfxu.jpg
Anschließend wurde die Grundplatine perliert, wobei auch hier jede „Perlung“ von Hand und nach Augenmaß gesetzt wurde. Auch eine nette Arbeit dafür, dass man es nachher durch den Glasboden gar nicht sieht.
http://www.abload.de/img/dsc_3109cgzc.jpg
Hier mein Ergebnis:
http://www.abload.de/img/dsc_3110he4s.jpg
Der nächste Schritt was das Anbringen des Genfer Schliffs auf der Räderwerkbrücke, Federhausbrücke und der Unruhbrücke (oder Unruhkolben?). Das ging zum Glück nicht mit Augenmaß, sondern auf einer manuellen Schleifmaschine, die entsprechen eingestellt wird:
http://www.abload.de/img/dsc_3114ngsy.jpg
Und das Ergebnis:
http://www.abload.de/img/dsc_31165fnr.jpg
Man hätte bei Herrn Flüthe auch eine gravierte Unruhbrücke erwerben können, aber mir war es lieber, dass auch dieses Bauteil geschliffen wurde.
Durch den Schliff wurden die Brücken natürlich etwas dünner. Daher mussten einige Teile, hier zu sehen die Ankerbrücke, abgeschliffen werden, damit sie wieder passen. Auch das ist eine tolle Arbeit, zumal man die Teile mit dem Finger festhält und dann auf dem Schleifstein abzieht. Das hat zwei Effekte: Erstens prägt sich das Teil in die Haut des Fingers und zweitens muss man aufpassen, dass die Fingerkuppe nicht abgeschliffen wird.
http://www.abload.de/img/dsc_3120new5.jpg
Als nächstes erfolgte die thermische Bläuung der Schrauben. Diese werden in die links zu sehende Halterung gesteckt und dann von unten mit dem Bunsenbrenner erwärmt. Die gewünschte blaue Farbe entsteht bei 298 ° Celsius. Diesen kurzen Moment muss man genau treffen, denn unter 298° werden die Schrauben erst braun und dann lila und ab 305° Celsius werden die Schrauben schäbig grau. Die Farbgebung meiner Schrauben ist übrigens nicht langweilig einheitlich, sondern individuell schattiert. Das war natürlich ein Teil meines Konzepts und kein Versehen!
http://www.abload.de/img/dsc_3121vecc.jpg
Anschließend wurden Brücken und Platine in einem elektrisch aufgeladenen Salzlösungsbad rotvergoldet. Jedes Teil ca. 1,5 – 3 Minuten in das Vergoldungsbad und dann zuerst mit Wasser und dann mit Spiritus wieder gereinigt.
http://www.abload.de/img/dsc_31249e7m.jpg
Es gab noch die Möglichkeiten ein paar Schmankerl für das Werk zu erwerben:
- Schwanenhalsregulierung
- Gravierte Stoßsicherung
- Schraubenunruh
- Sperr- und Aufzugsrad mit Sonnenschliff
Ich wollte Alles. Und ich glaube, das hat sich gelohnt:
http://www.abload.de/img/dsc_3140nuo7.jpg
Die Schmankerl wurden dann allerdings auch von Meisterhand eingebaut:
http://www.abload.de/img/dsc_3147s5jg.jpg
Danach erfolgte der angeleitete Zusammenbau des Werkes:
http://www.abload.de/img/dsc_3148tuwq.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_31500unu.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_315255t5.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3153guu6.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_3154l53o.jpg
http://www.abload.de/img/dsc_31578nvg.jpg
Und fertig:
http://www.abload.de/img/dsc_3159y61x.jpg
Das montierte Werk wurde dann von Uhrmachermeister Flüthe mit der Zweitwaage einreguliert:
http://www.abload.de/img/dsc_316645n1.jpg
Die Montage des Zifferblatts und das Setzen der Zeiger war dann wieder Sache der beiden Uhrmacher. Hätte man natürlich auch selber machen können, aber da ich nicht ausreichend viele Ersatzzifferblätter und Zeiger dabei hatte, habe ich das gerne den Profis überlassen.
http://www.abload.de/img/dsc_31672upq.jpg
Und das Ergebnis:
http://www.abload.de/img/dsc_3168v6v5.jpg
Ich werde morgen noch einige Bilder der Uhr, insbesondere des schönen Werkes bei Tageslicht machen. Ich bin ein sehr schlechter Kunstlichtfotograf, daher bitte ich noch um etwas Geduld.
Die Uhr hat dieses Gesicht bekommen:
http://www.abload.de/img/heeres-zb-weipno1.jpg
Ich hoffe der Bericht hat Euch gefallen. Ich kann jedem Uhrenfreund nur empfehlen mal so ein Uhrmacherseminar zu besuchen. Man bekommt tolle Einblick in die Uhrmacherarbeit und am Ende kann man sogar noch eine schöne Uhr mit nach Hause nehmen.
Mir hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht!
P.S:
Das ist übrigens Gustav, der Seminarhund. Er gehört einem der Teilnehmer
http://www.abload.de/img/dsc_3169pniy.jpg