Lieber Werner,

nicht Cato, der sittenstrenge, sollte Dein Vorbild sein. Sondern niemand anders als PETRONIUS, Arbiter Elegantiarum - Berater in Geschmacksdingen - von Kaiser Nero.

Der, als er in Ungnade gefallen war (weil er seinem Kaiser gesagt hatte, dass die von ihm verfassten Verse grauenhafter Dreck seien) von diesem dem Tode geweiht wurde.

Petronius feierte, um den vergifteten Pralinen, dem Dolch oder dem Sturz vom tarpeischen Felsen zuvorzukommen, mit seinen Freunden und Hetären eine gewaltige Abschieds-Orgie. Mit Musik, Wein, Poesie, Sex...Und schließlich ließ sich der gute Petronius seine Pulsadern öffnen. Der rote Saft riselte; dann wurden die Pulsadern wieder abgebunden. Um noch ein bißchen weiterzufeiern. Dann wieder geöffnet; wieder ein Liter Blut raus. Wieder verbunden. Nochmal die Lieblingshetäre gevögelt; nochmal Wein geschlürft.

Ja, so lässt es sich sterben. In Würde.

Nero soll vor Wut darüber, dass ihm Petronius zuvorgekommen war, ins Triklinum gebissen haben.

Ja, Werner: Heute noch Petronius lesen. Satyricon. Oder die Verfilmung von Pasolini anschauen. Geht zur Not auch - ist aber, wie immer bei Pasolini, ein bißchen ange**********t.

Grüße,

Petrus Leonus